Variationen in Weiß und Fastweiß I

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 5.924 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo liebe Foristen,
    mit "Variationen in Weiß und Fastweiß" meine ich nicht den Fastschnee (vorgestern) oder Schnee (gestern und heute) draußen
    00

    auch nicht den fast immerzu weißen, weiß-grauen bis dunkelgrauen Dezemberhimmel,
    01

    weder die Lachmöven-Wintergäste (Chroicocephalus ridibundus im Schlichtkleid),
    02

    noch Familie Schwan
    03

    sondern natürlich PILZE, so langweilige kleine und größere weiße ....
    Da haben sich im Laufe der letzten Monate wieder welche angesammelt, die sich für eine Zusammenstellung anbieten.
    Teilweise begebe ich mich mit der Benennung auf GLATTEIS, das ist ja auch irgendwie weiß/ fastweiß.
    Da sind dann eure Kommentare als Streugut gefragt, mal sehen, ob es dann weniger rutschig wird ...



    04_Marasmiellus ramealis
    , Ästchen-Zwergschwindling (August)
    sieht man ja recht häufig. Hier wie üblich auf einem Ästchen.
    Gestutzt habe ich, weil es nur so vereinzelte Pilze waren und die Stiellängen-/ Hutgrößenrelation mir etwas ungewöhnlich vorkam.

    05_Marasmius rotula, Halsband-Schwindling (August)
    Der Kollar ist gut zu erkennen (wuchs auf kleinem Rindenstück, abgelöst)


    06_Mycena cf.stylobates, Postament-Helmling (vgl. auch Mycena tenuispinosa) (August), den hatte ich schon gezeigt.
    Jedenfalls einer aus der Sektion Basispedes, toller Mycena-Schlüssel hier:
    http://home.online.no/~araronse/Mycenakey/
    Demnach hätte (nach makroskopischen Merkmalen) M. tenuispinosa zwar die Huthaut so "prickelig", M. stylobates manchmal aber "etwas rauhaarig",
    ABER: M. tenuispinosa sollte auf Rinde wachsen, Basalscheibe sehr klein (1mm) , M. stylobates auf Blättern (wie hier) und Basalscheibe deutlich bewimpert am Rand und bis zu 2 mm im Durchmesser.


    07_Mycena cf. alba
    , Weißer Rindenhelmling (September), den hatte ich auch schon mal eingestellt.
    Da gibt es ja auch wieder ähnliche ..., aber vom Lamellenbild her "gefällt" mir der am besten.
    http://home.online.no/~araronse/Mycenakey/alba.htm


    08_Roridomyces roridus (Mycena rorida), Kleiner Schleimfuß-Helmling
    schön eindeutig


    09_Mycena capillaris
    , Buchenblatt-Helmling
    Den könnte man mit der ähnlichen Art Mycena polyadelpha (Eichenblatt-Helmling) verwechseln, die hin und wieder auch auf Buchenblättern wachsen soll, aber weniger deutlich ausgeprägte Lamellen hätte und keinen bräunlichen Stiel. Es gibt auch noch mehr Arten in der Sektion Polyadelpha, meist aber nur auf einem bestimmten Substrat, kleine makroskopische Unterschiede scheint es auch meistens zu geben.
    http://home.online.no/~ararons…key/polyadelphia_sect.htm


    GLATTEIS:
    10_cf. Hemimycena cucullata, gibsweißer Scheinhelmling (oder H. lactea, milchweißer Scheinhelmling)
    Jedenfalls habe ich keinen passenden Helmling gefunden ... und Scheinhelmlinge gibt es auch so ein paar ...
    Und rein-weiß sind meine Pilze nicht, müssen sie aber auch nicht sein. H. cucullata wird eher im Zusammenhang mit Laubwald (und Pflanzenresten dort), H. lactea eher mit Nadelwald in Verbindung gebracht. Die Pilze wuchsen auf einem Ästchen bei Buchen, kein Geruch oder sonstige Auffälligkeiten, die man nicht im Bild sehen würde.


    GLATTEIS:
    11a_cf. Mycena speirea, Bogenblättriger Helmling (Oktober)
    ---> EDIT 2015: aus meiner heutigen Sicht müsste das Marasmiellus candidus sein, den ich 2015 wieder gefunden habe: http://www.pilzforum.eu/board/thema-marasmiellus-candidus



    Er wuchs auf dünnen Ästchen, schon öfter gesehen, Hut bis ca. 1 cm, Lamellen entfernt stehend, herablaufend, KEINE deutlichen untergemischten Lamellen, KEINE deutlichen Anastomosen, Stiel kompakt, nicht durchscheinend, unten immer etwas dunkler. Ganzer Pilz leicht behaart.
    Zum Vergleich 2 weitere Bilder von 2008 (auf dickem Totholz) und 2013 (auf Ästchen), die ich rückblickend für den gleichen Pilz halte.


