Earthlings - Erdlinge

Es gibt 60 Antworten in diesem Thema, welches 14.942 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Juergen-M.

  • Hallo Gábor,



    Allein des Pudels Kern sitzt m.E. viel tiefer:
    Homo sapiens ist nun mal eine auf Expansion und Unterdrückung ausgelegte Spezies!


    Nur eine bestimmte "Sippe" aus der Spezie Homo sapiens, und zwar diejenige, aus der Gegend des fruchtbaren Halbmonds (vorderer Orient), die eine hierarchisch organisierte Agrikultur "entwickelt" hat. Die Expansion über den ganzen Globus war beispiellos und hat eben andere Kulturen, die nachhaltig lebten, den Garaus gemacht. Was wir heute auf unserem Planeten haben, ist eine menschliche "Monokultur", gleichgültig aus welchem "Kulturraum" sie kommt = diese, unsere Monokultur ist hierarchisch, expansiv und beutet die natürlichen Ressourcen aus.


    Zitat

    Ich denke, genau hier müsste man ansetzen.
    Allein dazu müsste man aus seiner eigenen Homo sapiens-Haut schlüpfen können.


    Aus der müssen wir eigentlich gar nicht schlüpfen, nur aus unserer Kultur aussteigen, aber das ist leicht gesagt;-)



    Zitat

    Nur befürchte ich, dass das noch eine ganze Weile dauern wird.
    Man müsste doch den gierigen Heuschrecken unter uns erst mal eine Alternative zu einer auf Wachstum basierenden Gesellschaft aufzeigen.


    Eine Alternative wäre für viele das, was man ein "besseres Leben" nennt. Die Heuschrecken leben natürlich erst mal in Saus und Braus (die ersten paar Generationen), aber es liegt in der Natur der Sache "Heuschreckenplage", dass das bald vorbei ist - was macht man dann?


    Ich denke mir, kein Mensch, der ohne Not ist, würde gerne in einem Betrieb arbeiten, wo Tiere in Massen gequält werden. Dies wird kaum der Lebenstraum irgend eines Menschen sein. Die Ärmsten der Ärmsten müssen so ihr Geld verdienen. Kein Mensch mit guter Ausbildung und einem intakten Elternhaus, wird einem Pelztier eine elektrische Analsonde einführen wollen, oder in einem Pekinger Hinterhof einem lebenden Hund das Fell über die Ohren ziehen. Es gibt natürlich auch Menschen, die sadomasochistisch veranlagt sind, und deren Träume man lieber nicht wissen will, aber ich glaube tatsächlich, dass die meisten Tierquäler aus dem Film "Earthlings" keine Sadomasochisten sind, sondern lediglich unterprivilegiert und durch die Arbeit verroht, oder auch kulturell so geprägt, dass ein Leiden der Tiere nicht wahrgenommen wird.


    Noch ein paar Worte zum Fleischkonsum. Da die Quelle eines produzierten Stück Fleischs heute bis auf wenige Ausnahmen kaum recherchiert werden kann, ist es sicherer, auf Fleisch zu verzichten. Es ist sowieso gesünder, aber das hatte ich ja schon geschrieben. Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, ist in Ländern, die kaum Schweine- und Rindfleisch aus Massenzucht verwenden, signifikant geringer!


    Grüßle
    Jürgen
    [hr]
    Hallo Ralf,



    naja, der evolutionäre Schritt geht nach hinten. Das wäre an sich nicht schlimm, aber man vergisst leicht, woher wir stammen und wie wir uns zu dem entwickelt haben, was wir sind.


    Der Mensch ist ein Mischköstler, der Fleisch nur in aufgeschlossener Form gut verdauen kann. Man geht heute davon aus, dass die Hominiden eher Aasfresser waren, und ganz besonders scharf waren auf Kochenmark; also in erster Linie Knochmarksschlürfer;-) Der spätere Eiszeitmensch war dann vermutlich ein großer Fleischfresser vor dem Herrn,-), der mit dem wandernden Wild mitzog - wie später die Indianer der Great Plains oder die Inuit. Allerdings konnte er Fleisch nur gesotten oder gebraten verdauen - wie wir heute auch!.


