Frostschutzproteine in Pilzen

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 5.455 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Calimero.

  • Ein liebes Servus aus Linz, habe ja schon sehr lange nicht mehr hier geschrieben.
    Anlass meines Wiederauftauchens hier ist eine Frage...
    Welche Pilze außer Samtfußrübling (und, wie ich gelesen habe, auch Shiitake?) enthalten diese "Frostschutzproteine"?


    Neulich stand nämlich bei uns in Österreich in den Zeitungen die Warnung, dass man jetzt, zu Beginn der kalten Jahreszeit aufpassen müsse, ob ein Pilz nicht durch bereits einsetzendes Gefrieren und Wiederauftauens verdorben wäre. Gibt ja dann eine Eiweißzersetzung, die sogar normale Speisepilze "giftig" macht.


    Ausnahme ist meines Wissens der Samtfußrübling, der dieses "Frostschutzprotein" enthält. Heißt, den kann man auch, wenn er bereits gefroren war und wieder auftaute, nehmen und bedenkenlos essen.
    Wie ist das bei Austernseitling und Judasohr? Ich mein, beim Judasohr müsste es auch so sein.
    Austernseitling?


    Wie schaut es mit den Spätherbstpilzen - wie z.B. den Trompetenpfifferling aus? Könnte der auch so eine Frostschutzprotein haben?
    Oder Violetter Rötelritterling?


    LG
    Brigitte

  • Hallo Brigitte,


    das Eine hat mit dem Anderen wenig zu tun.:)


    Frische Pilze, die unverdorben vom Frost überrascht werden und gefroren geerntet werden, sind aus gesundheitlicher Sicht unbedenklich. Kulinarisch ist eine andere Sache.


    Das Problem ist, wenn Pilze bereits überständig sind und dann dem Frost anheim fallen. Diese Überständigkeit kann man den Pilzen nach dem auftauen dann oft nicht mehr ansehen, auch den Samtfüßen nicht.


    Ich kann daher nur empfehlen, keine gefrosteten Pilze zu sammeln, sondern nur "aufgetaute" bzw. nicht gefrorene, die einen knackigen, strammen Eindruck machen.

  • Hi,


    Samtfussrüblinge, Judasohren (gibt es das ganze Jahr über) und Austernseitlinge sind sogenannte Winterpilze. Soweit mir bekannt, findet bei diesen drei Arten keine Zellschädigung durch Frost statt.
    Sie wachsen munter weiter, sobald die Temperaturen über Null gehen.
    Ich ernte sie auch im gefrorenen Zustand. Den Zustand des Pilzes sehe ich dann zu Hause nach dem Auftauen, und kann gegebenfalls die Überständigen aussortieren. Was aber kaum zutrifft, da ich den Zustand des Pilzes auch im gefrorenem Zustand erkenne.


    Also, ich muss nicht mit der "Ernte" warten, bis es wieder über Null Grad wird.
    Im Winter gehört zu meiner Ausrüstung auch ein Handfeger, mit dem ich den Schnee von den Pilzen fege, da ich ja weiss, wo sie wachsen.
    Pilzzeit ist für mich vom 1.1 bis 31.12.


    LG. Heinz


  • und Austernseitlinge sind sogenannte Winterpilze. Soweit mir bekannt, findet bei diesen drei Arten keine Zellschädigung durch Frost statt.


    Hallo "Nachbar",


    das ist leider ein weit verbreiteter Irrtum. Austernseitlinge sind nicht frostresistent, im Gegensatz zu den Winterrüblingen. Was da eingesammelt wird, sind oft ehemals-dorchgefrostete Fruchtkörper. Die kann man noch nehmen, wenn man sich sicher ist, dass es sich um die erste Kühlung handelte. Wenn die einmal angetaut sind, fangen sie an zu verwesen. Immerhin - bei leichten Plustemperaturen meist ganz langsam. Oft weiß man aber nicht, wie lange die Pilze schon am Standort waren. Austern wachsen ja das ganze Jahr über. Man erkennt es aber am Zustand der Fruchtkörper. Wenn das Fleisch wässrig (hygrophan) erscheint - Finger weg davon!


