Der Stereo-Gerät

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.802 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wühlmull.

  • Hallo, nachdem ich auch hier nun einiges über Stereolupen gelesen habe und fasziniert von der Dreidimensionalität der Abbildungen bin, war es nun an der Zeit mir auch so ein Ding anzuschaffen. Hauptgrund für die Anschaffung war vor allem die Vorbereitung zum Mikroskopieren, da ich mit bloßem Auge nicht das gewünschte Ergebnis erreiche und immer das Gefühl habe, ich hätte eine ganze Schweinehälfte auf dem Objektträger. Offiziell heißen die Dinger ja Stereomikroskope, aber mit diesem Begriff kann ich mich irgendwie nicht anfreunden. Die Vergrößerung reicht schließlich bei Weitem nicht an das heran, was ein herkömmliches Mikroskop vollbringt. Auch der Anwendungszweck ist ja ein anderer. Zum Kauf animiert hat mich u. a. auch Ralfs Bericht, auch wenn ich mich letztendlich für ein anderes Modell entschieden habe. Meine Wahl fiel auf das Euromex EduBlue ED.1802-S (222 € Neupreis), das baugleich mit dem Windaus HPS 124 zu sein scheint. Durch die drei Objektivpaare kann man 10x, 20x und 40x ohne Okularwechsel vergrößern. Für ein Trinokular mit Zoom hätte ich mehr als das Doppelte bezahlt. Das war's mir dann doch nicht wert, zumal ich noch den Adapter für das dritte "Auge" hätte hinzurechnen müssen.


    Als erstes mußte ein Abgestutzter Drüsling dran glauben. Schon bei 10x erkennt man schön die warzige Oberfläche. Bei höheren Vergrößerungen offenbart sich nicht viel mehr, außer daß die Warzen eben auseinander driften. Bei dem Samtfußrübling dagegen sieht es schon anders aus. Die Lamellenoberfläche eines frischen Fruchtkörpers erinnert bei 40x an auskristallisierten Honig. Teilweise erkennt man transparent erscheinende Gebilde, die aus der Masse hervorstechen (Basidien? Zystiden?). Das absolut Abgefahrenste ist jedoch: je nach Lichteinfall wird man Zeuge eines hochinteressanten Schauspiels, denn man kann das Abwerfen der Sporen beobachten. Wie Sternschnuppen huschen sie an den Flanken der Lamellen vorbei, bis sie in den schattigen Tälern an der Hutunterseite zwischen den Anastomosen erlischen. Leider ist es mir nicht gelungen es fotografisch festzuhalten, da mein Kamera-Adapter letzte Woche noch nicht fertig war und zur Zeit hier kein Lamellenpilz mehr zu finden ist.


    Der Antrieb ist gut übersetzt und hat kein Spiel. Die Abbildungsleistung ist auch bei 40x noch sehr scharf. Die eingebaute LED wird mit handelsüblichen NiMH-Akkus betrieben, die mit einem mitgelieferten Ladegerät mit Ladezustandsanzeige geladen werden.


    Fokusstacking habe ich noch nicht getestet, kommt aber noch. Das Gerät im Ganzen ist nicht gerade ein Trümmer. Es wirkt nicht wackelig, ich hab's mir nur etwas größer vorgestellt. Um eine angenehme Arbeitshöhe zu erreichen, mußte ich es auf zwei Bücher stellen. Dann sitze ich aber auch am Eßtisch ohne höhenverstellbaren Stuhl. Die LED-Beleuchtung fängt ab ungefähr 3/4 an zu flackern, was ziemlich nervt. Die haben wohl den billigsten Poti zwischen Mars und Venus verbaut. Nach etwas Recherche weiß ich, daß ich nicht der einzige mit dem Flackerlicht bin, ich werde mich des Problems irgendwann mal annehmen. In der Zwischenzeit drehe ich den Poti eben nur so weit auf, daß die LED gerade nicht flackert, dann ist das immer noch hell genug.


