Hallo ihr Lieben,
weil ich in den letzten Tagen immer mal wieder Flörsheim unsicher mache, da ich geeignete Biotope, bessere Flächen und Pflanzen suche, hab ich doch auch ein paar Mitbringsel für euch. Diesmal auch ein paar Kleinpilze, buntgemischt, muss meiner Linie treu bleiben
Der erste Abschnitt stammt von einem "richtigen" Halbtrockenrasen hier bei Flörsheim, der Falkenberg. Dies war vor vielen Jahren mal der schönste Trockenrasen ganz Hessens, es gibt zahlreiche Literatur darüber, die besten Botaniker haben dort die dollsten Dinge gefunden. Heute ist er nur noch ein Schatten seiner selbst, vegetiert am Rande der Ortschaft vor sich hin. Zwar als NSG gekennzeichnet, aber in einem katastrophalen Zustand. Nur wenige Abschnitte lassen erkennen, was damals für eine Artenvielfalt hier zu erwarten gewesen war. Die üblichen Probleme von mangelnder Pflege etc. lässt sich hier mal wieder sehr schön sehen. Zum einen ist es die massive Verbuschung durch Weiden, Birken und andere Gehölze, dann die starke Eutrophierung, sichtbar durch die vielen Robinien. Was aber noch viel schlimmer ist und mich ziemlich stinkig macht: Durch das NSG geht ein Weg, schön und gut, aber überall an diesem Weg liegen Hundehaufen. Ich weiß ja nicht, was am Biotoptyp Magerrasen nicht zu verstehen ist und ob denen die Auswirkungen der Haufen nicht bewusst sind. Erschütternd. Und man selber als Forscher wird dann am besten noch zusammengeschissen weil man nen Pilz einsackt. That's life! Achja und natürlich, durch die Ortsnähe bedingt, hat das NSG ein gehöriges Neophyten Problem. Nicht verwunderlich, bei den Gartenabfällen die dort überall abgelagert werden....Also, dieses NSG ist nur noch ein ganz kleiner Rest von dem ehemaligen Falkenberg, denn die Fläche existiert so gut wie nicht mehr. Sehr sehr Schade.
Dennoch habe ich dieses Gebiet aufgesucht und mir seinen Zustand persönlich angesehen und auf den wenigen verbliebenen Arten des Trockenrasens nach interessanten Pilzen gesucht.
Diesmal habe ich noch nichts mikroskopiert, ich habe auch nicht alles mitgenommen, muss selektieren. Bei manchen Arten hoffe ich einfach dass es makroskopisch geht.
1 Das Gebiet
2 Die Robinie (Robinia pseudoacacia), welche ihrerseits durch die Knöllchenbaktieren den Boden mit Stickstoff anreichert und zu einer Eutrophierung des Bodens beihilft.
3 Der Rostpilz Phragmidium violaceum auf Brombeere, mit seinen schwarzen Telien auf der Blattunterseite von violetten Flecken.
4 Hier sag ich jetzt mal ohne Mikroskop Clavaria acuata, denn der Stiel ist schön farblich abgesetzt, Beleg existiert aber.
5 Bei dieser schönen Mycena dachte ich es geht makroskopisch, aber ich komme nicht zurecht. Geruch nach Mehl, bei Birke. Ich dachte dieser genippelte Hut wäre vll typisch.
6 Bis ich das Mikroskop bemüht habe nenne ich den erstmal Roter Kissenpilz (Pulvinula constellatio). Er wuchs immer mal wieder auf dem nackten Boden zwischen diversen Moosen, nie aber darauf.
7 Dies ist der Rostpilz Puccinia menthae, der auf diversen Lippenblütlern gefunden werden kann, mit dem Dost (Orgianum vulgare) sitzt er hier aber auf einer seltenen Wirtspflanze. Man sieht die zimtfarbenen, pulverigen Uredien.
8 Beim Blättchenumdrehen fand ich den Großen Frostspanner (Erannis defoliaria).
9 Ich denke auch ohne Mikroskop sollte das die Geweihförmige Wiesenkoralle (Clavulinopsis corniculata) sein.
10 Endlich mal eine Erdzunge selber gefunden - dies ist wegen dem haarigen Stiel die Behaarte Erdzunge (Trichoglossum hirsutum), aufgrund dieses Merkmals auch in einer eigenen Gattung.
11 Jetzt wird es kurios. Da ich meine Nase ja eh gerade am Boden hatte, hab ich wie ein Trüfelschwein mal ein bisschen weitergewühlt und fand einige winzige klitzekleine Koralle, sie sieht aber dennoch irgendwie ausgewachsen aus. Sie war nicht höher als knapp 1 cm. Wuchs direkt auf dem nackten Boden im Moos. Hier waren dann auch die Grenzen meiner Kamera erreicht. Könnte das Ding in Richtung Ramariopsis subtilis gehen?