    Dass Menschen sich rein vegetarisch ernähren ist nichts ungewöhnliches, und auch keineswegs eine Errungenschaft der modernen Zeit. In Indien ist der Vegetarismus schon seit vielen Jahrhunderten weit verbreitet, auch essen alle "Dschungel- oder Regenwald-Bewohner" überwiegend vegetarisch (frutarisch). Also von "evolutionärem Rückschritt" kann hier keine Rede sein - es ist sowieso fraglich, wer das denn entscheiden darf, ob ein evolutionärer Schritt ein Fort- oder Rückschritt sein soll - das wird wohl nur von einem Umstand entschieden: Ob der Fortschreitende ausstirbt oder nicht. So wie es aussieht reißt uns unsere Kultur in den Abgrund, und nicht nur uns, sondern eben auch viele andere "Earthlings". Klug genug wären wir ja, etwas zu ändern!


    Grüßle
    Jürgen

  • Hallo Bea,



    Die Endlösung wäre es müssten wohl ca. 75% der Menscheit sich einfach in Luft auflösen und der Rest muss sich im Selbstversorgertum behaupten, um wieder auf dem Grundsatz des "survival of the fittest" zu passen. Doch wir werden zwangsläufig wieder auf dem gegenwärtigen Punkt zurückkommen, denn wir sind nunmal der Platzhirsch hier auf diesem Planeten ...


    Was die meisten von uns nicht wissen, und was auch kaum unterrichtet wird, ist, dass der Mensch die längste Zeit seit seiner Entstehung, nämlich fast 3 Millionen Jahre lang, nachhaltig und nicht expansiv gelebt hat! Als Sammler & Jäger, oder als eine Art Kleinbauer, der nicht hierarchisch organisiert war (sondern in Stämmen und Sippen). Solche Kulturen gibt es heute auch noch, allerdings können sie nur in Schutzgebieten oder Reservaten existieren. Es stimmt also nicht, dass der Mensch zwangsläufig als Platzhirsch den Planeten dominieren muss - nur weil unsere Kultur es macht.


    Grüßle
    Jürgen

  • Dabei darf man nicht vergessen, daß in den Zeiten aber der Nachwuchs oft von Krankheiten etc dahin gerafft wurde und auch die erwachsenen Menschen von Seuchen ausgerottet wurden, wenn sie sich zu sehr vermehrten- natürliches Gleichgewicht ist grausam, aber funzt halt nur so. Wenn der Mensch sein heutiges Wissen neben der Vermeidung von Krankheiten auch in die Vermeidung von zuviel Nachwuchs stecken würde, könnte es so funktionieren,aber nur theoretisch....


    nun ja....
    sagte die eine Erde zur Anderen; Mir gehts total schlecht- ich hab Homo Sapiens
    sagt die andere Erde: Och das geht von alleine wieder weg

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

  • Hallo Jürgen,


    Zitat

    –žAus der müssen wir eigentlich gar nicht schlüpfen, nur aus unserer Kultur aussteigen, aber das ist leicht gesagt;-)–œ


    das ist wahrlich leicht gesagt, denn spätestens seit Agenda 2010 steuern wir zumindest hier in Deutschland einer immer mehr und mehr materialistisch geprägten Gesellschaftsform zu.


    So ziemlich alles wird einer Rentabilitätsprüfung unterzogen, und zwar mit allen Konsequenzen.
    Manch ein Lehrstuhl wurde mittlerweile an deutschen Universitäten geschlossen, denn einfach nur philosophieren oder gar forschen aus purer Neugierde rentiert sich einfach nicht.


    Ich behaupte mal kühn, dass wirtschaftliche Rentabilität und persönliche Vorteilnahme miteinander doch sehr verwandte Begriffe sind. Es wird in beiden Fällen doch schlicht danach gefragt, was für ein wirtschaftl. Vorteil hinter dem Handeln eines einzelnen oder aber auch einer Institution steckt.


    Wir erinnern uns: pers. Vorteilnahme ist das, was uns in den letzten Jahren sowohl von unseren politischen, als aber auch geistlichen Führern quasi als Tugend eindrucksvoll vorgelebt bzw. vorgebetet wurde. Es scheint sogar schwierig, dagegen seinen Nachwuchs abzuschirmen –“ es sei denn, man erteilt ihnen ein Dauerverbot, sich die aktuellen Nachrichten anzuschauen.