    Genug gefaselt, Ihr wollt sicher Bilder sehen ;) .


    1: kein indisches Naan-Brot, sondern die Lamellen eines getrockneten Samtfußrüblings bei 20x.


    2. das Selbe bei 40x. Könnten die Auswüchse mit dem transparent erscheinenden Kugelkopf Cheilozystiden sein?


    3: die Behaarung eines frischen Scharlachroten Kelchbecherlings Jura-Kelchbecherlings.


    4: ein Querschnitt durch den getrockneten Fruchtkörper.


    5: Unbekanntes schwarzes Ding (ca. 2,5 mm) auf noch unbekannterem Substrat. Dazu will ich noch einen Bestimmungsthread schreiben, aber dazu brauche ich noch Sporen und mehr Details (20x, Ausschnitt).


    6. Jungzustand (ca. 1 mm, 20x, Ausschnitt).


    Durch das Okular erscheinen die Objekte (bei mir selbst ohne Brille) wesentlich schärfer als auf den Fotos, da darf man sich nicht täuschen lassen.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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    Einmal editiert, zuletzt von Wühlmull ()


  • Hallo Holger,


    besten Dank für deinen ersten recht ausführlichen Erfahrungsbericht deiner Neuanschaffung.


    Deine Informationen habe ich gerade wie Fließpapier aufgesogen und würde mich über weitere Berichte
    deiner künftigen Erfahrungen sehr freuen. Herzlichen Dank für deine Mühe. :thumbup:


    Ich bin richtig gespannt, was du fotografisch rausholst, du bist ja jemand der am Ball bleibt, von daher bin ich sehr neugierig.


    Liebe Grüße,


    Markus

  • Hallo Holger,




    eine Stereolupe, ja, das ist schonl was..



    Ich bin jedenfalls gespannt auf die beabsichtigten Stacks, denn deine ersten Versuche sind doch schon recht vielversprechend.



    Mich selbst überfordert ja bereits das Mikroskop, mit dem ich keine Bilder ohne Farbsäume und Unschärfen hinbekomme, dabei ist meine eigentliche Intension ja -auch beim Mikroskopieren- die einwandfreie fotografische Dokumentation.


    Viel Freude mit deinem neuen Spielzeug, und erstklassige fotografische Ergebnisse wünsche ich dir.


    LG, Uli

  • Hallo Holger,


    feine Sache, der Stereo - Gerät ! Fein, dass Du die ersten Schritte mit uns teilst ( Schöner Beitrag)!
    Ich hab ´auch so eins seit ein paar Tagen und hab ´mich mangels Pilz - Frischmaterial erstmal über alles hergemacht, was auf dem Balkon so zu spriessen beginnt. Eine faszinierende Welt, die sich da zeigt! Bei mir ist es das Winlab HPS30 (20x/40x) geworden - das hat die Mikro-Sparsau noch hergegeben, quasi als Zubehör. Ich bin gerade bei den ersten Übungen zur Präparate - Herstellung (das Mikro ist jetzt auch da!), da ist so ein Stereo-Gerät schon seehr hilfreich. Ich hab ´immer noch Schweinehälften, aber keine ausgewachsenen Elefanten mehr ;) - das wird schon. Morgen bekomme ich noch die Software für die Kamera (Mikro), wenn alles läuft und ich dazu komme melde ich mich hier wieder mit ersten Bildern (eigentlich sollte ich Kisten packen für unseren Umzug :rolleyes: ).


    Gruß ins Saarland,


    Andreas

  • Hallo,


    die feinen Härchen da an der Lamellenschneide vom Samtfußrübling sind in der Tat Zystiden. Einen Kugelkopf kann ich zwar nicht erkennen, aber das sollen sie glaube ich auch gar nicht haben. Oft hängen aber irgendwelche feinen Flüssigkeitstropfen an der Spitze, die man im Präparat nachher nicht mehr sieht, makroskopisch aber als Köpfchen wahrnimmt.


