Schleierhaftes II

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 6.089 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mausmann.

  • Liebe Pilzfreunde


    Für eine zweiten und vorerst letzten Teil, reichem meine Kenntnisse noch aus.


    Nr. 11 Erdigriechender Schleimkopf (Cortinarius variecolor)
    Häufige Art in Fichtenwäldern auf meist kalkhaltigem Boden. Jung zumindest am Hutrand violett mit deutlichem erdigem Geruch. Soll auch im Laubwald vorkommen und ist dann extrem schwer von der nächsten Art zu trennen.



    Nr. 12 Verfärbender Schleimkopf (Cortinarius largus)
    Doppelgänger der vorherigen Art. Vorkommem im Buchenwald jedoch praktisch geruchlos. Es gibt noch den Verändernden Schleimkopf (Cortinarius nemorensis), der oft als Synonym aufgefasst wird. Alle Arten haben eine gelbe KOH-Reaktion im Fleisch, die daher nicht zur Trennung herangezogen werden kann.



    Nr. 13 Elfenring-Klumpfuß (Cortinarius magicus)
    Vorkommen im Kalklaubwald. Lamellen und Stiel jung blauviolett. Stielknolle meist doppelt so dick wie der Stieldurchmesser.



    Nr. 14 Leuchtengelber Klumpfuß (Cortinarius splendens)
    Auffallende Art des Kalk-Buchenwaldes die in allen Teilen gelb gefärbt ist und als tödlich giftig gilt. Junge Exemplare von Cortinarius citrinus können ähnlich aussehen, besitzen jedoch mehr olivliche Töne.



    Nr. 15 Dotterglber Klumpfuß (Cortinarius meinhardii)
    Doppelgänger der vorherigen Art jedoch Vorkommen im Nadelwald. Wurde früher als Varietät von C. splendens angesehen.



    Nr. 16 Gelbflockiger Schleimkopf (Cortinarius nanceiensis)
    Vorkommen im Laub- und Nadelwald. Mitte braungelb mit hellerem Rand. Geruch deutlich nach Bananen!



    Nr.17 Erdgeruch Schleimkopf (Cortinarius olidus)
    Vorkommen im Kalk-Laub(Buchenwald). Jung mit auffallenden gelblichen Gürteln auf dem Stiel, ohne gerandete Knolle. Vorkommen im Nadelwald werden meist al C. cephalixus abgetrennt.



    Nr. 18 Würziger Schleimkopf (Cortinarius percomis)
    Vorkommen im Nadelwald auf meist kalkhaltigen Böden. Der angenehm würzige Geruch ist ein gutes Erkennungsmerkmal. Das Fleisch ist im oberen Stielteil deutlicher gelb, als das Foto es zeigt.



    Nr.19 Schleiereule (Cortinarius praestans)
    Vorkommen im Kalk-Laubwald. Sehr kräftige Art mit bis zu 15 cm Hutdurchmesser mit lange runzliger Oberfläche. Recht selten, aber an geeigneten Standorten in Reihen und Ringen oft massenhaft auftretend.



    Nr 20 Violettroter Klumfuß (Cortinarius rufoolivaceus)
    Vorkommen im Kalk-Laubwald. Hut mit purpurlichen Tönen. Junge Exemplare mit violettem Stiel und weinrotem (braunrotem) Knollenrand. Ältere Exemplare sind an ihren zitronenförmigen, grobwarzigen Sporen zu erkennen.



    Nr. 21 Breitknolliger Klumpfuß (Cortinarius saporatus)
    Vorkommen im Kalk-Laubwald. Ein gute Kennzeichen ist die wuchtige Stielknolle, die hellen, im alter braunen Velumreste auf dem Hut und eine meist vorhandene ockerfarbene Zone am Knollenrand.



    Nr. 22 Semmelgelber Schleimkopf (Cortinarius varius)
    Vorkommen ausschließlich unter Fichte auf eher kalkhaltigen Böden. Erscheint oft bei Trockenheit noch als einziger Pilz und ist wohl in unseren Breiten die häufigste Art. Die blaue Farbe der Lamellen bleibt lange erhalten.



    Womit könnte ein Ausflug in die Welt der Schleierlinge wohl würdiger enden?


    Nr. 23 Pacht-Klumpfuß o. Tanzmusen-Klumpfuß (Cortinarius terpsichores)
    Gefunden im Kalk-Fichtenwald und im jungem Zustand wohl kaum zu verwechseln. Vorkommen im Laubwald können mit dem Blaufleischen Klumpfuß (C. caerulescens) verwechselt werden, welcher mikroskopsch durch viel schlankere Sporen zu unterscheiden ist. Die gelbe Laugereaktion können beide Arten habe, sie ist jedoch nicht konstant.



    Alte Fruchtkörper lassen kaum noch erahnen, um welche Art es sich handelt, wobei zu bemerken ist, das man sich bei der Bestimmung von Phlegmacien eigentlich nur an kompletten Kollektionen versuchen sollte, da viele Merkmale stark veränderlich sind.



    LG Karl

  • Hallo Karl!