    Wenn man sich z.B. für Speisepilze interessiert, verstehen das alle sofort.
    Allein wenn man sich Fliegenschiss ähnliche Strukturen auf vertrockneten Ästen Nächte lang unter dem Mikroskop anschaut –“ und zwar nicht, weil man das z.B. beruflich macht oder sonstwie mittelfristig Geld damit verdient - wäre das glatt ein Fall für den Rotstift ;)


    Und sich an einem lauen Sommerabend die Sternschnuppen anzuschauen, nur weil das ein selten schönes Naturschauspiel ist, wäre dann natürlich auch nicht OK.
    Dabei muss man sich doch zumindest etwas wünschen, denn wo bleibt sonst der persönliche Vorteil bei der Sache?


    Ich finde, das hat doch alles irgendwie miteinander zu tun.
    Es muss in jedem die Bereitschaft da sein, ohne Hintergedanken auch einfach mal geben zu können –“ und zwar ohne dafür auch gleich etwas zu erwarten.
    Die Paar Tage um Weihnachten herum für das schlechte Gewissen reichen da m.E. leider nicht ganz aus...


    LG, Gábor


  • auch essen alle "Dschungel- oder Regenwald-Bewohner" überwiegend vegetarisch (frutarisch).


    Das stimmt, liegt aber daran, dass man im Dschungel kaum an Fleisch kommt. Alle dieser sog. "primitiven" Völker essen Fleisch wann immer sie können.




    Oft findet man Argumente für Fleischkonsum im Sinne von:


    "Der Mensch ist die Krone der Schöpfung, die Tiere sind uns untertan, und weil wir es können, dürfen wir sie essen."


    Es muss in jedem die Bereitschaft da sein, ohne Hintergedanken auch einfach mal geben zu können –“ und zwar ohne dafür auch gleich etwas zu erwarten.
    Die Paar Tage um Weihnachten herum für das schlechte Gewissen reichen da m.E. leider nicht ganz aus...


    LG, Gábor


    Diese beiden Zitate hängen unmittelbar zusammen.


    Der Mensch ist keineswegs die Krone der Schöpfung. Er hat den anderen Kreaturen gegenüber lediglich den evolutionären Vorteil, ein Selbstbewusstsein und ein ausgefeiltes strategisches Denkvermögen zu besitzen. Es ist im übrigen ziemlich sicher, dass dieser Schritt durch die Möglichkeit Fleisch durch erhitzen besser aufschließen zu können, erst ermöglicht wurde. Hätte der Urmensch das nicht geschafft, würden wir uns auch heute noch überwiegend pflanzlich ernähren, und auch die heutigen Veganer würden noch jedes Karnickel dessen sie habhaft werden können mit einer Keule erschlagen und roh verzehren.


    Wir können aber dennoch den natürlichen Instinkten nicht entkommen und werden immer ein Raubtier bleiben. Immer bestrebt, das was ihm persönlich am besten bekommt, in möglichtst großer Menge haben zu wollen.
    Und es ist ebenso natürlich, dass diejenigen die wenig haben dafür sind, dass diejenigen die mehr haben, dieses mit den übrigen teilen. Dieses streben geht jedoch nur nach oben. "Solange es einen gibt, der noch mehr hat als ich, soll der gefälligst abgeben. Ich werde das nicht tun."
    Das sind Urinstinkte, gegen die wir nicht ankommen. Wie auch ein Löwe oder Schimpanse niemals ohne Zwang auf vegane Kost umsteigen wird, weil er Mitleid mit seiner Beute hat.


    Moral, Empathie und die Einhaltung gesellschaftlicher Regeln sind unmittelbar abhängig vom Grad der Sattheit. Sowohl bezogen auf Nahrung, wie auch auf Gefühle wie Mitleid. Und gleichsam verdrängt die Sattheit auch den Grad der religiösen Abhängigkeit. Religionen sind die Flucht derer die hungern in die Hoffnung, dass es durch eine höhere Macht besser werden wird.


    Wir Menschen sind keineswegs "besser" als die übrigen Kreaturen auf unserem Planeten. Wir sind lediglich in der Lage unsere Umwelt und Lebensumstände so zu gestalten, dass wir uns diesen Anschein vorgaukeln können.


    Das wirklich schlimme daran ist, dass wir trotz aller geistigen Überlegenheit nicht in der Lage sind zu verstehen, dass wir uns auf Dauer damit selbst die Existenzgrundlage entziehen.
    Wir wären durchaus in der Lage, unsere eigene ungebremste Vermehrung einzudämmen. Sowohl verstandesmäßig, als auch faktisch. Aus evolutionärer Sicht haben wir diesen Punkt jedoch nicht erreicht, überwiegen noch die Instinkte des Habenwollens, der eigenen Vorteilnahme und der absicherung der eigenen Art durch möglichst viele Nachkommen. Und das wird sich niemals ändern, denn wir können die Naturgesetze nicht ausschalten.


