Frühlingsdichtung und -wahrheit...

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.700 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tuppie.

  • Hallo Ihr Lieben!


    Heute ist es bei uns wieder ......kalt!


    Ich habe es echt satt und freue mich so auf den Frühling, wie die Vögel in meinem Garten. Die Amseln zwitschern und singen, die Meisen spielen verrückt, aber morgens sitzen alle wieder an meinem Futterhäuschen, weil ihr Frühstück noch gefroren ist!


    Dank Connys Märzenbecher-Gedicht mit passendem Foto hat die Stimmung doch mal einen Tag angehalten... und dann wieder diese Kälte.


    Nun möchte ich, passend zu Jahreszeit hier immer wieder einmal ein Gedicht zur allgemeinen Aufmunterung und Erquickung, zum Wecken der Frühlingsgefühle und der Blumenduftwahrnehmung und was da sonst noch so zu fühlen ist im Frühling präsentieren.


    Als erstes Gedicht habe ich mir eines zum Wetter passendes ausgesucht, es lässt den Frühling erahnen...


    Im zweiten Gedicht geht dann schon ein bisschen mehr.



    Und - das Foto ist vom vergangenen Jahr!



    [font="serif"]Vorfrühling[/font]



    [font="serif"]Es läuft der Frühlingswind
    [/font]

    [font="serif"]Durch kahle Alleen,
    [/font]

    [font="serif"]Seltsame Dinge sind
    [/font]

    [font="serif"]In seinem Wehn.[/font]



    [font="serif"]Er hat sich gewiegt,
    [/font]

    [font="serif"]Wo Weinen war,
    [/font]

    [font="serif"]Und hat sich geschmiegt
    [/font]

    [font="serif"]In zerrüttetes Haar.
    [/font]


    [font="serif"]Er schüttelte nieder
    [/font]

    [font="serif"]Akazienblüten
    [/font]

    [font="serif"]Und kühlte die Glieder,
    [/font]

    [font="serif"]Die atmend glühten.[/font]



    [font="serif"]Lippen im Lachen
    [/font]

    [font="serif"]Hat er berührt,
    [/font]

    [font="serif"]Die weichen und wachen
    [/font]

    [font="serif"]Fluren durchspürt.
    [/font]


    [font="serif"]Er glitt durch die Flöte
    [/font]

    [font="serif"]Als schluchzender Schrei,
    [/font]

    [font="serif"]An dämmernder Röte
    [/font]

    [font="serif"]Flog er vorbei.
    [/font]


    [font="serif"]Er flog mit Schweigen
    [/font]

    [font="serif"]Durch flüsternde Zimmer
    [/font]

    [font="serif"]Und löschte im Neigen
    [/font]

    [font="serif"]Der Ampel Schimmer.
    [/font]


    [font="serif"]Es läuft der Frühlingswind
    [/font]

    [font="serif"]Durch kahle Alleen,
    [/font]

    [font="serif"]Seltsame Dinge sind
    [/font]

    [font="serif"]In seinem Wehn.
    [/font]





    [font="serif"]Durch die glatten
    [/font]

    [font="serif"]Kahlen Alleen
    [/font]

    [font="serif"]Treibt sein Wehn
    [/font]

    [font="serif"]Blasse Schatten.
    [/font]





    [font="serif"]Und den Duft,
    [/font]

    [font="serif"]Den er gebracht,
    [/font]

    [font="serif"]Von wo er gekommen
    [/font]

    [font="serif"]Seit gestern Nacht.
    [/font]




    [font="Helvetica"]Hugo von Hofmannsthal[/font]
    [font="Helvetica"](Erstdruck 1892)[/font]









    [font="serif"]Frühling[/font]


    [font="serif"]Wie ein Geliebter seines Mädchens Kopf,
    [/font]

    [font="serif"]den süßen Kopf mit seiner Welt von Glück,
    [/font]

    [font="serif"]in seine beiden armen Hände nimmt,
    [/font]

    [font="serif"]so fass ich deinen Frühlingskopf, Natur,
    [/font]

    [font="serif"]dein überschwenglich holdes Maienhaupt,
    [/font]

    [font="serif"]in meine armen, schlichten Menschenhände,
    [/font]

    [font="serif"]und, tief erregt, versink ich stumm in dich,
    [/font]

    [font="serif"]indes du lächelnd mir ins Auge schaust,
    [/font]

    [font="serif"]und stammle leis dir das Bekenntnis zu:
    [/font]

    [font="serif"]Vor so viel Schönheit schweigt mein tiefstes Lied.
    [/font]



    [font="Helvetica"][font="Helvetica"]Christian Morgenstern[/font][/font]






  • Hi Tuppie,


    Nette Gedichte und noch bebildert - ja, da lacht das Herz doch immer gleich! <3 :D


    Danke Dir! Und schön, dass Dir mein Frühlingspost einen Tag lang Frühlingsgefühle bescheren konnte.
    Werde gleich mal in den Wald düsen, vielleicht gibt`s dann noch ein paar Frühlingsbilder - hoffentlich.

