Tulostoma fimbriatum = Wimpern - Stielbovist

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    • Offizieller Beitrag

    Tulostoma fimbriatum Fr.
    Bewimperter Stielbovist, Wimpern - Stielbovist
    Synonyme:
    - Tulostoma brumale var. fimbriatum (Fr.) Quel.
    - Tulostoma fimbriatum var. fimbriatum Fr.


    Klasse: Agaricomycetes
    Ordnung: Agaricales
    Familie: Agaricaceae



    Fruchtkörper (Beschreibung eigener Funde): meist eher kräftige Stielboviste mit Gesamthöhen bis 8cm; Endoperidie bis 1,5cm breit, kugelig bis abgeflacht kugelig; meist ohne erkennbare Exoperidie; Unterseite d. Endoperidie häufig mit Sand verkrustet (aber ohne –žHäutchen–œ); Persitom meist flach bis schwach erhaben, auch im Alter eher eng, Ränder ausgeprägt fransig –“ wimperig; Endoperidie meist weißlich oder grauweißlich;
    Stiel kräftig, längsrillig und besonders im unteren Teil oft +/- schuppig; Stielbasis oft etwas verdickt und mit Sand / Substrat verkrustet; Stieloberfläche längsfaserig, graulich, beigegrau, ockerlich, bisweilen zur Basis hin mit kräftigeren Brauntönen, auch rostbraun; Stiel bei alten fruchtkörpern bisweilen mit Algen bewachsen.


    Speisewert: kann man auf die Idee kommen, sowas essen zu wollen? ;)
    --> kein Speisepilz, Giftigkeit unbekannt


    Sporen: Sporenpulver ockerbraun; Sporen kugelig, ausgeprägt warzig, Warzen dicht und regelmäßig verteilt, Durchmesser ohne Warzen bis ca. 5 µm;
    Capillitium verzweigt, einzelne (dickwandige) Fasern bis 9 µm dick, spärlich septiert, Septen nicht oder schwach verbreitert, Fasern gerade bis schwach wellig, glatt, ohne Kristalle, inneres Lumen etwas ungleichmäßig; dickwandige, gerade Fasern von dünneneren reich verzweigten Fasern verbunden und teilweise umschlungen


    Vorkommen: In lückigen Magerrasen und Sandtrockenrasen an offenen Stellen auf Sandböden an trockenen, warmen Standorten; in entsprechenden Gebieten auch an sandigen Wegrändern und sonstigen offenen Stellen. Frische Fruchtkörper ab Herbst, alte Fruchtkörper können bis ins Frühjahr hinein gefunden werden. In Deutschland insgesamt schwach verbreitet und selten.
    Die vorgestellten, eigenen Funde stammen alle aus der nördlichen Oberrheinebene (Baden –“ Württemberg und Hessen), meist von schütter bewachsenen Binnendünen zwischen Kiefernwäldern; einmal von einer sandigen Schneise unter einer Starkstromleitung, einmal von einer sandigen Böschung unter Kiefern am Wegrand.


    Verwechslungen: Mit anderen Stielbovisten.
    Am ähnlichsten dürften Tulostoma armillatum, Tulostoma giovanellae und Tulostoma pulchellum (incl. Variationen) aussehen. Alle drei Arten sollen aber wohl weniger deutliche Sporenwarzen haben.
    Makroskopisch soll sich T. giovanellae durch etwas gedrungenere Fruchtkörper unterscheiden (Funga nordica), stichhaltig erscheinen mir –“ ohne T. giovanellae zu kennen –“ aber nur die mirkoskopischen Unterschiede (Sporen dezenter ornamentiert, Warzen teils anastomosierend, Capillitium wellig). Zu Tulostoma giovanellae gibt es in Deutschland wohl nur einen belegten Fund; das Vorkommen ist allerdings erloschen.
    Tulostoma armillatum ist durch die subglobosen bis ovalen, unterm Lichtmikroskop glatten Sporen gut abzugrenzen.
    Tulostoma pulchellum soll sich makroskopisch durch die ausgeprägte Exoperidie unterscheiden, die sehr beständig ist und als sandverkrustete Scheibe zwischen Kopf und Stiel hängen bliebt. Dazu ist das Peristom weiter und unregelmäßiger ausgeformt.
    Weitere Arten aus dem Umfeld von Tulostoma brumale haben ein anders geformtes Peristom: Ganzrandig und generell zylindrisch vorstehend.
    Tulostoma winterhoffii wurde erst 2013 beschrieben, ist mir bislang noch unbekannt (siehe Diskussion unten).



