Ritterlinge (Tricholoma) in Mecklenburg-Vorpommern 2014

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  • Hallo Pilz- und Ritterlingsfreunde!


    Hier nun mein Ritterlingsbericht aus dem Norden für dieses Jahr. Ich denke ein paar schöne Sachen sind dabei und wurden vllt. noch nicht allzu oft gezeigt.
    Zusätzlich noch je eine kleine Einschätzung zur Häufigkeit im Gebiet sowie, für diejenigen, die sich noch nicht im Detail mit den schönen Ritterlingen beschäftigt haben, nur ein paar ganz westentliche Bestimmungsmerkmale.
    Fragen oder gar Kritik sind willkommen.


    Viele Grüße
    Konrad



    1. Tricholoma equestre - Kiefern-Grünling
    eher selten, aber in entsprechenden Biotopen fast stets vorhanden

    die Art ist leicht kenntlich, allerdings sind schon bei Grünlingen nur unter Pinus teils recht deutliche Unterschiede vor allem in Bezug auf Statur und Färbung zu beobachten...


    2. Tricholoma sciodes - Schärflicher Ritterling
    selten

    kennzeichnend ist der erst nach einiger Zeit einsetzende, scharfe Geschmack sowie auch Habitus und Ökologie


    3. Tricholoma portentosum - Schwarzfaseriger Ritterling
    bis jetzt deutlich seltener gefunden als Arten mit ähnlicher Ökologie


    4. Tricholoma argyraceum (BULL.) GILLET
    häufig

    kennzeichnend sollen u. a. die "spitzen" Hüte und die sinnenwebenartigen "Schleier" bei jungen Fruchtkörpern sein


    5. Tricholoma cingulatum - Beringter Erdritterling
    vereinzelt


    6. Tricholoma terreum - Gemeiner Erdritterling
    häufig

    m.E. schon optisch zu Erkennen - Exemplare aus dem Laubwald sind mir interessanterweise noch nicht begegnet


    7. Tricholoma squarrulosum BRES.
    selten


    8. Tricholoma orirubens - Rötender (Erd-)Ritterling
    relativ selten

    am besten gekennzeichnet durch das schwefelgelbe Basalmycel


    9. Tricholoma album (SCHAEFF. : FR.) P. KRUMM.
    vermutlich nicht selten

    gekennzeichnet durch das Vorkommen bei Quercus und einen an Honig erinnernden Geruch - sowie niemals gerippte Hutränder


    10. Tricholoma stiparophyllum - Weißer Birken-Ritterling, Gerippter Gas-Ritterling
    vermutlich häufig

    gekennzeichnet durch das Vorkommen bei Betula sowie einen nicht so angenehmen Geruch (stechend erd- und gasartig) und meist gerippte Hutränder


    11. Tricholoma sulphureum - Schwefelritterling
    häufig


    12. Tricholoma imbricatum - Feinschuppiger Ritterling
    häufig

    leicht kenntlich durch den trockenen Hut (bzw. nicht schleimig) mit arttypischer Textur


    13. Tricholoma ustale - Brandiger Ritterling
    häufig


    14. Tricholoma fulvum - Gelbblättriger Ritterling
    häufig


    15. Tricholoma albobrunneum (PERS. : FR.) P. KRUMM.
    Relativ häufig (im Gegensatz zu anderen Arten mit ähnlicher Ökologie!) auf armen Sandböden bei Pinus

    Hier eine kurze Charakterisierung dieser Art nach meinen Erfahrungen:
    FK stets klein; Hut stets schwarz/dunkel radialfaserig, allerdings recht unterschiedlich stark; Lamellen und Stieloberfläche stets schmutzig rotbraun fleckend; Hutrand oft bzw. meist leicht gerippt (nur in einem ganz schmalen Bereich ganz Außen; weiße Stielspitze m.E. oft nicht gut erkennbar


    16. Tricholoma focale - Halsband-Ritterling
    sehr selten


    17. Tricholoma populinum - Pappelritterling
    ? vereinzelt (bis jetzt leider kaum gefunden...)


    18. Tricholoma pessundatum - Getropfter Kiefern-Ritterling
    selten (?) - meine ersten Funde der Art in D/MV (habe in diesem Jahr mehrere Vorkommen im gleichen Waldgebiet entdeckt)



    die FK dieser Art sind stets mittelgroß - groß (- sehr groß), meist kräftig und recht dichtblättrig. Die arttypischen konzentrisch angeordneten Flecken sind meinst vorhanden (genau schauen! mehrere FK etc.) - möglicherweise aber kein Muss. Der Hut hat keine Radialfaserung und ich finde die Unterseite kontrastiert auffallend weiß zum Hut.


