Unbekannte Podospora

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.128 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.

  • Liebe Dungpilzgemeinde,


    Wie gesagt, auf meinen Kötteln gehts weiter.


    Habe ne Podospora gefunden die sich allerdings gegen ihre Bestimmung wehrt :/ .


    Fruchtkörper mit Haaren


    Ascis mit unreifen Sporen


    Reife Spore mit Pedicell, bei der man am oberen Ende ein leichte Zweiteilung erkennen kann


    Mal eine Ansicht der Cauda, mit Methylenblau gefärbt


    Nahaufnahme der Pedicelle mit dem Cauda-Ansatz ( siehe Pfeil)


    Je nachdem welchen Schlüssel ich verwende komme ich zu P. excentrica oder P. perplexens.
    Allerding sind je nach Schlüssel die Sporen- und Pedicellmaße anders.


    Was ist es denn nun? :/

    Liebe Grüße


    Daniela






    80 - 10 für APR 2019 = 70 + 6 (25.Platz APR 2019) +4 (Kreativ-Phalschlösung) = 80- 10 für APR 2020= 70 + 5PC (20. Platz APR 2020) = 75PC

  • Hallo Daniela,


    nicht verzweifeln, das wird schon. :)


    Ich komme mit dem Schlüssel von Lundquvist recht schnell zu Podospora dasypogon.
    Der nächste Schritt ist, die Beschreibung der geschlüsselten Art zu lesen und die Merkmale abzugleichen. Das scheint alles gut zu passen.
    Da ich diese Art aber aus eigener Anschauung nicht kenne, warten wir mal auf Nobis Meinung. Es wäre ein sehr schöner Fund.


    Das hilft Dir aber bei der Benutzung des Schlüssels nicht viel weiter. Nehmen wir den Lundquvist-Schlüssel und gehen den (vereinfacht) mal durch.


    1. Asci 8 sporig => 3
    3. Sporenkopf equilateral = Ja => 5 (ich nehme an, hier bist Du auf die falsche Fährte zu P excentrica gekommen)
    5. Merkmale anders => 6
    6. Keine/kaum eine gelatinöse Hülle => 7
    7. jeweils 1 Caudae an jedem Ende der Spore => 8
    8. Sporenkopf zwischen 30-45 µm => 10
    10. Sporen biseriat => 11
    11. Perithecium behaart, Sporengröße passt, Pedicellgröße passt => Podospora dasypogon


    Aber Vorsicht !!!


    Geschlüsselt habe ich nur nach Deinen Angaben und ein Schlüssel gibt meist nur nähere Hinweise. Man muss dann die geschlüsselte Art unbedingt mit den Beschreibungen abgleichen. Dazu gehören u.a. auch das vermessen der beiden Caudae, ggfs. die der Behaarung, Aufbau und Maße der Zellstruktur des Peritheciums, Größe der Asci, wie die Asci gestielt sind (hier wohl recht lang, was auch passen würde). Halt alles, was in den Beschreibungen erwähnt wird.
    Und wenn man eine Art zum ersten mal findet, bleibt trotzdem noch ein Rest Unsicherheit, den man dann am besten durch Vorstellen hier im Forum beseitigen kann.


    Ich schau jetzt nochmal weiter, ob mein Ergebnis denn zutreffen kann. :)


    Ach so. Was zum Teufel bedeutet nun equilateral ?


    Leider stößt man hin und wieder auf englische Begriffe, deren Sinn man erst erkunden muss, um sie zu verstehen. Wörtlich bedeutet es, ein gleichseitiges Dreieck. Dreieckig sind die Sporen ja nicht. Un nu ?
    Da hilft es manchmal, eine mit dem Merkmal verbandelte Art nachzuschlagen. Das wäre hier unter "inequilateral" als nächstgelegene P. excentrica, die Du ja auch angenommen hattest. Tante Google bemüht, sieht man Fotos mit einseitig abgeflachten Sporen. Das passt ja nun gar nicht. Ergo müssen Deine Sporen equilateral (im Sinne von gleichmäßig geformt) sein.
    Das ist eine Krücke, ich weiß. Aber ich komme mit manchen Begriffen nicht zurecht und versuche so mir eine Vorstellung zu verschaffen, was der jeweilige Autor gemeint hat.


