Bestimmungshilfe Dunkelsporer

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.580 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gelbfieber.

  • Liebe Pilzfreunde,
    gestern fand ich einen sehr farbenprächtigen Dunkelsporer. Leider bin ich bei der Bestimmung - mal wieder - stecken geblieben und bräuchte Eure Hilfe.


    Fundort: Am Rande eines Moores in der Streuschicht
    Einzeln/gesellig: es gab nur zwei Exemplare, die ca. 5 cm von einander entfernt wuchsen
    Hut: Durchmesser ca. 2,5 cm. Trocken und glatt.
    Hutfarbe: lebhaft rotbraun mit Betonung von "rot", zum Hutrand hin dunkler (hygrophan?), mit einzelnen dunkleren Flecken
    Hutrand: leicht glockenförmig eingerollt, schwach gerieft, mit weißen Velumresten
    Stiel: ca. 5 cm lang. Oben heller, leicht gerillt und wie mit kleinen Flöckchen besetzt (dies ist jedoch nur in der Fotovergrößerung zu sehen, mit bloßem Auge - für mich - nicht erkennbar). Nach unten zunehmend lebhaft wie Hut gefärbt. (siehe Foto 2)
    Stielbasis: feinfilzig weiß und etwas verdickt
    Hut und Stiel nicht leicht von einander trennbar.
    Lamellen: schmutzig-bräunlich-dunkel und - nach langer Überlegung und Fotovergrößerung - scheckig (siehe Foto 2)
    Spp: sehr dunkel, nach der Sporenfarbentafel von Ewald Gerhard = 14 (siehe Foto 3)


    Bestimmungsversuch mit Marcel Bon Bestimmungsschlüssel:
    von 18c Hut glockig bis halbkugelig -> 51
    von 51d Spp violett bis schwarz -> 56
    56: beringt oder unberingt: von Ringresten am Stiel ist nichts zu sehen, ich hatte hier Ringreste erwartet wegen der Velumreste am Hut
    von 56b ohne Ringreste -> 57a Düngerlinge
    oder
    von 56c reife Lamellen nicht mehr scheckig -> Faserlinge Psathyrella


    So, hier klemmts. Nach der Sporenprobe sind die Lamellen an der Schneide dunkel-braun eingetrocknet und wirken +/- einfarbig.


    Die Gattungsbeschreibung der Düngerlinge sagt nichts über schwach geriefte Hutränder, Spp-Farbe "dunkelbraun bis schwärzlich" paßt. Lamellen meist "scheckig" paßt auch. Velumreste kommen hier nicht vor, weißes Basismyzel fehlt auch. Bei den Faserlingen gibt es zwar welche mit Velumresten am Hut, aber dort paßt noch weniger.


    Foto 1: ganzer Pilz


    Foto 2: Lamellen oder oberer Stielabschnitt


    Foto 3: Sporenprobe mit Gerhardts Farbindex


    Und nun bin ich gespannt und freue mich auf Eure Kommentare!
    Liebe Grüße Sabine

  • Hallo Sabine, schau mal Stropharia aurantiaca oder Stropharia thrausta


    mfG
    Andrea

    Taxonomy is often undervalued as a glorified form of filing–”with each species in its folder, like a stamp in its prescribed place in an album; but taxonomy is a fundamental and dynamic science, dedicated to exploring the causes of relationships and similarities among organisms.
    Stephen Jay Gould - Wonderful Life (1989)

  • Hallo Andrea,
    danke für Deinen Tipp! S. aurantiaca paßt am Hut recht gut, der Stiel war jedoch dünner als auf Vergleichsfotos im Internet. Vielleicht hat ja noch jemand eine Meinung, ich habe auch die Sporenprobe noch und den Hut.
    Viele Grüße Sabine


  • Hallo Andrea,
    danke für Deinen Tipp! S. aurantiaca paßt am Hut recht gut, der Stiel war jedoch dünner als auf Vergleichsfotos im Internet. Vielleicht hat ja noch jemand eine Meinung, ich habe auch die Sporenprobe noch und den Hut.
    Viele Grüße Sabine


    Stropharia thrausta (Leratiomyces squamosus var. thraustus) ist dünner als Stropharia aurantiaca ;)


    Andere Möglichkeit: Hypholoma marginatum

    Taxonomy is often undervalued as a glorified form of filing–”with each species in its folder, like a stamp in its prescribed place in an album; but taxonomy is a fundamental and dynamic science, dedicated to exploring the causes of relationships and similarities among organisms.
    Stephen Jay Gould - Wonderful Life (1989)

    Einmal editiert, zuletzt von mefi ()

  • Hallo Gernot und Andrea,
    ich habe im Internet einen Westphälischen Pilzbrief von Jahn aus dem Jahr 1970 gefunden. Die Beschreibung von S. aurantiaca paßt perfekt auf meinen Fund. Also wird es doch der Orangerote Träuschling sein. Vielen Dank für Eure Hilfe!
    Viele Grüße Sabine

  • Hallo und guten Tag Sabine,


    eins vorweg: Sehr gute Pilzbeschreibung!