    Anmerkungen: Von Tulostoma fimbriatum sind etliche Varietäten beschrieben:
    Tulostoma fimbriatum var. campestre: Kopfteil größer (>18mm); nur auf Sandflächen
    Tulostoma fimbriatum var. heterosporum: mit teilweise großen Sporen (bis 10 µm)
    Tulostoma fimbriatum var. egranulosum: granulierte exoperidie, hinterlässt nach dem Abfallen Dellen
    Tulostoma fimbriatum var. punctatum: Punktierte Exoperidie
    Tulostoma fimbriatum var. tuberculatum: Sporen mit wenigen, gleichmäßig verteilten Warzen


    Im Abschnitt –žVerwechslungen–œ sind nur Arten angeführt, die in Deutschland nachgewiesen wurden. Es muss damit gerechnet werden, daß in Europa (und erst recht weltweit) noch andere, sehr ähnliche Arten vorkommen. Einen kleinen Überblick über die europäischen Arten findet man in –žZeitschrift für Mykologie–œ 78/2: 179-202; –žSeltene Gasteromyceten in Deutschland II–œ von Peter Specht und Hartmut Schubert



    Bilder:





























    Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
    >Tulostoma armillatum = Glattsporiger Stielbovist<
    >Tulostoma giovanellae = Stolzer Stielbovist<
    >Tulostoma pulchellum = Schöner Stielbovist<
    >Tulostoma winterhoffi = ?<
    >Tulostoma brumale = Zitzen –“ Stielbovist<

  • Hallo Pablo,


    deine Portraits der Stielboviste sind sehr aussagekräftig und definieren gut die Unterschiede zwischen den Arten. Die Bilder zeigen sehr schön die charakteristischen Kennzeichen.
    Danach könnte sogar ich - vielleicht - die Arten unterscheiden :)


    Herzliche grüße,
    Bernd

  • Hallo Pablo!


    Schönes Portrait wie immer! :thumbup:


    Wolfgang Prüfert hat mich mal auf eine weitere Verwechslungsart hingewiesen: T. winterhoffii.

    Zitat von Wolfgang  P.


    Der unterscheidet sich durch isoliertwarzige Sporen mit sehr großer Varianz im Durchmesser und ist bisher nur aus dem Oberrheingebiet bekannt.


    Weiß aber nicht, ob du die Art unter "Variationen" zählst.


    Und hier noch ein Bild (ich habe leider kein Mikrobild gemacht):


    Viele Grüße,
    Emil

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Nö, als Varietät ansehen oder synonymisieren kann ich da gar nichts. Dazu müsste ich die Art (wenigstens aus der Literatur) kennen.
    Die Beschreibung war mir aber schlichtweg entgangen. Muss mal schauen, ob ich den Artikel mal einsehen kann, um mir eine Meinung zu bilden.
    Daß das nur über Sporenornament und Streuung der Sporengröße läuft, kann ich mir fast nicht vorstellen.
    Eine große Streuung bei der Spoerngröße findet man ja auch gerne bei Pilzen, die von irgendwas befallen sind oder sonstwie in der Entwicklung behindert wurden.
    Bei den oben vorgestellten Funden aber jedenfalls nicht gegeben, da bewegte sich alles im Rahmen von +/- 0,5 µm (nur ausgereifte, voll entwickelte Sporen berücksichtigt).
    Interessant ist die Diagnose mit "Sporen isoliert warzig (T. winterhoffii)" gegenüber "Sporenstacheln anastomosierend (T. fimbriatum)". Das ist ja (neben anderen) auch ein Merkmal, mit dem im Schlüssel in Z.Mykol. 78/2 (2012) zwischen Tulostoma giovanellae und T. fimbriatum getrennt wird. Da wären die mit den Anastomosen allerdings bei T. giovanellae zu finden.Wichtiger ist da aber wahrscheinlich die Anordnung der Stacheln (in Linien oder unregelmäßig verteilt bei T. giovanellae).
    Vereinzelt sind bei den von mir oben vorgestellten Funden Anastomosen zwischen den Sporenstacheln erkennbar. Überwiegend sind die Stacheln allerdings isoliert und regelmäßig verteilt.
    Wobei ich kein REM habe, ob da nicht doch ein irgendwelche 1/50 µm große Strukturen zwischen den Stacheln sind, kann ich nicht beurteilen.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Hier noch ein Fund aus Februar 2016:




