...tun sich auf, wenn man sich mit Rindenpilzen (ehem. Corticiales) beschäftigt. Rindenpilze, was soll das eigentlich sein? Pilze, die wie eine Rinde aussehen? Oder auf dieser wachsen?
Manchmal kann beides vorkommen. 99,9% aller Rindenpilze gehören zu den Basidiomyceten (=Ständerpilze, solche mit Sporenständer), nur 2 europäische Arten zählen in ihrer morphologischen Erscheinung zu den Ascomyceten. Normalerweise bleiben die fusseligen Pilzchen unentdeckt, unter Baumstümpfen, über Blätter und alte Porlinge wachsend. Da achtet eigentlich niemand drauf, es sei denn, sie haben eine spektakuläre Farbe, wie Terana caerulea (= Pulcherricium caeruleum) oder Cytidia salicina. Aber wer findet die schon?
Weiße Überzüge mögen zwar schön sein (z.B. im Schlafzimmer), aber mykologisch bieten sie vor allem eins: Bestimmungsprobleme. Athelia, Botryobasidium, Tubulicrinis, Sistotrema, Hyphoderma, Hyphodontia, mal mehr mit Zähnchen, mal mehr wie Mehl oder Zucker. Die gute alte Backstube eben, produziert ungelöste Fälle am Fließband (es sei denn, man hat Kontakt zu Frank Dämmrich).
Manches mal aber fallen trotz unscheinbarer Färbung gewisse mikroskopische Merkmale ins Auge. Bei Rindenpilzen sind das normalerweise kronenförmige Basidien wie bei Botryobasidium, harzige Halozystiden wie bei Resinicium bicolor, oder ausgefallene Septozystiden wie bei Hyphoderma setigerum. Was darfs denn heute sein? "Eine Tüte Basidienmakrönchen".
Ich behaupte, dass der hier vorgestellte Pilz nichts anderes als Sistotrema brinkmannii (Bres.) Erikss. 1948 ist. Dieser fällt durch seine mehlartigen Überzüge auf Holz oder alten Pilzfruchtkörpern auf, wie hier auf der Unterseite von Fomitopsis pinicola. Ein Bekannter brachte mir den alten Fk vorbei und ich habe mir erlaubt, das weiße "etwas" genauer zu betrachten, da mich Rindenpilze in ihrer Diversität sehr interessieren. Mikroskopisch dürften die 6-8sporigen Basidien, die etwas urniform sind (vor allem im jüngeren Zustand), die deutlichen Schnallen sowie die kleinen, 4-5x2-3 µm großen, suballantoiden Sporen sehr typisch sein. Manchmal bildet diese Art feine Zähnchen aus (=grandinioid), was hier aber nicht der Fall war (vermutlich aufgrund der unförmigen Unterlage).
Die Gattung Sistotrema hat noch viele weitere Arten, darunter der Popstar Sistotrema confluens Pers. 1794, der mit seinem erschütternden Erscheinungsbild die Massen zu begeistern weiß. Leider habe ich diese Art noch nie live gesehen, vielleicht gelingt mir zu einem späteren Zeitpunkt eine Autogrammstunde einzuplanen.
Das war nur ein Kurzbeitrag zu einem vielleicht wenig betrachteten Pilz, den man wahrscheinlich auch häufiger auf der Unterseite alter Porlinge entdecken kann. Einfach drauf achten und bis zum nächsten Mal. Byebye