    19. Tricholoma arvernense BON
    sehr selten


    20. Tricholoma apium - Sellerieritterling
    sehr selten - nur ein bekannter Fundort

    blind am (starken) Geruch zu erkennen


    21. Tricholoma saponaceum s. l. - Die Seifen-Ritterlinge
    vereinzelt

    Diese hier kommen aus dem Flechten-Kiefernwald, sind schmächtig und grau, riechen nach "Seife" und Mehl und haben teils dunkel geschuppte Stiele... - dies kann ich keiner Sippe direkt zuordnen m.E. sind z.B. Merkmale von T. sudum und T. saponaceum s. str. vorhanden..


    Und von diesem Artkomplex noch zu einigen Zweifelsfällen (ja, davon gab es auch dieses Jahr so einige):


    I. Tricholoma cf. inocybeoides
    Optisch passt das m.E. wunderbar und ich war mir gleich beim finden der Art schon recht sicher: Sehr klein, def. kein Schleier, ein Gilben meinte ich auch hier und da zu erkennen... Aber dann der Geruch - beschrieben als spätestens im Schnitt deutlich mehlig - hier eher komplex, teils mehlig teils süßlich, ich meine teils erdritterlingsartig aber am Ende stellte sich bei zerriebenen FKn ein anderer Geruch ein - ich komme aber nicht auf eine Analogie - rein mehlig keinesfalls.
    Was wären denn Alternativen? Ggf. T. bonii weil auch klein und grau? Ggf. wirklich winzige T. terreum aus dem Laubwald?
    Oder hat mich am Ende doch der sprichwörtliche Risspilz genarrt?
    Kennt jemand die Art(en)?


    II. Tricholoma cf. roseoacerbum (vs. acerbum)

    gefunden bei Quercus an einem trockenen, +/- thermophilen Standort


    Was spricht für T. roseoacerbum:
    - keinerlei gerippte Hutränder gesehen
    - Hut in Verbindung mit Wasser schon ganz leicht schleimig


    Was spricht für T. acerbum:
    - teils helle (hellgelbe) Grundfarben


    III. Tricholoma cf. scalpturatum
    dazu gibt es nicht viel zu sagen. Diese Art dingfest zu machen fällt mir bisher schwer - oft fehlen junge FK


    Taxonomie nach Christensen & Heilmann-Clausen (2013)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Konrad,


    sehr schöne Zusammenstellung von einer meiner Lieblingsgattungen. :thumbup: Anzumerken habe ich nichts; bis auf T. agyraceum. Hast du den noch gar nicht finden können?


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Konrad,
    Eine fantastische Zusammenstellung. Merci dafür ! :)


    LG Stephan

    Ein Pilzler Namens Guschti Frei

    fand im Wald ein Hexenei.

    Voll Gwunder pocht er ein`ge Male

    an die butterweiche Schale;

    ob wohl ein Vogel drinnen sei?


    Chipcount 68: 100 -15 Beitrag APR2017, +10 Platz 8 (APR2017), +14 Platz 2 (Platzwette APR2017), -15 Beitrag APR2018 +10 Platz 6 (APR2018) - 15 Beitrag APR2019,

    -10 Beitrag APR2020, +6 PLatz 9 (APR2020), +3 Platz 4 (Platzwette 2020), -10 Beitrag APR2021, -10 Beitrag APR2022

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Konrad,


    sorry, ich hab den Überlblick verloren. :shy:
    Ja den meinte ich.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Konrad,


    Wahnsinn, was du da zusammengetragen hast. Und das bei einer (zumindest hier) gar nicht so häufigen Gattung, bei der die Bestimmung einzelner Arten auch einiges an Arbeit und Kenntnis benötigt. Respekt und Danke! :thumbup:


    LG, Jan-Arne

  • Hallo,
    solche Zusammenstellungen finde ich immer wieder sehr gut und lehrreich - auch sehr schön bebildert, vielen Dank fürs Zeigen!
    Ich habe gerade auch noch 2 (lächerliche - in Worten - zwei) Arten kennengelernt, die stelle ich gleich unter Bestimmungshilfe ein.

  • Hallo Konrad,


    Hammer! ich muss mir das morgen nochmal bei Tageslicht anschauen. 'Ist etwas viel auf einmal. :sun:
    T. roseoacerbum in MV wäre mal was.


