Judasohr an Pfaffenhütchen

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 7.641 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ZiUser.

  • Hallo,


    wie komisch das klingt :rolleyes::rolleyes: habe ich erst beim Aufschreiben gemerkt, aber mich trotzdem entschlossen, mich nicht deswegen ins Latein zu flüchten ;).


    Gefunden letzten Sonntag in der Südpfalz in einem Weidengebüsch mit vielem anderen an ehemaliger Kiesgrube.


    Normalerweise kenne ich das ja von Holunder, aber das denke ich nunmal eindeutig Pfaffenhütchen.




    Und nochmal die Ansicht des Strauches mit den grünen kantig-geflügelten Jungtrieben:


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Rainer!


    In der Gehölzbestimmung bin ich oft reichlich unsicher.
    Ich kann dir aber versichern, daß Judasohren an einer ganzen Menge verschiedener Laubbäume und -Sträucher vorkommen. Pfaffenhütchen geht sicher auch, an der Bestimmung des Pilzes jedenfalls habe ich nicht die geringsten Zweifel. :thumbup:



    LG, Pablo.


  • Judasohr an Pfaffenhütchen


    Klasse Titel! :D:D:D


    Judasohren können an vielen Substraten wachsen, auch wenn uns zuerst immer nur Holunder einfällt.
    Ich hatte sie vor ein paar Tagen gemeinsam mit Austernseitlingen und Samtfüßen an Buche.


    Pfaffenhütchen ist allerdings ein eher seltener Wirt.


    Eine schöne Arbeit zum Wirtsspektrum, wo immerhin auch 13 Funde am Europäischen Pfaffenhütchen erwähnt sind, findest du hier.
    Judasohr in MV_Schönfeld & Schurig, 2010.pdf


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72

  • Hallo,


    muss man wohl fuerchten, dass an Pfaffenhuetchen wachsende Judasohren Giftstoffe der Pflanze aufnehmen?


    (Analog dazu, dass man keine auf Eibe wachsende Schwefelporlinge essen soll?)


    Wahrscheinlich gibt es dazu keine Erfahrungen?


    Viele Gruesse,


    Birki

    Ich bin kein Experte und gebe nur Denkanstöße, keine Bestimmungen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    zumindest kann ich sagen, dass eine sehr versierte und erfahrene Pilzfreundin auch schon Judasohren an Pfaffenhütchen gefunden hat. In dem Falle sollten die Fruchtkörper auch nicht verzehrt werden.


    Es gab ja auch mal einen Vergiftungsfall von Steinpilzen, die bei Eibe wuchsen...


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag


    Es gab ja auch mal einen Vergiftungsfall von Steinpilzen, die bei Eibe wuchsen...


    Echt? 8|


    Vom Schwefelporling wusste ich, aber Steinpilz finde ich schon ziemlich krass.
    Gut, dass es in keiner mir bekannten Pilzgegend Eiben gibt. Da müsste man ja noch einmal vorsichtiger sein als ohnehin schon.


    LG, Jan-Arne

  • Fraglich ob Mykhorrizapilze wirklich die Giftstoffe der Partnerpflanzen aufnehmen.
    Der Schmarotzende Röhrling z.B. nimmt ja auch nicht die Giftstoffe des Kartoffelbovisten an.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jan-Arne,


    ich meine das mal in einer Zmykol von vor 2 Jahren gelesen zu haben.


    l.g.
    Stefan


    Edit:



    Fraglich ob Mykhorrizapilze wirklich die Giftstoffe der Partnerpflanzen aufnehmen.
    Der Schmarotzende Röhrling z.B. nimmt ja auch nicht die Giftstoffe des Kartoffelbovisten an.


    Das wird von Pilz zu Pilz unterschiedlich sein. Das ist in der Zmykol veröffentlicht worden und wird demzufolge schon stimmen. Prof. Berndt weiß schon was er macht...