    Das unbekannte Teil ist entweder ein junger Drüsling (Exidia plana wahrscheinlich) oder eine Ascocoryne - sollte mikroskopisch nicht so schwer sein auseinanderzuhalten.


    Ich habe die Windaus HPS 124 - in der Tat wohl baugleich mit deiner - bei mir, verwende sie aber nicht und habe sie auch nicht im Shop, weil ich diese flackernde Beleuchtung für ein absolutes No-Go halte.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo, ich hatte die schwarzen Dinger auch unter dem Mikroskop, waren recht hart und innen etwas heller. Erkennen konnte ich rein gar nichts, keine Sporen, Hyphen, nichts. Hatte eher die Anmutung einer 70er-Jahre-Tapete, vielleicht hat auch die Trockenheit ihr Werk geleistet. Auch das Substrat konnte ich nicht genau bestimmen. Sie wachsen hier ausschließlich auf den vorjährigen Stängeln einer Art schulterhohen "Springkrauts", wenn man im Sommer da durch geht, wird man von allen Seiten gnadenlos beschossen. Evtl. ist es Drüsiges Springkraut, kann ich aber erst genau sagen, wenn ich das Zeug wieder blühen sehe.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • Hallo, ich hatte die schwarzen Dinger auch unter dem Mikroskop, waren recht hart und innen etwas heller. Erkennen konnte ich rein gar nichts, keine Sporen, Hyphen, nichts. Hatte eher die Anmutung einer 70er-Jahre-Tapete, vielleicht hat auch die Trockenheit ihr Werk geleistet. Auch das Substrat konnte ich nicht genau bestimmen. Sie wachsen hier ausschließlich auf den vorjährigen Stängeln einer Art schulterhohen "Springkrauts", wenn man im Sommer da durch geht, wird man von allen Seiten gnadenlos beschossen. Evtl. ist es Drüsiges Springkraut, kann ich aber erst genau sagen, wenn ich das Zeug wieder blühen sehe.


    Hallo Holger,


    ach, auf Kräuterstängeln war das! Dann bist Du einem Sclerotium aufgesessen. Da passt dann auch der Vergleich mit der Tapete sehr schön, denn die Struktur der Sklerotien-Außenhaut ist oft etwas puzzle-artig oder sonstwie "gemustert".


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo, dank der Tatsache daß die Lärchen-Haarbecherchen schon da sind, konnte ich heute einige Stacking-Versuche machen. Dummerweise stürzt CombineZP bei "Pyramid Do Stack" reproduzierbar ab, so daß ich auf die evtl. guten Resultate dieser Funktion leider verzichten muß. Die Bilder zeigen jeweils einen Fast-Vollbild-Ausschnitt bei 40x.



    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • So, mittlerweile hab' ich mal etwas experimentiert, Zeit für einen Nachschlag.


    Auf dem Lärchenast, auf dem ich schon die Lärchen-Haarbecherchen gefunden habe, kamen noch einige andere unbekannte Dinge zum Vorschein, die mit bloßem (eigenem) Auge nicht zu sehen waren.


    Diese kleinen grünen Kugeln waren auf dem ganzen Zweig zu finden. Vielleicht Algen?


    Das ist Milbi. Milbi hat auch noch Geschwister. Heißen aber alle Milbi.


    Fluffpilz - gibt's nicht? Dann vielleicht eher Milbis Kokon :/


    Die hier halte ich für Flechten.


    Ein Becher oder vielleicht auch ein altes Exemplar von den obigen Flechten, nur ohne "Füllung".


    Der hier wuchs auf Eibisch (gestackt).


    Und zum Schluß noch ein Schildborstling (Schildborstling muß im Moment mal reichen). Leider etwas dunkel geraten.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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