Mein 2014 Teil 9 - das Sammelsurium

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 4.420 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mykovino.

  • Liebe Forianer,


    ein frohes Neues Jahr Euch allen!


    2014 ist vorüber - da wird es Zeit, den Jahresrückblick zu Ende zu bringen.
    In diesem (letzten) Teil gibt es eine bunte Mischung von allem, was nicht so richtig in die Kategorien der übrigen Teile passen wollte.


    Wir starten mit ein paar Risspilzen.
    Am 1. November war ich ja mit Karl in seinem Depot unterwegs; dort fanden wir auch drei verschiedene Inocybe (die Karl gottseidank bestimmen konnte).


    Weißfilziger Risspilz Inocybe jacobi


    Struppiger Risspilz Inocybe lacera


    Wolligfädiger Risspilz Inocybe sindonia


    Während eines Seminars mit Lothar Krieglsteiner stießen wir auf


    Wolliger Risspilz Inocybe lanuginosa


    Schuppenstieliger Risspilz Inocybe terrigena


    Das hier ist ein Risspilz, den man an seiner Größe und an seinem unangenehm aufdringlich-süßen Obstgeruch erkennen kann:


    Birnen-Risspilz Inocybe fraudans


    Hier drei Lacktrichterlinge im Vergleich:


    Violetter Lacktrichterling Laccaria amethystina


    Rötlicher Lacktrichterling Laccaria laccata


    Braunroter Lacktrichterling Laccaria proxima


    In höheren Lagen der Nordeifel im sauren Fichtenwald stoße ich ab und zu auf diesen intensiv gefärbten Kerl:


    Blutroter Hautkopf Cortinarius sanguineus


    Wer an weiteren Cortinarien interessiert ist, sei an dieser Stelle auf einen Beitrag vom September verwiesen:
    Mit Karl in der Eifel


    In meiner Umgebung stoße ich immer öfter auf diesen giftigen Vertreter; diese Aufnahme stammt sogar aus einem Fichtenwald - dort erscheint er jedes Jahr mit zahlreichen Fruchtkörpern.
    (Ist die Bezeichnung eigentlich richtig?? Ich stolpere da auch über die Bezeichnung C. venenatum!?)


    Gift-Riesenschirmling Chlorophyllum brunneum


    Zum ersten Mal hatte ich im Herbst einen kleinen Schirmling in der Hand (wuchs auf Rindenmulch bei uns in der Siedlung), der schon beim Anfassen rötete wie Sau. Das Stöbern in der Literatur führte mich dann schnell zum


    Anlaufenden Egerlingsschirmling Leucoagaricus cf. badhamii
    (deshalb war die Nr. 7 aus dem APR nicht schwer zu erkennen :) )
    Es gibt wohl noch eine weitere, sehr ähnliche Art (L. americanus); da ich nicht weiß, wie man die unterscheidet, füge ich mal ein "cf." ein.


    Nach ihnen hatte ich die letzten Jahre vergeblich gesucht, in diesem Jahr gleich mehrfach gefunden:


    Herkuleskeule Clavariadelphus pistillaris


    In Karls Depot dann diese persönlichen Erstfunde:


    Heidekeule Clavaria argillacea


    Geweihförmige Wiesenkoralle Clavulinopsis corniculata


    Dann mal ganz was anderes - auf einem Fichtenstumpf gefunden.


    Berindeter Seitling Pleurotus dryinus


    Immer wieder schön anzusehen und - falls man Anis mag - zu schnuppern


    Grüner Anistrichterling Clitocybe odora


    Zum ersten Mal in der Hand, aber sofort zu erkennen:


    Keulenfuß-Trichterling Clitocybe clavipes


    Zwei Dreierreihen von ganz jungen Fruchtkörpern


    Gemeiner Safranschirmling Chlorophyllum rachodes

    Drei Tage später


    Bei uns noch nie gesehen, aber im Schwäbischen Wald häufig


    Habichtspilz Sarcodon imbricatus


    Bei uns dagegen häufig ist der Semmelstoppelpilz. In diesem Jahr fiel mir auf, dass diese Pilze extrem lange (mehrere Monate) im Wald stehen können, ohne sichtbar zu vergammeln. Am besten erkennt man das Alter an der Länge der Stacheln.


