Lamprospora tortulae-ruralis- Versuch einer hinreichenden Dokumentation

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.314 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rada.

  • Moosbecherchen haben es mir, neben den Dungpilzen und der Gattung Scutellinia, besonders angetan.
    Neben den üblichen Schwierigkeiten einer Bestimmung von Pilzarten allgemein, kommen hierbei noch die der Bestimmung des Wirtsmooses und der Nachweis der Infektion hinzu. Denn ohne dies, und ohne den Nachweis der Infektion des Wirtsmooses durch den Pilz, bleibt eine Bestimmung oft unsicher.


    Im Grunde besteht die Bestimmung also aus drei Schritten:


    1.) Ermitteln der makroskopischen und mikroskopischen Merkmale des Pilzes
    2.) Bestimmen des Wirtsmooses
    3.) Nachweis einer Infektion


    Dank Pablos Probe von Lamprospora tortulae-ruralis, die er hier


    http://www.pilzforum.eu/board/…alis?pid=268794#pid268794


    sehr schön vorgestellt hat, ist es mir mit viel Gefrickel gelungen, endlich mal alle drei Schritte vollständig zu dokumentieren. Zumindest soweit, dass eine Artbestimmung als vollständig gesichert angesehen werden kann.
    Das war mit Pablos Proben relativ leicht. Zum einen waren sowohl Pilz- als auch Moosart schon recht sicher bestimmt, es war also klar, wonach gesucht werden musste. Zum anderen erlaubt der sandige Boden ein recht leichtes präparieren der Moos-Rhizoiden. Bei klebrigen, lehmigen Böden ist das ungleich schwerer.


    Dennoch hat das alles recht ein paar Stunden gedauert, sicher auch wegen der fehlenden Routine. Was auf der Strecke blieb, ist die Qualität der Fotos. Sicher ausreichend für die Doku, ist das noch ein Nebenkriegsschauplatz den es zu erobern gilt.


    Nun gut....



    Lamprospora tortulae-ruralis




    Randhyphen





    Sporen


    Sporenmaße zwischen 16,5 - 20 µm. Das Ornament besteht aus unregelmäßigen, in der Größe stark unterschiedlichen Maschen. Anzahl der Maschen 9-13 im Durchmesser.






    Wirtsmoos


    Sytrichia ruralis Drehzahnmoos







    Infektionen


    Rhizoide=braun / Infektionsapparate = blau








    Zuletzt bleibt ein dickes Danke an Pablo für die Zusendung der Proben.



    Außerdem suche ich eine Arbeit von Döbbeler von 1979 über die Darstellung von Infektionsapparaten auf Rhizoiden. Leider weiß ich nicht unter welchem Titel die erschienen ist.

  • Ausgezeichnete Doku, Ralf!
    Auch die Fotos finde ich sehr gut gelungen!



    Außerdem suche ich eine Arbeit von Döbbeler von 1979 über die Darstellung von Infektionsapparaten auf Rhizoiden. Leider weiß ich nicht unter welchem Titel die erschienen ist.


    Mit der Arbeit kann ich dir leider nicht helfen, jedoch mit dem Titel.


    Döbbeler, P. (1979): Untersuchungen an moosparasitischen Pezizales aus der Verwandtschaft von Octospora. - Nova Hedwigi 31:817-864


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    Wunderbar, ich bin fasziniert.
    Vor allem die Dokumentation der Infektion ist hervorragend.
    Also an den Rhizoiden der Moose findet sich das, das will ich unbedingt auch mal suchen.
    Super dargestellt auch die Sporen, so schöne Bilder hatte ich da nicht hinbekommen.


    In jedem Fall also war es gut, die Sendung noch fertig gemacht zu haben. das hat sich gelohnt. :thumbup:



    LG, Pablo.


  • Danke Nobi. Ich hab sie inzwischen. :)



    Hallo Pablo,


    Deine Bilder waren immerhin gut genug, die Art mit ziemlicher Sicherheit zu bestimmen. So what, meine ersten Mikrofotos waren wesentlich schlechter.:)


    Das herauspräparieren der Infektionen ist ein arg Gefrickel, vor allem für Grobmotoriker wie mich.:D
    Ich habe unter dem Bino in Wasser den Sand vom Wurzelbereich eines befallenen Moosstängels abgespült und jedes kleine Sandkörnchen entfernt. Das Myzel der Becherchen sieht man dann recht gut, obwohl durchsichtig und fast wie Spinnenfäden erscheinend. Wichtig ist, jeden noch so kleinen Fremdkörper zu entfernen und nicht zu dicke Rhizoide zu wählen, denn sonst bekommt man das Präparat nicht ausreichend gequetscht.
    Ich habe viele unanständige Worte dabei benutzt.:D

  • Hallo Ralf!
    Faszinierend, Deine Dokumentation! Hier tun sich Welten auf, von deren Existenz ich vor einem Jahr noch nichts ahnte...
    Ich würde mich als "über den Tellerrand interessierte Speisepilzsammlerin" beschreiben und staune immer wieder Bauklötze, welch irre Strukturen Du und Deine Minipilz- und Mikroskop-Mitstreiter herausarbeiten und uns allen hier zu sehen gebt. Herzlichen Dank!

  • Hallo Ralf,


    da hat sich das Gefrickel aber gelohnt, einen phantastischen Beitrag hast du damit eingestellt.


    Einen dreifachen Nachweis zu führen zählt für mich zur Köningsklasse.
    Bei dir kommt das elegant und so leicht daher, davon lasse ich mich aber trotzdem nicht anstecken. Na ja, nicht so bald halt...


    Deine Aufnahme sind erste Ware, die Motive das Sahnehäubchen darauf.


    Kaum zu steigern, möchte man meinen. Interpretiere ich die letzte Aufnahme richtig hast du eine direkte Infektion dokumentiert.


    Neben Moos/- Pilzeinzelheiten zeigst du damit einen Vorgang. Jetzt muss ich aufpassen, nicht in die Superlativ-Lobhudelei abzugleiten.


    Danke, dass du dir die Mühe angetan hast & für's mitnehmen.


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

  • Hallo Tuppie, Hallo Karl,


    danke für das Lob. :shy:



    Hallo Peter,


    es freut mich, dass Dir die Doku gefällt.



    Interpretiere ich die letzte Aufnahme richtig hast du eine direkte Infektion dokumentiert.


    Das sind alles direkte Infektionen. Die blauen Gnubbel sind die Infektionsapparate. Die sitzen außen auf dem Rhizoid. Davon dringen dann die Hyphen ein.
    Auf dem letzten Bild ist ein Rhizoid genau in Höhe des Infektionsapparates gerissen. Nach links gehen die nun freiligenden Hyphen ab, nach rechts kann man sie im Inneren des Rhizoides sehen.