Sporormiella chaetomioides

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.920 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rada.

  • Auf demselben, ausgewaschenen Pferdeapfel, der mir schon Podospora perplexans beschert hat, habe ich nun auch Sporormiella chaetomioides finden können. Da bin ich mir recht sicher, da es ja nicht so viele Sporormiella mit Seten gibt.
    Das Perithecium ist jung durchsichtig, wird mit zunehmender Reife dunkler bis fast opak. Die Seten sind kürzer als bei A&C beschrieben, aber das ist wohl kein hartes Kriterium.
    Die Sporen sind bei Reife sehr fragil und fallen schnell auseinander. Es dürfte auch die einzige Art mit Seten und paralleler Keimspalte sein, falls nicht noch irgendwo was neues beschrieben worden ist.


    Irgendwer scheint in der Gattung rumzufuhrwerken und so ist Sporormiella chaetomioides im IF nun zu Preussia gestellt (und nicht nur die). Das ist mir jetzt aber wirklich zu blöd und ich lege die unter Sporormiella ab.


    Falls keine Einwände kommen natürlich. :)

  • Sporormiella chaetomioides?
    Hab' ich schon mal gehört! :D


    In der Tat gibt es nur wenige behaarte Arten in der Gattung.
    Und nur eine mit paralleler Keimspalte und solchen Sporenmaßen.
    Auch wenn ich mir die Art dichter behaart vorgestellt hätte, gibt es wohl keinen Zweifel!
    Ein bemerkenswerter Fund, sicher bisher noch nicht in Deutschland nachgewiesen.
    Dürfte ich wieder mal um ein wenig Material bitten?



    Irgendwer scheint in der Gattung rumzufuhrwerken und so ist Sporormiella chaetomioides im IF nun zu Preussia gestellt (und nicht nur die). Das ist mir jetzt aber wirklich zu blöd und ich lege die unter Sporormiella ab.


    Richtig!
    Natürlich Sporormiella!
    Preussia ist durch mehrere Merkmale deutlich von Sporormiella getrennt!
    Schade, dass irgendwelche Berufsmykologen, die die Arten nie gesehen haben, solche Aussagen auf Grund zu hinterfragender Sequenzierungen treffen.
    Und traurig, dass IF oder auch Mycobank so etwas kritiklos übernehmen!


    LG Nobi

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  • Hallo Nobi,


    ist quasi schon unterwegs. Ich hab aber nur ein recht kleines Stück, das zu teilen Unsinn wäre. Wer ahnt denn auch, dass auf so ausgelaugtem Zeug so interessante Sachen wachsen. Also bitte ich Dich, die Probe ein paar Tage aufzubewahren und zu beobachten, falls noch was interessantes nachkommt.


  • Auch wenn ich mir die Art dichter behaart vorgestellt hätte, gibt es wohl keinen Zweifel!


    Nachdem ich die Pilzchen heute unterm Mikroskop hatte (danke fürs prompte Schicken, Ralf :thumbup: ), melde ich nun doch einige Zweifel an und bin geneigt, der Sporormiella einen anderen Namen zu verpassen!
    Betrachten wir erst nochmal Sporormiella chaetomioides.
    Diese hat Sporen 5-7 µm breit, Asci 13-17 µm breit, eine dünnwandige Peridie und lange, flexible Haare.
    Du hast Sporen bis 8 µm Breite ermittelt, die von mir gemessenen betrugen 7-8,5 µm.
    Deine Asci maßen bis 20 µm, ich fand ebenfalls viele in diesem Bereich.
    Die Peridie fand ich teilweise extrem dickwandig, mit Wänden bis 3 µm, daraus viele 20-60 µm lange, ebenfalls dickwandige hyphoide Haare entspringend.


    Das alles führt mich zu Sporormiella dubia, einer typischen Pferdedungart.
    Hier passen all die von uns ermittelten Mikromerkmale sehr gut.
    Die einzige Art, mit der man chaetomioides aufgrund ähnlicher Sporen verwechseln könnte.


    Was ist nun mit den Haaren?
    Fakt ist, das wir die bei Ahmed & Cain erwähnten langen, flexiblen Haare nicht feststellen konnten. Chaetomiumähnlich? Nie und nimmer!
    Dickwandige, hyphoide Haare, die ich am ganzen Pseudothecium fand und die bei deinen Bilder im Bereich des Halses zu sehen sind, zeigt Doveri sehr schön bei seinem Portrait von Sporormiella dubia (FFI, S.651).



