2 braune Ritter

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 3.454 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,
    zwei braune Ritterlingsarten hätte ich hier:


    Nr. 1 halte ich für Tricholoma ustaloides, den bitteren Eichen-Ritterling.
    Reichen die Merkmale für eine sichere Bestimmung aus?


    Fundort: Oktober 2014, Hochrhein 500 m, bei Eiche auf Kalk (und Buche, Hainbuche, Weißdornbüsche am Waldrand)
    mehrere große schon weit aufgeschirmte (ganz flache) Exemplare, in der Sonne leuchtend braun-rot, extrem schleimig, Lamellen "rostfleckig"
    Stiel oben weißliche Zone, unten dann bräunlich-rot (Verteilung s. Bild)


    Geruch: Mehl/ Gurke, sehr eindeutig
    Geschmack: sehr bitter



    Nr. 2 habe ich im Oktober gesehen, erst die schon relativ reifen Exemplare, dann im November bei den gleichen Bäumen noch sehr sehr viele jüngere Pilze. Ich denke, es sind eindeutige Pappel-Ritterlinge, Tricholoma populinum.


    Fundort: Oktober und November 2014, Hochrhein 270 m, am Altrhein, direkt im Wurzelbereich von Pappeln
    extrem viele Exemplare, teils klumpen-artig zusammengewachsen in dichten Haufen, Hut mittelbraun bis dunkelbraun, bei trockenem Wetter seidig-glatt, bei feuchtem Wetter etwas klebrig
    Stiel oben weißlich, unten bräunlich, Lamellen fleckig werdend
    Fleisch: fest, weiß


    Geruch: Mehl/ Gurke, sehr eindeutig
    Geschmack: mild, Mehl/ Gurke (frisch)


    Und weil hier ja keiner mitliest: :whistling::whistling:
    beim Bestimmen des ersten Fundes, las ich :
    "essbar", "eingeschränkt essbar", "manchmal bitter, nach Abkochen besser", "individuelle Unverträglichkeiten", "in USA in manchen Staaten typischer Begleitpilz gebraten zu Steak", "hilft gegen Allergien" ...
    http://www.passion-pilze-samme…ilz_pappelritterling.html
    hier ist ein Pubmed-Artikel dazu:
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1193547/


    In der Positiv-Liste der DGfM ist Tricholoma populinum nicht enthalten, auch nicht in der kritischen Liste.
    Allg. wird von braunen Ritterlingen abgeraten, wegen der Verwechslungsgefahr mit giftigen Arten (hier aber bei der Auffindsituation wohl eindeutig) - oder auch weil Ritterlinge allg. in Verruf gekommen sind, Grünling etc.


    Beim zweiten Fund hat es dann bei mir extrem in den Fingerspitzen gekribbelt und gejuckt - und ich habe ein paar junge Exemplare mit nach Hause genommen. Die mittelgroßen und die großen waren madig, die kleinen Pilze noch nicht.


    Nach Abwägung der o.g. Quellen habe ich ein kulinarisches Experimentchen gemacht, ein Pfännchen zubereitet, aber mein Tellerchen nicht leergegessen.
    Geschmack, nur in der Pfanne rel. lange gegart mit Olivenöl, Pfeffer, Salz :
    eigentlich o.k., nicht besonders aufregend, das "Gurkige" geht weg, durchaus "kräftig", aber nicht besonders "pilzig-aromatisch"
    ABER: Biss extrem "chitinös", es knirscht bei jedem Kauen zwischen den Zähnen. Ich hatte die Befürchtung, dass mir die Pilze wie Steine im Magen liegen, bzw. den Verdauungsvorgang ungewollt beschleunigen.
    Ist aber beides nicht eingetreten - also meine 3-4 Löffel waren gut verträglich.
    Dann habe ich noch 3 kleine Pilze 15 Min gekocht, um zu sehen, wie sich die Konsistenz verändert: die werden "glubschig" (Pilze kochen mag ich nicht), der Geschmack wird "flauer", das "Gurkige" liegt in der Luft, der "chitinöse" Biss bleibt aber erhalten.


    Also mein Fazit: muss man nicht essen.


    Der erste Fund


    Der zweite Fund, 2 Wochen später (gleiche Ecke, mehrere Pappeln stehen da, man stolpert über die Pilze, weil vom Laub teilweise verdeckt, wenn man über das Gras geht)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    wenn ich mir die Pilze Nr.1 ansehe, dann würe ich die eigentlich T. fulvum nennen wollen. Dafür müssten auch Birken beim Fundort gestanden haben. T. ustaloides kenne ich leider nicht.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo,


    die Pappelritterlinge sind eindeutig. Verwechslung ausgeschlossen! Wenn ich deinen Post richtig verstanden habe, empfandest du den Geschmack nicht als bitter. Schon seltsam - die Exemplare, die bisher meinen Weg gekreuzt hatten, waren immer +/- bitter.


    Bei dem ersten Titterling erscheint mir T. ustaloides als sehr plausibel. Weder T. ustale noch T. fulvum sind so bitter, wie von dir beschrieben. Ganz sicher wäre eine "Bildbestimmung" erst, wenn du junge Exemplare mit deutlichen Ringzonen zeigen könntest. Vielleicht im nächsten Jahr.
    Trotzdem - die Wahrscheinlichkeit würde ich so mit 75% einschätzen.


    Gruß Ingo

  • Hallo Stefan und Ingo,
    danke für die Beiträge zum Thema!


    @ Stefan: Birken standen da nicht (gibt es in dem Wald auch - so gut wie - nicht.) Das Bittere hier war auch sehr extrem. Die typischen Ringzonen, davon habe ich gelesen, und genau die kann ich noch nicht so richtig einschätzen - da fehlt es eben wirklich an jungen Exemplaren.


    @ Ingo: danke für die Bestätigung. Diese Pappelritterlinge waren wirklich mild - ich habe allerdings nur junge und mittel-junge Pilze probiert. Manchmal denke ich schon, ich hätte ein Problem mit "bitter". Aber der obere R. war ja eindeutigst bitter, ebenso Grünbl. Schwefelköpfchen etc.
    Nur so was "Normales" wie Chicoree oder Radicchio oder Auberginen empfinde ich kaum als bitter (ganz ganz wenig) und wundere mich immer über die Leute, die diese Lebensmittel nicht mögen bzw. "zwanghaft" entbittern wollen (da bleibt ja nichts mehr übrig ...) So sind wahrscheinlich die "Bitterwahrnehmungen" mehr oder weniger stark ausgeprägt.
    "Unangenehm bitter" ist für mich z.B. Bärentraubentee (gegen Blasenprobleme), Artischoken sind bitter (aber auch eher "angenehm bitter")