    Bei dem Standort und den großen Fruchtkörpern (etwas früher im Jahr und mit etwas mehr suchen hätte man bestimmt noch einen mit über 1,8 cm breitem Köpfchen gefunden) könnte man fast schon Tulostoma fimbriatum var. campestre draus machen.
    Aber die Köpfchen sind ja im Schnitt dann doch deutlich drunter, also besser var. fimbriatum.


    Capillitium:


    Sporen:


    Da wäre dann mal so eine Kollektion mit recht variablen Sporengrößen. Allerdings alles im für fimbriatum var. fimbriatum zulässigen Rahmen.
    Die Bilder muss man vielleicht anklicken, um die volle Auflösung zu sehen, aber dann sollten die gelegentlichen Anastomosen zwischen den Warzen erkennbar sein. Also nicht T. winterhoffii.



    LG, Pablo.

  • Daß das nur über Sporenornament und Streuung der Sporengröße läuft, kann ich mir fast nicht vorstellen.
    Eine große Streuung bei der Spoerngröße findet man ja auch gerne bei Pilzen, die von irgendwas befallen sind oder sonstwie in der Entwicklung behindert wurden.


    Moin Moin


    ein aktueller Nachweis aus Hessen, zugesendet als Tulostoma fimbriatum von Dieter Eser.
    Sporen [95% –• 15 –• QPr –• v –• H2O(nat) ] = 3,9 - 6,8 - 9,7 x 3,5 - 6,1 - 8,7 µm










    LG Harzi

    • Offizieller Beitrag

    Moin, Hartmut!


    Und das ist nun Tulostoma winterhoffii?
    Da sind die Sporen ja nun wirklich erstaunlich variabel, mit den dicken Kullern dazwischen.



    LG, Pablo.


  • Auch das Ornament ist deutlich anders, nämlich isoliert spitzwarzig. LG Harzi
    [hr]
    Zum Vergleich eine aktuelle Zusendung von Dieter Lode


    Tulostoma fimbriatum








    LG Harzi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hartmut!


    Das ist schon sehr deutlich und toll dargestellt, mit den ratig zusammenfließenden Warzen hier bei fimbriatum. :thumbup:


    Ich hatte neulich auch kurz ge(winter)hofft, aber ich denke, dafür ist das immer noch nicht unregelmäßig genug, jedenfalls weit entfernt von Dieter Esers Fund oben.


    Fundort:


    Pilzchen (leider nur zwei Stück):


    Sporen:


    Schon ein wenig unregelmäßig, aber mit zumindest stellenweise gratig zusammenfließenden Warzen. Die sehen jetzt eher so aus, als wären sie ein wenig geschädigt (vielelicht auch weil die Fruchtkörper schon sehr verwittert sind), nicht als wäre die Streuung in der Größe naturbedingt. Mit maximal (Extremwerte!) bis 6 µm aber immer noch zu klein für winterhoffii.


    Also such' ich dann mal weiter, irgendwo hier steht bestimmt auch noch ein winterhoffii rum. :)



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Noch drei Kollektiönchen, würde ich allesamt mal als "Tulostoma fimbriatum s.l." bezeichnen - wobei winterhoffii natürlich nicht eingeschlossen ist, der ist hier wieder nicht dabei.





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    LG; Pablo.