Hallo.
Am letzten Sonntag war ich keine Pilze suchen.
Mit meiner Schwester und zwei Freunden sollte es nur ein kleine, erfrischende Wanderung durch den Odenwald sein. Also ein wenig die Beine vertreten. Nicht Pilze gucken.
Geguckt haben wir dann doch, und gestaunt nicht schlecht. Es ging aber - wie gesagt - nicht um Pilze.
Bei kaltem aber schönem Wetter war die Stimmung im Wald grandios:
Eine kleine Rundtour von der Ursenbacher Höhe über Felder und durch Wälder, immer entlang eines etwa um 400m hohen Hügelrückens.
Irgendwo oben, nachmittags entstand dann die Situation, daß an der Nordflanke des Berges eine Nebelbank lag und von Süden die Sonne hineinschien.
Ein paar +/- gelungene Spielereien mit Licht, Schatten und Knipsmaschine:
Jedenfalls passiert da was Eigentümliches, wenn die Sonne schräg auf eine Nebelbank fällt. Ich glaube, das passiert icht nur im Wald, aber ich hab's eben zum ersten Mal gesehen.
Einen regenbogen kennt ja jeder. Das sind Regentropfen, in denen sich das Sonnenlicht in einem bestimmten Winkel bricht, so daß für einen in einem bestimmten Winkel dazu stehenden Betrachter ein hübsches Lichtspiel ergibt.
Ein nebelbogen ist sowas Ähnliches. Die Wassertröpfchen, aus denen ein nebel besteht, sind kleiner. Der ganze Nebelbogen auch, deutlich kleiner als alle regenbogen, die ich kenne. Außerdem ist er diffuser, die Farben nicht so deutlich, weniger abgegrenzt. Und er ist kreisrund. Nicht ein Kreissegment, sondern ein vollständiger Kreis. Also eigentlich ein Halo. Und in der Mitte von dem Kreis ist mein Schatten.
Tja, ist schwer wiederzugeben auf Photos. Vielleicht kann man's ein wenig erahnen. Eine komische Stimmung, sehr schwer wiederzugeben.
Ja, das war's eigentlich schon.
Wir waren ja wandern und nicht Pilze gucken.
Beim Wandern sind meine Begleiter mittlerweile gewöhnt, daß ich hin und wieder kurz zurückbleibe, um mir die Schuhe zu binden, die Frisur zu richten oder einen Nebelbogen zu photographieren.
Alle folgenden Bilder sind blanker Zufall und haben nichts mit Pilzen zu tun!
01: Phellinus robustus = Eichenfeuerschwamm
In einigen Metern Höhe an einem Naturdenkmal. Stativ wäre eben doch oft nützlich.
02: Trametes ochracea = Ockertramete
03: Trametes pubescens = Samtige Tramete
Die wuchsen übrigens beide am gleichen Baumstumpf. Zusammen mit Schmetterlingstrameten.
04: Daedaleopsis confragosa = Rötende Tramete
06: Cudoniella acicularis = Helmkreisling
Die Vorortphotos sind Mist, darum eine Studioaufnahme:
Den hatte ich vor drei Jahren zum ersten Mal gefunden. Seitdem nicht mehr. und dann am Sonntag am selben, total durchmorschten Eichenstumpf wie beim ersten Mal.
Asci biseriat, reif apikal konisch zugespitzt; Paraphysen zylindrisch mit grobkörnigem Inhalt:
Sporen elliptisch, etwa 21 µm bis 24 µm lang, abgeschossene Sporen meist mit keiner oder einer Septe, gelegentlich auch mit drei; Ascusbasis mit Haken:
07: Crepidotus cesatii = Entferntblättriges Stummelfüßchen
An einem dünnen Fichtenzweiglein. Angeblich gäbe es da an Nadelholz ja noch eine sogenannte "var. subspaerospora". Die solle sich durch parallel verlaufenden Hyphen der Huthaut und durch mehr subglobose bis ovale und etwas größere Sporen auszeichnen.
