Ganoderma lucidum (Curtis) P. Karst.
Glänzender Lackporling, Reishi
Synonyme:
- Boletus lucidus Curtis
- ???
Familie: Ganodermataceae
Ordnung: Polyporales
Klasse: Agaricomycetes
Fruchtkörper: einjährig, gestielt, jung ohne ausgeprägten Hut, der sich während des Reifungsprozesses ausbildet und eine stattliche Breite erreichen kann; Hut und Stiel mit dünner, harzhaltiger Kruste, Kruste glänzend, jung blass gelbbraun über orangebraun bis hell rötlich, später von der Stielbasis her dunkler werdend (rotbraun bis schwarzbraun), im Alter überall dunkel rotbraun; Trama hell bis dunkelbraun, weich; Poren weißlich überzogen, alt ockerlich, sehr fein
Speisewert: gilt getrocknet und zermahlen als Heilpilz
Sporenpulver: braun; Sporen doppelwandig, Exospor glatt mit kegelig ausgestülptem Apex oder Apex eingefallen (und dann truncat), Endospor bräunlich, deutlich warzig; Sporengröße lt. Lit. (European Polypores Part 1, 1993, Ryvarden / Gilbertson) 7-11x6-8 µm (ohne Angabe ob Endo- oder Exospor gemessen)
Hutkruste: Eine Palisade aus keuligen Zellen
Vorkommen: als Artenschwarm weltweit verbreitet; in Europa von Nord bis Süd zu finden mit recht unterscheidlichen klimatischen und ökologischen Bedingungen.
Eigene Funde an Stümpfen von Laubholz (bisher nur Eiche), meist an schattigen Stellen in Gebüschen und Wäldern (sommerwarm), Fruchtkörper immer sehr bodennah an Wurzeln oder sogar teils vergrabenen Stümpfen.
Gelegentlich ist auch Fruchtkörperwachstum an Stellen weiter oben am stamm möglich (siehe Funde von Habicht unten).
In Europa sind Vorkommen an diversen Laubbaumarten dokumentiert, aber auch an Nadelbäumen (insbesondere Fichte im fennoskandinavischen raum). Inwieweit diese Funde an Nadelholz möglicherweise anderen Spezies zuzurechnen sind (siehe unten) kann hier nicht beurteilt werden.
Verwechslungen: Vor allem mit anderen Lackporlingen, allerdings ist die Trennung der Arten um Ganoderma lucidum nicht immer eindeutig und bisweilen auch strittig (siehe unten).
Es ist nicht zu 100% klar, wie stark welche Arten an welches Substrat gebunden sind.
Zumindest Ganoderma lucidum scheint aber recht variabel zu sein, was möglicherweise auch Nadelholz mit einschließt.
Dennoch bleibt für die Trennung oft nur das Substrat als verlässlichstes Merkmal übrig, wenn man keine Kultur anlegen oder sequenzieren kann.
In Europa kann der dunkle Tannen –“ Lackporling (Ganoderma carnosum) unterschieden werden, der auch jung eine dunklere, mehr rotbraune Hutkruste hat, geringfügig größere Basidiosporen bilden soll und möglicherweise streng an Weißtanne gebunden ist.
Das Substrat und die Färbung frischer (!) Fruchtkörper ist aber hier wohl die einzige Option, zu einer Unterscheidung im Feld zu kommen.
Der Wallisische oder Lärchen –“ Lackporling (Ganoderma valesiacum) ist wohl in Europa vorwiegend im Alpenraum an Lärchen zu finden. Auch hier müsste man sich für die Unterscheidung in erster Linie auf das Substrat verlassen, möglicherweise kann auch das hellere Fleisch bei G. valesiacum einen Ansatzpunkt zur Unterscheidung bieten.
Der Harzige Lackporling (Ganoderma resinaceum) bildet keine Stiele. Die Fruchtkörper sitzen zudem meist nicht so bodennah wie die von Ganoderma lucidum. Auch hier ist eine mikroskopische Unterscheidung kaum möglich.
Der Kupferrote Lackporling (Ganoderma pfeifferi) ist ebenfalls ungestielt und unterscheidet sich zudem mikroskopisch durch einen anderen Aufbau der Hutkruste.