    Also bitte ich Dich, die Probe ein paar Tage aufzubewahren und zu beobachten, falls noch was interessantes nachkommt.


    Klar. Mache ich gern. Aktuell sind noch Ascobolus albidus und Schizothecium conicum am Start.


    LG Nobi

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    Chips: 72

    Einmal editiert, zuletzt von nobi_† ()

  • Hallo Nobi,


    erst mal Danke für Deine Mühe. Ich meine, es ist alles an den Haaren herbeigezogen. :D


    Nein, Scherz. Du hast schon Recht, dass die Haare im Vergleich zur Abbildung bei A&C sehr kurz sind. Doveri spricht bei S. dubia von basalen, hyphoiden Haaren, nicht von einer m.o.w. vollständigen Behaarung. Drum habe ich diese Art gar nicht in Betracht gezogen.


    Denke ich z.B. an die Seten bei P. setosa, die ja von nicht vorhanden bis Strubbelkopf reichen können, weiß ich nicht ob das ein hartes Merkmal sein kann. Auch die Gelhülle der Sporen scheint breiter und ausgeprägter, als bei S. dubia.
    Mit S. dubia hab ich daher ebenso leichte Bauchschmerzen, wie inzwischen bei S. chaetomioides. Wirklich harte, überzeugende Merkmale sehe ich bei dieser Probe inzwischen weder für die eine, noch für die andere. Nur solche, die zweifeln lassen.


    Zwei Dinge erachte ich für wesentlich.


    Einmal, dass man bei zweifelhaften Arten quasi keine hundertprozentige Sicherheit haben kann, wenn man die Art nicht schon selbst gesehen hat und auf eine m.o.w. spärliche Beschreibung angewiesen ist.


    Zum anderen, wie wichtig es ist in solchen Fällen eine zweite Meinung einzuholen. Und genau dafür ist unser Forum, und vor allem Du, Gold wert.


    Ich ziehe das Fazit, die Art nicht zu benennen, sondern zu den X-Akten zu legen.


  • Mit S. dubia hab ich daher ebenso leichte Bauchschmerzen, wie inzwischen bei S. chaetomioides. Wirklich harte, überzeugende Merkmale sehe ich bei dieser Probe inzwischen weder für die eine, noch für die andere. Nur solche, die zweifeln lassen.
    Zwei Dinge erachte ich für wesentlich.
    Einmal, dass man bei zweifelhaften Arten quasi keine hundertprozentige Sicherheit haben kann, wenn man die Art nicht schon selbst gesehen hat und auf eine m.o.w. spärliche Beschreibung angewiesen ist.


    Man müsste mal einen Originalbeleg dieser kaum bekannten Sporormiella chaetomioides untersuchen, Ralf!
    Dann hätten wir Klarheit.


    Nach über 100 Funden von Sporormiella dubia (davon gut 4/5 an Pferdedung), kann ich schwerlich an zwei Arten glauben.
    Diese "langen, flexiblen Haare" bilden sich unter bestimmten Bedingungen bei verschiedenen Species, die ursprünglich unbehaart sind.
    Auch bei Sp. dubia "streuen" die Sporenmaße auffällig.
    So finde ich sehr häufig Pseudothecien, die sowohl "normalsporige" Asci als auch "kleinsporige" aufweisen. (40-45 x 7-9 vs. 34-36 x 6-7).
    Übrigens auch bei deiner Aufsammlung.
    Auch habe ich in der Vergangenheit mehrmals kurze steife "Haare" im Halsbereich notiert (bis 50 µm) inmitten unbehaarter dubia.


    Aus all dem schlussfolgere ich, dass die Variationsbreite von Sporormiella dubia sehr groß ist und dein Fund durchaus hinein passen könnte.


    Sicher kann man sich natürlich nie sein, da alles im Fluss ist und eine Art nur ein Momentzustand.


    LG Nobi

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  • Hallo Nobi,


    sicher hast Du Recht.


    Das wichtigste ist, dass keine Fehlbestimmung durchgeht. Das ist geschafft. :)


    Ob da jetzt eine dubia mehr oder weniger dokumentiert ist, spielt vermutlich keine Rolle. Interessant ist so eine Besonderheit in jedem Fall, ist und bleibt auch dokumentiert. Irgendwann fällt vielleicht mal jemand anderes drauf rein, und dann kann ich ein Beispiel aus dem Hut zaubern. :D