    Was daraus folgt ist, dass die hungernden dieser Welt nach Fleisch ( "hungernd" und "Fleisch" hier stellvertretend für alles , nachdem wir streben) rufen, während die satten Ihren Stand bewahren und lediglich ein schlechtes Gewissen beruhigend, von dem abgeben, was für sie keinen Wert hat, also verzichtbar erscheint.

  • Hallo Ralf,


    wir argumentieren jetzt natürlich vom Standpunkt von Wesen aus, die meinen, die Evolution weitestgehend verstanden zu haben.


    M.E. kann es aber nicht der Sinn einer Entwicklung sein, nach Jahrmillionen aus vielen Spezies eines Planeten irgendwann einmal durch Mechanismen wie Selektion, Mutation und auch Anpassung an sich verändernde Bedingungen zuerst eine bestimmte Spezies erst so weit voran zu bringen, nur damit sie sich (und alle anderen Spezies ihres Planeten auch) später selbst verpufft.
    Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass Mutter Natur da noch ein kleines Schlupfloch vorgesehen hat, damit all die Mühe später nicht wieder in einer Sackgasse endet :)


    Also denken wir jetzt mal alle positiv und gehen davon aus, dass es KEIN evolutionäres Prinzip ist, in Jahrmillionen dauernder und mühevoller Kleinarbeit zuerst eine Spezies mit Intelligenz zu segnen, nur damit diese irgendwann ihrem Planeten den garaus macht.


    Not macht ja ausgesprochen erfinderisch und womöglich haben wir noch nicht die Leidensgrenze erreicht, ab der wir bereit sind, mehr Gas zu geben, damit wir alle auch langfristig überleben. Zwar ist der Mensch bekanntlich ein Gewohnheitstier und an einigen Orten unseres Planeten hat man sich bereits daran gewöhnt, an fast jedem Tag eine Atemschutzmaske zu tragen.


    Ich denke, mit ganz viel Glück hat die Evolution noch einen Trumpf im Ärmel.
    Die von ihr hervorgebrachte, am weitesten entwickelte Spezies eines Planeten wird irgendwann (sei es meinetwegen auch durch extrem viel Leid oder Schmerz) zwangsläufig erkennen, das sie sich am Scheideweg befindet und zum Umdenken bereit sein muss, um nicht unterzugehen.


    Die Frage ist dann natürlich, ob man den Punkt ohne mögliche Wiederkehr nicht schon überschritten hat.


    Solange wir es zumindest zuhause kuschelig warm haben mit ordentlich gefülltem Kühlschrank (die Miete ist auch bezahlt) und vor unseren Rechnern sitzen können um solche Zeilen hier zu tippen, kann das Leid und der Schmerz aber offenbar noch nicht groß genug sein, um ein spontanes Umdenken auszulösen...


    LG, Gábor

  • Hallo Gábor,



    M.E. kann es aber nicht der Sinn einer Entwicklung sein, nach Jahrmillionen aus vielen Spezies eines Planeten irgendwann einmal durch Mechanismen wie Selektion, Mutation und auch Anpassung an sich verändernde Bedingungen zuerst eine bestimmte Spezies erst so weit voran zu bringen, nur damit sie sich (und alle anderen Spezies ihres Planeten auch) später selbst verpufft.


    So besehen ist Evolution sinnlos, und kann überall hin führen, auch zur Vernichtung allen Lebens, aufgrund der Dominanz einer Spezies, warum nicht? Auf diesem Planeten ist bisher einiges ausgestorben; Paläontologen können ein Lied davon singen. Die Art Homo sapiens ist aber nicht das Problem, genausowenig wie jede andere Art (da hat Ralf Recht, keine Spezies ist besser oder schlechter als die andere), sondern eine ganz bestimmte Lebensweise, die sich aus einer spezifischen Kultur heraus entwickelt hat - hier ist eher eine kulturelle Evolution die Ursache dafür, dass der Mensch den Planeten überbevölkert.


