Guten Abend,
zwei Funde aus der letzten Zeit will ich Euch vorstellen: beides Pilze, die im und eventuell mit / von Moos leben.
1. Ein Häubling zwischen Schlafmoos (Hypnum cupressiforme)
Beim Fund dachte ich: Du hast keine Chance zur Artbestimmung, aber vielleicht gibt es Anhaltspunkte, in welche Richtung es geht. Es war kalt und matschig, ich war schon länger unterwegs, keine gute Voraussetzung zum Fotografieren. Beim Fotografieren mit der Kamera muss ich noch vieles verbessern.
Funddatum: 14.2.2015
Fundort: Nördlicher Vogelsberg (TK 5320/1), ca 300 m hoch gelegen.
Rand eines Angelteichs, der aus einer Eisenerzgrube hervorgegangen ist, am Hang zwischen dem oberen Rand der Grube und dem ca 10 m tiefer liegenden Angelteich.
Substrat: vermutlich Weide (Salix spec.), aber inmitten von Moos, vor allem Zypressen-Schlafmoos (Hypnum cupressiforme)
Geruch: leider nicht geprüft.
(1.1) In der Bildmitte sind zwei Häublings-Exemplare zu sehen, weitere am Fuß des Stamms
(1.2) Ein frischer und ein älterer Fruchtkörper zwischen Zypressen-Schlafmoos. Es ist ein sehr häufiges Moos, hier in der Bilderbuch-Ausführung.
(1.3) Jetzt von etwas näher. Da hat sich ein Ästchen von einem anderen Moos dazwischen geschlichen.
(1.4) Das Bild war gut gemeint, aber leider unscharf. Man sieht hinter dem rechten Fruchtkörper noch eine dritte Moosart mit breiten Blättern, eine aus der Gattung Plagiomnium.
(1.5) Die Lamellen sind weit voneinander entfernt. Ist das an der Stielspitze eine Beflockung?
Ich hatte zwei Fruchtkörper mitgenommen. Bis ich daheim dazu kam, sie mir anzuschauen, waren sie schon eingetrocknet. Aber auch mit frischen Exemplaren schien mir die Artbestimmung nicht so ganz einfach zu sein.
Oder man macht es mit der Artbestimmung so:
der Pilz wächst auf einer Hypnum-Art, also handelt es sich um Galerina hypnorum .
Auf dem untersten Bild ist ein Plagiomnium zu sehen, da kann es sich um Galerina mniophila handeln .
Ok, ich weiß ja dass das nicht so geht. :shy: Unser Wiesenkerbel heißt auch z.B. Anthriscus sylvestris, also "der im Wald wächst".
Aber es gibt so ein ähnliches namensbasiertes Verfahren, das Element Brom herzustellen:
Man zerreibe eine Brombeere auf der Erde. Dann verbindet sich die Beere mit der Erde zur Erdbeere, und das Brom wird frei!
Trotzdem die Frage: gibt es makroskopisch Anhaltspunkte, in welche Richtung das gehen kann?
2. Ein Adermoosling
Funddatum: 22.2.2015
Fundort: Nördlicher Vogelsberg (TK 5320/3), ca 270 m hoch gelegen, in einem Bachtal. Der Bach ist ca 10 m vom Fundort entfernt, ist aber mehrere Meter tief eingeschnitten.
Substrat: eine niedrige Betonmauer, die die Grundstücksgrenze zu einem Weg bildet. Hinter der Mauer ist eine Thujahecke, aber nach Süden und Westen liegt die Mauer frei.
Der Standort ist trocken, aber durch den Bach tendenziell luftfeucht.
Die Mauer wird von verschiedenen Moosarten besiedelt, darunter Grimmia pulvinata, Tortula muralis, Tortula ruralis, und ein noch zu bestimmendes Moos, dessen Name mir nicht einfällt. Die Fruchtkörper wachsen im Moos.
Fruchtkörper: seitlingsartig, Unterseite (Fruchtschicht) mehr aderig als lamellig, anastomosierend.
Ich hatte keine Fruchtkörper mitgenommen, weil ich nur so was in Erinnerung hatte wie "Moos" und "Ader", aber nix Genaueres und ohne Ahnung, worauf man achten soll. Zu Hause kam ich irgendwann auf die Kombination "Adermoosling". Ich werde die nächsten Tage noch mal hingehen, um mir dann die Fruchtkörper genauer anzuschauen.
(2.1) Mein erstes Foto von einem der Moospolster mit Pilzfruchtkörpern. Dominierend ist die mir noch unbekannte Moosart. Unten rechts auf dem Bild ist Grimmia pulvinata zu sehen, gut kenntlich an den langen Glashaaren und Sporenkapseln auf kurzen Seten, die in das Moospolster zurückgebogen sind.
(2.2) Ausschnittvergrößerung: Der Fruchtkörper unten links ist nicht hut- oder trichterförmig mit zentralem Stiel. Er muss seitlingsartig sein. Die Unterseite ist weniger lamellig als vielmehr aderig. Sie ist hier scheinbar oben zu sehen.
(2.4) Auf dem Fruchtkörper sind auch Queradern zu sehen (anamostisierend).
(2.5) Der Hutrand ist gewellt.
(2.6) Das Problem bei der Angabe, mit welcher Moosart ein Pilz vergesellschaftet ist, liegt außer in der Artenkenntnis darin, dass oft mehrere Moosarten gemeinsam vorkommen. Sie wachsen durcheinander und auch übereinander. Auch wenn das Bild unscharf ist: es zeigt, dass hier mehrere Moosarten vorkommen.
Sofern es sich tatsächlich um einen Adermoosling (Arrhenia) handelt, kommen folgende Arten in Frage, die einen seitlingsartigen Wuchs und eine aderige Fruchtschicht haben:
- Arrhenia lobata. Laut GPBW nur in nassen Bereichen. Scheidet also aus.
- Arrhenia spathula (Spatelförmiger Adermoosling)
GPBW Bd. 3, S. 129 (Arrhenia retiruga var spathula): Laut Literatur fast ausschließlich an Tortula muralis.
Gröger, Bd. 1, S. 180: Vorkommen parasitisch auf Laubmoosen mit endständigen Sporenkapseln (selten anders), meist direkt auf oder in der Nähe von Tortula ruralis.
Status: r (wenig selten)
- Arrhenia rickenii
GPBW Bd. 3 S. 487 (Omphalina rickenii): queradriges Hymenophor. Standorte: u.a. auf alten Mauern und anderen anthropogenen Substraten.
Gröger, Bd. 1, S. 406-407: Lamellen sehr schmal (fast faltenförmig), stark queradrig. Stiel kurz, manchmal etwas exzentrisch, kahl. Vorkommen
saprob auf bemoosten Steinen, an Böschungen ..., basiphil, oft bei Barbula. Status: rr (sehr selten)
- Arrhenia rustica
GPBW Bd. 3 S. 488 (Omphalina rustica): nur mikroskopisch von A. rickenii zu unterscheiden
Gröger, Bd1. 1, S. 404: Lamellen braun, graubraun, nicht so stark gegabelt wie bei O. rickenii (= A. rickenii).
Vorkommen auf nacktem Boden zwischen niedrigen Moosen. Status: r (wenig selten).
Tja, da ist noch was zu tun. Ich will das bisher Geschriebene aber nicht im Entwurfsstadium belassen, wo es eventuell nicht mehr das Licht des Forums erblickt.
Daher so viel für heute, dh. eigentlich für gestern.
Viele Grüße
Lothar