Am Anfang eines jeden neuen Jahres steht die Auswertung der Funde des vorhergegangenen und ein Resümee über die gesamten Aktivitäten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Begonnen mit der Aufzeichnung habe ich im September 2010 mit so ausgefallenen Arten wie Pfifferling, Steinpilz, Stockschwämmchen, Semmelstoppelpilz etc.
Ein klares Zeichen mykophagischer Wurzeln.
Bis heute sind daraus 897 Arten geworden, wobei die für dieses Jahr angepeilten 900 nur deswegen verfehlt wurden, weil sich zum einen einige Exemplare standhaft jedes Bestimmungsversuches widersetzten, ich zum anderen recht viel Zeit für so profane Dinge wie Geldverdienen und Existenzsicherung verschwenden musste.
In den bisher angefallenen über 2000 Aufschreibungen finden sich zudem 151 Arten, die für Nordrhein-Westfalen noch nicht dokumentiert wurden, sowie 13 Arten, für die es für Deutschland noch keinen Nachweis gab. Kein Nachweis muss nicht bedeuten, dass sie zuvor noch nie gefunden wurden. Es kann auch sein, dass Funde nicht veröffentlicht wurden oder ich entsprechende Veröffentlichungen nicht bemerkt habe.
Doch kommen wir zum Jahr 2014.
Es war ein schwieriges Jahr. Zum einen weil ich nur recht wenig Zeit erübrigen konnte, zum anderen, weil lange Trockenperioden die heimischen Gefilden in Halbwüsten verwandelt hatten. In den kurzen Feuchtperioden wurde man dann mit einer wahren Pilzschwemme überladen, wodurch sicher so manche Art einfach übersehen wurde.
So konnte ich 2014 nur 418 Arten dokumentieren. Davon jedoch 15 für NRW, und gleich 4 für Deutschland noch nicht erfasste Arten.
Die Dungi-Fungis, meine (Nein, eine meiner) heimliche(n) Liebe(n), haben besonders unter dem Zeitmangel gelitten. Von den bisher 110 gefundenen Arten, konnte ich 2014 nur 75 wiederentdecken oder erstmals finden. Davon waren 11 persönliche Erstfunde, und davon wiederum 7 für NRW und oben erwähnte 4 für Deutschland nicht dokumentiert.
Alles in allem kann man 2014 als gutes, schlechtes Jahr bezeichnen.
Ausblick.
Das Jahr 2015 bietet alle Voraussetzungen, aus mykologischer Sicht ein Superjahr zu werden. Vorausgesetzt, das Wetter spielt entsprechend mit. Großflächige Rodungen in unseren Wäldern, die das Herz bluten lassen, werden vielen Pionierarten hervorragende Bedingungen bieten und Knieschoner wie Gelenke an die Grenzen der Belastbarkeit bringen.
Eines meiner Lieblingsreviere, die Grube Cox, leidet sehr unter Verbuschung und vermehrter Humusbildung. Für dieses Jahr steht eine Besichtigung mit Vertretern der zuständigen Biologischen Station an. Ziel ist, die Maßnahmen für das entfernen der Verbuschung zu besprechen. Eine dringend notwendige Maßnahme um dieses Kleinod mit Trocken- und Magerrasenbiotopen zu retten. Nicht nur für die Pilze, sondern auch für viele seltene Pflanzen- und Insektenarten.
Das wird viel Arbeit, denn anpacken ist angesagt.
Warum ich dies hier schreibe.
Ich bin natürlich völlig resistent gegen Selbstbeweihräucherung, Lobhudeleien und beifallheischen. Naja, fast jedenfalls.
Aber der eigentliche Grund ist ein anderer. Ich bin nun wahrlich nicht der Pilzexperte vor dem Herren. Insbesondere den Lamellenpilzen stehe ich bekanntermaßen nicht besonders nahe. Und ohne dieses Forum, ohne die vielen sachkundigen Mykologen hier und außerhalb des Forums, hätte ich vermutlich längst das Handtuch geworfen, hätte aber mit Sicherheit nicht annähernd so viele Funde dokumentieren können.
Dass die Hobbymykologie Nachwuchsprobleme hat, ist kein Geheimnis. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass es ohne Hobbymykologen noch viel mehr weiße Flecken auf der Landkarte gäbe, noch viel weniger Wissen transportiert würde.
Die Mykologie ist wohl eines der letzten Gebiete, auf denen sich interessierte Menschen mit einer gehörigen Portion Forscherdrang so richtig austoben und erfolgreich sein können. Und zwar auf allen Ebenen der Sachkunde. Man muss kein mit allen Wassern gewaschener Experte sein, um wichtige Beiträge zur Erfassung der heimischen Pilzvorkommen leisten zu können. Mann muss nicht alle Arten der Gattung Inocybe im Schlaf aufsagen, nicht jeden Pilz mit Handschlag und lateinischem Namen begrüßen können. Man muss nicht jedes Wochenende hunderte Kilometer fahren. Nein, jeder kann vor der eigenen Haustüre einen wichtigen Beitrag leisten. So habe ich auch meine Funde lediglich im Gebiet von vier Meßtischblättern und einem halben Dutzend 16tel Quadranten gemacht. Alles im Umkreis von max 15 Kilometer. Man muss auch keine zigtausend Euro teure Ausrüstung haben. Ob nur mit Bleistift und Papier, oder mit Pocketkamera und gebrauchtem Mikroskop, piepegal.
Jeder kann im Rahmen seiner zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten einen wichtigen Beitrag leisten.
Und wenn ich sehe, wie sich grade hier in unserem Forum die Mitglieder entwickeln, wie eine Kuschel oder Melanie plötzlich geprüfte Pilzsachverständige werden, wie ein Pablo quasi auf der Überholspur zum Experten mutiert, wie immer mehr Interessierte User plötzlich ein Mikroskop vor sich stehen haben, wie eine Daniela mit 11 Beiträgen einen Neufund für Deutschland macht, dann kann es doch eigentlich kein halten für jeden, der über den Pfannenrand heraus interessiert ist, mehr geben.
Also, keine Angst vor Schwierigkeiten oder fehlendem Wissen. Einfach machen. Hilfe gibt es überall und insbesondere hier in diesem Forum.
Zum Abschluß ein kleiner Querschnitt durch das vergangene Jahr. Hab ich sicher alles schonmal gezeigt, aber vielleicht noch nicht jedem.:D
Manches davon wäre ohne die Hilfe von Freunden, Bekannten, Forenmitgliedern und "auswärtigen" Experten ohne Namen geblieben.
Vielen Dank dafür.
Octospora lilacina
Roseodiscus formosus
Pleophragmia leporum
Anthracobia maurilabra
Cystolepiota hetieri
Russula virescens
Tuber rufum
Otidea tuomikoskii
Xerocomellus cisalpinus
Postia ptychogaster
Xeromphalina picta
Scutellinia vitreola
Hygrophorus eburneus
Clavaria krieglsteineri