zweierlei Nectriaceae (an Ganoderma & Daldinia)

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.430 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Kernpilzfreunde!


    Für mich ist das ja nichts, diese ganz lütten Pilzchen.
    Eigentlich war ich auf der Suche nach neuen Standorten für Kelchbecherlinge und solche Sachen, und auch beim gucken nach interessanten Porlingen und Rindenpilzen.
    Da guckt man ja auch immer mal, was so an Porlingsleichen dran wächst.


    Habitat wäre also ein Auwald am Rhein; feuchter sandig - lehmiger Boden, Baumbestand aus Hainbuchen, Eichen, Ahorn, Eschen, Hasel, Pappeln, Weiden...


    Nummer 1 sitzt auf der Fruchtschicht eines am Boden liegenden, vermoderten Fruchtkörpers von Ganoderma applanatum.
    Die tiefroten Pünktchen sind klein (fragt mich nicht... vielleicht so 300 µm?), mit Papille.


    Sieht so aus:





    Die Sporen sind reif einfach septiert, mit körneligem Inhalt und unglatten Wänden. Warzig würde ich das nicht nennen, eher etwas verdallert. so um die 8,5x4 µm.



    Nummer 2 sitzt auf einer nicht bestimmten Daldinia (die noch vital wirkt); die Fruchtkörper sind noch etwas kleiner als bei der ersten, etwas blasser und irgendwie birnenförmig. Da ein einzelnen Pümktchen vom Substrat zu ernten ist nicht ganz einfach (die sitzen recht fest), und dann sind die in der Regel entweder vergangen (leer) oder komplett unreif.
    Auch dazu ein paar Ansichten:





    Die Sporen sind ebenfalls etwas kleiner und auch anders geformt als beim ersten, an der Septierung sind sie deutlich eingeschnürt, so daß einzelne Sporen ungefähr wie eine 8 aussehen. Auch hier sind die Sporenwände unglatt, da würde ich teils sogar von "warzig" sprechen (schon in Wasser zu sehen). Inhalt erkenne ich da allerdings keinen.



    Also wie gesagt: Für mich ist das momentan nichts. Aber auf FP finde ich nur Nectriaceae an anderen Substraten, drum stelle ich sie einfach mal rein. Wenn's was Interessantes sein könnte, mache ich gerne eine Sendung klar.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    zum ersten fällt mir Nectria cosmariospora ein. Die sollte auf der Fruchtschicht von Inonotus sp. sitzen. Ob es Ganoderma auch tut, weiß ich nicht.


    Die Gattung ist sowieso die Seuche, extrem schwer zu bestimmen und nomenklatorisch ständig im Umbruch, so dass ich mich davon fernhalte.
    Du kannst mal bei Ascofrance nachfragen, aber da wirst Du um einen Querschnitt eines Fruchtkörpers, damit man die Zellstruktur der Perithecienwand sehen kann, nicht herumkommen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    Hui, Querschnitt? 8|
    Mal abgesehen davon, daß ich ohnehin schwere Koordinationsprobleme habe, kleine Pilzchen unter der Stereeolupe zu sezieren: Hier habe ich das Gefühl, daß die Schneide der Rasierklinge breiter ist als der Pilz selbst. :D
    Um es mit Bart Simpson zu sagen: Daß ichs versuche, kann ich nicht versprechen. Aber ich versuche es zu versuchen.


    Vielleicht erbarmt sich ja Björn, der hat da nicht nur ein phantastisches Wissen sondern auch die bewundernswerte Fähigkeit, solche Schnitt irgendwie hinzubekommen.



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    also an Nectria cosmariospora glaube ich nicht. Dazu passt die Q (Längen-Breiten-Quotient) sowie die Oberfläche nicht (müsste deutlich rauer warzig sein).


    Von den Nectrien gibt es dermaßen viele, dass ich mich davon ebenfalls fernhalte, bis irgendwer mal ein übersichtliches Buch schreibt. Problem ist nur: die darin enthaltenen Arten sind dann vermutlich auch nicht mehr so bestimmbar, sondern müssen individuell in ein Labor zur genetischen Analyse geschickt werden...


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Tjaaaa... Schade.
    Hätte ja sein können, daß mir da ausgerechnet zwei gut definierte Arten in die Box gehüpft sind.
    Wenn das wirklich so kompliziert wird in manchen Gattungen, dann wäre das wieder ein Argument für den allseits beliebten Hosentaschensequenzer. ;)
    Nur muss dann immernoch vorher jemand die Arbeit angehen und das auch alles klar definieren.
    OK, bald gibts wieder Filzröhrlinge einzupacken. Viel leichter. :)



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,



    bei einem Ausflug zur Burgruine Anhalt haben wir gestern Nectria auf Inonotus nodulosus aufgelesen. Ich meine, Nectria cosmariospora gefunden zu haben. Insgesamt finde ich Nectria recht reizvoll, nicht immer einfach, aber doch nicht so schlimm, wie Björn meint. Da reicht auch schon mal etwas Mühe am Mikroskop und der Schlüssel aus "Nordic Macromycetes - Ascomycetes". Vielleicht probierst Du mal damit...