  • Hallo,
    dank für die vielen sachlichen teils launischen Kommentare.


    nobi_†: guter Artikel, prinzipiell war mir aber klar, dass das zwar was Besonderes aber nichts Außergewöhnliches ist,


    Tuppie: freue mich schon vielleicht irgendwann und irgendwo hier mal das Ergebnis von "Bilder im Kopf" zu entdecken. :sun:


    Birki, Stefan: die Idee hatte ich noch überhaupt nicht. Aber wenn man die Ernährungsweise von Pilzen bedenkt ist das natürlich nicht von der Hand zu weisen 8| - aber giftige Steinpilze an Eiben ist schon ganz schön strange.:rolleyes: - Aber Mykorrhiza wäre natürlich auch hier als Grund nachvollziehbar. Aber ist das wirklich irgendwo sauber belegt ? Solcherart Warnungen in Pilzbüchern habe ich noch nirgends gesehen.

  • Das wäre reichlich heftig...............
    Die Parks und Waldränder bei uns stehen Teilweise voll mit Eiben.
    Irgend so ein Vollhorst kam in den 80ern sogar auf die Idee das Zeug auf Schulhöfen und in Kindergärten zu pflanzen................


  • das habe ich auch mal gelesen, >Withener Stadtanzeiger, 21. Oktober 2011< , Seite 16


    LG, Uli

  • An dieser Stelle muß ich doch mal erwähnen, daß bei meinen Judasohrfunden die Kirsche das zweithäufigste Substrat ist,direkt folgend auf Hollunder und zwar so häufig, daß ich an Kirsche mittlerweile gezielt suche. Kirschen kommen hier in den Wäldern aber auch häufig vor.

  • Da möchte ich "meinen Senf" auch noch dazugeben. "Meine Ohren" wachsen fast ausschliesslich an Buche, ganz selten auch an Pfaffenhütchen! Auf Holunder habe das Judasohr erst ein einziges mal gefunden, vielleicht auch deshalb, weil Holunder in meiner Gegend nur zerstreut als Einzelbäume / Sträuche wachsen.



    Ein von "Ohren" befallener Buchenstamm


    VG Sepp

  • Boah. so einen Stamm habe ich noch nie gefunden!.


    Aber sehr interessant. Und wenn ich jetzt mal weiter überlege, bekomme ich natürlicherweise eine Idee, erst bei dem Beitrag von Boletus 1 aufgekommen.


    Könnte es eventuell sein, daß sich das Judasohr einfach die bestgeeigneten Wirtsholzarten quasi ein, wenig aussucht;)also regional unterschiedflich andere Hölzere besiedelt?


    Hier in der Gegend ist der Hollunder echt häufig, aber auch die Kirsche und ja Buchen sind DER dominierende Baum, aber ich habe noch nie das Judasohr an Buche gefunden- vielleicht weil es hier einfach noch passendere Holzsorten gibt?

  • Ich habe dazu gleich mal eine Frage....sammle immer ganz fleißig das Judasohr,wir haben bei uns im Park massenhaft schwarzen Holunder wo ich sie sammle.
    Nun meine Frage ob es immer nur eine Ernte gibt oder ob sie mehrmals während der Saiso wachsen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    die wachsen quasi ganzjährig.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


  • Aber sehr interessant. Und wenn ich jetzt mal weiter überlege, bekomme ich natürlicherweise eine Idee, erst bei dem Beitrag von Boletus 1 aufgekommen.


    Könnte es eventuell sein, daß sich das Judasohr einfach die bestgeeigneten Wirtsholzarten quasi ein, wenig aussucht;)also regional unterschiedflich andere Hölzere besiedelt?


    Hier in der Gegend ist der Hollunder echt häufig, aber auch die Kirsche und ja Buchen sind DER dominierende Baum, aber ich habe noch nie das Judasohr an Buche gefunden- vielleicht weil es hier einfach noch passendere Holzsorten gibt?


    Hallo Safran,


    sehr interessanter Gedanke für mich, der kam mir so ähnlich auch schon bei den mannigfaltigen Diskussionen über die ökologische Bindung von Stereum subtomentosum / St. insignitum.


