Kiesbiotop -> Omphalina pyxidata + H. conica (s.l. cf. conicoides) + 2016 Arrhenia r

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 6.892 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo Pilzfreunde,


    ich habe im Oktober ein für mich neues Biotop entdeckt, eine altes Kiesabbaugebiet am Rhein (Hochrhein), schon länger renaturiert, als Geotop und Biotop ausgewiesen.
    Sandiger Untergrund, basisch (?), "eiszeitliche Extrem-Abschmelzereignisse" soll man sehen können in einer Kiesaufschüttung.
    Teilweise hatte ich das Gelände schon mal gesehen, nach Pflanzen geschaut vor längerer Zeit. Leider haben sich vor allem viele Neophyten angesiedelt. Es wimmelt vor Sommerflieder und Goldrute.


    Ein Teilgebiet mit "sehr trockenen nährstoffarmen Kiesflächen" (lt. Schild) hatte ich bisher übersehen.
    Ist so ein Gebiet eigentlich hauptsächlich im Herbst oder auch im Frühjahr aus mykologischer Sicht interessant?
    Jetzt habe ich da mal nach Pilzen geschaut und auch 3 Arten gefunden jeweils in mehrfacher bis vielfacher Ausführung
    Ich vermute wieder, dass das so welche sind, die man ohne mikroskopische Untersuchungen nicht eindeutig bestimmen kann.


    Übersicht über das Kiesgelände



    Pilz 1
    klein und nabelig, hellbraun und gerieft, Lamellen stark herablaufend und teilweise gegabelt, heller als Hut mit dunkleren Schneiden.
    Den würde ich gerne Omphalina pyxidata nennen (Durchscheinender Nabeling).



    Pilze 2
    Ein Saftling, ein Saftling!!!
    Rot mit gelbem Rand, nicht schmierig, eher trocken, Lamellen gelb, Lamellen nicht herablaufend,
    Pilz sehr klein, Hut teilweise nur 5 mm, teilweise bis 15 mm, Stiel jung gelblich, später rötlich, längs etwas gerieft, kein Geruch feststellbar.
    Das muss jetzt nicht/ kann jetzt nicht der gelbrandige Saftling sein (Hygrocybe insipida)?
    Das könnte auch ein ganz anderer sein, nehme ich an, vielleicht auch Hygrocybe calciphyla, der Kalkliebende Saftling (der auch einen gelben Rand haben soll) und auf basischen Untergründen wachsen soll (und klein und trocken sein soll)?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, daß es die sind, aber die Omphalina pyxidata bei mir in den Sandkästen sehen schon auch so aus.


    Den Saftling lass mal ein Weilchen liegen. Der hat spätestens morgen schwarze Verletzungsstellen.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,
    danke für die Nabelings-Bestätigung.
    Die Bilder sind ja alle nicht mehr "frisch", die Pilze auch nicht (ich hinke immer tage- bis wochenlang hinterher mit meinen Beiträgen/ Anfragen).
    Von den Saftlingen hatte ich beim ersten Besuch keinen mitgenommen, beim zweiten schon.
    Der ist natürlich dunkel eingetrocknet, aber direkt "schwarze Verfärbung" habe ich nicht gesehen. Der ganze Pilz ist ja auch wieder winzig.
    Du meinst, der gehört irgendwie zu Hygrocybe conica? Das hätte ich jetzt nicht vermutet....


    Ach so, vergessen:
    beim zweiten Besuch habe ich gesehen, dass die Hüte der älteren Saftlinge in Richtung gelb entfärben.

  • Hallo Abeja,


    ich war letztes Wochenende mit Karl in seinem Depot (sandige Heidelandschaft) unterwegs.
    Wir haben dort auch Omphalina pyxidata gefunden:


    Ich finde, das passt ganz gut zu Deinen Funden.


    Viele Grüße
    Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd.


    Auf deinem esten Bild ist da aber ein Fruchtkörper reingerutscht, der nicht dazu gehört, nicht wahr?



    Hallo, Abeja.


