Auf Kiefernzapfen: Mycena, Strobilurus oder beides?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.130 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sarifa.

  • Hallo allwissendes Forum,


    Ich bin in einem Pilz-auf-Kiefernzapfen-Dilemma.


    Folgende Situation:


    Vor 2 Wochen habe ich folgende Pilze gefunden:


    Pilz 1:


    - Nordpeloponnes (Griechenland)
    - auf Kiefernzapfen, Stielansatz auf Unterseite, der Pilz wuchs dann gekrümmt nach oben, Kiefernzapfen nicht vergraben sondern frei liegend, diesjährig (nicht verrottet).
    - Hutdurchmesser ca. 1cm, Stiellänge ca. 4-5cm
    - Hut glockig, Lamellen am Rand durchscheinend, graubraun ohne Rosatöne
    - Lamellen heller, ockerfarben, angewachsen, nicht herablaufend, Lamellenschneide gleichfarbig
    - Stiel glatt, gelbbraun bis braun, heller als Hut. Myzelfilz weiß.
    - Nicht milchend, nicht dehnbar, keine sonstigen Auffälligkeiten
    - Geruch neutral-pilzig, Geschmack neutral, später ganz leicht bitterlich




    Dachte, das kann ja nicht so schwer sein - auf Kiefernzapfen ist die Auswahl ja nicht sooo groß, der Habitus ließ mich auf Mycena schließen (und nicht auf die Zapfenrüblinge), und Nobi sah das >hier< genauso.


    Bei Mycena will aber nicht so richtig was passen. Mycena seysnii sollte deutlich rötlichere Töne in Hut und Lamellen haben, auch wenn grau-braun wohl im Farbspektrum liegt. Für M. seynesiella passt das Substrat nicht wirklich. Mycena stipata passt nicht, weil definitiv kein Nitratgeruch vorhanden.




    Also bin ich gestern nochmal hin.


    Die meisten Exemplare waren inzwischen nach 2 Wochen vergangen, aber ich habe folgende Pilze auf Kiefernzapfen gefunden:


    Pilz 2/3:


    - Standort wie oben. 3 Exemplare, 2 klein, eins groß (Hutdurchmesser 1cm bei kleineren, 3 cm bei größtem Exemplar, Stiellänge ca. 8-10cm bei größtem Exemplar)
    - auf Kiefernzapfen, aber auf der Oberseite gerade nach oben wachsend, Kiefernzapfen z.T. halb vergraben.
    - Hut glockig, bei größtem Exemplar weiter aufgeschirmt, gräulich mit leichtem Rosa-Lila-Schimmer. Huthaut ließ sich bei größtem Exemplar ablösen (bei kleineren nicht getestet).
    - Lamellen weißlich-gräulich mit leichtem Rosaschimmer (kommt auf den Bildern in der Natur nicht gut rüber, siehe Fotos auf weißem Papier weiter unten.
    - Lamellenschneiden: Unsicher. Im Wald war ich überzeugt, sie hätten keine Verfärbung, auf den Fotos meine ich jedoch, einen Rosa-Schimmer an der Schneide zu erkennen.
    - Stiel glatt, grau-ocker, bei kleinerem Exemplar grau-rosa
    - Geruch leicht nach Spargel, Geschmack nicht getestet


    Kleinere Exemplare (Pilz 2:(



    Größeres Exemplar (Pilz 3 :(




    Leider gab's da aber noch andere Pilze auf Kiefernzapfen, die mich vom Habitus her eher an Zapfenrüblinge erinnerten...


    Pilz 4:
    - Standort siehe oben.
    - auf verrottetem Kiefernzapfen, nach oben herauswachsend,
    - Hut braunrötlich-grau, ca. 1,5cm Durchmesser, aufgeschirmt, flach
    - Stiel glatt, rosa-braun, ca. 2-3cm
    - Lamellen weißlich, angewachsen, nicht herablaufend, Lamellenschneide weiß
    - Kein nennenswerter Geruch






    Und dann gab's noch eine "Übergangsform" - sehr ähnlich dem größten Mycena-Exemplar von oben, aber mit aufgeschirmtem, flachen Hut. Anonsten Merkmale (Farben, Lamellen, Stiel, Größe, Substrat) gleich Pilz 3.


    Pilz 5:





    Links Pilz 3, rechts Pilz 5:







    Ich bin nun vollends verwirrt, da ich finde, dass Pilz 1 sich von allen anderen unterscheidet, selbst wenn ich annehme, dass er noch im Jungstadium ist.
    Hinzu kommt, dass es die letzten Tage kräftig geregnet hat, was die Merkmale bei Pilz 2-5 eventuell "verwässert" hat.
    Ich kann außer der Hutform (abgeflacht) keine Unterschiede zwischen Pilz 3 und Pilz 5 feststellen, kann das dem Regen zuzuschieben sein?



    Liege ich mit Mycena für Pilz 1, 2, 3 und 5 und mit "was anderes, eventuell Zapfenrübling" für Pilz 4 richtig? Und ist Pilz 1 die gleiche Art wie 2, 3 und 5?



    Eine ganze Menge Fragen, das... und ich bin für jeden Tipp dankbar...