    Schade finde ich bei dieser Diskussion, dass es wieder auf eine ideologische Grundsätzlichkeit hinausläuft, ob Fleischkonsum oder nicht, und dies quasi evolutionär hergeleitet werden soll. Es geht nämlich darum, dass man der Massenherstellung dieser "Ware" - die alles andere als nachhaltig und auch human ist, entgegentritt. In seiner "Macht" als Konsument. Wer sich heute im Discounter ein abgepacktes Stück Fleisch aus dem Kühlregal angelt, sollte wissen, wie es produziert wurde. Das wissen die wenigsten, und wollen (und sollen) es auch nicht wissen.


    Grüßle
    Jürgen


    p.s.: 90 % der weltweit hergestellen Antibiotika gehen in die Massenherstellung von Fleisch. Es wird Berufsköchen von Großküchen mittlerweile empfohlen, bei der Verabeitung von Fleisch Gummihandschuhe und teilweise Atemmasken zu verwenden ... wegen der multiresistenten Keime.


    http://www.ndr.de/info/sendung…rhaltung,kampagne104.html

  • Hallo Jürgen,


    Zitat

    So besehen ist Evolution sinnlos, und kann überall hin führen, auch zur Vernichtung allen Lebens, aufgrund der Dominanz einer Spezies, warum nicht?


    dass die Evolution eher chaotisch ist und letztendlich auch keinem weiteren Sinn folgt, da magst Du wohl recht haben.


    Allerdings hat dann unsere gesamte Existenz auch nicht viel mehr Sinn. Denn viel mehr als geboren zu werden um anschließend möglichst viel herumzukaspern bis man am Ende den Löffel abgibt, ist dann wohl leider nicht drin. Zumindest wenn man keinen weiteren Sinn in seiner Existenz sieht, ist die Motivation, etwas zum Besseren zu verändern, nicht besonders groß, finde ich.


    Nicht wenige unserer Naturwissenschaftler und Philosophen haben sich über Sinn und Unsinn der menschlichen Existenz bereits die Köpfe zerbrochen. Als Beispiel z.B. Nietzsche mit seinem Idealmenschen und dem Streben nach Macht - das leihen sich ja ganz gerne bis heute die Nazis aus (das Recht des Stärkeren) - oder auch nur das Lust-Prinzip von Freud.

    Na ja, wie auch immer: der Verzicht auf Fleischkonsum ist vielleicht der erste kleine Kieselstein, um irgendwann vielleicht einen riesigen Berg abzutragen. Nur schafft man das m.E. nicht ohne einen Funken von Idealismus.


    Und was das ursprüngliche Thema anbelangt, bin ich und vermutlich die allermeisten anderen auch (da wir alle weder Lebensmittelchemiker, Agraringenieure noch sonstwas sind) hauptsächlich darauf angewiesen, was uns als vorgekautes und womöglich im Sinne von Lobbyisten verdrehtes Wissen von den Medien vorgesetzt wird.


    Sinngemäß heißt es da u.A. dass neben Antibiotika und Wachstumshormonen auch eine Menge an natürlichen Futtermitteln (z.B. Gemüse/Getreide, das an sich schon dem Menschen als Nahrung dienen könnte) an Tiere verfüttert wird. Ganz zu schweigen von dem immensen Wasserverbrauch. Angeblich sind ca. 20.000 Liter Wasser nötig, bis 1 kg Rindersteak verkaufsfertig abgepackt an der Fleischtheke ausliegt. Nachrechnen kann ich das freilich nicht, denn dazu fehlt mir die Formel und die Eckdaten.


    Veganer hin oder her, wichtig scheint mir, dass wir irgendwann mal begreifen, dass wir hier alle im selben Boot sitzen und langfristig nur MITEINANDER einen Weg aus dem Dilemma schaffen. Unser kleiner Planet rast mit uns durch ein ansonsten ziemlich lebensfeindliches Universum. Wir wuseln hier alle herum und schlagen uns sogar gegenseitig die Köpfe ein.


    Wie vielen unter uns ist überhaupt bewusst, dass die Leben spendende Atmosphäre nur wenige Kilometer hoch ist? Umgerechnet auf den Erddurchmesser ist das dünner als die Schale eines Apfels.
    Wir sind kaum mehr als winzig kleine Maden, die sich aber unendlich wichtig nehmen :shy:

    Angeblich soll ja im Homo sapiens beim Anblick seiner kleinen verletzbaren Heimat aus dem All eine Art Erkenntnis einsetzen.
    Da bin ich ja mal gespannt, ob da auch was dran ist...