Andere Lackporlinge (Ganoderma applanatum, Ganoderma australe) bilden mehrjährige Fruchtkörper und enthalten kein Harz in der Hutkruste.
Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) lagert in der Hutkruste Harz ein, ganz junge Fruchtkörper können möglicherweise Anlass zu Verwechslungen geben, allerdings ist FomPini auch jung schon deutlich härter als Ganoderma lucidum.
Neuere, genetische Untersuchungen und Untersuchungen der Inhaltsstoffe legen nahe, daß auch der hier als Ganoderma lucidum vorgestellte Pilz eher ein Artenaggregat ist. Also selbst nach Abtrennung von Ganoderma carnosum, Ganoderma valesiacum und Ganoderma resinaceum könnte die Art noch weiter gespalten werden. Das bleibt abzuwarten, was die Forschung dazu in Zukunft an Erkenntnissen bringt.
Anmerkungen:
Weltweit gesehen werfen die Arten um Ganoderma lucidum noch einige Fragen auf. Eine recht große Zahl an beschriebenen Arten wäre wohl diesem Komplex zuzurechnen, alleridngs stellt sich immer wieder die Frage, inwiefern Ökologie (Verbreitung, Klimazonen, Substrat) oder Ausprägung des Stieles eine Rolle spielt. Morphologisch sind sich viele der weltweit beschriebenen Sippen sehr ähnlich, geringe Unterschiede in der Farbentwicklung der Hutkruste, den bevorzugten Substraten und des Stielwachstums sind wohl nicht immer zuverlässig.
Tatsächlich ist eine sichere Unterscheidung oft nur in Kultur möglich. Viele mittlerweile abgetrennte Spezies (amerikanische Arten: Ganoderma tsugae an Douglasie, Ganoderma oregonense etc.) entwickeln in Kultur keine Chlamydosporen oder signifikant größere wie zB Ganoderma resinaceum. Weitere Unterschiede werden durch phyllogenetische Studien deutlich, aber auch hier liegt noch einiges im Unklaren. So sind manche Sippen von nordamerikanischen Ganoderma lucidum kreuzbar mit europäischen von Ganoderma resinaceum, innereuropäische oder indische aber nicht, hier lassen sich auch phyllogenetische Unterschiede feststellen.
Die Auflösung des Artkomplexes um Ganoderma lucidum ist an dieser Stelle für mich nicht möglich.
Auch in Europa kann es möglicherweise zu einer weiteren Aufspaltung der Art kommen.
Die Vorstellung an dieser Stelle bezieht sich daher nur auf –žeindeutige–œ Kollektionen, also vital +/- hell gefärbte Fruchtkörper mit deutlichem Stiel an Laubholz.
Dokumentiert ist die Art bei uns auch an Nadelholz, hier wären aber weitere Untersuchungen wünschenswert, da einige nordamerikanische Arten nur durch Anlegen einer Kultur zu unterscheiden sind. Zudem ist Ganoderma carnosum (Dunkler Tannen –“ Lackporling) auch in Europa wohl als eigene Art zu sehen, ebenso wie Ganoderma valesiacum.
Bilder zur Fruchtkörperentwicklung an zwei Standorten auf dem Mannheimer Hauptfriedhof
30.05.2014; Eichenstumpf unter Eibengebüsch:
22.07.2014; selber Fundort aber anderer Fruchtkörper (der erste wurde entfernt):
01.08.2014; selber Fundort, selber Fruchtkörper wie am 22.07.:
09.07.2015; Überreste eines Eichenstumpfes in einem Buchen –“ Eichenmischwald:
Die selben Fruchtkörper am 15.07.:
Die selben Fruchtkörper am 22.07.:
Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
>Ganoderma resinaceum = Harziger Lackporling<
>Ganoderma carnosum = Dunkler Tannen –“ Lackporling<
>Ganoderma pfeifferi = Kupferroter Lackporling<
>Ganoderma valesiacum = Wallisischer Lackporling<
>Fomitopsis pinicola = Rotrandiger Baumschwamm<