    Stropharia aurantiaca ist schon ein guter Tipp. Um sicher zu gehen solltest du das Pilzchen mikroskopieren, denn es sollte abgeklärt werden ob Chrysozystiden vorhanden sind. Auch die Sporengröße wäre wichtig.
    Solltest du diese mikroskopischen Details nicht selbst abklären können sind die Kieler Pilzfreunde nur einen Katzensprung von dir entfernt. Eine Bitte um mikroskopische –žUnterstützung–œ werden sie dir bestimmt nicht abschlagen ;)


    Eine gute Zeit
    Gelbfieber & Co

  • Guten Abend Gelbfieber/Uschi,
    ich hätte mich mit den bisherigen Antworten zufrieden gegeben... Ja, würdest Du das mikroskopieren, bitte? Damit gäbe es für die Fachleute "Beweise". Und so ganz häufig scheint der Pilz ja auch noch nicht zu sein. Deshalb würde ich Dein Angebot zum Mikroskopieren sehr gern annehmen. Ich selbst habe nur ein Binokular habe und keinerlei Mikroskopiererfahrung.


    Was muss ich tun? Der Hut ist inzwischen fast komplett trocken, soll ich den "durchtrocknen" lassen? Die Sporenprobe liegt noch auf dem Schreibtisch. Wenn Du mir Deine Anschrift als PN sendest, schicke ich Dir beides zu. Gibt es für den Versand etwas zu beachten (Schimmelgefahr)?


    Und: danke für die lobenden Worte zur Beschreibung.


    Einen schönen Abend noch und
    viele Grüße Sabine

  • Hallo und guten Tag Sabine,


    Zitat

    Deshalb würde ich Dein Angebot zum Mikroskopieren sehr gern annehmen.


    Ein Angebot das Pilzchen zu mikroskopieren habe ich dir nicht gemacht! Lediglich vorgeschlagen das Pilzchen den Kieler Pilzfreunden –žvorzustellen–œ zumal Kiel ja von dir nur ein Katzensprung entfernt ist.


    Zitat

    Der Hut ist inzwischen fast komplett trocken


    Das ist nicht so gut. Ich bin davon ausgegangen das du den/die Fruchtkörper in einem Behältnis im Kühlschrank aufbewahrt hast und das sie noch frisch sind. Nun hast du drei Möglichkeiten:


    a) Makroskopische –žBestimmung–œ reicht
    b) Die –žKieler–œ Variante
    c) Die –žGelbfieber–œ Variante –“ ich schau was noch geht.


    Zitat

    Gibt es für den Versand etwas zu beachten (Schimmelgefahr)?


    An dieser Frage sehe ich das dir an der Bestimmung mit mikroskopischen Merkmalen deiner Pilzchen liegt –“ kommt in Forumskreisen recht selten vor.


    Zitat

    Und: danke für die lobenden Worte zur Beschreibung.


    Das war kein Lob sondern lediglich eine Feststellung ;)


    Eine gute Zeit
    Gelbfieber & Co

  • Guten Abend,
    tut mir leid, dass ich Dich offenbar missverstanden habe. Der Hut ist inzwischen knochentrocken, so dass wir es bei der makroskopischen Bestimmung lassen. Und danke für Deine ausführliche Antwort.
    Einen schönen Abend noch und
    viele Grüße Sabine

  • Hallo und guten Abend Sabine,


    Zitat

    tut mir leid, dass ich Dich offenbar missverstanden habe


    das muß dir nicht Leid tun.


    Bedauerlich finde ich, eingeschätzt habe ich dich anders, das du nun den Weg des –žkleinsten Widerstades –œ nimmst, praktisch den leichtesten Weg und sagst das eine makroskopische –žBestimmung–œ langt.
    Schade eigentlich denn solch ein Pilzchen versauert jetzt in deinem Pilzfundus mit dem Schildchen Stropharia sec. Mich macht so was ganz kribbelig! Vielleicht und das hoffe ich, machst du mit der Pilzkunde weiter und interessierst dich in ein paar Jahren noch mehr für die Nichtspeisepize, kaufst dir ein Mikroskop und bist ganz und gar im Bann der Pilze! Wenn du dort angekommen bist erinnerst du dich vielleicht mal bei einem Fund eines recht kleinen Pilzes mit rotbraunem Hut an deinen Fund aus Oktober 2008 oder an meine Worte. Verstärkt wird das Interesse an Pilzen obendrein noch wenn man Leute in der Nähe hat mit denen man losziehen kann und sich vor Ort oder später in einer Gaststätte bei einer Apfelschorle (mein Mann hätte jetzt geschrieben bei einer Rehschulter mit Klößen und Rotkohl) über die Funde austauschen kann.
    Eine Bitte: Den mittlerweile knochentrocknen Fund, so deine Aussage, nicht entsorgen sondern bitte aufbewahren denn hast du schon einmal geschaut wie oft Stropharia aurantiaca wenn sie es denn sein sollte bislang kartiert wurde??? Schau mal beim Krieglsteiner oder in der Online Kartierung 2000 nach.


    Etwas traurig über deinen Entschluss aber trotz allem, Grüße aus Südost Niedersachen und wie immer:


    Eine gute Zeit
    Gelbfieber & Co