    Sind die T. pessundatum aus NWM oder deine Archivbilder aus Skandinavien?
    edit: wer lesen kann, ist im Vorteil: Glückwunsch! eindeutig T. pessundatum und nicht T. stans.
    Am liebsten würde ich mal vorbeischauen, wenn es soweit ist.


    Gruß Ingo

  • Hallo Konrad!


    Ein ganz toller Beitrag! :sun:


    Vielen Dank!

  • Hallo und Danke an alle Kommentierenden!


    Björn: Da einige Arten recht selten sind stammen die aus allen möglichen Ecken von MV (mit bedrohten Waldgesellschaften steht es hier ja auch nicht unbedingt gut..); so musste ich z.B. nach T. focale elendig lange suchen :P


    Ingo: Ja ich hoffe auch für dich ist was Sehenswertes dabei! T. roseoacerbum ja das wäre schon was! Vorallem mitten in der Stadt:


    Ich muss mir da mal was einfallen lassen wie man das absichern könnte.. hmm.


    VG
    Konrad

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Konrad!


    Das ist ein tolle Sache.
    Und sicher mehr als ich in diesem Jahr gesehen habe. Und mehr als ich bestimmen zu können glaube, aber gerade darum geht es ja. Das ist ein schöner und hilfreicher Beitrag. :thumbup:



    LG, Pablo.



  • Hallo Konrad,


    ganz so einfach sollte es damit nicht sein. Von Prof. Clemencon gibt es einige Forschungsergebnisse zu dieser Sippschaft. 'Könntest du mal ergoogeln. Persönlich hatte ich mal ein paar echte vor der Optik - das war im Oktober 2008, auf einer Exkursion zusammen mit Felix Hampe.
    Die Pilzchen waren wirklich sehr fragil und hielten sich in einem größerem Grüppchen unter einen Birke auf. Wir hatten die seinerzeit unter T. alboconica abgespeichert. Nach FNE4 allerdings Synonym zu T. inocybeoides.
    Deine Funde sind, damit verglichen, extrem stämmig. Trotz der geringen Größe. Ich würde die rein von der Optik her noch für typische T. argyraceum halten. Das leichte Gilben spricht auch dafür. Unsere Kollektion war nach wenigen Tagen übrigens spurlos verschwunden.
    Am Fundort konnte ich in den folgenden Jahren auch keine Fruchtkörper wieder finden.


    Gruß Ingo

  • @Pablo - Vielen Dank!


    @ Ingo - Auch dir danke, dass du dich mit diesem seltsamen Vertreter beschäftigt hast. T. argyraceum hätte aber bei den FKn, wo der Hutrand noch nach innen zeigt deutliche Schleier haben müssen (also zumindest nach den FNE4 aber auch nach meinen Funden) .
    Was halt sein könnte ist, dass ich irgendwie ausnahmslos junge Fruchkörper gefunden habe - vllt. erklärt das die seltsamen Proportionen?
    Zahlreich waren sie jedenfalls auch.
    Naja aber allein über den Geruch komme ich sowieso nicht hinweg....


    Und noch was anderes: Betreff T. pessundatum
    Da ich meine Kenntnisse der Geobotanik immer sehr hilfreich beim Aufspüren von Arten finde - was in diesem Fall zwar nutzlos ist, da keine Kräuter vorhanden sind... dennoch gleiches kann man ja auch mit den Pilzen machen:


    Folgende Arten sind mir speziell aufgefallen:
    Phellodon connatus, Cortinarius phoeniceus, Sarcodon squamosus

    Außerdem gab es auch diese z.T.:
    Suillus bovinus, T. albobrunneum, Tricholoma focale


    Auffallend fand ich die fast völlige Abwesenheit von T. equestre sowie Cortinarius semisanguineus.. Bin mir aber nicht sicher ob die zum entsprechenden Zeitpunkt nicht einfach schon durch waren...


    Außerdem scheint es die Art nicht so sehr trocken zu mögen (schon trocken... aber nicht so wüst wie andere); alle Funde sind aus recht dichten, jungen Kiefernaufforstungen bzw. nat. Beständen.
    Die Art mag anscheinend eine deutliche Streuschicht bishin sogar zu leichter Bemoosung.


    Vllt. hilft es dir oder anderen ja die Art zu finden, ich habe nämlich den leisen Verdacht, dass sie so selten nicht ist... Ich habe jedenfalls auf diesem Wege innerhalb von 2 Wochen 3 Standorte gefunden.


    VG
    Konrad