2 vorweihnachtliche Röhrlinge

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  • Hallo,


    diese beiden habe ich noch am 20.12. am Otterbach (Südpfalz) gefunden. Ich hatte sie eigentlich für mich schon abgelegt, jetzt aber doch von anderer Seite Zweifel genannt bekommen.


    Die Pilze selbst sind zwar nicht mehr Optimalstadium (sind auch nicht im Topf gelandet), ich würde mich aber über Kommentare / Bestätigungen / Korrekturvorschlage bedanken.


    Nr. 1 - Suillus bovinus, insbesondere wg. der weiten Röhren hatte ich mich für den entschieden und auch wegen des völligen Fehlens des Anbläuens im Schnitt. Hier wurde mir Xerocomus badius nahegelegt, den ich genau wg. letzterem aber verworfen habe.


    Hier hatte ich im Wald selbst auch noch an Xerocomus badius gedacht:


    Hier jetzt schon nicht mehr wirklich:


    Und hier garnicht mehr, Druck hatte nur diesen schmutzigbraunen Matsch produziert, nicht die Spur von Blau:


    Nr. 2 - Xerocomus chrysenteron, eigentlich hatte ich wenig Zweifel, allerdings auch nur wenig bläuend (aber doch deutlich beim rechten frischeren Ex.), stattdessen im Anschnitte die Madengänge in so einem eigenartigen Weinrot:


    Hier 2 Fotos vom Standort


    Und 3 Fotos von zu Hause von den Schnitten:



    Allen ein pilzreiches und gesundes 2015!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Rainer!


    Beim ersten denke ich schon an Boletus badius. Hast du mal die Röhren vom Hut abgelöst? Das müsste ganz arg leicht gegangen sein und ohne irgendwas vom Hutfleisch mit wegzureißen. Bei Suillus macht man in der Regel irgendwas kaputt, wenn man das versucht. Auch in dem Alter. Zudem sind die Röhren da meist kürzer.


    Bei den Filzern hast du möglicherweise zwei Arten eingepackt.
    Bei solchen Modderpilzen ist in der Gattung oft keine Bestimmung mehr möglich. Hier ist zB das rot durchfärbte Hutfleisch ein Artefakt, das macht keiner der Filzröhrlinge im Normalzustand. Ich denke aber trotzdem, daß der Große X. chrysenteron sein könnte. Aber auch die Beurteilung der Farbe des Stielfleisches im Längsschnitt ist in dem Alter nicht emhr wirklich zuverlässig.
    Da muss man zur Bestimmung zB auch beachten, daß X. chrysenteron normalerweise höchstens an den Röhren leicht blaut. Stielrinde und Trama sollten im Schnitt unveränderlich sein. Bei X. pruinatus blaut die Stielrinde +/- stark und in der Regel langsam. Die Art hat im gesamten Fruchtkörper leuchtend gelbes Fleisch und keine Rottöne im Stiellängsschnitt.
    Der blauende Fruchtkörper sollte dann X. cisalpinus sein, der eben in der Stielrinde und an den Poren rasch und recht stark blaut.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Danke für die Erläuterungen. Und die Schwierigkeiten bei der Ansprache von wie Du sagst "Modderpilzen" sind mir natürlich bewusst - finde es aber auch wichtig Pilze in allen möglichen Alterstufen dokumentiert zu haben, das leisten leider die wenigsten Pilzbücher / -seiten. :(


    Und Maronen - gehört jetzt zu Boletus, habe ich schon öfters gelesen - da muss ich mir mal wohl die modernen Gattungsabgrenzungen zu Gemüte führen - blauen im Alter vielleicht überhaupt nicht mehr? Habe ich jedenfalls explizit getestet, da ich vor Ort eher auch auf Marone aus war - die Matschspuren auf den Röhren im letzten Bild sind von mir.


    Und mit den Filzern - da brauche ich wohl wirklich aktuelle Literatur. Der Moser von 1978 kennt beide von Dir genannten Arten nicht, und von den GPBW habe ich bisher genau Bd. II nicht auftreiben können. :cursing:.