    EDIT: ... und nun bin ich gerade über eine Gattung namens Hydropus gestolpert... was zum Teufel unterscheidet die denn bitte (makroskopisch) von Mycena?
    Aaagrrrh! Diese Pilze! X(

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

    Einmal editiert, zuletzt von sarifa ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    auf deinen Bildern sehe ich eindeutig Mycena spec. Mehr kann ich leider auch nicht sagen. Strobilurus schließe ich aus.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sarah!


    Beim ersten hätte ich ja noch an >Mycena strobilicola< gedacht.
    Aber ob der auch an Pinienzapfen Fruchtkörper bilden kann? Dann kann es auch wieder eine andere Art sein.


    Und die restlichen sind was Anderes, da passt ja Hutform und Stielfarbe (mit Violettönen?) nicht.
    Das sind Arten, die mir definitiv unbekannt sind.
    Du kannst es aber mal mit der >Seite von Arne Aronsen< versuchen.
    Das muss man natürlich dann mit Vorbehalt schlüsseln, weil in mediterranen Gegenden sicher auch Arten vorkommen, die mit einem nordeuropäischen Schlüssel nicht erreicht werden.



    LG, Pablo.

  • Hallo Sarah,


    ich schließe mich dem, was Stefan und Pablo geschrieben haben an.


    Bis auf Nr. 1 könnten alle Mycena seynii/seynesii sein, die ich aber selbst nie gesehen habe.


    Vor Ort ist es bei vielen Helmlingen oft recht schwer, eine +/- deutlich gefärbte Lamellenschneide zu erkennen, da hilft es im Zweifel eine Großaufnahme der Lamellen zu machen und sie sich dann auf dem Fotoapparat genau anzuschauen.


    Bei Nr. 4 sehe ich auf dem zweiten Bild auf der linken Seite des Pilzes auch rötliche Lamellenschneiden, obwohl du sie als weiß beschrieben hast. Nr. 5 könnte durchaus auch schwach gefärbte Schneiden haben, bei 3 ist es klar und bei 2 sind leider die Lamellen recht abgefressen.
    Ich würde das alles (Nr. 2-5) für eine Art halten. Da scheint M. seynii das Wahrscheinlichste.
    M. seynesiella soll ja, wie du selbst schon schreibst, auf anderen Substraten vorkommen. Verwechslungsmöglichkeiten kenne ich da sonst keine.


    Hier noch ein Link zu einem Artikel über M. seynii mit Mikromerkmalen, allerdings auf Spanisch:
    http://www.micobotanicajaen.co…es018/Mycena%20seynii.pdf


    Zitat


    EDIT: ... und nun bin ich gerade über eine Gattung namens Hydropus gestolpert... was zum Teufel unterscheidet die denn bitte (makroskopisch) von Mycena?
    Aaagrrrh! Diese Pilze!


    Die Unterscheidung der Gattungen ist nicht ganz einfach, selbst mikroskopisch. Vorteil ist hier, dass es in Europa nicht so viele Hydropus-Arten gibt, denen man mit realistischer Wahrscheinlichkeit begegnet, die kann man hier alle definitiv ausschließen. Bei tropischen Pilzen kann es aber äußerst schwierig werden, die Gattungen zu trennen.


    Was die genauen Unterscheidungsmerkmale sind, kannst du hier auf der ersten Seite nachlesen:
    http://www.dgfm-ev.de/sites/default/files/ZP343145Moser.pdf


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo,


    ich kann nicht wirklich viel dazu beitragen.
    Ich halte ebenso alle gezeigten Pilze für Helmlinge, bin aber nicht sicher ob alles dasselbe ist. Wenn Pilz 1 wirklich keine gefärbten Schneiden hat, dann muss er was anderes sein als zumindest ein Teil der Pilze 2-5.


    Neben M. seynii kommen aber auch noch andere Helmlinge in Betracht, z. B. M. rubromarginata oder M. purpureofusca. Für letzteren käme insbesondere Bild 4 in Frage.
    Da muss dann doch mikroskopiert werden meiner Ansicht nach.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Ui, hier sind ja noch einige Antworten eingetroffen! Danke euch allen! :)


    Konsens scheint ja zu sein, dass Pilz 1 eine andere Art ist als die anderen. Das freut mich, denn das wäre auch meine Einschätzung gewesen, aber ich hab überhaupt noch keine Erfahrung mit der Variabilität von Merkmalen...


    [hr]


    Pablo, ja, die Mycena-Seite habe ich von oben bis unten durchforstet, aber bin so richtig auch noch zu keinem Ergebnis gekommen. Werd mir aber M. strobilicola nochmal genauer ansehen, danke!


    [hr]


    Hallo Matthias!


    Danke für die Einschätzung mit den Lamellenschneiden! Das war sehr hilfreich! Nun weiß ich auch, dass Lupe und/oder Makroobjektiv angebracht sind...


    PDF ist abgespeichert... wenn ich denn irgendwann nochmal in den nächsten Wochen ans Mikroskop komme, werde ich mal gucken, ob sich da noch was ergibt.


    Danke auch für die Kommentare zu Hydropus! :)



    [hr]


    Hallo Andreas!


    Danke auch für deine Einschätzung!


    Also Mikroskop. Ok. Ihr habt mich überzeugt! :D


    (Dummerweise hab ich hier noch ungefähr 300-400 Würmer aus der Karibik liegen, die auch schon seit Monaten darauf warten, unters Mikroskop zu kommen... die Pilze müssen sich also hinten anstellen ;) ).

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).