Nun, die deutlich punktiertwarzigen Sporen sind recht unterschiedlich in Größe und Form, allerdings muss man damit rechnen, daß die kleinen, runden einfach Kopfstand machen. Zu beurteilen wären die eher ovalen, größeren. Mit Längen bis fast 10 µm und meist eher breitelliptischer Form geht das richtung var. subsphaerospora:
Aber denkste.
Das sind die Hyphen der HDS:
Nichts als chaotisches Geknäule. Alles andere als parallel. Wer mag, kann in dem Bild Schnallen zählen.
Also gehe ich hier mal mit IndexFungorum und behaupte: das gehört einfach alles in die Variationsbreite von Crepidotus calolepis Crepidotus cesatii var. cesatii.
Lustig übrigens dazu auch die total chaotischen Cheilozystiden, die ein gutes Merkmal dieser Art sein sollen:
08: Panellus mitis = Milder Zwergknäueling
Der war in Fichtenwäldern quasi omnipräsent, meist an abgefallenen, aber luftig liegenden Zweigen, aber auch an mitteldicken noch stehenden Stämmen abgestorbener Bäume. Einmal sogar an einem Baumstumpf. Komisch, ich dachte die Art mag dünnes Substrat.
Wenn man den mal dabei hat, kann man ja auch mal reingucken. zystiden gab's keine, die Basidien sind viersporig, ziemlich klein und sehen eher banal aus. Porlingsmäßig eben.
Kommen wir zum interessanten Teil.
Übergang von Kutis zu Subkutis der HDS mit stark gelatinisierten Hyphen (oben) und Kristallen:
Interessanterweise werden diese Kristalle nicht erwähnt. Kann ja aber auch sein, daß die normalerweise gar nicht zum Pilz gehören.
Was auch nirgends erwähnt wurde (oder ich hab's überlesen) ist die gelatinöse Lamellenschneide:
Was aber erwähnt wird, sind die porlingsmäßig kleinen, zylindrisch bis allantoiden und amyloiden Sporen:
09: Exidiopsis cf grisea = Graue Wachskruste
Am selben Ästchen wie die Zwergknäuelinge auf dem ersten Bild. Ingo hat schon recht, das fühlt sich feucht irgendwie feist - glitschig an, trocken wachsig. Der Belag ist allerdings sehr dünn, wischt man nur etwas zu fest, wischt man ihn kaputt.
Leider hadere ich noch mit der Unterscheidung zwischen Exidiopsis grisea und Exidiopsis effusa.
Effusa soll mehr an Laubholz vorkommen und einen rosalichen Schimmer entwickeln, grisea mehr an Nadelholz und einen blauen Schimmer entwickeln. Ansonsten werden keine Trennmerkmale angegeben.
Das Blöde: Dieser Pilz hat einen violetten Schimmer. Und violett ist bekanntlich eine Mischung aus rosa und blau.
Vielleicht sollte ich den auf Exidiopsis griffusa taufen.
Übrigens: Exidiopsis gehört zu den Heterobasidiomycetes, ist also verwand mit Gattungen wie Exidia (Drüslinge) und Tremella (Zitterlinge). Also strenggenommen kein Rindenpilz. Strenggenommen gibt es aber eh gar keine Rindenpilze.
Jedenfalls finden sich hier typische Phragmobasidien und große, allantoide Sporen:
Die Sporen sind allerdings durchweg kleiner als 20 µm. Was ein wichtiges Bestimmungsmerkmal wäre. Schnallen sind vorhanden, was auch ein wichtiges Merkmal ist, auch wenn sie schwer zu finden sind und vor allem an der Basis unreifer Basidien vorzukommen scheinen. Die Gattung Sebacina hat gar keine Schnallen.
Hier mal schlecht zu erkennen:
10: Außerdem noch am selben Stöckchen:
Keine Ahnung was das sein soll.
Das ist jetzt jedenfalls ein "richtiger" Corti mit normalen Basidien, ziemlich großen, zylindrischen Zystiden und amyloiden Sporen.
Muss man sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen, ich stelle den morgen noch mal en detail vor.
PS.: Vor allem die ersten Bilder sollte man mal anklicken. Die haben eine größere Breite, im Beitrag eingebunden geht da eine Menge verloren.
LG, Pablo.