Hallo.
"Pratum" von Prater (lat.: Wiese), also irgendwie sowas wie Pilze, die auf der Wiese wachsen. Oder das die Wiesen behandelnde Thema. Ich glaube, das waren aufs Jahr verteilt noch ein paar mehr Sachen, aber muss ja nicht alles wiederholt werden. Außer den Saftlingen.
01: Arrhenia chlorocyanea = Blaugrüner Adermoosling
Eine schon durch die extravagante Färbung gut erkennbare Art. Wenn auch in Deutschland wohl nicht häufig. Und undankbar zu finden: 10mm Gesamthöhe ist für diese Art ein großer Fruchtkörper. Am besten sucht man die Umgebung von deformierten Becherflechten ab.
02: Arrhenia peltigerina = Hundsflechten - Adermoosling
Wohnt - wie der Name sagt - auf Hundsflechten. Auch hier sind die Fruchtkörper der Flechte im Mycelbereich des pilzes erkennbar angegriffen und sehen unfit aus. Mikroskopiert muss aber dennoch wereden, da es mehrere optisch nahezu identische Arten gibt.
03: Arrhenia retiruga = Blasser Adermoosling
Im Grunde auch eine makroskopisch gut zu bestimmende Art wegen den reduzierten Lamellen, den hellen Farben und dem Stiellosen Ansitzen direkt an Moosen. Wenn aber durch viel regenfälle und kaltes Wetter die Fruchtkörper bräunlich werden, können sie etwas ähnlich sein wie...
04: Arrhenia spathulata = Gezonter Adermoosling
Hier sollte man makroskopisch schon auf die +/- deutlich zonierte Hutoberfläche achten und auch auf die trichterigen Hüte, die wie bei Öhrlingen geschlitzt sind und in eine Art Scheinstiel auslaufen.
Auch diese Art bewohnt Moose, auch hier gibt es mit ungezontem Hut mindestens einen Verwechlungspartner, aber nicht...
05: Arrhenia velutipes = Flaumstieliger Adermoosling
Der wiederum Arrhenia peltigerina sehr ähnlich sieht, aber keinen Kontakt zu Hundsflechten hat. Auch mikroskopisch sind sich beide ähnlich, wenn auch die Stielhaare hier zahlreicher und etwas länger sind (auch makroskopisch schon gut sichtbar, und das meint nicht den Mycelfilz, der bei beiden Arten den Stiel hochklettern kann). Und die Sporen etwas kleiner. Wie einige andere Adermooslinge mit diesem Aussehen riecht der Pilz auffällig nach Geranien bzw. nach Cortinarius paleaceus.
06: Byssonectria terrestris = Spindelsporiges Aggregatbecherchen
Nein, das ist natürlich kein eigentlicher Wiesenbewohner. Eine Kollektion fand ich im Frühjahr im Wald, diese eben auf einer Heidewiese an einer Stelle, wo einiges an Kötteln von Hasen rumlag. Wildschweinspuren ließen sich allerdings nicht finden.
07: Clavaria vermicularis = Wurmförmige Keule
Gerne auch als Clavaria fragilis geführt. Links unscharf im Vordergrund eine nicht untersuchte Ramariopsis sp (Wiesenkoralle). Beim nächsten Taunus - Treffen will ich glaich am Anfang auf die Wiese, ja?
08: Clavulinopsis corniculata = Geweihförmige Wiesenkeule
Ausgehend von Farbe und Form eine im grunde gut erkennbare Art.
09: Clavulinopsis helvola = Goldgelbe Wiesenkeule
Die mit den stacheligen Sporen
10: Clavulinopsis laeticolor = Freudiggefärbte Wiesenkeule
Die mit den glatten Sporen. C. laeticolor und C. helvola können (wenn nicht ganz typisch ausgeprägt) ziemlich identisch aussehen.
11: Clavulinopsis luteoalba = Aprikosenfarbene Wiesenkeule
Kann ebenfalls zu Verwechslungen mit den obigen Arten Anlass geben. Bei typischer Ausprägung ist die Farbe und auch die Form allerdings schon ziemlich charakteristisch.