    Hygrocybe conica ist eine unheimlich variable Art. Die gibt es bei mir in Massen, in allen Größen, mit verschiedenen Hutformen und von komplett rot bis komplett gelb. Schwach oder stark schwärzend, oder auch mehr grau verfärbend.
    Hygrocybe insipida hat eigentlich eine andere Hutform, einen zarteren, leicht klebrigen und nicht so ausgeprägt längsfaserigen Stiel.
    Hygrocybe calciphila ist in der Tat trocken, vor allem der Hut, der auch schuppig ist.
    Es gibt natürlich weitere Saftlinge mit roten und gelben Farben, aber deine finde ich im Aussehen schon recht typisch für H. conica. Auf dem letzten Bild sind sogar schon ein paar dunkle Flecken an den Lamellen zu erkennen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    du hast wahrscheinlich (wahrscheinlich mehr als wahrscheinlich :)) recht. Ich kenne eben noch so gut wie gar keine Saftlinge, vor allem die Variabilität von ganz bekannten (häufigen) Arten nicht.
    Der KONISCHE Hut hätte mir zu denken geben sollen, ich war zu sehr auf den gelben Rand fixiert.
    Und die "typischen" Vergleichsbilder zeigen meist deutlich größere und deutlich stärker schwärzenden Exemplare.


    Aber es soll ja auch eine so gut wie nicht schwärzende Variante geben (meist auch klein), vielleicht ist die Größe ja auch standortbedingt.
    Ich habe noch mal das Lamellenbild in 1:1 angeschaut, teilweise sind die dk. Pünktchen Sandkörner, teilweise aber wirklich beginnende Verfärbungen.
    Und noch ein "versteckter" Teilhut, da kann man es auch ahnen.


  • Ich denke das die saftling hygrocybe conicoides ist. Ich finde diese safling und omphalina pyxidata in kalkliebende dünen in Holland.

  • Hallo,
    danke für deine Einschätzung.
    Ich habe gerade versucht, H. conica und conicoides zu vergleichen (was nicht leicht fällt).
    Im Gröger ist H. conicoides noch als var. von H. conica geschlüsselt, lt. Indexfungorum und Mycobank sind es zwei Arten.
    Hauptsächlich scheinen sie sich an der Sporenform zu unterscheiden (H. conicoides ist "langsporig", mit Sporen 2 x so lang wie breit)
    Auch in der Lamellenfarbe sollen sich die beiden Arten oder Varietäten etwas unterscheiden (wobei ich das bei Vergleichsbildern nicht so sehen kann - H. conicoides mit gelblichen Lamellen, die auch leuchtend orange-lachsfarben-rötlich werden (das war nicht)- und nur verzögert schwärzen (das war hier so).
    Vorkommen besonders in Dünensand an der Küste (ist da ja nun nicht), aber auch auf anderen trockenen Stellen (das wäre o.k.)


    Da ich die Sporen nicht vermessen habe (und auch nicht kann ...), die Lamellenfarbe nicht so eindeutig ist, bleibe ich bei der Beschriftung H. conica (s.l.), wobei dann eigentlich alle bisher als Varietäten betrachteten Arten eingeschlossen sein sollten.


    Im Web zu H. conicoides gefunden:
    mycoquebec.org

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Da stellt sich mir doch die Frage: Hat der denn nun auch eine eigene Sequenz, also eine, die klar von Hygrocybe conica zu trennen ist?


    In den Sandkästen bei mir in der Ecke begegnen einem immer wieder mal diese Kollektionen, die auch dem entsprechen, was Boertmann als "var. conicoides" führt:

    Also eher kleine, schmächtige Pilzchen mit besonders prallen farben und meist auch nur sehr spärlich und zögerlich verfärbend.
    Das Problem: Die stehen munter gemischt mit so ziemlich allen anderen Ausprägungen von Hygrocybe conica und aufgrund der fließenden Übergänge (in Farben, Größe und Verfärbungsmuster) an einem Standort ließ sich da für mich nie eine klare Zuordnung treffen. Die Sporen kann ich mir bei Gelegenheit ja mal anschauen. :thumbup:



    LG, pablo.



