Experiment Pilzvermehrung?

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 4.068 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.

  • Hallo,


    ich denk darueber nach, wie ich die wertvollen Speisepilze auf unserem Grundstueck vermehren kann. Ich hab mich noch nicht mit der Theorie beschaeftigt, aber wenn es ueberhaupt moeglich ist (und das ist wohl ein grosses aber), dann scheint mir die beste Methode, einfach alles (Fruchtkoerper mit Sporen samt Myzel und Erde) auf einen anderen Wirt zu pflanzen.


    Also ich grabe z. B. das Myzel um einen Fruchtkoerper mit dem Erdballen aus und pflanze das Ganze in ein vorher vorbereitetes Pflanzloch bei einem anderen Wirt dergleichen Art an einem Ort mit den gleichen Bodenbeschaffenheiten. Als erstes werde ich versuchen, Pfifferlinge bei einem Arbutus Unedo auf die Wurzel eines anderen Arbutus Unedo zu pflanzen.


    Wie mach ich das am besten? Reicht es, wenn ich einen Erdballen von ca. 20 cm3 mit einigen Fruchtkoerpern ausgrabe? Soll ich bei dem neuen Wirt eine dicke Wurzel freilegen? Oder soll ich vielleicht eher versuchen die feinen Naehrwurzeln mit dem Pfifferlings-Myzel in Verbindung zu bringen (nicht ganz einfach)? Soll ich den Erdballen direkt in die Erde setzen oder sollte ich etwas sterilisierte Substraterde ins Pflanzloch geben, damit das Pfifferlings-Myzel nicht gleich mit anderem Myzel konkurrieren muss? Sollte ich ein Stueck Wurzel mit umpflanzen, damit das Myzel nie ganz ohne Wirt ist? Soll ich gut einwaessern oder lieber trocken lassen? Noch andere Ideen? Oder ist das ganze eine Schnapsidee?


    Lg. Dieter

  • Ich habe gelesen, dass ein Baum zwar mehrere Mykorrhizapartner haben kann, ein Mykorrhizapartner aber nur einen Baum.
    Wurzeln mit umzusetzen ist von da her gleich zweimal sinnlos (oder wolltest du die Wurzeln am Baum lassen und verlegen?) Mit Verlaub, ohne Baum dran sterben die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit!


    Man kann immer versuchen, einen Ballen Erde umzusetzen, nach meinen Erfahrungen mit meinen Bonsai scheint mir aber in der blanken Erde vergleichsweise wenig Myzel zu sein.
    Weitaus besser wäre es, regelmäßig die Schnippelsreste aus der Küche oder auch komplette ungenießbare Exemplare unter dem "Zielbaum" einzugraben - und zwar vorzugsweise auch von verschiedenen Myzelen, damit sie einander befruchten. Hier habe ich beobachtet, wie Fruchtkörper auch in vergleichsweise sterilem Substrat innerhalb von zwei Wochen "spurlos verschwinden", die können nicht einfach vergammelt sein. Ich vermute, sie sind gewandert.
    Auch Mykorrhiza-Myzele müssen sich zeitweise ohne Wirt ernähren können.

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:


  • Hallo Marion,


    Pilzabfaelle ausstreuen, bzw, bei neuen Wirtspflanzen eingraben, mach ich schon seit einiger Zeit. Ich kann noch nicht sagen, ob das eine Wirkung hat.


    Auf alle Faelle werde ich den Versuch mit dem Erdballen auch machen. Es macht ja nichts, wenn ich ein paar Wurzeln mitnehme. Das schadet dem Wirt nicht. Und selbst wenn die Wurzel stirbt, so kann sie doch in der Uebergangszeit noch Naehrstoffe abgeben, denn Pflanzenteile, besonders Wurzeln, sterben ja nicht sofort.


    Ich glaube schon, dass ein Myzel mehrere Baeume verbinden kann. Ich sehe manchmal, wie eine Pilzader sich ueber 50 oder mehr Meter erstreckt. Das Myzel der Pilze ist ja ein erweitertes Wurzelsystem, dass Baeume mit Wasser und Naehrstoffen versorgt, die die Wurzeln nicht erreichen koennen. Dabei koennen mehrere Baeume oder Straeucher an einem Pilzmyzel haengen.


    Die wichtigest Frage ist wohl, wann soll ich das Myzl mit Erdballen umpflanzen? Baeume werden waehrend der Ruhezeit umgepflanzt. Die Ruhezeit fuer Pilze waere bei uns in Portugal wohl die Trockenzeit im Sommer. Aber es ist wohl praktischer, wenn ich das Myzel umpflanze nachdem der Fruchtkoerper ausgesport hat.


    lg. Dieter

  • Hallo Marion,


    Zitat:
    Ich habe gelesen, dass ein Baum zwar mehrere Mykorrhizapartner haben kann, ein Mykorrhizapartner aber nur einen Baum.


    - Das ist definitiv falsch. Würde mich interessieren, wo und wann (evtl. 01 Apr. ?) du einen solchen Unsinn gelesen hast!


    ---> Ich greife einmal in meinen Mykorrhiza-Vortragsfundus und extrahiere (Anlage) wenige Seiten die sich genau mit diesem Thema beschäftigen. Das interessante dabei ist, dass Mykorrhiza-Pilze (mit mehreren Baumpartnern) sich mit jeden Partner, den sie erreichen vernetzen. Das führt zu einem Kohlenstoff-Transfer, nicht nur zwischen Bäumen gleicher Art.


    ---> Bei der zitierten Felduntersuchung wurden zwei unterschiedlichen Baumarten "Plastikhauben" übergestülpt und mit unterschiedlich C-Isotopen markiertem Kohlendioxyd (CO2) versorgt. Die dritte Baumart (ein Nichtmykorrhiza-Pilz) wurde mit nicht markiertem CO2 der normalen Luft versorgt.
    - Ich hoffe, dass jetzt die Anlage leichter nachzuvollziehen ist.
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    Zitat:
    Wurzeln mit umzusetzen ist von da her gleich zweimal sinnlos (oder wolltest du die Wurzeln am Baum lassen und verlegen?) Mit Verlaub, ohne Baum dran sterben die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit!


    - Ja genau so ist es:
    ---> Der Pilz liefert Wasser und Mineralien an den Symbiose-Partner und übernimmt vom lebenden Baum (Einfachzucker), die der von den Blättern/Nadeln zur Übergabestelle ("Hartigsches Netz", eine Ummantelung der Feinwurzeln) liefert.


    ---> Beim vom lebenden Baum getrennten Baum Wurzeln wird der Pilz nicht mehr ernährt und geht definitiv ein.


    - Es sei denn, meine Vermutung, das Myzel findet schnell eine Feinwurzel eines anderen Mykorrhiza-Partnern, mit dem es eine Symbiose eingehen kann.
    - Die Erfolgsaussichten dürften gering sein, wenn ich berücksichtige, wie lange Mykorrhiza-Pilze brauchen, bis sie nach forstwirtschaftlichen "Ausdünnungsmaßnahmen" erneut Fruchtkörper bilden.


    Grüße
    Gerd