Aus.
Heute Nacht geschah das Schreckliche.
Es war ja klar, irgendwann musste es so kommen, aber warum ausgerechnet jetzt?
Das Wochenende hatte noch nicht einmal richtig begonnen, als er sich aufmachte.
Dort oben hatte er den Sommer verbracht, auf der Schattenseite der höchsten Gipfel, hatte Kraft gesammelt und geschlafen. Und er war wieder stärker geworden. Dann machte er sich auf den Weg, den er alljährlich geht. Zunächst noch zögerlich, denn er wusste, er hatte noch Zeit. Wenn es so weit wäre, würden sie ihn schon erwarten, da unten in den Tälern.
Als er in den Wald eintrat machte sich die Stille breit, ein atemloses schweigen, doch wo er ging, da barsten die Bäume, die Blumen neigten die Häupter, und die Gräser erstarrten. Schließlich trat er aus dem Wald wieder hinaus, betrachtete das Tälchen und blies seinen Atem, weiß und kalt über die feuchte Wiese. Es dämmerte, er verharrt am Waldrand und verschnauft. Der lange Weg war ungewohnt, er merkt, dass diese Schwäche zurückkehrt, die ihn ein gutes halbes Jahr in Schach gehalten hatte.
Nach ein, zwei Stunden zieht er sich ein wenig zurück, zurück den Berg hinauf, denn gegenüber hält ein Auto. Es manövriert ein wenig ungeschickt hin und her- dann wird der Motor abgestellt.
[hr]
Erebus will das Wochenende noch einmal nutzen. Als früher Wurm ist er in aller Herrgottsfrühe unterwegs und trifft bereits um 9:30 am Treffpunkt ein. Verabredet ist gegen 11:30, aber was soll–˜s. Hier ist laut Rudi der einzige Fundort des Großen Saftlings im näheren Umkreis um Würzburg, und so kann er alles für die anderen vorbereiten. Gräser entfernen, Pilze freistellen, Schussbahnen einrichten. Und: er wird wieder einmal selbst etwas finden, nicht nur den anderen hinterherhecheln und dabei kaum Zeit für seine Gestacke finden.
Allerdings.
Allerdings ist es arschkalt: der Frost ist gekommen.
Die Gräser sind hell bereift, eisige Säume umrahmen die Blätter, hier und da glitzert das Eis.
2 ° unter Null! Das ist für eine Saftlingswiese das Ende. Nicht für die Wiese, aber für die Saftlinge.
Doch was ist das? Da stehen sie ja noch!
In größeren und kleineren Gruppen: erfrorene Saftlinge, Ellerlinge, ein Rötling. Steifgefrorene Zeugen des vergangenen Herbstes.
Während Erebus seine Bilder macht, kollabieren die Pilze vor stackender Kamera. Einer nach dem anderen senken sie die Häupter, knicken zusammen, strecken sich ins kühle Gras.
01 Hygrocybe spec
02 Hygrocybe punicea - Großer Saftling
03 Hygrocybe chlorophana - Stumpfer Saftling
04 Hygrocybe coccinea - Kirschroter Saftling
05 wie 04
06 wie 04
07 wie 04
Ein Tintenfisch hat es noch versucht und ist gescheitert.
08 Clathrus archeri - Tintenfischpilz
Dann kommen die Pilzfreunde aus Mainfranken dazu, und nachdem sich jeder an den letzten Saftlingen sattgesehen hat, geht es weiter zur Ruine Homburg. Dort gibt es viel weiteres zu sehen, leider muss Erebus bereits nach einer knappen Stunde weiter, aber es hat sich noch einmal sehr gelohnt.
Hier waren die Temperaturen anscheinend noch nicht unter den Gefrierpunkt gefallen und Christoph hatte mit Ulla bereits eine Woche zuvor erkundet und konnten Erebus ein wenig einweisen. Aber eigentlich hätte er sich trotz Kälte viel, viel länger dort aufgehalten.
09 Geopora spec - Sandborstling
10 Arrhenia rickenii und Tulostoma brumale - Geröllnabeling und Zitzen-Stielbovist
11 Hygrocybe spec - Saftling
12 Microglossum nudipes - Blaugrüne Stielzunge
13 wie 12
LG, Uli
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