Hi zusammen,
in den letzten Tagen und Wochen hab ich mir verstärkt "unsichtbare" Pilze angeschaut, also solche weit unter 1mm Größe. Gegen die meisten folgenden Arten ist selbst ein zu klein geratenes Knopfbecherchen noch ein Gigant.
Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es um imperfekte Pilze, also Nebenfruchtformen, besonders solche, die sehr wenig auffällig sind.
Fundorte:
Finden kann man die prinzipiell überall, wo irgendwie organisches Material zu finden ist. Erkennen kann man davon oft nur schwarze, undeutliche Flecken z.B. auf Totholz oder Krautstängeln. Das meiste davon wird gern mal einfach als "irgendein Schimmel" bezeichnet. Eigentlich sind alle hier gezeigten Arten recht häufig bis sehr häufig und werden nur nicht beachtet, was neben ihrer Unscheinbarkeit auch an diversen Bestimmungsschwierigkeiten liegt.
Die Arten, die ich mir angeschaut habe stammen zum Großteil von feuchtem Nadel- und Laubholz verschiedenen Alters, einige von Krautstängeln und Blättern. Makroskopisch kann man da mehr oder weniger nur Raten, ob so ein schwarzer, brauner oder ähnlich gefärbter Fleck wirklich das ist, was man sucht. Mit einiger Erfahrung findet man sowas dann sehr schnell und recht zuverlässig, die Frage nach dem Reifegrad wird aber meist erst unter dem Mikroskop beantwortet.
Zur Bestimmung:
Alle bestimmten Funde wurden mit mindestens zwei Quellen verglichen. Den Anfang macht hier natürlich Ellis & Ellis Microfungi on Land Plants.
Recht viele Bilder von Nebenfruchtformen gibt es dann noch auf dieser Seite:
https://picasaweb.google.com/abel.flahaut
Dazu kommen dann noch einige Artikel zu einzelnen Gattungen sowie Forenbeiträge, die ich jetzt nicht im einzelnen aufführe.
Fehler sind trotzdem nie ganz ausgeschlossen, gerade auf dem Gebiet.
Los geht's:
Alysidium resinae
Gefunden auf morschem Laubholz, wahrscheinlich Buche. Ist die Nebenfruchtform eines resupinaten Basidiomyceten der Gattung Botryobasidium.
Makroskopisch nur als schwarze Flecken auf ohnehin dunklem und feuchtem Holz zu erkennen. Erst bei 100-facher Vergrößerung sieht man statt einer schwarzen, homogenen Kruste kleinste Kügelchen.
Die Konidien selbst werden in Ketten gebildet, die allerdings sehr leicht zerfallen, was das Fotografieren schwierig macht.
Brachysporium bloxamii
Auf totem Laubholz, makroskopisch als schwarze Flecken zu erahnen, größere Kolonien wirken leicht filzig.
Cheiromycella microscopica
Heißt nicht umsonst "miroscopica", denn der ist makroskopisch gar nicht zu erkennen. Ich hab einfach ein kleines Stück morschens Fichtenholz eines liegenden, initialmorschen und mit Algen bedeckten Stammes mitgenommen und damit einen Zufallstreffer erzielt. Die Größe der Konidien ist ca. 9-18 µm.
Epicoccum nigrum
Makroskopisch nicht zu erkennen, aber an bisher jedem abgestorbenem Maisblatt, das sich schon graulich verfärbt hat, gefunden:
Oedemium sp
Ist die Anamorphe von einer Chaetosphaerella. In Frage kommen Chaetosphaerella fusca mit Nfr. O. didymum und Ch. phaeostroma mit O. minus.
Sporidesmiella hyalosperma
Ist sehr häufig auf allen möglichen Arten von Stängeln, hier auf Brombeere aber auch schon z.B. auf Binsen gefunden. Makroskopisch sind die recht entfernt stehenden, unter 10 µm breiten Konidienträger nicht zu sehen. Im Auflicht ist mir auch kein vorzeigbares Bild gelungen.
Torula herbarum
Lässt sich am zuverlässigsten auf alten, sehr feucht liegenden Brennnesselstängeln finden. Kann man makroskopisch als schwarze, flaumige Kruste von bis zu mehreren Zentimetern länge auf den Stängeln erkennen.
Und abschließend zur Entspannung noch was viel größeres, die Nebenfruchtform des Konidien-Schwarzbechers Holwaya mucida:
Viele Grüße,
Matthias