12: Clavulinopsis cf subtilis = Zartes Keulchen
Ramariopsis sp. = Eine Wiesenkorallen - Art
Jedenfalls lande ich nach Schlüssel in GPBWs bei dieser Art. Aber das Exsikat muss ich mir nochmal vornehmen und mit besserem Mikro untersuchen. Zumal da auch noch die Unklarheit ist, inwiefern das von Ramariopsis tenuicola abzugrenzen ist.
Exsikat wurde untersucht, Sporen sind fein warzig (was mit meinem damaligen Mikro nicht erkennbar war).
13: Entoloma incanum = Grünbrauner Zärtling
Sehr charakteristische Art mit blaugrünen Verfärbungen bei Verletzung und wunderlichem Geruch.
14: Entoloma infula = Bischofsmützenglöckling
Der wuchs lustigerweise nicht auf einer Wiese sondern im Kiefernwald angrenzend an einen Sandkasten (Dünenlandschaft / Heide / Trockenrasengesellschaft). Und da gehört er eigentlich hin.
15: Entoloma prunuloides = Mehlrötling
Am Rande einer Kalkmagerwiese unter Eiche. Makroskopisch hätte mir eigentlich Entoloma lividoalbum besser gefallen, aber bei Meinungsverschiedenheiten mit dem Mikroskop gebe ich bei Rötlingen meist nach.
16: Entoloma rusticoides = Dunkelblättriger Nabelrötling
Eine kleine, ziemlich düster gefärbte Art mit herablaufenden Lamellen, im Alter vertiefter Hutmitte und leicht strähniger Hutoberfläche.
17: Entoloma serrulatum = Gesägtblättriger Zärtling
Eine besonders hübsche Art, die sich vor allem an der ganz besonderen Lamellenschneide (sieht im Mikro aus wie Strukturen der Huthaut) gut erkennen lässt.
18: Geoglossum fallax = Täuschende Erdzunge
Gibt's also auch bei Mannheim. Und hätte ich blos nicht rein geguckt, es ist eben immer wieder fallax. Diese hier zeigten auch größtenteils unseptierte Sporen, selten septiert, einige gar hyalin. Immerhin der Rest (Paraphysen) passt. Und der genatterte Stiel.
19: Hemimycena mairei = Ellerlings - Scheinhelmling
Ja, der Name ist Programm. Begenete mir auf einigen Saftlingswiesen. Und es hat ein wenig gedauert, bis ich auf den trichter kam, daß es kein Saftling ist. Wenn man mal die Gattung hat, ist er nicht mehr schwer zu bestimmen.
20: Hygrocybe calciphila = Kalkliebender Saftling
Eher kleine Art mit schuppigem Hut und interessanten Kristallen in der Lamellentrama. Durchaus möglich, daß die Art tatsächlich kalkgebunden ist. Was nicht viel heißen muss, da die meisten anderen Saftlinge eher bodenvag sind, sich also auch auf Kalk tummeln können.
21: Hygrocybe cantharellus = Pfifferlingssaftling
Einer der schönsten Funde für mich in einer Heidelandschaft bei Dresden. Die sehr weit herablaufenden Lamellen sind zusammen mit den nicht farblich abgesetzten Hutschuppen und nicht moorigem Standort charakteristisch.
22: Hygrocybe ceracea = Zerbrechlicher Saftling
Der Vollständigkeit halber. Zusammen mit einigen chlorophanas eingesammelt und erst bei Stefan zu hause gemerkt, daß es was anderes ist.
23: Hygrocybe chlorophana = Stumper Saftling
Das waren die nämlichen. Hier ohne ceraceas dazwischen. Eine Art mit schmierigem, nicht spitzem Hut und etwas klebrigem Stiel, ausgebuchteten Lamellen und dicken Sporen. Die Farbven sind hier etwas sehr orange, normalerweise wäre der wohl gelblicher.
24: Hygrocybe coccinea = Kirschroter Saftling
Eine besonders beeindruckende Art, mittelgroß, leider begegnete mir nur ein einzelnes Exemplar.
25: Hygrocybe colemanniana = Dattelbrauner Ellerling
Muss nun eigentlich Cuphophyllus colemannianus heißen.
