Hallo,
endlich mal komme ich dazu, euch noch von meinen Erlebnissen aus 2014 zu berichten. Ja ich hab 2015 etwas mehr Konzentration und einen besseren Überblick über die ganzen Funde, die hier noch auf Untersuchung warten, ich zähle ehrlich gesagt aber die ganzen Neufunde gar nicht mehr wirklich, sondern schreibe einfach alles in eine Liste und hefte ab...ich würd gerne den Sordariomycetes-Schlüssel auf FP aktualisieren, sowieso die ganze Systematik nach den aktuellen Erkenntnissen umkrempeln (Hyde et al. 2013, Thambugala et al. 2014, Boonmee et al. 2014, alles große Dokumente über sehr große Artengruppen). Und natürlich würde ich gerne einen Schlüssel bauen für die Gattung Phaeosphaeria. Und die Ammersee-Texte von Peter Karasch schreiben. FP auf die Basidiomyceten ausweiten und mehr mit Ständepilzen arbeiten...usw usw
Ich bekam im Juni letzten Jahres einen überraschenden Anruf von Wolfgang Prüfert, den ich bis dato nur vom Namen her kannte. Was das wohl sein mag, weswegen er mich anrief. Ich war doch ziemlich verblüfft als er mir mitteilte, dass ich für den Adalbert-Ricken-Preis nominiert sei. Ich hab ein paar Wochen zuvor noch Bilder und Texte über ehemalige Preisträger (ja Klaus, du bist gemeint) durchgelesen und mir so gewünscht, in so ca. 10-15 Jahren auch so etwas zu bekommen. Ich war / bin ja noch nicht soweit, dass ich einen solchen Preis verdient hätte, so meine Gedanken. Schließlich habe ich nur wenig publiziert und auch sonst nichts zustandegebracht, was allgemein für Aufsehen sorgen würde. Ob wohl die Webseite FP oder mein Vortrag in Tamsweg der Auslöser für diese kuriose Nominierung war?
Ich hab mich riesig darüber gefreut, und die Tage bis zum Oktober gezählt. Ob ich wohl tatsächlich Preisträger sein werde? Oder vielleicht doch jemand anderes? Julia Kruse, oder Gernot Friebes (na gut, Österreicher, aber wayne?) hätten es doch mehr verdient. Schaut euch doch an, was die alles wissen. Naja gut, ein bisschen kann ich da vielleicht noch mithalten, als alter Mann
Irgendwann kam es dann: Wolfgang Prüfert rief mich wieder an und sagte mir, ich sei der Preisträger 2014. Was für ein Wahnsinn. Ich hatte bis dahin nicht mal viel mit der DGfM zu tun, und auf einmal waren alle Augen auf mich gerichtet. Ich solle einen Vortrag halten und bekomme dann den Preis. Ne halbe Stunde Vortrag über meine Arbeit mit den Ascomyceten. Vor einem Publikum, dass praktisch nur aus Mykologen bestand. Endlich mal konnte ich alle Geschütze auffahren, die ich hatte, ohne dass jemand mit dem überfordert war, was ich so erzählte...es beschlich mich aber das Gefühl, dass einzelne dann doch überfordert waren :shy:
Jedenfalls bekamen sie einen Vortrag zu sehen, der wochenlang vorbereitet und bis ins Detail ausgearbeitet war. Seltene und auch neue Arten, Makro- und Mikrofotos auf einer wahnsinnig großen Leinwand vor einem Millionenpu äh vor ca. 70 Leuten, ja ich hab mich gefühlt wie ein mykologischer Popstar, anfangs aber mit dem Gefühl, dass ich was falsches erzählen könnte, dass die Professoren, die vorne in der ersten Reihe saßen ("ooh Mark Stadler, Experte für Xylariales...ich muss vorsichtig sein") denken könnten "was erzählt der da für einen Mist? Das ist doch längst überholt" oder "sein Vokabular ist viel zu schlecht, der kennt sich gar nicht richtig aus".
Letztenendes ist alles gut gegangen und die Anwesenden waren begeistert. Mir wurde gesagt, ich hätte den Vortrag begonnen wie ein Prediger..."Asco unser unterm Mikroskop, geschlüsselt werde dein Name"
lg björn