Einkaufstips erbeten

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 5.176 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von donbrosco.

  • Hallo zusammen,


    wie an anderer Stelle berichtet stehen momentan zwar andere Dinge für uns im Vordergrund, dennoch haben wir beschlossen, unser Mikro - Sparschwein nicht zweck - zu entfremden und den angebahnten Kauf zu tätigen. Bevor das gute Stück hier ankommt wollen wir das nötige Zubehör am Start haben. Was u.a. noch fehlt: Reagenzien/ Chemikalien. Ich habe mich zwar zu dem Thema einigermassen eingelesen, den passenden Thread gibt ´s hier wahrscheinlich auch (auch wenn ich diesen bislang nicht gefunden habe), dennoch fällt es schwer, für ´s erste eine Auswahl zu treffen, die sich in vernünftigen Grenzen hält. Ich wäre sehr dankbar über eine Auflistung der wichtigsten Substanzen für einen "Mikro-Einsteiger".


    Zur Eingrenzung:
    Wir fangen diesbezüglich komplett bei "Null" an. Natürlich werden wir aus reiner Neugier auch schonmal den ein - oder anderen Acomyceten betrachten wollen, im Vordergrund stehen jedoch sicher Basidiomyceten/ Blätterpilze zur näheren Bestimmung - für den Anfang "einmal quer durch den Garten", erste Erfahrungen mit der Pilz-Mikroskopie sammeln, den ein - oder anderen standort-treuen, hartnäckigen Bestimmungs - Verweigerer ;) aus verschiedenen Gattungen (Risspilze, Rötlinge, Cortinarien, Sprödblättler ..............) näher betrachten.


    LG


    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Ehrlich gesagt:
    Was dankbareres als große Ascos gibt es zum einstieg in die Mikroskopie nicht.
    Groß meint hier erstmal operculat, also die inneren Strukturen sollen groß sein.
    Borstlinge, Schildbostlinge, Moosbecherchen, Morcheln, Lorcheln, Pezizas und co:
    Die sind wunderbar zu mikroskopieren, weil leicht in der Präparation und schöne und große innere Strukturen, die sich gut drastellen lassen.


    Rißpilze und Rötlinge sind - wie viele Lamellenpilze - durchaus tricky. Da gibt es einen Haufen Kram zu berücksichtigen, aber schöne Bilder gibt das allemal.
    Im Fall von Rißpilzen fehlt aktuelle Literatur zur Bestimmung: Das kommt aber bei vielen Gattungen auf euch zu.
    Dachpilze sind toll für's Mikro. Auch Conocybe, Galerina, Psathyrella... Aber eben auch schwer zu beurteilen und zu bestimmen.


    Achso, Chemie.
    Unverzichtbar:
    - KOH 3% sowie KOH 20%
    - Melzer und / oder Lugol (letzteres färbt nicht so kräftig, behandelt die Strukturen aber schonender)
    - Zum Anfärben: Nach Lust und Laune. Wer die Krebserregenden Wirkungen von Kongorot, Baumwollblau und co nicht so mag, kann es mit Tusche probieren.
    Inzwischen bin ich der Meinung, die meisten lamellenpilze und Ascos braucht man nicht mit solchen Sachen einzufärben, wenn man nicht Sporenornamente (BWB) oder andere winzige Strukturen sichtbar machen will (Kongo).
    - Immersionsöl. ;)


    Gerne wird in Frankreich Ammoniak verwendet. ich kann's nicht riechen. Irgendwo habe ich Schwefelsäure rumstehen, benutze ich aber kaum. Ansonsten kann man mit allerhand rumprobieren, Kresylblau irgendwas Grünes gibt es noch...
    Aber ob man das wirklich dringen braucht, wenn man sich nicht mit einem speziellen Gebiet intensiv beschäftigt?
    Und dann kann man ja immer noch nachrüsten.



    LG, pablo.