  • Ik denke dass es gut ist H. Conica (s.l ) zu wählen. Ich kan die art im field wiedererkennen. Die farbe ist anders und diese art farbt nur sehr langsam schwarz. H. Conica s.s farbt schnell schwarz. Wir finden her im düne viele arten die
    auch in süd-limburg wachsen. Entschuldung, mein deutch ist nicht so gut.
    grüssen Edwin.
    [hr]
    Ich finde h. conicoides viel zusammen mit h. conica. Die farbe ist anders und farbt sehr langsam ein wenig schwarz.
    Wir finden her im düne viele arten die auch in süd limburg wachsen.
    Bei conicoides sind ein gross teil von die sporen eingeschnürt.
    freundliche grüssen Edwin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Edwin!


    Das war vielleicht mein Problem: Zu unkritisch den Autoren gefolgt, die beide eben synonymisiert haben.
    Aber dem werde ich nachgehen und auch nach den Sporen gucken.
    Denn wenn man sich die extremen Ausführungen betrachtet, sind die Unterschiede ja schon da.



    LG, pablo.


  • Ich hatte das glück dass in Holland h. conica und h conicoides wie 2 arten werden gesehen.
    In die flora agarica neerlandica werd in das 2e teil die hygrocybe beschreibt. und dass die arten her in die düne nicht seldsam sind. H. conica ist algemein. h. conicoides ist in Holland seldsam, aber am küste nicht so seldsam.
    freundliche grüsse Edwin.

  • Hallo Abeja,




    ich habe gestern als "Betthupferl" Deine tollen Bilder gesehen. Und war soooo unendlich müde. Dafür aber schreibe ich Dir jetzt ein Dankeschön.
    Dankeschön für dieses schöne Betthupferl. Und dann auch noch Saftlinge, denen ich nachjage. Wunderbar anzuschauen.


    Auch Deine Bilder sind superklasse Edwin. Ich liebe das...........Pilzbilder und die dazu geschriebenen Meinungen.





    Liebe Grüße




    Heidi

    Jeder Tag an dem Du nicht gelacht hast, ist ein verlorener Tag.
    Auch von mir gibt es keine Essensfreigabe.



    100 Chips, da Islandwette verloren = 95 Chips
    95-2 Chips für Jan-Arnes Rätsel = 93 Chips
    93-5 Chips für Grünis Grauen Wulstling= 88 Chips
    88-10 Chips für APR 2017 = 78
    78 + 10 (APR 2017 als erste über die Hälfte der Gesamtpunkte gekommen) = 88

    88-3 Chipse für OPR = 85

    85 - 10 Chips für APR 2018 = 75

    75 + 5 fürs APR = 80

    80 -10 Chipse für APR 2019 = 70 Chipse

    70 +5 Apr 2019 = 75


    Keine Veröffentlichung ohne mein Einverständnis!!!!!!

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Maybe that's the Problem: Even Boertmann doesn't distinguish H. conica & H. conicoides as two different species, at least not in my version (the older one, not the newest print).
    But nonetheless it is important to look out and try to classify the different types, where it is possible.
    Im am not sure, if H. conicoides is actually rare in germany. At least not common, but maybe in places with matching ecology (sand dunes with scarse weeds) more common than we think.
    Especially the regions near the coast shores in northern germany may be fine for this species.



    LG, Pablo.



  • It is indeed interesting to see that in different Countries they classify different the species.
    A just also looked in Even Boutmann and this the second revised edition.
    her is the name: Hygrocybe Conica var. Conicoides. he is writing: it is restricted to more or less moving sanddunes along the coasts. and also in the inlands (Germany, Switserland, Austria, Slovakia). it is common August-oktober
    in the specific coastal habitats, while it seems rare at the inland sites.


    He say also in his book:" In the field, the read colours especially on the gills, in combination with the habitat is a strong indication of the indication".


    For me seems it that this fungus is less becoming black, and very slowly.


