Pilzabfaelle ausstreuen?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 7.072 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Hallo,


    beim Saeubern von Speisepilzen sortier ich die Pilzabfaelle immer getrennt vom Bioabfall, um sie dann im Wald auszustreuen. Ich hab keine Ahnung, ob das einen Nutzen hat, aber Schaden kann es nicht.


    Jetzt frag ich mich aber, ob es Wege gibt, die Wahrscheinlichkeit zu erhoehen, dass sich dadurch die Pilze vermehren.


    1. Ich nehme an, dass das nur einen Sinn hat, wenn ich die Abfaelle dort ausstreue, wo diegleichen Pilze schon mal gewachsen sind. Aber beim Vermehren moechte man natuerlich, dass sie sich ausbreiten. Also die Frage: wie weit von einem bekannten Standort kann ich z. B. Steinpilze, Pfifferlinge, Kaiserlinge, usw. Abfaelle ausstreuen? 1, 10, 100 ... Meter?


    2. Wie soll ich die Abfaelle vor dem Ausstreuen aufheben? Trocken, feucht, kalt, warm, offen, geschlossen ...?


    3. Soll ich die Abfaelle auf der Erdoberflaeche ausstreuen oder lieber mit ein bisschen Erde oder Laub bedecken?


    4. Gibt es sonst etwas zu beachten?


    lg. Dieter

  • Hallo Dieter,


    ich vermute, das kann nur funktionieren, wenn die Pilze entweder +/- sporenreif sind oder man Myzel am Stiel hat (also keine abgeschnittenen). Aufheben würde ich sie feucht und eher kühl.


    Ich würde sie auf jeden Fall abdecken, vielleicht auch vergraben, und natürlich sollte der Standort zu den Ansprüchen passen. In der Nähe von bekannten Standorten sind vermutlich ausreichend Sporen vorhanden, insofern finde ich neue Plätze, die auch passen könnten, spannender.


    LG, Craterelle

  • In meinem Garten steht eine junge Lärche (Höhe etwa 7-8m). Ab Juni habe ich ausgewachsene Goldröhrlinge (die ich nicht verwerten wollte) auf die Erde des angrenzenten Beetes gelegt bzw. leicht eingegraben. Im September wuchs dann tatsächlich 1 hauseigener Goldröhrling. :)

  • Halo Sachse!

    Zitat


    ..... gelegt bzw. leicht eingegraben. Im September wuchs dann tatsächlich 1 hauseigener Goldröhrling.


    Ich vermute da eher einen Zufall.


    Ich streue ja meine Pilzputzreste auch immer unter in Frage kommende Bäume. Allerdings lassen sich bei meiner hauseigenen Birke und Blaufichte ausgerechnet immer Pilze blicken, die ich nicht ausgestreut habe.


    Die Birke hat wohl inzwischen 5 Mykorrhiza-Partner und die Blaufichte mindestens 2.


    Was ich sagen will: ich habe keine Ahnung, ob man das Wachstum von Mykorrhiza-Pilzen forcieren kann. Wäre wohl eher eine Frage an unsere Pilzzüchter.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Danke fuer eure Antworten. :thumbup:


    ich vermute, das kann nur funktionieren, wenn die Pilze entweder +/- sporenreif sind


    Ich weiss nie, wann genau das Aussporen eintritt. Aber auf alle Faelle hat man da bei aelteren Exemplaren wohl die groesseren Chancen. Bei aelteren Pilzen treten ja auch die meisten Abfaelle auf.


    Zitat

    Aufheben würde ich sie feucht und eher kühl. ... Ich würde sie auf jeden Fall abdecken, vielleicht auch vergraben, und natürlich sollte der Standort zu den Ansprüchen passen.


    Danke! Das hilft mir schon weiter.


    Zitat

    Wäre wohl eher eine Frage an unsere Pilzzüchter.