    Gruß Ingo

  • Hallo Ingo,


    danke erstmal für deine Info. Werd dem mal nachgehen. Hast du, was den Austernseitling und Frost anbelangt eine aussagekräftige Informationsquelle, bzw einen Quellennachweis parat. Würde mich sehr interessieren.


    Vielleicht klappt es ja mal mit einem gemeinsamen Pilzgang. Am Wochenende werd ich wahrscheinlich die Gegend um Hönow ablaufen. War schon lange nicht mehr da.


    Gruss von der Wuhle. Heinz

  • Hallo Brigitte!


    Eigentlich wäre die Sache mit den Pilzen und dem Frost ganz einfach: man würde darauf verweisen, dass Pilze, die wässrig oder schlaff nach dem Auftauen aussehen (also nicht mehr "normal" in Form und Farbe aussehen), nicht mehr verzehrt werden sollen.


    Dass das Rezept aber für die menschliche Gesamtheit nicht aufgehen kann, sehe ich jährlich an den Menschen, die Steinpilze mit 2 Händen ernten (weil mit nur einer Hand würden die auseinanderfallen), die vollkommen würmig sind (schöne große Pilze!).


    Bleib vernünftig beim Ernten, dann kannst du auch manchmal gut aussehende Trompetenpfifferlinge noch nach den ersten Frösten mitnehmen, auch z.B. Rotfüße an geschützten Stellen.
    Und wenn der Winterpilz Austernseitling eben schlaff aussieht, dann ist er nichts mehr, auch wenn es ein Winterpilz ist.
    So einfach wäre die Regel.


    Da das aber viele (?intelligenzresistente) Mitmenschen nicht verstehen wollen/können, wird allgemein in den Medien davor gewarnt, nach den ersten Frösten Pilze zu Speisezwecken zu sammeln.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

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  • Ich kann mich den anderen Aussagen nur anschließen.


    Ganz speziell zu Judasohren, die gab es ja im letztem Winter bei uns reichlich: Waren die einmal durchgefroren, verwesten die schnell. Jedoch erholen die sich sehr gut, wenn sie einmal ausgetrocknet waren.



    Ich habe bemerkt, daß bei Temperaturen um die Null, wenn man in den Wald geht, je nach Standort sehr unterschiedliche Temperaturen auftreten. Es gibt dann immer wieder frostfreie Örtchen, wo man weitersammeln kann. Der erste Frost im Wald tritt überhaupt erst nach einigen Nachtfrösten, die ich schon an meinem Auto bemerke, auf. Meine frostempfindlichen Pflanzen im Garten sind schon lange erfroren, bevor der Frost im Wald auftritt.


    Wenn die Pilze nicht gerade im Moment steinhart gefroren sind, gehe ich nach Optik und Konsistenz.

  • Hallo Safran!


    Genau! Das, was du schreibst über die Frostecken, kann man jedes Jahr beobachten.
    Und:

    Zitat


    Wenn die Pilze nicht gerade im Moment steinhart gefroren sind, gehe ich nach Optik und Konsistenz.


    So einfach kann es sein.


    VG Ingo W

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  • Danke für die vielen Antworten! Ich selbst habe schon gefrorene Trompetenpfifferlinge geerntet - die waren noch absolut in Ordnung. Auch gefrorene Judasohren. Austernseitlinge sind leider eh etwas rar, habe noch nicht so viel davon gefunden. (und wenn, was's jedesmal eine riesengroße Freude)


    Was mich aber bezüglich "Frostschutzmittel" interessiert, ist der Stoff, bzw. das Mittel ansich. Ich habe schon versucht, mich im Internet schlau zu machen, habe das hier:


    http://tintling.com/artikel/samtfussruebling.html


    und das hier:


    http://www.passion-pilze-samme…s_vom_winterruebling.html


    gefunden.
    Also eine Art "Frostschutz -Glykoprotein".


    Jetzt wäre halt interessant, welche Pilze das noch haben.