    Semmelstoppelpilz Hydnum repandum


    Nun kommen wir zu zwei Dachpilzen.
    Immer schön anzuschauen ist der


    Löwengelbe Dachpilz Pluteus leoninus


    Diese Exemplare habe ich massenweise auf Rindenmulch gefunden. Ich denke, es handelt sich um den


    Seidigen Dachpilz Pluteus cf. petasatus
    (edit: nach Hinweis von Zuehli handelt es sich wohl eher um den Rehbraunen Dachpilz Pluteus cervinus )




    Ein besonderer Helmling, der in den letzten Wochen öfters hier im Forum präsentiert wurde:


    Postament-Helmling Mycena stylobates


    In Karls Depot fanden wir diesen Fälbling:


    Dunkelscheibiger Fälbling Hebeloma mesophaeoum


    Nun mal im Vergleich diese beiden Winzlinge:


    Orangefarbener Heftelnabeling Rickenella fibula


    Violettstieliger Heftelnabeling Rickenella swartzii


    Bei Verletzungen läuft dieser Besiedler von Laubbaumästen dunkelrot an


    Runzeliger Blut-Schichtpilz Stereum rugosum


    Vor die Linse kam mir in diesem Jahr auch der


    Erdwarzenpilz Thelephora terrestris


    Nun weiter zu den Schüpplingen. Das hier ist natürlich einer der häufigsten, aber immer wieder fotogen


    Sparriger Schüppling Pholiota squarrosa


    Der hier ist mir aber zum ersten Mal über den Weg gelaufen


    Tonfalber Schüppling Pholiota lenta


    Im Schwäbischen Wald fanden wir den


    Safranroten Schüppling Pholiota astragalina


    Hier noch ein Vergleich von Grünblättrigem Schwefelkopf Hypholoma fasciculare (links), dem Schwefelkopfähnlichen Schüppling Pholiota subochracea (Mitte) und dem Safranroten Schüppling (rechts)


    Zum Abschied noch ein häufiger Vertreter, den ich aber noch nie so gut ins Bild setzen konnte.


    Klebriger Hörnling Calocera viscosa


    Sorry, der Beitrag ist ein bisschen länger geworden. Schön, dass Ihr trotzdem durchgehalten habt!
    Ich verspreche auch, dass es die letzten Pilzfotos aus 2014 waren.


    Hier geht es zu den anderen Teilen meines Jahresrückblicks:


    Mein 2014 Teil 1 - die Spröden mit Milch
    Mein 2014 Teil 2 - die Spröden ohne Milch
    Mein 2014 Teil 3 - Schöne Köpfe
    Mein 2014 Teil 4 - die Schläuche
    Mein 2014 Teil 5 - Weicheier
    Mein 2014 Teil 6 - viel Farbe
    Mein 2014 Teil 7 - die Glibbrigen
    Mein 2014 Teil 8 - mit Röhren


    Nun wünsche ich noch freudige Stunden beim superspannenden Finale des APRs und Euch natürlich ein spannendes Pilzjahr 2015


    Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd!


    Ein sehr schönes Sammelsurium.
    Das zweite Rißpilz - Bild mit den Heidekeulchen und dem Schwefelkopf (oder Galerina? oder Psilocybe?) im Hintergrund ist toll.


    Chlorophyllum brunneum passt.
    Chlorophyllum venenatum ist eine ungültige Kombination. Wenn, dann muss es Macrolepiota venenata heißen. Aber der Name ist eigentlich obsolet.


    Bei den rötenden Egerlingsschirmlingen gibt es noch einen ganzen Batzen weitere Arten. Wenn du den Gröger II zur Hand hast, kannst du da ja mal einen verwirrenden Blick reinwerfen. :evil:
    L. americanus soll ein recht kräftiger Pilz sein, annähernd so groß wie Leucoagaricus nympharum, und meist büschelig wachsen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Gerd,


    noch so ein schöner Beitrag von dir! Ich habe deine Teile 1-8 alle bereits mehrfach durchgelesen - toll gemacht! Irgendwie habe ich es nicht geschafft, dir zu jedem Beitrag einen Kommentar dazulassen (APR, Feiertage, du weißt schon... Stress! ;) ), daher hier mal ein Gesamt-Dankeschön! :)

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Von mir auch, ganz ganz tolle Zusammenstellungen. Das Bild mit den Keulen und co zwischen den Rißpilzen gefiel auch mir besonders gut. Und der Anistrichterling ist ein wirklich toller Pilz von farbe und duft!!!