    Ciao
    Conny
    ........................................................................................
    –žMein Herz schwingt mit der Ruhe, die die Stille der Natur auslöst.–œ
    (Hazrat Inayat Khan)


    Pilzchips: 125

  • Hallo Tuppi,


    laut Wetterbericht gibt es ab morgen immer mehr Wärme und SONNE :sun::sun::sun: !!! Ich habe schon richtig fett Vorfreude aufs Wochenende, heute Abend mal planen wo's hingeht :)


    Auf jeden Fall erstmal gut für die Seele und die Blümchen werden sprießen. Nur... es ist im 16-Tage-Wettertrend wirklich kein Tröpfchen Regen mehr angesagt :/ Es wird sich doch etwa nicht die Dürrekatastrophe von letztem Jahr wiederholen 8|

  • Hallo Conny, hallo Verena!


    Schön, dass Ihr Euch meldet! Ja, morgen muss ich auch unbedingt nach draußen, ich bin schon ganz "auf Entzug". (Hatte wieder mit Migräne und dann mit einem verhakten Wirbel zu zun, dann bleibt ja immer alle Arbeit liegen.)


    Aber morgen, morgen ist Wochenende und dann gehts raus! Ob da noch 2 oder 3 Körbe Wäsche zu bügeln sind...
    [hr]
    Und nun, zum kommenden Wochenende. Da es nun doch endlich warm werden soll...



    [font="georgia, palatino"]Frühlingsnacht[/font]


    [font="georgia, palatino"] [/font]
    [font="georgia, palatino"]Übern Garten durch die Lüfte[/font]
    [font="georgia, palatino"]Hört ich Wandervögel ziehn,[/font]
    [font="georgia, palatino"]Das bedeutet Frühlingsdüfte,[/font]
    [font="georgia, palatino"]Unten fängt–˜s schon an zu blühn.[/font]
    [font="georgia, palatino"] [/font]
    [font="georgia, palatino"]Jauchzen möcht ich, möchte weinen,[/font]
    [font="georgia, palatino"]Ist mir–˜s doch, als könnt–˜s nicht sein![/font]
    [font="georgia, palatino"]Alte Wunder wieder scheinen[/font]
    [font="georgia, palatino"]Mit dem Mondesglanz herein.[/font]
    [font="georgia, palatino"] [/font]
    [font="georgia, palatino"]Und der Mond, die Sterne sagen–˜s,[/font]
    [font="georgia, palatino"]Und in Träumen rauscht–˜s der Hain,[/font]
    [font="georgia, palatino"]Und die Nachtigallen schlagen–˜s:[/font]
    [font="georgia, palatino"]Sie ist deine, sie ist dein![/font]
    [font="georgia, palatino"] [/font]
    [font="georgia, palatino"]Joseph von Eichendorff[/font]
    [font="georgia, palatino"](Erstdruck 1837)[/font]

  • Danke für die poetischen Frühlingsgrüße, Tuppie!
    Das hat gut getan, denn auch hier heißt es morgens noch immer, die Autoscheiben zu kratzen! :(


    Als Rand-Dresdner bin ich natürlich ein Fan von Erich Kästner, der nicht nur in seinen 13 Monaten dem Frühling huldigte.
    Auch hier.


    Frühling auf Vorschuss


    Im Grünen ist–™s noch gar nicht grün.
    Das Gras steht ungekämmt im Wald,
    als sei es tausend Jahre alt.
    Hier also, denkt man, sollen bald
    die Glockenblumen blüh–˜n?


    Die Blätter sind im Dienst ergraut
    und rascheln dort und rascheln hier,
    als raschle Butterbrotpapier.
    Der Wind spielt über–™m Wald Klavier,
    mal leise und mal laut.


    Doch wer das Leben kennt, der kennt–™s.
    Und sicher wird–™s in diesem Jahr
    so, wie–™s in andern Jahren war.
    Im Walde sitzt ein Ehepaar
    und wartet auf den Lenz.


    Man soll die beiden drum nicht schelten,
    sie lieben die Natur
    und sitzen gern in Wald und Flur.
    Man kann–™s ganz gut verstehen, nur:
    Sie werden sich erkälten!



    Ein schönes Naturerlebnis, das mich den Winter vergessen ließ, hatte ich heute.


    Rendezvous mit einer Nutria


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi!
    Danke für das schöne Gedicht! Ich freue mich, dass ich Dir ein Sträußchen Frühlingsgrün an den Hut stecken konnte.


    Dein Erlebnis mit den Nutrias ist ja toll! Die sind ja ganz scharf auf die Fotosession gewesen! Danke, dass Du den Link hier gesetzt hast!

    Ich habe bisher erst eine gesehen, vor vielen Jahren. (Die Nutrias müssen nicht zwangsläufig ausgesetzt sein, zumindest nicht in dieser Generation. Seit Langem gibt es in Deutschland verwilderte Nutrias aus Pelzzuchten oder angesiedelte Tiere. Soweit ich weiß fühlen sie sich hier meist sehr wohl, benötigen jedoch milde Winter oder warme, nicht zufrierende Gewässer zum Überleben.)

  • Hallo Ihr Lieben!


    Zeit für das nächste Frühlingsgedicht...




    Frühlingsglaube


    Die linden Lüfte sind erwacht,
    Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
    Sie schaffen an allen Enden.
    O frischer Duft, o neuer Klang!
    Nun, armes Herze, sei nicht bang!
    Nun muss sich alles, alles wenden.


    Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
    Man weiß nicht, was noch werden mag,
    Das Blühen will nicht enden.
    Es blüht das fernste, tiefste Tal;
    Nun, armes Herz, vergiss der Qual!
    Nun muss sich alles, alles wenden.


    Ludwig Uhland


    (Erstdruck 1813)