Myxomyceten –“ Schleimpilze
Liebe Pilzfreunde, ich möchte Euch in lockerer Folge eine kleine Einführung in die Welt der Schleim–œpilze–œ geben.
Dabei werde ich allgemeine Informationen und spezielle Informationen und natürlich Bilder zu den Ordnungen und typischen Arten geben.
Fangen wir mit einigen allgemeinen Erkenntnissen an:
Alle Arten durchlaufen mehrere sehr verschiedene Lebensphasen von der mikroskopisch kleinen Zelle über ein bis zu mehreren Quadratmetern großes schleimiges Plasmodium - nur eine Zelle mit 10 - 10 Millionen Zellkernen -, das sich zielgerichtet auf eine Nahrungsquelle hinbewegen kann bis hin zu den auffällig gestalteten Fruchtkörpern. Aus den in ihnen gebildeten Sporen entstehen Myxamöben oder begeißelte Schwärmerzellen, die zu einer Zygote verschmelzen:
Sie leben weltweit meist auf Totholz, Rinde oder verrottendem Pflanzenmaterial.
Schleim–œpilze–œ sind KEINE Pilze, obwohl ihr wissenschaftlich klingender anderer Trivialname Myxo–œmyceten–œ genau dies vermuten ließe.
Nach aktuellsten Erkenntnissen der Genomanalyse könnte die Systematik in etwa so aussehen:
Domäne Eukaryota
- Amorphea
Klasse Amoebozoa
Unterklasse Myxogastria (L.S. Olive 1970, Macbride 1899)
Also Myxogastria, Schleimbäuche; auch nicht gerade ein schöner Name, aber immerhin ist der Pilz weg. Ich würde mich ja Lothar Krieglsteiner anschließen und sie Schönlinge nennen.
Es sind ca. 900 Arten in 60 Gattungen bekannt; für diese Minizahlen hat mancher Pilzkenner nur ein müdes Lächeln.
Weitere Trivialnamen sind: Myxomyceten, echte oder plasmodiale Schleimpilze.
Sie wurden ursprünglich mit der parallelen U.klasse Dictyostelia (zelluläre Schleimpilze) - Ihr kennt sicherlich alle Filme, in denen Tausende dieser Einzeller zusammenströmen, als Nacktschnecke herumkriechen und dann zu einem spektakulären Sporenkörper auftürmen und ausdifferenzieren - und den inzwischen neu geordneten Protostelia –“ typisch ist bei ihnen, dass jede einzellige Zelle einen separaten Fruchtkörper bildet - als Eumycetozoa (Schleimpilze) bezeichnet. Diese Bezeichnung kann als Taxon heute nicht mehr aufrechterhalten werden.
Apropos –“zoa, Tiere sind sie auch NICHT.
Das molekulargenetische Kladogramm indessen zeigt, dass die weitere Einteilung in die bisherigen Ordnungen Liceida, Echinosteliida, Trichiida, Stemonitida, Physarida absolut seine Berechtigung hat –“ Okay, als Myxomyceten heißen sie Liceales Trichiales usw.
Aber wo sind die Ceratiomyxaceae, die weltweit wohl häufigsten Myxos überhaupt?
Schon Neubert, Nowotny, Baumann (1) steckten sie in eine eigene Unterklasse Ceratiomyxomycetidae mit äußeren Sporen im Gegensatz zu den Myxogastrromycetidae mit Sporen in der Fruktifikation.
Da die Gattung Ceratiomyxa laut (1) Sporen an der Oberfläche der Fruktifikation auf 7-20 µm langen Stielchen bildet, bzw., wie L. Krieglsteiner es ausdrückt: einsporige Fruchtkörper auf einer gemeinsamen Fruktifikation, die man Sporophor nennt, wird sie in die Unterklasse Protosporangiida eingeordnet, parallel zu der U.klasse der Protostellida (mit ähnlichen Eingenschaften, s.o.) und parallel zu den Myxogastria.
Nach so viel Theorie und weil wir Ceratiomyxa als Besonderheit der Myxomyceten ja schon angesprochen haben, hier ein paar weitere Details:
Die 4 Arten der einzigen Gattung, die nun bei der U.klasse Protosporangiida eingeordnet wurde, bilden säulen-, zweig- oder morchelähnliche Fruktifikationen auf einer gemeinsamen Unterlage (Hypothallus). Sie bilden gestielte einsporige Fruktificationen auf Sporophoren.
Bei uns kommt nur die Art Ceratiomyxa fruticulosa (–žbuschiger Geweihschleim–œ) mit den Varietäten fruticulosa und porioides vor. Beide Varietäten gedeihen teilweise auf demselben Hypothallus und können ineinander übergehen. Es gibt keine mikroskopischen Unterschiede. Sie kommen in weißlicher oder gelblicher Form vor.
Und so sieht Ceratiomyxa fruticulosa var. fruticulosa aus:
–¦ und etwas näher heran. Man sieht die Oberfläche der Sporophore ...
–¦ und ganz nahe heran. Jetzt erkennt man die einsporigen Fruktifikationen auf den 7-20 µm langen Stielchen:
Bei Ceratiomyxa fruticulosa var. porioides besteht die Sporophore aus 0,1-0,5 mm großen Poren:
Demnächst geht–™s hier weiter,
Bernd–ƒ
Literatur:
1. Hermann Neubert, Wolfgang Nowotny, Karlheinz Baumann, Heidi Marx: Die Myxomyceten Deutschlands und des angrenzenden Alpenraumes unter besonderer Berücksichtigung Österreichs. Bd. 1–“3, Karlheinz Baumann Verlag, Gomaringen
40. A.-M. Fiore-Donno, C. Berney, J. Pawlowski, S.L. Baldauf: Higher-Order Phylogeny of Plasmodial Slime Molds (Myxogastria) Based on Elongation Factor 1-A and Small Subunit rRNA Gene Sequences. In: Journal of Eukaryotic Microbiology, 52, S. 201–“210, 2005