    Habe allerdings folgendes interessante pdf aus der Zeitschrift für Mykologie von 2006 gefunden: "Xerocomus cisalpinus für Deutschland nachgewiesen" - das wird man sich dann wirklich mal mit noch frischen Exemplaren zu Gemüte führen müssen.


    In meinen privaten Fotoordnern werde ich das Ganze wohl als Xerocomus chrysenteron s.l. ablegen - dann weiß ich jetzt was gemeint ist.

  • Hallo Rainer,



    Und Maronen - gehört jetzt zu Boletus, habe ich schon öfters gelesen - da muss ich mir mal wohl die modernen Gattungsabgrenzungen zu Gemüte führen - ...



    Boletus badius (Fr.) Fr., Systema Mycologicum 1: 515 (1821)


    ist bereits Schnee von Gestern ;(



    - Diese Art wurde zwischenzeitlich gültig in eine neue Gattung transferiert und nennt sich jetzt (weitgehend noch unbekannt)


    Imleria badia (Fr. 1818: Fr. 1821) Vizzini 2014; Index Fungorum, 147, 1, 2014


    ---------------------------------


    Literatur:


    https://web.natur.cuni.cz/cvsm/CM60104F.pdf


    http://www.mycobank.org/Biolomics.aspx?Table=Mycobank


    http://www.indexfungorum.org/P…x%20Fungorum%20no.147.pdf


    http://www.pilzvereinzug.ch/clubdesk/www?p=1000050



    Grüße
    Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Rainer!


    Bei den Filzröhrlingen hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren viel getan. Das ist anscheinend bei vielen Autoren noch nicht angekommen bzw. wird verweigert, sich mit den korrekten Artabgrenzungen und Taxonomien vertraut zu machen. Ist auch im gruznde irrelevant, wenn man Filzröhrlinge einfach nur zum Essen sammeln will.


    Tatsächlich ist X. cisalpinus in Deutschland eine sehr häufiger Art, die aber lange Zeit unbekannt war und auch heute noch oft fehlbestimmt wird.
    Obwohl die Art makroskopisch leicht erkennbar ist und schon im Feld in den meisten Fällen sicher angesprochen werden kann.


    Der gute, alte Maronenröhrling...
    Xerocomus, Boletus, Imleria...
    Im Grunde wäre Imleria die logische Konsequenz daraus, daß er weder zu Xerocomus noch zu Boletus wirklich passt. Ich lasse ihn für mich trotzdem bei Boletus stehen. Dann fasst man die Gattungsdefinition dort eben etwas weiter. Ansonsten müsste man auch noch ein paar Dutzend andere Röhrlinge bei Boletus rausschmeißen. Was man ja mit den Arten um den Anhängselröhrling und Königsröhrling schon gemacht hat.


    Und warum soll die Marone bei mir eher ein Boletus als ein Xerocomus sein:
    Ganz einfach und logisch:
    Junge, knackige Maronen sammeln, in die Pfanne tun und aufessen. Der Geschmack ist dann ganz klar boletoid und nicht xerocomoid. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Gerd, hallo Pablo,


    Dank Gerd für das geballte Wissen in 8 Zeilen komprimiert. Das ist was für lange Winterabende.


    Einiges habe ich inzwischen "angelesen", auch zur Gattung von jetzt Xerocomellus, aber das verlangt richtig Zeit.


    Und zur Marone - jetzt mach ich mir es einfach - scheint zu hoffen, dass der ewige FlipFlop im Streit der Gattungszugehörigkeit mit Imleria vielleicht ein Ende hat. Ich habe übrigens mal meine Pilzbücher der letzten ca. 100 Jahre geprüft, da steht es so ca. 50/50 zwischen den beiden bisherigen Auffassungen, das müsste man mal auf einem Zeitstrahl abtragen.