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

    Einmal editiert, zuletzt von luckenbachranch ()

  • Hallo Pablo,


    danke für Deine Erläuterungen zu C. brunneum und zu L. americanus.
    (Den Schlüssel von Gröger besitze ich nicht, also kann keine Verwirrung eintreten :D )


    Hallo Sarah,


    dass Du die Beiträge sogar mehrfach gelesen hast, macht mich ja schon ein bisschen stolz :shy:


    Wenn ich das richtig mitbekommen habe, bist Du ja noch im Rennen beim APR, gehörst also zu den besten acht Teilnehmern - eine tolle Leistung! Da drücke ich doch die Daumen, dass es noch weiter nach vorne geht :thumbup:


    Dein Gesamtlob freut mich sehr.


    Hallo Juliane,


    es ist schön, dass Du Gefallen an meinen Zusammenstellungen findest!
    Ja, der Ansistrichterling ist schon ein interessanter Pilz; ich finde sogar, dass ein paar Exemplare davon sich in der Pfanne ganz gut machen (aber das ist natürlich Geschmacksache).


    Euch Dreien viele Grüße
    Gerd

  • Hallo lieber Gerd,


    wie immer ein Vergnügen - wieder tolle Sachen dabei. :sun:


    Wenn ich demnächst mal mehr Zeit habe, dann schau ich mir deine gesamten Jahresrückblicke nochmal in Ruhe an. Da freu ich mich drauf. :)


    Edit. Der Büschelige Egerlingsschirmling läuft auch erst safrangelblich an, und färbt dann um in braunrot.




  • Diese Exemplare habe ich massenweise auf Rindenmulch gefunden. Ich denke, es handelt sich um den


    Seidigen Dachpilz Pluteus cf. petasatus


    Glaube ich nicht, das wird cervinus sein. Beachte den Stiel, der sieht bei petasatus nicht so aus, außerdem spricht die "dellige" Hutform für den Rehbraunen.


    Hallo Harald,


    die Hutfarbe fand ich ziemlich ungewöhnlich für den Rehbraunen; auch das sehr büschelige Wachstum auf Holzspänen führte mich zum Seidigen.
    Aber Dein Argument, mal den Stiel anzusehen, lässt sich auch nicht von der Hand weisen: der sieht schon sehr nach dem Rehbraunen aus.


    Vielleicht hat ja noch jemand Erfahrung mit dem Rehbraunen in Massen auf Holzspänen???


    Vielen Dank Dir für den Hinweis


    Gerd
    [hr]
    Liebe Anna,


    vielen Dank für die Fotos vom Büscheligen Egerlingsschirmling.
    Er unterscheidet sich durch das safrangelbe Anlaufen ja deutlich - das habe ich jetzt also wieder gelernt ;)


    Euch wünsche ich noch eine gute (eis- und staufreie) Heimfahrt!


    Viele Grüße
    Gerd


  • Nun, die Hutfarbe des Rehbraunen kann von rein weiß über alle möglichen Grautöne bis dunkelbraun reichen. Und büscheliges Wachstum auf nährstoffreichem Substrat sollte auch kein Hinderungsgrund für die Art sein.


    Grüße
    Harald

    • Offizieller Beitrag

    Dieser Teil, lieber Gerd, gefällt mir ganz besonders.


    Ich hab nun alle zwei bis dreimal durchgesehen (ok, einmal nur überflogen :shy: ) um auch wirklich alles mitzukriegen.
    Bei diesem gefällt mmir einfach die Vielfalt, ich mag ´s halt gern bunt und ein bisschen "chaotisch". Da ist so ein Sammelsurium genau richtig :cool:


    Ja, der Ansistrichterling ist schon ein interessanter Pilz; ich finde sogar, dass ein paar Exemplare davon sich in der Pfanne ganz gut machen (aber das ist natürlich Geschmacksache).


    Euch Dreien viele Grüße
    Gerd


    Ich wollte ihn so gern probieren, hatte mir einige sehr schöne mitgenommen in 2014 (letztes Jahr klingt sooooooooo weit weg....) und dann, als sie in der Pfanne waren, gab es eine Ablenkung, weiß nicht mehr was, Kinder riefen, ich musste hoch, nach dem Rechten sehen, irgendwie sowas....und schwupp......eindeutig zu viele (eigentlich nur noch) Röstaromen in der Pfanne....:nana:


    Aber vielleicht kriege ich dieses Jahr nochmal eine Chance ;)


    lieben Gruß,
    Melanie

  • Aber vielleicht kriege ich dieses Jahr nochmal eine Chance ;)


    Liebe Melanie,


    da hast Du wohl gute Chancen :) , bei uns taucht er ab und an mal in größerer Zahl auf.


