Hallo, Leute!
Magellan hat mit vor ein paar tagen einige Pilze zugeschickt, die ich mir mal ansehen durfte.
Bis auf einen recht schwieriges Material, aber der Reihe nach.
1) Trametes ochracea = Ockertramete
Das ist der Einfache.
Vorgestellt wurde er in >diesem Thema< unter Nummer 5.
Im Verlauf der Diskussion tauchte dann eine dunkle Linie unter dem Hutfilz auf, was natürlich bei der Optik sehr überraschend ist.
Darüber wurde aber insgesamt schon viel diskutiert, ebenso generell über die Trennung der beiden Arten.
Momentan versuche ich herauszufinden, welches das oder die verlässlichsten trennmerkmale sind. Letztlich ist aber alles irgendwie recht variabel, was vor allem an der immensen Vielgestaltigkeit von Trametes versicolor (Schmetterlingstramete) liegt.
Bei dem hier untersuchten Fund ist aber schon das äußere Erscheinungsbild absolut eindeutig - wenn da eben nicht diese Linie wäre. Die sollte nämlich bei T. ochracea nicht nie vorhanden sein; T. versicolor stehen ich da bei jungen und blassen Fruchtkörpern einen gewissen spielraum zu.
Die Fruchtkörper, die mich erreichten, sehen ungefähr so aus:
Die habe ich mal scheibchenweise und schräg zersäbelt, eine bräunliche Cortex ist zu erkennen:
Der Filz lässt sich so freilich nicht mehr wirklich beurteilen, da der bei dem Alter der Pilze recht abgegriffen ist.
Dennoch findet sich auch darunter noch etwas Auffälliges:
Das ist aber was Anderes, als die dunkle Trennschicht zwischen Kontext und Tomentum bei T. versicolor.
Zumal die Schicht hier nicht wirklich schwarz oder schwarzbraun ist, sondern ockerbraun.
Insgesamt bleibe ich da absolut bei T. ochracea, die Summe der Merkmale macht hier die Musik.
2) Stereum sp = der sonderbare Schichtpilz
Das ist der Fund aus >dem selben Thema< von Magellan, und zwar Pilz Nummer 6.
Der nervt, weil wieder mal nichts richtig zusammenpassen will.
Also von vorne.
Was da bei mir ankam, machte erstmal einen noch recht frischen Eindruck (leicht feucht) und sieht auch nicht krank oder verfallen aus.
Auch hier sind die fruchtkörper im Schnitt übrigens mehrschichtig, was auch bei vielen Schichtpilzen ein Merkmal ist:
Makroskopisch mit dem Pilz in der Hand hätte ich da gerne an Porostereum gedacht, der ist aber weicher. Chondrostereum hätte mir auch gefallen, der hat so eine Trennschicht, aber der hat Schnallen und...
...das ist auch einer der Gründe, warum der stört.
Dieser gesamte Pilz hat nicht eine Schnalle, dabei habe ich mindestens gefühlt jede einzelne Septe danach abgesucht.
Dazu kommen die amyloiden Sporen (wenn auch nur schwach), die dickwandigen Skeletthyphen, das Fehlen von "richtigen" Zystiden (hier nur Hyphidien vorhanden). In Kombination mit der effus - reflexen Wuchsweise kommt als Gattung eigentlich nur noch Stereum in Frage. Da will nur keine Art richtig passen.
Röten tut da auch nach feuchthalten absolut gar nichts. Stereum subtomentosum hat keine dunkle Trennlinie im Schnitt, bleibt eigentlich nur noch Stereum hirsutum (Striegeliger Schichtpilz). Aber warum der dann so aussieht...
...keine Ahnung. Selbst bei Frost zeigt die Art bei mir kein graues Hymenium.
Pilz im Querschnitt:
Links ist das Tomentum (Hutfilz), rechts das Hymenium.
Die Bollos in der Mitte sind irgendwelche Inkrustierungen, da stecken aber keine Hyphenenden drin (also Zystiden), sondern diese Blumenkohl - Klumpen geistern einfach im untersten Teil des Hymeniums zwischen den Hyphen herum.