    (http://home.online.no/~araronse/Mycenakey/speirea.htm

    Man sieht auf Bildern häufig einen viel längeren Stiel, das muss aber wohl nicht so sein.



    oder: Hemimycena cephalotricha oder ähnliche Hemimycena, aber eher auf Rinde, nicht auf dünnen Ästchen

    http://www.funghiitaliani.it/index.php?showtopic=54350 (da sieht man deutliche untergemischte Lamellen)

    http://www.pilze-basel.ch/Mark…mycena_cephalotricha.html

    oder gar: Delicatula integrella, genabelter Schleierhelmling

    http://www.pilzbestimmer.de/Detailed/10353.html

    Aber queradrig waren die Lamellen nicht, auch der ganze Pilz nicht so durchscheinend)



    Wieder was Einfacheres:
    12_Mycena zephirus, Rostfleckiger Helmling (Oktober), in Nadelstreu,
    der älteste Pilz mit Helmlingsschimmel, Spinellus fusiger



    SCHON WIEDER GLATTEIS:
    Da standen noch ältere Pilze, sehr zerfleddert, ich dachte: das muss so ein giftiger Trichterling sein.
    Und weil die nicht mehr "hübsch" waren, suchte ich im direkten Umfeld nach jüngeren Exemplaren und fand diese hier, der größere Pilz war 7 cm im Hutdurchmesser, Lamellen sehr eng stehend, mit gelblich-"apricot" Schein (etwas stärker "apricot", als auf dem Bild ersichtlich), Hutrand ganz ordentlich umgebogen, Stiel unten leicht verdickt mit Mycelfilz, Stiel nicht hohl, Geruch etwas undefinierbar, leicht süßlich, ein bisschen fruchtig (Sporenpulver weiß-creme), NUR Buchen dort (auf Kalk, Hochrhein 450 m)
    ABER JETZT KOMMT'S:
    die frischen Pilze waren auf Hut mit einer Art Schleimschicht bedeckt, ziemlich glänzend und feucht, ich dachte: doch ein Schneckling (wie "schleimig" dürfen "trockene" Schnecklinge in frischem Zustand sein ?), nach Abspülen der Huthaut mit Wasser blieb sie allerdings stumpf, alle anderen Merkmale sehen eigentlich passend für Clitocybe cf. phyllophila (s.l.)aus.
    Aber die dürften doch keinesfalls schmierig-schleimig sein ??? HIIIIIIIIIIILLLLLLLLLLLFFFFFFFFFFFFFFEEEEEEEEE!
    Dann heute im Forum gesehen und nachgelesen: Leucopaxillus rhodoleucus, der Rosablättrige Krempentrichterling.
    Wäre das eine Option? Wie soll der eigentlich riechen ? Ich habe einige Zeit damit verbracht, überhaupt etwas Näheres zu finden, z.B. zur Hutoberfläche.
    Hier http://www.fliegenpilz-wf.de/pilzraritaeten2 steht:

    Zitat


    Nur frische Fruchtkörper weisen eine klebrige Hutoberfläche auf; die rosafarbenen Lamellen
    sowie die zartrosa Fleckung verblassen mit zunehmender Trocknung.


    13_Clitocybe versus Hygrophorus versus Leucopaxillus



    Jetzt aber ein richtiger Trichterling:
    14a_Clitocybe cf. candicans, Wachsstieliger Trichterling
    auch im Laubwald, bei bemoostem Buchenstumpf, ca. 4 cm Hutdurchmesser und bleicher die Farben, die Lamellen ließen sich leicht ablösen, der Geruch leicht süß-säuerlich.


