Hallo,
ich wollte ja eigentlich was über Dungpilze schreiben, aber gestern kam schon unerwartet plötzlich das Paketchen mit den spanischen Kollektionen an. Das hatte gerade mal 4 oder 5 Tage gebraucht, und so habe ich mich direkt den beiden darin befindlichen Pilzchen gewidmet.
Dabei muss gesagt werden, dass die mediterrane Pilzflora vielerlei Arten aufweist, die es bei uns gar nicht oder höchst selten gibt (oder vielleicht auch noch gar nicht entdeckt wurden). Der Gitterling (Clathrus ruber) ist so ein Beispiel eines mediterranen Pilzes, der sich 2014 mehrfach an verschiedenen Orten in NRW gezeigt hatte. Das war schon überraschend schnell und ist vermutlich dem Klimawandel zuzuschreiben, vielleicht reichen die paar Zehntelgrad auch einfach aus, damit die "Pilzblume" sich bei uns wohlfühlt.
Nundenn, die Pilze, die ich hier vorstellen will, sind Pseudopithyella minuscula (Boud. & Torrend) Seaver 1928 und Strobiloscypha cupressina Peric & Pfister 2013.
Pseudopithyella minuscula ist ein kleiner, 1-2mm breiter operculater Becherling aus der Sarcoscypha-Verwandtschaft und daher entsprechend knallrot gefärbt. Der Pilz wächst an abgefallenen, modernden Ästchen und Nadeln von Zypressen und Wacholder (Juniperus). Für gewöhnlich sitzt die Art mit einem zusammengezogenen Stielteil dem Substrat auf und ist außen blassrötlich gefärbt. Mikroskopisch interessant sind die Ascusspitzen: ein anscheinend einzigartiger Öffnungsmechanismus mit einer beidseitig ausgebeulten Form. Ich musste irgendwie an Krieg der Welten (der neue Film) denken
Strobiloscypha cupressina, so sagt der Name ja schon, wächst gewöhnlich auch an Zypressennadeln und -zweigen, wurde hier aber an Wacholdernadeln (Juniperus) gefunden. Es gibt in der Gattung nur 2 Arten, die sich hauptsächlich durch verschiedene Sporengrößen unterscheiden (S. keliae hat größere Sporen). Der Pilz erinnert makroskopisch an eine Mischung aus Desmazierella acicola (Kiefernnadelbecherling) und Rutstroemia elatina. Mit dem letztgenannten hat sie freilich nichts zu tun, sind die Asci doch deutlich operculat (wie man auf dem letzten Bild erkennen kann). Für Strobiloscypha wurde von Peric & Pfister 2013 die Familie Chorioactidaceae vorgeschlagen, darin befindet sich auch die besagte Desmazierella. Letztlich bleibt aber die eindeutige Zugehörigkeit ungelöst, wer im Indexfungorum nachschlägt, bekommt sogar Sarcosomataceae als Familie angezeigt. Strobiloscypha bleibt also noch ein mykologisches Waisenkind.
Das wars mal wieder, beim nächsten Mal kommen aber die Dungpilze dran (wenn es meinem Rücken wieder besser geht). Bis dahin
lg björn