    LG, Gábor

  • Lieber Gábor,


    zu Deinen sehr interessanten Gedanken möchte ich noch ein wenig was anmerken.



    dass die Evolution eher chaotisch ist und letztendlich auch keinem weiteren Sinn folgt, da magst Du wohl recht haben.


    Zugegeben; meine "Glaubensrichtung" ist die moderne Evolutionstheorie (Neodarwinismus), und die setzt für evolutive Prozesse keinen "Sinn" voraus; alles entsteht aus dem Zufall, aber .... das ist nur eine Theorie von vielen, und muss überhaupt nicht "stimmen".


    Zumindest vor dem Hintergrund des Neodarwinismus, kann es durchaus sein, dass der Homo sapiens nur eine von vielen evolutiven "Sackgassen" ist. Der Neandetaler hat z.B. viel länger existiert als der Homo sapiens und ist dennoch ausgestorben! Ob man annehmen darf, dass der moderne Mensch nur aufgrund seiner hohen Intelligenz und technologischen Rührigkeit (und Fortpflanzungsfreude) überleben wird, ist vielleicht etwas gewagt: Wir sind ja nicht wenig stolz auf uns und unsere menschliche Kultur, so stolz, dass wir uns sogar in unseren Religionen indirekt selbst als Schöpfer anbeten (Gott hat uns nach seinem Ebenbild geschaffen). Hochmut, man kann hier sogar von einem anthropozentrischen oder anthropogenen Hochmut sprechen, wird eigentlich nur dadurch zurechtgerückt, dass dem Hochmütigen etwas unerwartet Schlimmes zustößt, was ihn wieder zur Bescheidenheit zwingt. Es dürfte für das Überleben des Menschen darauf ankommen, wie schlimm das Schlimme ist, das ihn zur Raison bringen könnte.


    Zitat

    Allerdings hat dann unsere gesamte Existenz auch nicht viel mehr Sinn. Denn viel mehr als geboren zu werden um anschließend möglichst viel herumzukaspern bis man am Ende den Löffel abgibt, ist dann wohl leider nicht drin.


    Wenn man das Leben selbst nicht als den Sinn des Lebens sieht, dann trifft wohl diese Anschauung zu, die, verzeih mir, der depressive Roboter aus "Per Anhalter durch die Galaxis" nicht besser hätte formulieren können;-)). Es gibt aber noch die Vorstellung, dass die Existenz nach dem Leben süßer und sinnvoller sein könnte, und das eigentliche Leben ein "irdisches Jammertal". Die ganze Ewigkeit aber himmlischen Dienst an der Harfe tun, stelle ICH mir nicht als sinnvoll vor, obwohl Harfe spielen kurzweilig sein könnte.


    Zitat

    Nicht wenige unserer Naturwissenschaftler und Philosophen haben sich über Sinn und Unsinn der menschlichen Existenz bereits die Köpfe zerbrochen. Als Beispiel z.B. Nietzsche mit seinem Idealmenschen und dem Streben nach Macht - das leihen sich ja ganz gerne bis heute die Nazis aus (das Recht des Stärkeren) - oder auch nur das Lust-Prinzip von Freud.


    Zwar sehr verknappt dargestellt, aber viele Denker haben versucht der kalten Anschauung des Neodarwinismus eine sinnhaftere Vorstellung entgegen zu stellen. Da gibt es z.B. die Vitalisten, die in der Evolution eine Tendenz erkennen, eine "übernatürliche" Richtschnur, die alles zu einem Zielpunkt (oder Endpunkt) hinführt, wie z.B. Theilhard de Jardin mit seinem "Omegapunkt". Natürlich sind auch die Religionen solche Vorstellungswelten, die eine Sinnhaftigkeit erzeugen. Sobald ein Affe das Denken anfängt, wirds halt kompliziert *g* Vorher hat er einfach nur gelebt und alles dabei genossen.

    Zitat

    Na ja, wie auch immer: der Verzicht auf Fleischkonsum ist vielleicht der erste kleine Kieselstein, um irgendwann vielleicht einen riesigen Berg abzutragen. Nur schafft man das m.E. nicht ohne einen Funken von Idealismus.


    Idealismus kann auch Sinn erzeugen;-) Mir macht es z.b. richtig Spaß, mein Leben so umzustellen (nicht alles auf einmal und sofort!), dass ich so nachhaltig wie möglich "agiere". Letztlich müsste ich aussteigen, mal ganz hart gesprochen, und vielleicht habe ich ja mal den Mut, wer weiß.


