Hallo,
zwei braune Ritterlingsarten hätte ich hier:
Nr. 1 halte ich für Tricholoma ustaloides, den bitteren Eichen-Ritterling.
Reichen die Merkmale für eine sichere Bestimmung aus?
Fundort: Oktober 2014, Hochrhein 500 m, bei Eiche auf Kalk (und Buche, Hainbuche, Weißdornbüsche am Waldrand)
mehrere große schon weit aufgeschirmte (ganz flache) Exemplare, in der Sonne leuchtend braun-rot, extrem schleimig, Lamellen "rostfleckig"
Stiel oben weißliche Zone, unten dann bräunlich-rot (Verteilung s. Bild)
Geruch: Mehl/ Gurke, sehr eindeutig
Geschmack: sehr bitter
Nr. 2 habe ich im Oktober gesehen, erst die schon relativ reifen Exemplare, dann im November bei den gleichen Bäumen noch sehr sehr viele jüngere Pilze. Ich denke, es sind eindeutige Pappel-Ritterlinge, Tricholoma populinum.
Fundort: Oktober und November 2014, Hochrhein 270 m, am Altrhein, direkt im Wurzelbereich von Pappeln
extrem viele Exemplare, teils klumpen-artig zusammengewachsen in dichten Haufen, Hut mittelbraun bis dunkelbraun, bei trockenem Wetter seidig-glatt, bei feuchtem Wetter etwas klebrig
Stiel oben weißlich, unten bräunlich, Lamellen fleckig werdend
Fleisch: fest, weiß
Geruch: Mehl/ Gurke, sehr eindeutig
Geschmack: mild, Mehl/ Gurke (frisch)
Und weil hier ja keiner mitliest:
beim Bestimmen des ersten Fundes, las ich :
"essbar", "eingeschränkt essbar", "manchmal bitter, nach Abkochen besser", "individuelle Unverträglichkeiten", "in USA in manchen Staaten typischer Begleitpilz gebraten zu Steak", "hilft gegen Allergien" ...
http://www.passion-pilze-samme…ilz_pappelritterling.html
hier ist ein Pubmed-Artikel dazu:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1193547/
In der Positiv-Liste der DGfM ist Tricholoma populinum nicht enthalten, auch nicht in der kritischen Liste.
Allg. wird von braunen Ritterlingen abgeraten, wegen der Verwechslungsgefahr mit giftigen Arten (hier aber bei der Auffindsituation wohl eindeutig) - oder auch weil Ritterlinge allg. in Verruf gekommen sind, Grünling etc.
Beim zweiten Fund hat es dann bei mir extrem in den Fingerspitzen gekribbelt und gejuckt - und ich habe ein paar junge Exemplare mit nach Hause genommen. Die mittelgroßen und die großen waren madig, die kleinen Pilze noch nicht.
Nach Abwägung der o.g. Quellen habe ich ein kulinarisches Experimentchen gemacht, ein Pfännchen zubereitet, aber mein Tellerchen nicht leergegessen.
Geschmack, nur in der Pfanne rel. lange gegart mit Olivenöl, Pfeffer, Salz :
eigentlich o.k., nicht besonders aufregend, das "Gurkige" geht weg, durchaus "kräftig", aber nicht besonders "pilzig-aromatisch"
ABER: Biss extrem "chitinös", es knirscht bei jedem Kauen zwischen den Zähnen. Ich hatte die Befürchtung, dass mir die Pilze wie Steine im Magen liegen, bzw. den Verdauungsvorgang ungewollt beschleunigen.
Ist aber beides nicht eingetreten - also meine 3-4 Löffel waren gut verträglich.
Dann habe ich noch 3 kleine Pilze 15 Min gekocht, um zu sehen, wie sich die Konsistenz verändert: die werden "glubschig" (Pilze kochen mag ich nicht), der Geschmack wird "flauer", das "Gurkige" liegt in der Luft, der "chitinöse" Biss bleibt aber erhalten.
Also mein Fazit: muss man nicht essen.
Der erste Fund
Der zweite Fund, 2 Wochen später (gleiche Ecke, mehrere Pappeln stehen da, man stolpert über die Pilze, weil vom Laub teilweise verdeckt, wenn man über das Gras geht)