    Spannender Pilz, auch etwas unklar: gefunden auf stark bemoostem recht morschen Laubholzstamm
    15_cf. Ossicaulis lignatilis, Holztrichterling ODER Clitocybe truncicola, weißer Holztrichterling
    Makroskopisch passt Ossicaulis viel besser (Lamellenansatz, Oberfläche nicht ganz glatt, Stiel nicht glatt), allerdings fehlte der für Ossicaulis typische Mehlgeruch, der deutlich vorhanden sein sollte. Die Pilze waren zwar sehr klein (der größte P. hatte 15 mm Hutdurchmesser), aber auch kleine Pilze können deutlich riechen, hier habe ich aber ganz und gar nichts wahrnehmen können. Clitocybe truncicola sollte geruchslos sein (aber mit glatter Oberfläche und auch mit untem leicht verdickten Stiel und mit Mycelfilz)


    Zur Entspannung, ganz klar
    16_Oudemansiella mucida, beringter Buchenschleimrübling (November)
    nur nicht so weiß, wie man immer denkt



    Auch was Schönes, sogar essbar (nicht probiert)
    17_Hygrophorus pustulatus, Schwarzpunktierter Schneckling (November), bei Nadelbäumen (Fichten, Lärchen, Douglasien)


    Fortsetzung folgt in einem zweiten Teil
    LESEFUTTER FÜR DIE PAUSEN DES EVENTS :)

  • Hallo abeja!


    Das sind ja feine Pilzchen! Die werde ich mir morgen nochmal genauer angucken und die Fotos genießen und den ein oder anderen nochmal nachschlagen.


    Die norwegische Mycena-Seite ist toll! Die ist mir auch schon untergekommen!

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Hallo abeja


    Du machst wunderschöne detailreiche Aufnahmen. Leider wird es ohne mikroskopiche Absicherung in den meisten Fällen bei cf. bleiben, auch wenn Du Dir wirklich viel Mühe gegeben hast.


    Einwände habe ich habe ich lediglich bei 10. H. cucullata hat viel dichter stehende Lamellen. H. lactea kenne ich nicht so glockig. Ich denke eher an Mycena.


    LG Karl

  • Hallo abeja!


    Nochmal prima Aufnahmen!
    Über einige würde es sich wohl lohnen, gesondert zu diskutieren. Leider geht das gerade bei sehr hellen Pilzen eben makroskopisch nur dort, wo man meint, sich wirklich etwas besser auszukennen.


    Diese gewöhnliche Mycena speirea z.B. glaube ich zu kennen. Das, was du zeigst, sollte was Besseres sein. M. speirea hat meistens olivlich-braun getönte Hüte mit deutlich herablaufenden Lamellen.


    Auch Marasmiellus ramealis stellt mich so alleine wachsend mit viel zu dickem Stiel im Verhältnis zum Hut nicht wirklich zufrieden. Selbst Nr. 05, der Halsbandschwindling macht mich mit dem gänzlich braunen glänzigen Stiel und den ausgebreiteten Hüten nicht wirklich glücklich.


    Was ich dir makroskopisch mit gutem Gewissen bescheinigen kann ist Mycena zephirus (wunderbar getroffen) und der Schleimstiel-Helmling (Roridomyces roridula).


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    145-15 (Teilnahme APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (Teilnahme APR 2024) = 133+5 Honorar APR = 138+8 (APR-Treppchenwette 2.Pl.) = 146+4 (APR-Früh-Joker-Bonus 1.Pl.) = 150+15 (Phalprämierung 2. + 5. Pl) = 165


    Link: Gnolmengalerie

    Link: Auflösung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Liebe Abeja,


    du machst wirklich schöne Fotos und diese weiße Serie ist visueller Genuss. Danke dafür...

  • Auch ich reihe mich ein in den Kreis der Bewunderer.
    Weiße Pilze detailreich zu fotografieren gehört zur hohen Schule der Pilzfotografie!
    Dir ist das ausgezeichnet gelungen! :thumbup:



    Mein Gott, sind die Kleinen faszienierend, wie um Himmelswillen bestimmt man die ? Gibt es darüber allgemeinzugängliche Literatur?


    Die gibt es natürlich, hat aber auch seinen Preis!
    Ausführlich auf ca. 700 Seiten behandelt Giovanni Robich die Gattung Mycena. Er stellt 117 Arten vor. (Mycena d'Europa, 2003)
    107 Arten findest du im Pilzkompendium Bd. 3 von Erhard Ludwig.
    Als Beispiel mal 2 Seiten mit weißlichen Helmlingen.
    Mycena.pdf


    Zur wahrscheinlich besten Website hat abeja bereits verlinkt.


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72

  • Hallo,
    leider hatte ich erst heute spät Zeit, hier ins Forum zu schauen.
    Danke für die vielen Kommentare, ist mir schon klar, dass die kleinen Weißen nicht hundertpro. sicher makroskopisch zu bestimmen sind.


    Aber was meint ihr denn zu dem besonders glatten Glatteis Nr. 13 und 15, würdet ihr das auch so sehen, oder gibt es noch andere Alternativen?
    Oder noch eine andere Möglichkeit für 11, hake ich mal nach :), der hatte schon 3 Namen inzwischen