Hyaloscypha intacta SvrÄek 1986 ss. Huhtinen (Karstenia Vol. 29)
?= Hyaloscypha intacta SvrÄek 1986
Winzighaariges Hyalinbecherchen
Dieses winzige Becherchen ist hauptsächlich im Winter(halbjahr) zu finden.
Kaum einen halben Millimeter im Durchmesser wächst es gesellig im Luftraum von noch relativ wenig morschem Laubholz, oft an Stellen, wo sich die Borke wegrollt.
Gut entwickelte Apothezien sind ganz gut makroskopisch einzuordnen, denn ihre Fruchtschicht ist unter der Lupe etwas körnig (große Asci) und der Becherrand zumindest an frisch gewachsenen Exemplaren etwas fusselig (kurze Haare).
Die Art verwirrt ganz vorzüglich den unbedarften Bestimmwilligen.
Das liegt zum einen daran, dass durch Winter und Frost ganz gerne normale Maße und Formen außer Kraft gesetzt werden (auch bei anderen Winterbecherchen).
Schon vollkommen gesund hat der Becher eine recht große Spanne, was die Bemaßung der Sporen anbelangt:
Auch Sporen bis um 18 µm können manchmal auftauchen. Das liegt entweder an der Sporenstreckung vor dem Auskeimen oder auch an verhinderter Zellteilung, also selten hat man mitunter keine 8 Sporen, sondern nur eine oder auch nur 4 im Ascus.
Was für ein Wirrwarr manchmal entsteht, sollen folgende Bilder belegen:
Dazu kommt der Umstand, dass der Becher auch ein Notprogramm besitzt. Das kommt zum Tragen, wenn die Vitalität des Bechers so beeinträchtigt wird, dass die Sporen nicht mehr zum Abschuss kommen.
Dann nämlich kann eine septierte Spore auch in zwei vermehrungsfähige Teile zerbrechen, oder die Primärsporen bilden Sporenkonidien. Das Bild im Link lässt sich großklicken:
http://asco-sonneberg.de/media/.gallery/image38070.jpg
Das Becherchen hat mikroskopisch noch weitere schöne Merkmale.
Der Ascus-Porus ist z.B. mit Lugol negativ, was ja nicht sooo oft vorkommt.
Die Ascusbasis täuscht den nicht versierten Becherchenfreund dahingehend, dass er an abgelösten Asci meint, der wäre mit Haken (ganz links):
Wie man aber an anderen Beispielen sieht, ist es oft eher so, dass nur die Hälfte der Ascusbasis an der Basalzelle befestigt ist. Diesen Umstand hat man ebenfalls bei den wenigsten Bechern.
Und schließlich sind auch die mehrfach verzweigten fädigen Paraphysen, welche schon beinahe viel-tentakelige Sträuße bilden, ziemlich ausgefallen bei Hyaloscypha.
Zuletzt muss man noch die Haare erwähnen, welche kurz sind, also 30 µm überschreiten die nur selten:
Die beschreibenden Autoren berichten von 2 Haarformen (unten links die flaschenförmigen, rechts die spitzen)......
......aber das "Phänomen" ist nichts anderes, als das ganz typische "Morphing" der Becherstrukturen, wenn sich Paraphysen am Becherrand langsam über Marginalzellen zu Haare/Endzellen verwandeln.
Eigentlich hatte ich die ganze Zeit auch den Hintergedanken, dass
Parorbiliopsis minuta Spooner & Dennis 1986 nur ein anderer Name für die gleiche Spezies ist.
Allerdings ist die Tropfenverteilung der Sporen in beiden Arten wohl verschieden: bei Hyaloscypha intacta multiguttulat, bei Parorbiliopsis minuta auch mit großen Tropfen.
Bisher dachte ich immer, dass eben geschädigt die kleinen Sporentropfen zu großen zusammenlaufen. Das ist nichts ungewöhnliches.
Der Beweis fehlt mir allerdings, ein entsprechender aktueller Versuch ist gescheitert:
Ach übrigens, wem das Wirrwarr der verschiedengestaltigen Sporen noch nicht groß genug war: es gibt eine Pilzgattung Helicogonium, die sich verschiedener Becher insofern bemächtigt, dass sie in deren Fruchtschicht eigene Asci wachsen lässt. Die haben dann natürlich wieder andere Eigenschaften.
VG Ingo W