    Oh Mann, ich wünschte, ich würde das alles wissen.
    Noch schlimmer: du stellst die Arten so schön vor, und kaum was bleibt bei mir hängen. 2 Arten hätte ich erkannt, nämlich gerade mal so Cortinarius varius (Semmelgelber Schleimkopf) und Cortinarius percomis (Würziger Schleimkopf).
    Das ist beinahe schon unfair. Aber trotzdem danke!!!


    Was ich natürlich total genial finde und was jetzt nicht besser geht, ist der Ausdruck

    Zitat


    Tanzmusen-Klumpfuß


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

    • Offizieller Beitrag

    Morgen, Karl!


    Auch hier wieder grandiose Pilze.
    Ich bin gleichauf mit Ingo: Zwei kenne ich. ;)
    Bei mir sind's allerdings C. largus und C. praestans.
    C. varius würde ich zu gerne mal einsammeln, die Art zu kennen wäre schon wichtig, wo sie doch in entsprechenden Gebieten recht häufig ist. Die mit dem ganz gelben Fleisch zu kennen lohnt sich auch. Enthält C. meinhardii eigentlich ebenfalls Orellalin? Ist da inzwischen Genaueres bekannt?


    Und dann die Blauen am Ende: Einfach wunderschön. Da gibt es ja eine ganze Gruppe, wenigstens eine dieser Arten würde ich zu gerne mal sehen.



    LG, Pablo.

  • Moin Karl,


    erstaunlich was Du da zusammengetragen hast.
    In meiner Gegend hats fast keine Schleierlinge.Das muß ich erstmal sacken lassen......:P.


    Ein ganz großes Extralob für die exzellenten Aufnahmen.Superscharf bei besten Lichtverhältnissen . Schön auch der übersichtlich gestaltete Bildaufbau mit dem wichtigen Einblick ins Lamellengeschehen.....:thumbup:


    LG, Burkhard

  • Hallo Karl!
    Ich kann mich da auch nur wiederholen! Danke für die tollen Bilder, und immer diese Erklärungen dazu... ich muss das glaube ich alles mal ausdrucken als Lernhilfe, mir geht es wie den anderen, erst mal sacken lassen!

  • Hallo Karl!


    Auch von mir: großes Lob und Danke, ebenso wie für deinen vorherigen Beitrag. Toll bebildert und erklärt - ich find's immer toll, wie du die Unterschiede zwischen den Arten kurz anreißt oder besondere Merkmale herausstellst.


    Scheierlinge sind schon spannend, aber leider echt fies zum Bestimmen...


    Ich schließe mich Ingo an: die Namensgebung ist klasse! Tanzmusen-Klumpfuß! Elfenring-Klumpfuß! Und C. nanceiensis mit Geruch nach Bananen! Auch nicht schlecht! Den hätte ich ja auch gern mal, als Abwechslung zum Kartoffelkellergeruch... ;)

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Hallo Karl,


    das ist ja - wieder mal - ein vorzüglicher Beitrag von Dir!
    Besonders schön finde ich die Schleiereulen.


    Aber auch manch andere Art ist sehr fotogen, und Du hast sie sehr gut getroffen - tolle Details und hilfreiche Angaben dazu.


    Mal schauen, ob ich mich an die Cortinarien eines Tages heranwage und wie weit ich da makroskopisch kommen kann ...


    Dir herzlichen Dank für die beiden Beiträge und viele Grüße
    Gerd

  • Hallo Karl,


    deine beiden Reihen zu den Schleierlingen sind ganz vorzüglich: mit wunderbaren, bei der Bestimmung helfenden Bildern und erläuternden Texten.
    Ich habe mir beide in ein Word-Dokument gespeichert und gedenke, sie noch dieses Jahr zu benutzen.
    Eine großartige Sache!


    Herzlichen Dank,


    Uli

  • Hallo zusammen


    Schön, das Euch meine kleinen Ausflüge in die Welt der Schleierlinge gefallen haben und noch besser, wenn sich der Eine oder Andere animiert fühlt, sich zukümftig etwas näher mit dieser schönen Gruppe zu beschäftigen. Hier gab es schon mal einige wichtige Hinweise



    Oh Mann, ich wünschte, ich würde das alles wissen.


    Leider ist das nur ein Bruchteil von dem, was Du alles über Ascomyceten weißt. In Rheinland und Eifel gibt es sicherlich noch 3 mal so viele Arten, die ich bisher nicht bestimmen konnte.


    LG Karl

  • Das ist mal wieder ein wunderbarer Beitrag geworden. :P


    Ich wünschte, ich hätte ein Gerät das mir vor Ort direkt sagt welcher Schleierling nun vor mir steht. Es betrübt wenn man solche hübschen Prachtpilze findet und nur mutmaßen oder raten kann wie er denn nun heißt.


    Naja, vielleicht wenn ich es zur Rente hin schaffe und mich dann noch zu den Pilzen zu bücken schaffe. Bis dahin habe ich vielleicht auch Oehrlings Vorbedingungen erfüllen können. Vielleicht! :D


    Die verschleierte Banane muß ich auch mal in die Finger bekommen.
    Vom Bananengeruch allerdings las/hörte ich allerdings bisweilen nicht.


    Danke für den tollen Beitrag! :)