    Ich bin neu im Forum und hab erst jetzt bemerkt, dass es ein Forum fuer Zuechter gibt. Die Anfrage verschieben kann ich leider nicht mehr. Aber vielleicht habe ich noch aehnliche Fragen in der Zukunft.


    lg. Dieter

  • Hallo Ingo,
    Zufall kann ich natürlich nicht ausschließen, allerdings habe ich die Lärche auch erst vor 4, 5 Jahren gepflanzt. Und in diesem Jahr kommen die Goldröhrlinge gleich 2 Monate nachdem ich die Pilzreste hingestreut habe.
    Im Garten wachsen nun zudem auch Perlpilze und Graue Wulstlinge (zumindest letztere sind eher im Wald anzutreffen), unter Stechfichten und Birken. Und direkt am Kompost wachsen Rötelritterlinge und Massen an Rotfußröhrlinge (Nachbarbäume dort Haselstrauch und Stechfichte). Mittlerweile mag ich nicht mehr an Zufall glauben. Vielleicht ist ja auch der Lehmboden "pilzförderlich"?! Seit diesem Jahr streue ich auch Steinpilze unter meine einzige Weißtanne. Wenn was wachsen sollte, meld ich mich ;)
    Lg, sachse




  • Ein Bekannter hat mal Hackschnitzel mit Buchenblätern vermischt und dort Spitzmorchelstücke ( von leicht überständigen ) drauf.
    2 Jahre lang sind die geachsen, mal sehen ob die 2015 auch kommen.


    Uns ist was anderes aufgefallen:


    Meine Süsse geht seit 35 Jahren hier in den Wald, der Onkel war Förster und kannte viele Pilze, hat ihr die von Kindheit an gezeigt.


    Sie kannte weder Parasol noch Safranschirmling noch sind Ihr beide jemals aufgefallen.
    seit 2008 bin ich im Fichtelgebirge und wir haben nie und nirgendwo die beiden Arten gefunden.


    In Oberbayern sind wir oft und gerne, da finden wir die auch und so
    kennt Antje die nun.


    Seit 2013 finden wir beide Arten dort, wo wir oft unterwegs sind.


    Ich hab die Vermutung, dass wir die Sporen an unseren Wanderschuhen "eingeschleppt" haben könnten und dort, wo der passende Boden ist, da konnte sich langsam Mycel bilden.

  • Hallo Bauernhelmi!

    Zitat


    Ich hab die Vermutung, dass wir die Sporen an unseren Wanderschuhen "eingeschleppt" haben könnten und dort, wo der passende Boden ist, da konnte sich langsam Mycel bilden.


    Ihr unterschätzt die Pilze und ihre Verbreitungsstrategie durch Sporen.
    Es ist tatsächlich so, dass die Pilze sich dort ansiedeln, wo ihnen Lebensraum geboten wird.
    Dabei sind anhaftende Sporen an Schuhen die minimalst benutzte Taktik, auch, wenn das natürlich nicht ausgeschlossen ist.


    Ich gebe immer wieder das Beispiel: Nehmt eine Großstadt und stellt dort im Herbst im Vorgarten (der Witterung voll ausgesetz) einen Strohballen hin (das Stroh des Getreides darf aber nicht totgespritzt worden sein!), und ihr werdet ab Frühjahr mitverfolgen können, welche Pilze sich dort ansiedeln. Auf jeden Fall werden dort Blasiger Becherling (Peziza vesiculosa), verschiedene Tintlinge (Corinus spec.), oftmals der Gold-Mistpilz (Bolbitius vitellinus) und manchmal Düngerlinge (Panaeolus spec.) drauf wachsen.


    Die Sporen sind irgendwie allgegenwärtig, sogar von seltenen Pilzen, das will man manchmal gar nicht glauben.
    Die warten nur darauf, dass sie sich endlich in einem für sie geeigneten Lebensraum ansiedeln können. Und das ist eigentlich das ganz große Problem: geeigneter Lebensraum!


    Der wenig gestörte Kompost mit den Rötelritterlingen, die dunkle Fichtenanpflanzung mit den Safranschirmpilzen, die Lärche mit den Goldröhrlingen oder die Gartenkiefer mit den verschiedenen Schmierröhrlingen, das würde alles auch passieren ohne unser Dazutun, da bin ich inzwischen sicher!


    Und ja: im Erzgebirge hat sich tatsächlich der Wald erholt, und dort wachsen jetzt Pilze, die dort seit Jahrzehnten nicht mehr zu finden waren.


    VG Ingo W


    Edit:
    Selbst mache ich mir manchmal Gedanken, wie groß das Vermehrungspotential einer Pilzart sein muss, wieviele Sporen z.B. des Goldröhrlings überall keimen müssen, bis sich "Plus-Spore" mit "Minus-Spore" zu einem Myzel vereinigt und auch noch den dazugehörigen Mykorrhiza-Partner "Lärche" vorfindet.


    Das muss eine immens hohe Zahl von Blindversuchen geben.

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