    Ich glaube, es war in 2013, als ich mal mit diversen essbaren Pilzen aus dem Wald kam, ein paar Maronen und Steinis, Mehlräslinge, eine Handvoll Graublättrige Schwefelköpfe, Waldchampis und eben Anistrichterlinge.
    Weil gerade ein Freund zur Weinprobe vorbei kam, haben wir daraus flugs eine Wein- und Pilzprobe gemacht. Ich habe also jeweils die Pilze einer Art angebruzzelt, wir haben sie - natürlich mit Wein - verkostet, und dann gings zur nächsten Art.


    Das Ergebnis war teils überraschend: die Anistrichterlinge fand ich durchaus interessant, also in kleiner Menge nicht zu aufdringlich; Maronen und Steinis waren eh klar; die eigentliche Überraschung waren die Schwefelköpfe, die sind ja genial lecker (man bekommt leider nur selten eine nennenswerte Menge zusammen); die Waldchampis sind auch sehr gut und die Mehlräslinge brauche ich nicht wieder.
    (Das Ergebnis bzgl. der Weine ist mir nicht in Erinnerung geblieben :/ )


    Fazit: manchmal ist es auch ganz spannend, das bunte Sammelsurium wieder zu ordnen ;)


    Viele Grüße
    Gerd


    P.S. Ich habe eben mitbekommen, dass Du unter den Top Five beim APR bist - dazu schon mal eine ehrfurchtsvolle Verbeugung (**hier musst Du Dir jetzt ein Smiley in Demutshaltung vorstellen).
    Ich drücke die Daumen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Gerd,


    Schwefelköpfchen sammle ich auch sehr gern! Und wenn ich Glück habe, lassen sie sich sogar in guter Menge (für eine Reinportion) finden.


    Waldchampis bisher leider nur vermadet oder schon vergammelt ;(


    und die Mehlräslinge sind mir eh nicht geheuer :D


    So eine Wein-/Pilzverkostung kann ich mir gut vorstellen, selbstverfreilich ohne Faltentintlinge <X :D


    so kriegt man vielleicht auch Pilzskeptiker auf den Geschmack....wenn der Wein erstmal wirkt...:D


    nun sind wir noch zu viert.......aber ich denke, meine Urkunde ist die Nächste. Und darauf bin ich auch wirklich stolz, hatte nicht damit gerechnet, überhaupt so weit zu kommen. Hab viel zu wenig recherchiert diesmal. Zeit ist einfach immer zu knapp.


    lieben Gruß,
    Melanie

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.



    aber ich denke, meine Urkunde ist die Nächste.


    Abwarten, Melanie. Ich hatte schon so meine Fehlversuche bisher und noch zwei Zitterlinge, bei denen ich unsicher bin. ;)


    Mehlräslinge sind gar nicht so schlecht, aber da ist es wie bei Maipilzen: Man muss mit dem speziellen Geschmack was anfangen können. Geht im Mischgericht gut, alleine aber irgendwie seltsam.


    Hypholoma capnoides gehört zu meinen absoluten Lieblingspilzen, zusammen mit Reifpilzen, verschiedenem Gemörch und Stockschwämmchen.
    Wenn man größere Nadelwälder in der Umgebung hat, dann steigt die Chance auch auf reichhaltige Funde. Ich kenne da so einen schönen Fichtenhochwald in der Nähe vom "Langen Kirschbaum" im Odenwald, da stehen zu günstigen Zeiten mehr, als man in eine Schubkarre laden könnte. :)
    Und auch gut: Bei günstiger Witterung findet man die ganzjährig.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Maipilze schmecken mir im Mai noch ganz gut. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man zu dieser Zeit noch nicht mit anderen Speisepilzen verwöhnt ist.
    Ich finde es immer lustig, wie man sich - auf der Jagd nach Morcheln - anfangs über die vielen Maipilze freut, die einem dabei fast zwangsläufig begegnen, und sie später genauso konsequent ignoriert (sobald man die ersten Speisemorcheln entdeckt hat) :D


    Was die Schwefelköpf angeht: den Grünblättrigen finde ich überall und ständig, aber den Graublättrigen leider relativ selten :(
    Den Reifpilz habe ich erst einmal gesehen, aber noch nicht in der Pfanne gehabt.


    Auch Dir natürlich noch beide Daumen fürs APR!
    Ehrfurcht vor Deinem großen Wissen habe ich ja schon länger, weshalb mich (und wahrscheinlich auch kaum jemand anderen aus dem Forum) ein Platz auf dem Treppchen nicht überraschen würde.


    Viele Grüße
    Gerd