    Pablo, die Sache mit der Pfanne muss ich wirklich mal probieren. Als Referenz noch 2 weitere Pfannen, mal ganz unwissenschaftlich mit jungen Steinpilzen und Ziegenlippen gefüllt und dann :P:P:P. - Da werden wir uns aber leider wohl noch ein paar Monate gedulden müssen.;(

  • Hallo Pablo,


    ganz neben aller formalen Wissenschaft bleibt für mich aber immer noch die Frage offen, ob das überhaupt eine Marone ist - so völlig ohne jedes anbläuen. Die Pilze waren zwar schon über das essbare Stadium hinaus aber noch nicht so überständig, dass sie nicht noch das typische Verhalten zeigen sollten. Und Frost gabs am 20.12. hier in der Südpfalz auch noch keinen.


    Also ich stelle nochmal Suillus bovinus dagegen.

    • Offizieller Beitrag

    Der gute, alte Maronenröhrling...
    Xerocomus, Boletus, Imleria...
    Im Grunde wäre Imleria die logische Konsequenz daraus, daß er weder zu Xerocomus noch zu Boletus wirklich passt. Ich lasse ihn für mich trotzdem bei Boletus stehen. Dann fasst man die Gattungsdefinition dort eben etwas weiter. Ansonsten müsste man auch noch ein paar Dutzend andere Röhrlinge bei Boletus rausschmeißen. Was man ja mit den Arten um den Anhängselröhrling und Königsröhrling schon gemacht hat.



    LG, Pablo.


    Hallo Pablo,


    das ist doch schon stärker fortgechritten. Boletus calopus heißt jetzt Caloboletus calopus usw. Zumindest steht das im IF so. Von der einstigen Gattung Boletus ist kaum noch was übrig geblieben.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Suillus bovinus hat in dem Alter viel weitere Poren und auch eine andere Porenform. Auch Suillus variegatus und andere Gattungsvertreter würden anders aussehen. Ähnliche Filzröhrlinge hätten eine anders strukturierte Huthaut.


    Das Blaufärben dagegen ist bei Maronen (xy badius) optional. Das kann auch fehlen. Die Pilze sind arg mitgenommen, gerade die Fruchtschicht ist nicht mehr vital. Da darf man keine Blaufärbung mehr erwarten.




    Boletus calopus heißt jetzt Caloboletus calopus usw.


    Ja genau. Und die Arten um den Anhängselröhrling heißen Butyriboletus.
    Im grunde müsste die Gattung komplett aufgelöst werden. Ist hlat die Frage, welchen Sinn das machen soll. Und das ist eine Frage des Gattungsbegriffes. Natürlich gibt es auch gute Gründe für solches Splitting, zB ja auch bei Xerocomus / Xerocomellus.
    Aber auch da hat es schon ein wenig von Haarspalterei.
    definiert man die Gattung so, daß eben auch die abweichenden merkmale integriert werden, dann wäre wieder alles beisammen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    wenn alte Maronen das Bläuen optional verweigern dürfen, ziehe ich meine Einwände zurück. Aber da bedarf es dann eben der Erfahrung und des Vergleichs der anderen Merkmale, die du genannt hast, und das von vielen bewusst gesehenen Exemplaren in allen Altersstufen der in Frage kommenden Arten. Und da habe ich noch etwas Strecke vor mir. :rolleyes::/:rolleyes:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Rainer!


    Das gilt nicht nur für alte Maronen. Die blauen (wenn sie blauen) sogar deutlicher als junge, solange sie nicht völlig hinüber sind.
    Was ich meinte: Das Blauen ist bei der Art generell kein Muss. Unabhängig vom Alter der Fruchtkörper. Mir kommen immer wieder mal welche unter, bei denen das nicht ausgeprägt ist.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,


    danke nochmal für die Präzisierung. War mir doch auch so, dass ich gerade überständige Maronen schon extrem bläuend gefunden hatte.


    Da muss man dann eben auch auf die anderen Merkmale schauen, z.B. auf den braun längsgefaserten Stiel, ablösbare Röhren und vor allem auch auf das habituelle Gesamtbild.


    :/ Bei Pflanzen kann ich das nach vielen Jahren recht gut, aber bei Pilzen muss ich letzteres noch erarbeiten.:/