    Beste Grüße, Gunnar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gunnar!


    Eine schöne Präsentation. :thumbup:
    Gut zu sehen auch das, was Björn meinte mit der anderen Sporenform und anderem Sporenornament.


    Beim nachgucken nach der vorgeschlagenen Literatur bin ich gleich mal darauf gestoßen: >Studies in Mycology 71<
    Kennt jemand denn das Werk? 3 Jahre ist ja im grunde noch ganz schön frisch...



    LG, Pablo.


  • Insgesamt finde ich Nectria recht reizvoll, nicht immer einfach, aber doch nicht so schlimm, wie Björn meint. Da reicht auch schon mal etwas Mühe am Mikroskop und der Schlüssel aus "Nordic Macromycetes - Ascomycetes". Vielleicht probierst Du mal damit...


    Beste Grüße, Gunnar


    Hallo Gunnar,


    ich befürchte, das sind eher die Worte von jemanden, der von der Gattung keine Ahnung hat. Und dazu noch auf Nordic Macromycetes verweisen, das grenzt schon an Körperverletzung.


    Ich will dir nicht zu nahe kommen, Gunnar, alles andere als das (zumal ich von dem Nectria-Zeug auch keine Ahnung habe), aber mindestens die Hälfte der im Schlüssel enthaltenen Nectrien sind (nach flüchtigem Drüberschauen gerade) ja noch nichtmal mehr Nectria, sondern längst Cosmospora, Neonectria, Neocosmospora, Nectriopsis, Thyronectria, Rugonectria, Geejayesia...und diese Arten sind z.T. in der Tat einfach, weil sie sich in den Satellitengattungen der richtigen Nectria-Gattung befinden und sich somit schon durch mehrere Merkmale abgrenzen (sonst hätte man diese Gattungen ja nicht erstellt).


    Cosmospora und Nectria aber, und davon wird hier in diesem Thema geredet, sind außerordentlich komplex geworden, ich brauche da nicht auf die vielzähligen, meist mit phylogenetischen Stammbäumen vollgebombten Artikel aus aller Welt verweisen, es ist offensichtlich, dass wir alleine mit makro- und mikroskopischen Merkmalen nur noch dann was anfangen können, wenn wir einen umfassenden Überblick über die aktuelle Situation bekommen, sprich: möglichst alle hier vorkommenden Arten kennen und deren Ökologie erfassen (Thema Substratspezifikation, viele Cosmospora-Arten sind z.B. an bestimmte Kernpilzarten gebunden). Bis dass das aber jemand von sich behaupten kann, wird sicher noch Zeit vergehen.


    Ich hoffe, dein Vorschlag mit dem NM1 war nicht ganz so ernst gemeint, sorry aber das geht nun wirklich nicht.




    lg björn
    [hr]


    Hallo Pablo,


    natürlich habe ich auch dieses Werk digital, und Ralf hat es gar bei sich im Regal stehen (auch wenn er über dieses Buch schimpft, aber das ist sicher kein Wunder bei dem Inhalt).


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    Einmal editiert, zuletzt von bwergen ()

  • natürlich habe ich auch dieses Werk digital, und Ralf hat es gar bei sich im Regal stehen (auch wenn er über dieses Buch schimpft, aber das ist sicher kein Wunder bei dem Inhalt).


    lg björn


    Dieses Werk hat mich immerhin davon überzeugt, von diesem Artenkomplex die Finger zu lassen. Zum bestimmen ist es allerdings weitgehend ungeeignet.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    OK, kein Wunder. :)
    Es gibt so einige Fachgebiete, da steht man als begeisterter Laie vor nichts anderem als einem großen Bahnhof.
    Und wenn eine Gattung eben nicht gründlich bearbeitet ist, bzw. sich herausstellt, daß alles sehr viel komplexer ist, als man lange Zeit angenommen hat, dann stehen natürlich auch die verfasser und Herausgeber von zusammenfassenden Werken im regen, weil das, worauf sie sich verlassen hatten, so eben gar nicht stimmt.


    Gibt's nur bei Kleinpilzen wie Nectria?
    Von wegen.
    Die meisten Weichritterlinge sind unbestimmbar. Die Artengruppe, die FN unter Lentinellus flabelliformis s.l. zusammenfasst ist quasi unbearbeitet, wo diese in anderen Werken aufgeschlüsselt wird, kann man damit eigene Funde auch nicht bestimmen.
    Leccinum: Legt man einen Fund sowohl Jürgen Schreiner, als auch Peter Welt und Machiel Noorderloos vor, wird man insgesamt sechs unterschiedliche Bestimmungen erhalten. ;)
    Mit Inocybe fangen wir jetzt mal gar nicht an.
    Von Hyaloscyphaceae, Dermataceae oder gar Orbiliomycetes sollten wir besser auch nicht reden.


    Ist nicht weiter schlimm.
    Ich muss nicht alles bestimmen können.
    Aber ich bin froh, wenn es Leute gibt, die sich auch mit diesen "fragwürdigen" Gattungen und Familien beschäftigen. Und das möglichst ernsthaft tun.



    LG, pablo.