26: Hygrocybe conica = Schwärzender Saftling
Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, daß die meisten Saftlingsnamen mit c anfangen?
27: Hygrocybe fuscescens = Dunkelscheibiger Ellerling
Ist wohl nur eine Farbform vom Jungfernellerling und muss eigentlich auf Cuphophyllus virgineus var. fuscescens hören.
28: Hygrocybe insipida = Gelbrandiger Saftling
Eine eher kleine Art, farblich recht variabel (gelb bis rot) mit glattem, klebrigem Hut und Stiel und breit angewachsenen bis kurz herablaufenden Lamellen.
29: Hygrocybe irrigata = Grauer Saftling
Außergewöhnlich schleimiger Pilz! Es ist schier unmöglich, ihn festzuhalten. Sofort flutscht er einem aus den Fingern. Das gute daran: Es ist die einzige schleimige Art ohne herablaufende Lamellen und ohne Prachtfarben.
30: Hygrocybe mucronella = Bitterer Saftling
Leider war diese Kollektion nicht bitter. In Habitus und Farben erinnert der Pilz etwas an Hygrocybe insipida, die Hutform ist etwas anders, Hut und Stiel sind trockener. Besonders auffällig sind aber die wunderlich und ziemlich unterschiedlich geformten Sporen. Viele davon sehen aus wie Homers wunderbarer Rückrad - Zylinder.
31: Hygrocybe pratensis = Wiesenellerling
Auch der sollte aktuell in die Gattung Cuphophyllus eingeordnet sein (Cuphophyllus pratensis). Interessanterweise waren die Arten, die jetzt Cuphophyllus sind, bevor sie Hygrocybe waren, erstmal Camarophyllus.
Gibt es Camarophyllus als Gattung eigentlich noch?
Und was ist da jetzt drin?
32: Hygrocybe psittacina = Papagaien - Saftling
Auch bei dem hatte ich das Gefühl, daß der in diesem Jahr recht häufig war. Der sollte aktuell übrigens wohl Gliophorus heißen.
33: Hygrocybe cf reidii = Honigsaftling
Ein Fund von Anfang Dezember, bei kaltem Wetter und Dauerregen: Nach Honig roch da nichts mehr. Eher nach Fisch und nassem Dackel.
Ausgehend von der Optik und den schlanken, aber nicht eingeschnürten (fast schon zylindrischen) Sporen erscheint mir der Name am wahrscheinlichsten. Muss im nächsten Jahr auf Herz und Nieren geprüft und beschnuppert werden.
34: Hygrocybe russocoriacea = Juchtenellerling
Sieht tatsächlich aus wie eine kleine virginea und riecht ziemlich toll. Echt beeindruckend. Muss natürlich auch mittlerweile Cuphophyllus heißen.
35: Hygrocybe virginea = Jungfernellerling
Nach dem Schwärzenden Saftling wohl die häufigste Art in diesen Gattungen. Klar, Gattungen. Der hier mag natürlich auch Cuphophyllus genannt werden.
36: Lamprospora tortulae-ruralis = Drehzahnmoos - Moosling
Wird >hier< noch besprochen.
36: Lepiota lilacea = Lilaschuppiger Schirmling
Rannte auf die Wiese, wollte sicher auch mit ins Bild. Auch wenn er nicht lilaschuppig ist. Arten mit häutigem, unterseits schwarzem Ring gibt's aber nicht viele, Sporen und Huthaut erzählen den Rest.
Lepiota alba (Weißer Schirmling) und Lepiota oreadiformis (Glatter Schwindling) wären typische Wiesenbewohner hier in der Gegend, die beiden hatte ich aber schon gezeigt und muss Bilder sparen.
37: Lepista panaeolus = Horngrauer Rötelritterling
Etwas erkältet und etwas braun, ausgebuchtet angewachsene Lamellen, nicht hygrophane Huthaut, stattliche Größe und oft Wasserflecken chrakterisiern diesen Wiesenbewohner.
38: Lepista personata = Lilastiel - Rötelritterling
Eben noch reingerutscht, gefunden am 20.12. in Mannheim Käfertal gegenüber eines Baumarktes aufr Hundeklo.