    Zitat

    Und was das ursprüngliche Thema anbelangt, bin ich und vermutlich die allermeisten anderen auch (da wir alle weder Lebensmittelchemiker, Agraringenieure noch sonstwas sind) hauptsächlich darauf angewiesen, was uns als vorgekautes und womöglich im Sinne von Lobbyisten verdrehtes Wissen von den Medien vorgesetzt wird.


    Genau deshalb versuche ich gar kein Fleisch zu essen ... da komme ich gar nicht erst in die Verlegenheit, recherchieren zu müssen, wo das jetzt herkommt. Wir hören ja immer davon, dass der Planet Erde vom Menschen überbevölkert sei, aber dass die Biomasse der domestizierten Tiere, die der gesamten Menschheit bei Weitem übertrifft, darauf weisen nur wenige hin. Eingedenk der Tatsache, kann heute niemand mehr sagen, wo ein Stück Fleisch herkommt; es "rotiert" um den ganzen Globus.


    Zitat

    "Wie vielen unter uns ist überhaupt bewusst, dass die Leben spendende Atmosphäre nur wenige Kilometer hoch ist? Umgerechnet auf den Erddurchmesser ist das dünner als die Schale eines Apfels.
    Wir sind kaum mehr als winzig kleine Maden, die sich aber unendlich wichtig nehmen"


    no comment


    Grüßle
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    Zitat

    Es dürfte für das Überleben des Menschen darauf ankommen, wie schlimm das Schlimme ist, das ihn zur Raison bringen könnte.


    genau DAS meinte ich weiter oben, als ich schrob:

    Zitat

    Die von ihr hervorgebrachte, am weitesten entwickelte Spezies eines Planeten wird irgendwann (sei es meinetwegen auch durch extrem viel Leid oder Schmerz) zwangsläufig erkennen, das sie sich am Scheideweg befindet und zum Umdenken bereit sein muss, um nicht unterzugehen.


    Nur bleibt dann halt noch die Frage, ob es nicht bereits zu spät ist für Vernunft.


    Es gibt mittlerweile Stimmen, die behaupten, dass die Schäden die wir unserem Planeten zugefügt haben, bereits irreversibel sind.


    Natürlich kann dies genauso populistisch sein, wie das Gegenteil.
    Ich kann leider weder das eine, noch das andere irgendwie nachvollziehen :(


    Schon zu Schulzeiten habe ich mich gefragt, was eigentlich heute wäre, wenn die sog. industrielle Revolution nicht statt gefunden hätte. Und bereits als Kind fragte ich mich, wie sich wohl die Naturvölker Amerikas weiter entwickelt hätten, wenn Amerika bis heute nicht entdeckt worden wäre.
    Das ist natürlich ziemlich naiv, denn diese Entwicklung scheint mir beinahe zwangsläufig, wenn man sich erst einmal auf Naturwissenschaft & Technik eingelassen hat...


    Ach ja, es gibt auch noch Stimmen, die eine Umstellung der Ernährung auf Insekten als mögl. Alternative zu Fleisch und zur Bekämpfung des Hungers weltweit ansehen.


    Dazu fällt mir nur ein, dass
    a) Insekten sowieso schon in vielen Ländern eine wilkommene Abwechslung darstellen und sich kulturell bedingt in anderen Landstrichen wohl eher schwer bis gar nicht durchsetzen werden;
    b) falls jemand auch in Europa auf den Gedanken käme, würde auch hier früher oder später durch den entstehenden Konkurrenzdruck der Kosten-Nutzen-Faktor schnell in den Vordergrund rücken;


    Man würde auch hier rel. schnell auf den Einsatz von Wachstumshormonen und Antibiotika zurückgreifen und die armen Kreaturen auf kleinsten Raum zusammenpferchen, nur um den Ertrag zu steigern...


    Und für die Veganer sei hier auch noch mal gesagt, dass es gar nicht so einfach ist nachzuvollziehen, ob das gekaufte Gemüse frei ist von Pestiziden, Kunstdünger und Genmanipulation.
    Oder ob das Gemüse nicht schlicht von einem Bio-Bauern stammt, der sein Feld direkt neben einer Autobahn-Kreuzung hat.