12 Aus dem Augenwinkel sah ich es lila leuchten, und, freu, in der Tat, ich hab das erste mal die Schöne Wiesenkoralle (Ramariopsis pulchella) gefunden. Ja, ok, es ist nur eine kleine und vll nicht mehr in den besten Jahren, aber Erstfund bleibt Erstfund
13 Ein Blick nach hinten, wo ich die bisher vorgestellten Pilzchen fand.
14 Ha, dank eines Freundes fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Der Pilz aus meinem letzten Beitrag den ich als Pterual multifida bezeichnen wollte, was mir aber nicht koscher war und auch dieser hier gehören zu einem Chamäleon. Ich habe den Pilz bisher nur einmal gesehen, aber da sah er ganz anders aus. Ich muss das zwar noch mikroskopisch checken, aber bin mir mittlerweile sehr sicher, dass dies hier Tremellodendropsis tuberosa ist. Der ist angeblich gar nicht so selten, man muss ihn kennen und ein bisschen die Variationsbreite kennenlernen.
15 Eine Besonderheit des Trockenrasens - der Blutrote Storchschnabel (Geranium sanguineum) - ja, viele von euch kennen den sicher als Zierpflanze aus dem Garten, aber hier ist der wirklich wild
16 Ein wirklich sackhäufiges Pilzchen, was wegen der Feuchtigkeit jetzt grad schön fruktifiziert und die Becher geöffnet hat ist Leptotrochila ranunculi auf dem Kriech-Hahnenfuß (Ranunculus repens)...auch so ne Pflanze die man im Trockenrasen NICHT haben will....
17 Wer hat das nicht schonmal gesehen? Die Behausungen der Rosengallwespe (Diplolepis rosae).
18 Ein Imperfekter Pilz auf dem Blutroten Hartriegel (Cornus sanguinea) - Septoria corni.
19 Dem Kletten-Kerbel (Torilis japonica) ist die Witterung zu warm - die Klettfrüchte fangen schon an der Pflanze an zu keimen.
20 Häufig auf der Fläche vertreten war der Rostpilz Pucciniastrum agrimoniae auf dem Gewöhnlichen Odermennig (Agrimonia eupatoria), hier mit seinen leuchtend orangefarbenen Uredien.
21 Ersrt dachte ich, jippie, mal ein anderer Saftling, der hat aber doch geschwärzt, also doch wieder Schwärzender Saftling (Hygrocybe conica).
22 Ganz vereinzelt fand ich diese Gesellen - Zitzen-Stielbovist (Tulostoma brumale).
23 Und dann zahlreich vertreten dieser hygrophane, nach Mehl riechende Trichterling.
24 Der Schneeweiße Ellerling (Cuphophyllus virgineus) war auch wieder vertreten, diesmal aber bissi größer
25 Ja....traurig aber wahr, hier so ein typischer Gartenabfallhaufen...
26 Tschüss Falkenberg, ich werde dich trotz deiner Einschränkungen regelmäßig besuchen!
27 Nun ein kleiner Ortswechsel auf eine "Streuobstwiese". So ganz kann ich die so nicht nennen. Ich hatte mir einen besseren Boden erhofft, der war wirklich grausam, vielzustark eutrophiert. Das einzige spannende waren die ab und an gepflanzten Esskastanien, aber den Becherling auf den Schalen habe ich nicht gefunden, dennoch ständig gepiekst ...ich brauch ne Müllzange...
Nunja, auf dieser Wiese sind verschiedene Obst- und Nussbäume gepflanzt, in verschiedenen Sorten, jeweils von unterschiedlichen Personen gesponsort. Wann, wer und was steht dann immer auf einem Schild davor.
Jedenfalls, zwei schöne Sachen konnte ich der Wiese pilztechnisch dann doch noch abgewinnen, neben den üblichen Streifenbränden, die ich irgendwie dauernd finde (immer auf den 0 8 15 Gräsern).
28 Zum einen diese schmutzig weiße Keule aufnacktem Boden unter einer Esskastanie. Auffällig das büschlige Wachstum und natürlich die Farbe. Die Oberfläche war im Alter irgendwie faltig. Vielleicht Clavaria fumosa oder C. vermicularis? Beleg existiert.
29 Den Abschluss bildet dieses Pilzchen, welches ich auf abgestorbenen Stängeln vom Weichen-Honiggras (Holcus lanatus) gefunden habe. Ich denke es könnte Calyptella capula, das Weiße Schüsselchen sein.
Nunja, das wäre es soweit erstmal von mir.
Liebe Grüße Jule