Hallo ihr,
an der Ascomycetenfront tut sich momentan auch so einiges, und wie das immer so ist, man nimmt eine größere Art mit (Hymenoscyphus caudatus, mittlerweile bestätigt und registriert), und hat nebenbei allerlei Kleinzeugs dabei (oh, Hymenoscyphus ist ja eigentlich auch Kleinzeugs...aber im Vergleich zu dem hier gezeigten Pilz war der Fruchtkörper des caudatus ein großer, stämmiger Baum).
Was ich damit sagen will: wenn man sich zuhause unter der Stereolupe die gefundene Art genauer anguckt, dann sollte man nicht vergessen, auch die Umgebung einfach mal abzusuchen, denn allzu häufig tummeln sich da noch Arten, die man selbst mit der 10fach Lupe im Feld nicht erkennen konnte. Ich habe die Unguiculella foliicola auch nur deshalb entdeckt, weil ich ganz genau hingeguckt habe...im 40er ist der Fruchtkörper nur ein kleiner weißer Punkt
Also ran ans Mikro und gucken, was da rauszuholen ist. Unter 100fach ist der Pilz nicht mal annähernd formatfüllend darstellbar, ich habe aus einem riesigen Bild daher einen Ausschnitt von 1500x1125 herausgeschnitten und nochmal manuell auf 3000x2250 vergrößert (also doppelte Größe, wir wären dann bei x200!). Und in dieser 200fachen Vergrößerung füllt der Becherling dann ein Foto aus.
Nachgemessen und etwas gerechnet habe ich dann auch noch. Der linke Fruchtkörper erscheint unter dem 100fach mit einem Durchmesser von genau 87 µm. Die Bildbreite beträgt also 384 µm...bisher ein "Rekord", was die Winzigkeit von Pilzen angeht (abgesehen von einer ähnlich dimensionierten Nectriella auf Dung, Ralf müsste sich erinnern).
Bei so einem winzigen Pilz sind die Strukturen, sprich Sporenschläuche, Paraphysen, Haare usw. ebenfalls entsprechend klein. Die Zahl der Paraphysen war zudem auch noch sehr beschränkt...naja kein Wunder
Der Pilz hat verschiedene Bezeichnungen, denn aufgrund seiner nicht "verglasten" Haare und den in IKI rotbraun färbenden Paraphysen / Haare gehört er wohl eigentlich in die Gattung Phialina. Makroskopisch ähnelt er aber sehr der Unguiculella tityri (Dungpilz, siehe dort).
Der Standort war ein abgestorbenes, feuchtliegendes Blatt von einem Laubbaum (vermutlich Alnus). Er stellt für NRW ein Erstfund dar.
lg björn