Sieht von Nahem so aus:
Teils (nicht an allen Stellen ausgeprägt) findet sich zwischen der Trama (größtenteils aus dickwandigen Hyphen) und der Fruchtschicht auch sowas:
Das sollten etwas verdickte Enden von Skeletthyphen in Aufsicht sein. Interessanterweise soll Chondrostereum purpureum (Violetter Knorpelschichtpilz) so was Ähnliches haben: Ballonförmig verdickte Hyphenenden im Subhymenium.
Bis auf diese Besonderheiten ist der Aufbau ziemlich Stereum - typisch.
Das Hymenium besteht aus schlankkeuligen Basidien mit bis zu 4 Sterigmen, die in enger Palisade stehen. Dazwischen unreife Basidien (Basidiolen), die manchmal edn Eindruck von Zystiden erwecken können. Besonders dann, wenn sie noch sehr jung sind oder mal komische Auswüchse zeigen:
Das liegt hier aber an den etwas mitgenommenen Fruchtkörpern.
Die auffälligsten Strukturen sind Hyphenenden von dickwandigen Hyphen aus dem Subhymenium, die die Basidien nicht ünberragen. Die sind zylindrisch und oft apikal etwas zugespitzt, vor allem apikal auch dünnwandig. Und enthalten Öltröpfchen, allerdings ungefärbte (Rötende Stereum Arten haben da "Safthyphen", also ähnliche Gebilde, die mit roten Farbstoffen gefüllt sind).
Wie immer man die jetzt nennen will...
Gloeohyphidien?
Keine Ahnung.
Freilich fehlen auch im gesamten Hymenium die Schnallen:
Die Sporen sind schmal ellipsoid, fast zylindrisch, messen so etwa 6-8 µm x 2-3 µm
glatt, dünnwandig, teils etwas deformiert (mag auch an Witterung / Transport liegen)
Schwach amyloid (Sporenwand wird blau in melzers Reagenz):
Mit meiner Kamera schwer abzubilden, insbesondere bei dünnwandigen Sporen.
Bislang finde ich nichts Besseres, als Stereum hirsutum (Striegeliger Schichtpilz) als Namen dafür. Obwohl ich da auch mit der Farbe des Hymeniums ganz und gar nicht zufrieden bin, aber bei allen überprüften Alternativen ist irgendwo ein Kill - Kriterium drin...
3) UMO = Lamellenpilz neben Birke
Das ist der erste Pilz aus >diesem Thema< von Magellan.
Der Einfachheit halber "zitiere" ich hier nochmal die ersten beiden Bilder, die Magellan aufgenommen hat:
Der Pilz ist in einem ganz passablen Zustand getrocknet angekommen. So ein bisschen was kann man da schon och rausholen.
Die Sporen sind glatt, hyalin, dünnwandig:
Leider sind da nicht viele zu finden gewesen, wesentlich zahlreicher waren dickwandige, braune Fremdsporen.
Die hyalinen (also im Abwurf weißlichen) sind aber die Richtigen, weil da sah man hier und da noch welche an Basidien ansitzen:
Bei der geringen Anzahl der Sporen ließ sich leider keine Amyloidität feststellen. Wenn Melzer reinläuft, spült das einfach alle Sporen weg. nix mehr zu finden.
Jedenfalls sind die Basidien dick, keulig, bis viersporig; Zystiden gibts reichlich, und zwar sowohl Cheilo- als auch Pleurozystiden. Von der Form sind die jeweils gleich, sämtlich zylindrisch und die Basidien überragend, hier mal Basidien mit Pleuros:
Die Lamellentrama ist schwer zu erkennen, da die Lamellen recht plattgedrückt sind. Aber zwischen Lamellentrama und Basidien sitzt eine dünne Schicht aus kurzen Hyphen:
Alle Basidien ohne Basalschnalle, Lamellentrama ohne Schnallen, auch sonst war in dem fruchtkörper keine Schnalle zu finden.
Die Huthaut besteht dann aus liegenden, zylindrischen Hyphen, nur gelegentlich mit vereinzelten, kurz aufsteigenden Elementen:
Mit dem kann ich vorläufig mal nichts anfangen. Ideen und Vorschläge (natürlich auch zu den Anderen Pilzen) bitte immer frei heraus. Wenn was fehlt kann ich auch gerne noch mal reinlinsen.
LG, Pablo.