  • Danke schonmal, Pablo,


    das sieht ja erstmal sehr übersichtlich aus - auch für den Geldbeutel...
    Bis das gute Stück hier eintrudelt wird es noch ein Weilchen dauern, aber wenn ´s dann soweit ist melden wir uns mit den ersten Mikro - Bildern :P :thumbup: .


    LG


    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    was auch noch wichtig wäre. Gute Bestimmungsliteratur; Gröger Band 1+2, GPBW und Funga Nordica (2bändiges Schlüsselwerk) würde ich euch empfehlen. Gute Gattungsmonograhpien sind nett; aber kein Muss.


    Ansonsten kann ich euch nur empfehlen Pablos Ratschläge zu folgen. Risspilze z.B. (ich bin da bei weitem kein Experte!!) bieten mikroskopisch schon was. Die allerdings bestimmen konnte ich 40% meiner Funde. Da muss man auf einiges achten. Ach ja; eine Sache noch. Ihr solltet auf jeden Fall mit eurem Mikroskop die Größe von mikroskop. Strukturen (auch Sporen) bestimmen könnten.


    l.g.
    Stefan


    P.S. An "Chemie" könnt ihr sehr viel kaufen; allerdings ist vieles nur für Spezialanwendungen gedacht.

  • Ich finde so viel Chemie brauchts für den Anfang eigentlich gar nicht. Man sollte sich erst mal einarbeiten. Hier z.B.: http://www.klaus-henkel.de/mikrofibel.pdf


    Als Grundstock könnte man sich anschaffen:
    Zum Einfärben: Melzer (amyloidität), Kongorot, Baumwollblau (für Ascos)
    Zum Einweichen von Exsikkaten und für makroskopische Reaktionen: KOH 3% + 20 %
    Für Täublingsbestimmung einiges anderes, z.B:: Phenol, Guajak, FeSO4...


    Kommt drauf an, was man machen will.
    Wichtig ist die entsprechende Literatur, sonst bringt die ganze Mikroskopiererei nix. Neben den oben genannten, der Klassiker: Pilze der Schweiz


    Beste Grüße
    Harald

  • Zum Einweichen von Exsikkaten und für makroskopische Reaktionen: KOH 3% + 20 %


    Hallo Andreas,


    vielleicht sollten wir neben der Einkaufsliste die Experten mal erklären lassen, was die Reagenzien konkret bewirken. Nebst Anwendungsbeispiel. Sowas muss doch bestimmt schon vielfach zusammengestellt worden sein; ein guter Link wäre toll ;) Auch zum Anpinnen im Mikroskopie-Unterforum; diese Fragen kommen ja öfter.


    Beispiel KOH. Ich hab mir jetzt mal 3, 20 und 40 % aus Pellets angesetzt (wurde schön warm :cool: ), aber noch nicht ausprobiert. Habe irgendwo gelesen, es solle das Präparat "aufhellen", und zwar derart, dass die Lauge zelluläres Material auflöst, das nicht Chitin ist. Und man so vielleicht klare Umrisse der Strukturen bekommt, könnte ich mir denken. Stimmt das? Man solle das Präparat in Kalilauge erhitzen und anschließend waschen, stand irgendwo (ich glaube im Zusammenhang Nachweis von Hautpilzen). Harald, Pablo, wie macht Ihr das konkret und bei was? Oder einfach die Probe statt in Wasser in KOH quetschen und angucken?

  • Hallo Harald,


    ist ja nichts Kompliziertes, deshalb will man nicht zu jedem Handgriff durch Ausprobieren das Rad neu erfinden. Am besten schaut man natürlich mal einem Mykologen bei der Arbeit über die Schulter. Oder findet irgendwo Protokolle. Ich such mal.