39: Lepista sordida = Schmutziger Rötelritterling
Wächst nicht nur auf Wiesen. Aber oft.
40: Octospora neerlandica = Dünen - Moosbecherling
Wurde kürzlich >hier< diskutiert.
42: Omphalina pyxidata = Rotbrauner Nabeling
In den entsprechenden Habitaten ist die Art hier alles andere als selten.
Irgendwann sind die kleinen Pilzchen mit fast weißen Lamellen, stark gerieftem Hut und mit typischer Färbung ganz gut zu erkennen.
43: Pseudoclitocybe expallens = Ausblassender Gabeltrichterling
Also die etwas dünnfleischigere Art mit gerieftem Hutrand, hygrophanem Hut und etwas breiteren Sporen (im Vergleich zu P. cyathiformis). Ob man aktuell zwischen P. expallens und P. obbata trennen muss, weiß ich nicht. In diesem Fall wäre es aber ohnehin relativ klar, denke ich.
44: Pulvinula constellatio = Rotleuchtender Kissenbecherling
Eigentlich auch kein typischer Wiesenbewohner. Und Pulvinula convexella ist das Selbe. Ein hübscher Becher auf Erdreich (hier mal Sand) an gestörten Stellen.
45: Ramariopsis crocea = Goldgelbe Wiesenkoralle
Sehr zierlicher, graziler Pilz (gesamter Fruchtkörper kaum 2 cm hoch), anscheinend sehr selten in Süddeutschland. Aber wohl auch oft übersehen oder fehlbestimmt.
46: Rickenella swartzii = Lilastieliger Heftnabeling
Der graue Bruder des orangenen (Rickenella fibula).
47: Tulostoma brumale = Zitzen - Stielbovist
Die wahrscheinlich häufigste Art der Gattung, makroskopisch mittelgroß bis groß, Stiel ohne auffällige Schuppen, Peristom zylindrisch teilweise mit dunklem Hof.
Mikroskopisch sollte man immer auf die Kristalle im Capillitium und die verdickten Septen achten.
48: Tulostoma fimbriatum = Gewimperter Stielbovist
Arten mit gewimpertem Peristom gibt es etwas weniger. Diese hier zeichnet sich durch große, robuste Fruchtkörper mit weißgrauer bis blass beiger Peridie und runde, dicht warzige Sporen aus.
49: Tulostoma cf kotlabae = Dünen - Stielbovist ?
Tulostoma brumale = Zitzen - Stielbovist
Den muss ich noch eingehender untersuchen. Auffällig ist die geringe Größe der Fruchtkörper: Kaum 25mm Gesamthöhe, während umstehende T. brumale mit teils über 40mm deutlich größer waren. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal soll ein dunkler Hof (T. brumale) vs. kein dunkler Hof (T. kotlabae) sein. Bei T. brumale ist das aber wohl nicht ganz konstant. Allerdings sind die Peridien oft auch stark bereift, was eine dunkle Randung da verdecken kann.
Mikroskopisch bieten sich hier wenig Unterschiede, das auffälligste ist die unterschiedliche Kristallstruktur: Während T. brumale teils stark kristallin inkrustierte Capillitiumhyphen hat, findet sich das bei diesen Pilzen weniger, dafür finden sich zwischen den Hyphen andere, regelmäßig sechseckige Kristalle, wie man sie zB auch bei H. calciphila findet.
Dazu finde ich keine Literaturangaben. Mysteriös.
Ja, mysteriös sind manchmal die Variationsbreiten der Arten. Aber der gehört schon zu T. brumale.
50: Tulostoma melanocyclum = Schwarzbehöfter Stielbovist
In den Sandgebieten um Mannheim nicht selten, interessanterweise zeigen alle Kollektionen hier, die ich untersucht habe, rote Farbtöne am Stiel. Und einen wirklich sehr deutlichen schwarzen Hof um das Peristom.
Alles, was ich ohne roten stiel bisher untersucht habe, hat sich immer als T. brumale entpuppt. Allerdings hat Hartmut mal Bilder aus seiner Gegend gezeigt, wo diese Art keinen roten Stiel hat.
LG, Pablo.