    Hierzu wurde z.B. in einem anderen Thread erläutert:


    Die weit aus engere Ökologie hat St. insignitum, den man in sauren, feuchtkalten Wäldern an Erle niemals finden wird. St. subtomentosum hat natürlich auch seine ökologischen Vorlieben, ist aber sehr weit verbreitet und hält sich nicht immer daran! In Nordeuropa kommt er ausschließlich an Erle vor. Sein Wirtsspektrum wird Richtung Süden immer größer (dort dann auch auf Buche, Birke, Eiche, Haselnuss, Esche). Dieser Nord-Süd Unterschied im Wirtsspektrum trifft übrigens auf viele Pilze zu.


    Irgendwoher müssen die Sporen also "wissen", auf welchen Substraten sie keimen können und auf welchen nicht. (ist "keimen" bei Pilzen überhaupt korrekt ??)


    Und dies könnte einerseits darin begründet sein, dass irgendwelche Parameter aus dem ökologischen Umfeld im betrachteten Beispiel in deiner Gegend das Keimen auf Fagus verhindern, anderenorts aber erlauben, was dort dann eben die Besiedlung von Fagus ermöglicht und bei Dir verhindert. (denn rein statistisch müssten auch bei dir viele Sporen auf der Hauptbaumart Fagus landen).


    Insbesondere bei solch klaren Befunden wie bei den beiden Stereum-Arten mit "je weiter südlich ..." weist das stark in diese Richtung.


    Anderseits könnten das natürlich auch irgendwie genetisch fixierte "Vorlieben" lokaler Populationen sein, aber auch diese sollten sich dann langfristig aufgrund der lokalen ökologischen Parameter herausgebildet haben.


    Ich hoffe dass ich hier nicht zu unwissenschaftlich spekuliert habe und würde mich über Kommentare dazu freuen ;)

  • Und dies könnte einerseits darin begründet sein, dass irgendwelche Parameter aus dem ökologischen Umfeld im betrachteten Beispiel in deiner Gegend das Keimen auf Fagus verhindern, anderenorts aber erlauben, was dort dann eben die Besiedlung von Fagus ermöglicht und bei Dir verhindert. (denn rein statistisch müssten auch bei dir viele Sporen auf der Hauptbaumart Fagus landen).


    Sicher spielen ökologische Parameter eine Rolle. Hier insbesondere das Kleinklima und der Konkurrenzdruck. So finde ich Judasohren in Herbst und Winter an Hollunder, während der wärmeren Jahreszeiten jedoch fast ausschließlich an Buche.
    Und die Buchenfunde sind wiederum ausschließlich an schwachen, feucht liegenden Ästen bis armdicke.
    An stärkeren Buchenstämmen habe ich noch keine gefunden.


    Ich denke, dass neben der Feuchte auch das Vorhandensein von Konkurrenten eine wesentliche Rolle spielt, und das Judasohr ein sehr schwacher Konkurrent ist. An Holunder gedeiht nicht viel und hier ist eine ausreichende stabile Feuchte halt nur in der kalten Jahreszeit gewährleistet. Abgestorbene Buchen sind bei uns meist sehr rasch von Kohlenbeeren und diversen Porlingen "besetzt", so dass auch z.B. Austernpilze kaum eine Chance haben. Spätestens im dritten Jahr bilden Austernseitlinge keine Fruchtkörper mehr am gleichen Substrat.
    So bleibt vielleicht auch dem Judasohr bei hoher Konkurrenzdichte nur der Hollunder, und in den trockeneren Zeiten nur die kleineren Buchenäste und Stämme, die nicht oder kaum von anderen Arten besiedelt sind.


    Auch das ist natürlich spekulativ und ganz sicher spielen auch noch andere Umstände eine Rolle. Die Natur ist halt so vielfältig, dass es fast unmöglich ist genau zu bestimmen, warum wann was passiert oder auch nicht.

  • Hallo Ralf,


    an Konkurrenzdruck, bei "höheren" Pflanzen in Betrachtung von Verbreitung und Vergesellschaftung als Argumentationskomponente Gang und Gäbe habe ich bei Pilzen noch nie gedacht. Aber so wie von Dir beschrieben natürlich auch nachvollziehbar - eben wie immer auch in Verbindung und im Komplex mit anderen Faktoren.