    Bisher habe ich halt nur menschliche Zellen gefärbt. Da ist klar, welcher Farbstoff was wieso färbt (begründbare Ladungsunterschiede in den Organellen oder DNA-interkalierend z.B., Immunhisto...), aber da gibt's weder Chitin noch Zellulose, außerdem andere Fragestellung ;)


    Jetzt stelle ich mir vor, wie Du aus einem Marmeladenglas ein verschrumpeltes trockenes Pilzlein entnimmst und (über Nacht?) in 3% KOH einweichst. Dann vielleicht in Wasser spülen, Lamelle oder so präparieren und unterm Deckglas mikroskopieren. Das muss aus irgendeinem Grund besser sein als in Wasser. Korrekt?


  • Jetzt stelle ich mir vor, wie Du aus einem Marmeladenglas ein verschrumpeltes trockenes Pilzlein entnimmst und (über Nacht?) in 3% KOH einweichst. Dann vielleicht in Wasser spülen, Lamelle oder so präparieren und unterm Deckglas mikroskopieren. Das muss aus irgendeinem Grund besser sein als in Wasser. Korrekt?


    Nicht ganz. Erstens beitze ich keine Marmeladengläser und zweitens bewahre ich meine Trockenpilze in beschrifteten Klarsichtbeuteln auf. Vom trockenen Pilz wird ein zu mikroskopierendes Stück entnommen und das präpariere ich in KOH 3% und lege es direkt unters Objektiv. Auswaschen tue ich eigentlich nur nach Kongo und Melzer.
    Der Sinn der Sache ist der, dass man mit Wasser das Exsikkat nicht aufgeweicht bekommt, d.h. man hat nur einen "Klotz" unter dem Mikro liegen und sieht dann eigentlich nicht viel.


    Grüße
    Harald

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Verena!


    Das mit den Gläsern ist so eine Marotte von mir. Wirst du wahrscheinlich bei den meisten Leuten mit Herbar so nicht finden.
    Aber ich hab halt viele Gläser gehabt und viele Pilze, da lag die Lösung eben nahe.
    Sind übrigens meist keine Marmeladengläser sondern waren angefüllt mit Oliven, Kapern, eingelegten Chili, Sambal - Oelek... ;)


    Zur Sache: KOH 3% benutze ich auch nur zum Mikroskopieren von Exsikaten. Lange Quellen lasse ich aber nicht: Tropfen auf Objektträger, Präparat rein, Tee kochen, Deckgläschen drauf, Mikro an und los.
    Bei den meisten Porlingen und Cortis gehe ich auch bei Frischmaterial gleich mit 3% KOH los. Denen kann etwas aufweichen eh nicht schaden.
    Man muss etwas aufpassen, da gibt's manchmal Strukturen, die sich auflösen oder stark verändern (Skeletthyphen bei Diplomitoporus lindbladii lösen sich rasch auf; dickwandige Zystiden bei Tubulicrinis ebenfalls).
    Da das bei 3% KOH unvollständig oder schwer nachzuvollziehen sein kann, mikroskopiert man sowas am besten erst in Wasser und lässt dann 20% reinlaufen.
    Ansonsten nehme ich 20% KOH fast nur für makrochemische Reaktionen (Porlinge, Schleierlinge).


    Reaktionen mit Iodlösungen: Bei Ascomyceten reagieren die Ascuspori ganz gut mit Lugol. Zum Anfärben von Sporenwänden (gerade bei eher dünnwandigen Sporen) macht das aber keinen Spaß, da nimmt man lieber Melzer.
    Ebenso, wenn man dünnwandige Hyphen blau machen will.
    Amyloidität der Sporen und von manchen Hyphen kann man aber auch gut makroskopisch ermitteln. Dazu einfach mal etwas Melzer auf den Sporenabwurf bringen.
    Oder bei Lentinellus castoreus auf die Trama, das wird mal blau.
    Oder bei Dickröhrlingen auf die Stielbasis, das geht auch ganz gut und muss nicht mikroskopisch überprüft werden.



    LG, Pablo.