Hallo, nachdem ich auch hier nun einiges über Stereolupen gelesen habe und fasziniert von der Dreidimensionalität der Abbildungen bin, war es nun an der Zeit mir auch so ein Ding anzuschaffen. Hauptgrund für die Anschaffung war vor allem die Vorbereitung zum Mikroskopieren, da ich mit bloßem Auge nicht das gewünschte Ergebnis erreiche und immer das Gefühl habe, ich hätte eine ganze Schweinehälfte auf dem Objektträger. Offiziell heißen die Dinger ja Stereomikroskope, aber mit diesem Begriff kann ich mich irgendwie nicht anfreunden. Die Vergrößerung reicht schließlich bei Weitem nicht an das heran, was ein herkömmliches Mikroskop vollbringt. Auch der Anwendungszweck ist ja ein anderer. Zum Kauf animiert hat mich u. a. auch Ralfs Bericht, auch wenn ich mich letztendlich für ein anderes Modell entschieden habe. Meine Wahl fiel auf das Euromex EduBlue ED.1802-S (222 € Neupreis), das baugleich mit dem Windaus HPS 124 zu sein scheint. Durch die drei Objektivpaare kann man 10x, 20x und 40x ohne Okularwechsel vergrößern. Für ein Trinokular mit Zoom hätte ich mehr als das Doppelte bezahlt. Das war's mir dann doch nicht wert, zumal ich noch den Adapter für das dritte "Auge" hätte hinzurechnen müssen.
Als erstes mußte ein Abgestutzter Drüsling dran glauben. Schon bei 10x erkennt man schön die warzige Oberfläche. Bei höheren Vergrößerungen offenbart sich nicht viel mehr, außer daß die Warzen eben auseinander driften. Bei dem Samtfußrübling dagegen sieht es schon anders aus. Die Lamellenoberfläche eines frischen Fruchtkörpers erinnert bei 40x an auskristallisierten Honig. Teilweise erkennt man transparent erscheinende Gebilde, die aus der Masse hervorstechen (Basidien? Zystiden?). Das absolut Abgefahrenste ist jedoch: je nach Lichteinfall wird man Zeuge eines hochinteressanten Schauspiels, denn man kann das Abwerfen der Sporen beobachten. Wie Sternschnuppen huschen sie an den Flanken der Lamellen vorbei, bis sie in den schattigen Tälern an der Hutunterseite zwischen den Anastomosen erlischen. Leider ist es mir nicht gelungen es fotografisch festzuhalten, da mein Kamera-Adapter letzte Woche noch nicht fertig war und zur Zeit hier kein Lamellenpilz mehr zu finden ist.
Der Antrieb ist gut übersetzt und hat kein Spiel. Die Abbildungsleistung ist auch bei 40x noch sehr scharf. Die eingebaute LED wird mit handelsüblichen NiMH-Akkus betrieben, die mit einem mitgelieferten Ladegerät mit Ladezustandsanzeige geladen werden.
Fokusstacking habe ich noch nicht getestet, kommt aber noch. Das Gerät im Ganzen ist nicht gerade ein Trümmer. Es wirkt nicht wackelig, ich hab's mir nur etwas größer vorgestellt. Um eine angenehme Arbeitshöhe zu erreichen, mußte ich es auf zwei Bücher stellen. Dann sitze ich aber auch am Eßtisch ohne höhenverstellbaren Stuhl. Die LED-Beleuchtung fängt ab ungefähr 3/4 an zu flackern, was ziemlich nervt. Die haben wohl den billigsten Poti zwischen Mars und Venus verbaut. Nach etwas Recherche weiß ich, daß ich nicht der einzige mit dem Flackerlicht bin, ich werde mich des Problems irgendwann mal annehmen. In der Zwischenzeit drehe ich den Poti eben nur so weit auf, daß die LED gerade nicht flackert, dann ist das immer noch hell genug.
Genug gefaselt, Ihr wollt sicher Bilder sehen .
1: kein indisches Naan-Brot, sondern die Lamellen eines getrockneten Samtfußrüblings bei 20x.
2. das Selbe bei 40x. Könnten die Auswüchse mit dem transparent erscheinenden Kugelkopf Cheilozystiden sein?
3: die Behaarung eines frischen Scharlachroten Kelchbecherlings Jura-Kelchbecherlings.
4: ein Querschnitt durch den getrockneten Fruchtkörper.
5: Unbekanntes schwarzes Ding (ca. 2,5 mm) auf noch unbekannterem Substrat. Dazu will ich noch einen Bestimmungsthread schreiben, aber dazu brauche ich noch Sporen und mehr Details (20x, Ausschnitt).
6. Jungzustand (ca. 1 mm, 20x, Ausschnitt).
Durch das Okular erscheinen die Objekte (bei mir selbst ohne Brille) wesentlich schärfer als auf den Fotos, da darf man sich nicht täuschen lassen.