    Und jetzt das Ganze mal ganz unabhängig von der Deklaration und irgendwelchen angebl. strengen Vorschriften.
    Es sei denn, jemand kann hier stichhaltig beweisen, dass die allermeisten weder geldgeil, korrupt noch sonstwie auf persönl. Vorteilnahme aus sind :D


    LG, Gábor

  • Hallo Gabor,



    Zitat


    Nur bleibt dann halt noch die Frage, ob es nicht bereits zu spät ist für Vernunft.


    Die Vernunft ist ja schon da. Auch über unsere Kultur, und was da falsch läuft wird reflektiert. Viele Bewegungen sind direkter Ausdruck dieses Unbehagens : In der Vergangenheit die Romantik, Die FlowerPower der 60er Jahre, die Friedens- und Umweltbewegung, die verschiedenen Aussteiger-Kulturen, und nicht zu vergessen die ganzen "Jugendbewegungen".



    Zitat


    Es gibt mittlerweile Stimmen, die behaupten, dass die Schäden die wir unserem Planeten zugefügt haben, bereits irreversibel sind.


    Kann gut sein, dass einiges sich tatsächlich nicht mehr regeneriert (was ich persönlich nicht glaube). Über die Natur wissen wir immer noch zu wenig. Ein Beispiel: Als die Gebirgsseen nach dem Ausbruch des St. Helens völlig vergiftet waren (mit den Gasen und ätzenden Stoffen aus den pyroklastischen Strömen), prognostizierten so gut wie alle Wissenschaftler, dass in diesen Gewässern bis auf Jahrhunderte kein Leben mehr möglich ist. Nach zehn Jahren konnten die Biologen schon wieder Algen, höhere Pflanzen und sogar kleine Fische darin nachweisen!



    Zitat


    Schon zu Schulzeiten habe ich mich gefragt, was eigentlich heute wäre, wenn die sog. industrielle Revolution nicht statt gefunden hätte. Und bereits als Kind fragte ich mich, wie sich wohl die Naturvölker Amerikas weiter entwickelt hätten, wenn Amerika bis heute nicht entdeckt worden wäre. Das ist natürlich ziemlich naiv, denn diese Entwicklung scheint mir beinahe zwangsläufig, wenn man sich erst einmal auf Naturwissenschaft & Technik eingelassen hat...


    Möglich, dass diese Entwicklung auch in von unserer Kultur unbehelligten Naturvölkern stattgefunden hätte - man kann es leider nicht beweisen, weil unsere Kultur den ganzen Planeten vereinnahmt hat, bevor diese Naturvölker eine Chance hatte, sich irgendwohin zu entwickeln! Das Problem ist nicht die Wissenschaft und Technik, die sorgt ja eher noch dafür, dass sich der Kulturkollaps hinauszögert. Zudem leiden die meisten "Technik-Gläubigen" ja am "Messias-Syndrom", hoffen also auf das Eintreffen einer bahnbrechenden Erfindung, die unsere Probleme auf einen Schlag löst, und wir so weitermachen können, wie gewohnt.



    Zitat


    Ach ja, es gibt auch noch Stimmen, die eine Umstellung der Ernährung auf Insekten als mögl. Alternative zu Fleisch und zur Bekämpfung des Hungers weltweit ansehen.


    Ja, aber meiner Ansicht nach ist das ein Quatsch. Die Bekämpfung des Hungers in den betroffenen Regionen funktioniert nur auf eine Art: Nicht durch subventionierte Fütterungen, sondern durch Geburtenkontrolle und nachhaltige Wirtschaft. Vielen ist auch gar nicht bewusst, dass in diesen Regionen erst die Staatenbildung (Kolonien) im 18. und 19 Jahrundert, zur chronischer Armut und Hunger geführt hat. Völker, die z.B. nomadisch lebten, WEIL die Ressourcen in diesen Regionen beschränkt sind, müssen sich plötzlich mit Reservaten abfinden und heimisch oder sesshaft werden. Dazu gäbe es auch noch viel zu sagen, vor allem über die Hilfsprogramme der westlichen Länder, die das Problem erst erzeugt haben!



    Zitat


    Man würde auch hier rel. schnell auf den Einsatz von Wachstumshormonen und Antibiotika zurückgreifen und die armen Kreaturen auf kleinsten Raum zusammenpferchen, nur um den Ertrag zu steigern...


    Ja, das glaube ich auch: So sind wir gestrickt;-)


    Grüßle
    Jürgen