    Das Einfärben ist Dir übrigens sehr schön gelungen. :thumbup:
    [hr]
    Hier


    http://www.pilzforum.eu/board/…hizothecium-und-podospora


    findest Du im Beitrag von Peter noch eine sehr gute arbeit von Doveri, in der unter anderem P. dasypogon vorgestellt ist.

  • Sag mal, Daniela, gibt es in Brandenburg auch "normale" Dungpilze? 8|
    Ich kenne jedenfalls niemanden, der die Art schon einmal in Deutschland finden konnte, mich eingeschlossen!
    Kein Wunder, dass du Probleme mit der Bestimmung dieser Podospora hattest.
    Ich sage bewusst "hattest", denn der Ralf hat die Art ja inzwischen identifiziert! :thumbup:
    Wahnsinn übrigens Ralf, wie du dich in den knapp drei Jahren Dungpilzforum entwickelt hast!!!
    Du bestimmst mittlerweile nicht nur schwierige Funde sondern hast sogar noch Erklärungen parat.


    Zurück zu Podospora dasypogon.
    Unabhängig von Ralf bin ich mit dem Doveri-Schlüssel (2008) zum gleichen Ergebnis gekommen.
    Hilfreich war dabei sicher auch, dass ich die von dir, Daniela, vermuteten P. excentrica und perplexens bereits gesehen hatte und anhand deiner Bilder ausschließen konnte.


    Ist das Substrat wieder Damwilddung?
    Falls ja, ist es aus dem Wald oder von einer Farm?
    Du weißt, wir sind alle sehr neugierig und wollen immer soviel wie möglich wissen.


    Die Originalbeschreibung von Lundqvist zum Vergleichen gibt es als PDF.
    Mittlerweile ist übrigens das gesamte Buch eingescannt, ich muss das nur noch etwas überarbeiten und zusammenfügen.
    Podospora dasypogon Lundq. m.pdf


    Glückwunsch an dieser Stelle zu einem weiteren großartigen Fund!


    Falls du ausreichend Material hast, wäre es schön, wenn du einem der Dungi-Fotografen in Hinblick eines angedachten Artikels etwas zukommen lassen könntest.
    Ich hoffe jedenfalls, dass einer dieser Fotografen Interesse an dem Fund hat, sowie Zeit, ihn zu dokumentieren.


    LG Nobi

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  • Hallo Daniela, hallo Ralf und Nobi,


    Daniela, wieder einmal Glückwunsch zum Fund. Von dieser Art höre ich gerade zum ersten Mal.

    Zitat von nobi

    Sag mal, Daniela, gibt es in Brandenburg auch "normale" Dungpilze?


    So langsam stelle ich mir die Frage auch... Bei mir gibt's gerade auch einiges, aber von solchen Funden bin ich weit entfernt. Hab heute noch einige Ascozonus und Thelebolus entdeckt. Dazu mehr, wenn ich damit fertig bin.


    Falls es was zum Knipsen gibt, bin ich natürlich immer interessiert. Es sind gerade Semesterferien und ich hab fast unbegrenzt Zeit. ;)
    Für einen Querschnitt der Kernpilze ist aber Björn der bessere Adressat, sowas traue ich mir bislang nicht zu.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mreul ()

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich bin noch immer sprachlos.


    P. dasypogon hatte ich zwar auch geschlüssel (mit dem Dänischen Dungpilzschlüssel) wollte es aber, ob der Seltenheit, absolut nicht ernstnehmen.


    Jetzt muss ich meine Köttelchen noch genauer untersuchen ob ich noch weitere Fruchtkörper finde um sie zu herbarisieren und auch an interessierte Fotografen weiterzuschicken (Matthias ? :saint: ).


    Gefunden auf Damwild-Dung, wieder vom Feld. Auf dem Ascobolus aglaosporus-Köttel !!


    @ Matthias.
    Vielleicht hast du ihn auch schon gefunden ?


    Ralf
    Danke für den Schubser in die richtige Richtung. Danke

    Liebe Grüße


    Daniela






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  • Hallo,


    Ich übernehme den gerne. An meine Adresse, Dungpilzuntersuchungsfabrik:


    Björn Wergen
    Zur Allmende 3
    52372 Kreuzau


    Jetzt mach ich aber erstmal Delitschia intonsa.


    Lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau


  • Hallo Nobi,


    es kommt immer auf den Lehrer an. :)
    Und vor peinlichen Fehlern bin ich nicht gefeit.




    Hallo Daniela,


    dann kann ich nun, nach Nobis Bestätigung, auch meinen Glückwunsch loswerden.
    Ich kenne die Selbstzweifel bei seltenen Arten. Und man traut sich dann kaum das zu schreiben, aus Angst vor der Peinlichkeit einer Fehlbestimmung.
    Hier in diesem Forum muss man jedoch keinerlei Angst haben. Immer raus mit den Vermutungen. Wenn sie falsch sind, irgendwie ist man ja darauf gekommen, erkennt man so den Fehler im Lösungsweg. Und das ist eine wichtige Erfahrung. Jedesmal. :)


    Vielleicht strapaziere ich Deinen Forscherdrang jetzt zu sehr, aber einen Tip gebe ich Dir mal.
    Damwild wird nicht selten ausgewildert. Sei es als Neubesatz oder zur Auffrischung der Bestände. Ich würde mich jetzt auf die Suche nach dem Jagdberechtigten des Reviers machen und fragen, ob vor kurzer Zeit Damwild von sonstwoher ausgewildert wurde, oder ob Rauhfutter (Winterfütterung) von ganzweitweg importiert wurde. Es ist schon seltsam, dass auf einer Kuddel gleich zwei Neufunde für Deutschland gefunden werden können. Vielleicht hat das Tier was gefressen, was die Sporen dieser Arten beinhaltet hat, oder es kommt selbst aus einer Gegend wo diese Arten vorkommen.
    Wäre schon spannend, einen Weg der Verbreitung dieser Dungi Fungis erklären zu können.


    Wie auch immer. Deine Arbeit zeigt nicht nur, wie befriedigend die Auseinandersetzung mit diesem Substrat sein kann, sondern auch dass mit jedem weiteren daran interessierten Mykologen Quantensprünge bezüglich der Kenntnis coprophiler Arten möglich sind.

  • Hallo Daniela,


    Zitat

    @ Matthias.
    Vielleicht hast du ihn auch schon gefunden ?


    Bislang nicht, aber ich schau nochmal nach.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.


  • Jetzt mach ich aber erstmal Delitschia intonsa.


    Auf die Bilder freue ich mich schon! :thumbup:


    Ich finde es toll, wie diese bisher unterrepräsentierten Pilzchen (selten sage ich mal lieber nicht) von einer Adresse zur anderen geschickt werden, um ein Optimum an Qualität zu erzielen.
    Viele dieser Pilze sind ja kaum bekannt, Fotos und gute Portraits gibt es kaum.


    Hast du eigentlich auch Bilder von der Spumatoria machen können, die Sven dir ebenfalls schicken wollte?
    Auf die Ergebnisse wäre ich gespannt.


    LG Nobi

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  • Ja ich hab ein Mickerexemplar von der ersten Sendung, aber Sven hatte mir zusammen mit der Delitschia intonsa eine weitere Aufsammlung der Spumatoria geschickt. Vielleicht sollte man einfach mal einige kg an Konikdung rüberschicken. Ab Juni (wenn mit Hornberg alles glatt läuft) habe ich sowieso Zeit ohne Ende und ich brenne wie Feuer auf neue Ascos :D


    Ach und Ralf: die Funde vom 11.01. sind natürlich immer noch abwechselnd mit den Funden von Rudi aus Österreich in Bearbeitung. Sowohl hier als auch da gab es einige sehenswerte Neufunde.



    Ich fürchte nur ich kann derzeit gar nicht nochmal ins Bergische Land. Hier schwappt alles komplett über mit Pilzen, ich komme mit den Bearbeitungen gerade so hinterher :/


    lg björn

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  • Vielleicht sollte man einfach mal einige kg an Konikdung rüberschicken. Ab Juni (wenn mit Hornberg alles glatt läuft) habe ich sowieso Zeit ohne Ende und ich brenne wie Feuer auf neue Ascos :D


    Ich drück' dir ganz fest die Daumen für Hornberg! :thumbup: :thumbup:


    Ein paar kg Konikdung zu sammeln, ist natürlich kein Problem.
    Sich die Äpfelchen mit einem interessanten Artenaspekt herauszusuchen schon eher.


    Wenn ich was habe, schicke ich es dir gern.


    LG Nobi

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