    Arnolds write in the Flora Agarica Neerlandica:" In the Netherlands rare, ristricted to poor, mos-rich places on dry, =/-
    calcareous sand on the coastal dunes". Okt.-Nov.


    LG, Edwin

    • Offizieller Beitrag

    Hello!


    Right. And we germans seem to be a little lazy concerning this topic and try to keep wide conceptions of species instead oft splitting. ;)
    So if someone Writes: "Species xy is a variety of..." Many people seem to think that they can treat it as one species.
    Well let's see. On Sunday I'm going to visit a place, where these quite small, conical specimen with the bright colours and slowly blackening flesh should be. That's the place where i found the collection showed above.


    If they are still present, I'll make some pictures and also take a look at the spores.



    LG, pablo.


  • Hello!
    I looking forwart to your pictures and what you are shall find.


    LG, Edwin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Am Sonntag waren wir noch mal in dem Gebiet, den Standort mit den Saftlingen haben wir aufgesucht.
    Es fanden sich nur noch zwei Exemplare (und ein recht eindeutiger Hygrocybe conica).
    Einen der vermuteten Hygrocybe conicoides habe ich mitgenommen.
    Was vor allem auffiel: Der Stiel schwärzte langsam, aber nach einem Tag dann doch deutlich. Hut und Lamellen verfärbten dagegen überhaupt nicht.
    Auch nach zwei Tagen und auch nach dem Absporen zeigte sich an den lamellen keine Verfärbung und auch die Schnittstelle, wo ich den Hut vom Stiel getrennt hatte, verfärbte nicht:


    Neben der Form, den Farben und dem verfärbungsmuster wird zur Trennung die unterschiedliche Sporenform beschrieben. Dabei sollen die Sporen von Hygrocybe conicoides im verhältnis schlanker sein, auch öfter eingeschnürt. Der Q - Wert von Hygrocybe conicoides sollte im Schnitt über 2,0 liegen.
    Das erreiche ich hier nicht ganz, allerdings sind im Sporenabwurf schon erstaunlich viele recht schlanke Sporen zu sehen:

    Insgesamt sind diese aber auch kleiner als in der Literatur (Boertmann) für H. conicoides angegeben. Vermutlich ist hier auch die kalte Witterung zuvor verantwortlich.
    Insgesamt würde ich diesen Pilz aber schon Hygrocybe conicoides nennen wollen.
    Ob eine Trennung auf Artebene gerechtfertigt ist, das sollen die Speizalisten entscheiden. MycoBank führt ihn auf Artlevel, für mein privates Archiv hefte ich ihn auch mal so ab.



    LG, pablo.

  • Hallo,


    auch hier möchte ich noch etwas ergänzen.
    Im Oktober 2016 habe ich die bisher "größte" Menge an kleinen langsam schwärzenden Saftlingen im Kiesbiotop gefunden.
    Die Pilze waren alle mit sehr kleinen Hüten, max. 15 mm Durchmesser und in dem jungen Zustand noch nicht sichtbar geschwärzt.
    14 Tage später war ich nochmal dort und habe zum ersten Mal ein zwei größere Exemplare angetroffen, mit ca. 30 mm Hut, die dann doch deutlich geschwärzt waren.


    Hygrocybe conica s.l. (cf. conicoides)
    jung


    alt



    Bei dem Besuch dachte ich auch (auf den ersten Blick):
    ah, da ist ja auch wieder Omphalina pyxidata (Rotbrauner Nabeling) ... aber nein, sieht doch anders aus:


    persönlicher Erstfund von Arrhenia rickenii, Mauernabling, Zentralgestielter Adermoosling
    a


    b


    c


    d




    Arrhenia rickenii (links) mit Omphalina pyxidata (rechts) im Vergleich

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Glückwunsch zu der Arrhenia rickenii. :thumbup:
    Bei der Omphalina pyxidata auf den Vergleichsbildern ist die geringe Hutriefung auffällig und auch die etwas schülferig wirkende Hutoberfläche.
    Aber das mag wohl noch im Rahmen sein.



    LG, Pablo.