Porling an verkohltem Laubholz

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Und zwar geht es um diesen Pilz:




    Den ich Anfang des Monats in Norditalien gefunden habe: nahe des Lago Maggiore an einem Berghang (nordost) auf ca. 700m üNN (alpin); Substrat ist ein von einem mehrere Jahre alten Waldbrand verkohltes Laubholz (kann gut Eiche sein).
    Der Pilz wächst rein resupinat, bedeckt einen Bereich von über 1m Länge und ist (um es mal milde auszudrücken) alt und trocken.
    Der Pilz besteht makroskopisch aus einer bis zu 4mm tiefen Rörenschicht und einem ca. 1mm dicken Subikulum (fest mit den Röhren verwachsen).
    Die Röhren sind spröde, bröckelig; die Poren recht fein (je nach lage 3-6/mm); cremeweiß bis schmutzig ockergelblich getönt.


    Mikroskopisch zeigt sich ein dimitischer Porling, generative Hyphen mit Schnallen, alle Hyphen hyalin, Skeletthyphen nicht KOH - löslich, nicht dextrinoid, +/- inkrustiert; in der Röhrentrama mit kongophilen Kristallagglomerationen.
    Die Enden der Skeletthyphen im Hymenium quellen in KOH ein wenig auf (interessanter Effekt, ähnlich wie bei Dacryobolus nur nicht so stark).


    In H2O alles recht stark inkrustiert:

    Wobei ein Großteil der Inkrustierungen sich in KOH löst.


    Dickwandige Zystidiolen + kongophile Kristalle (KOH3% + KGRSDS):


    Im Hymenium gibt's solche dickwandigen Zellen allerdings auch als echte Zystiden (im roten Kasten). Jedenfalls scheint es so, weil die an den selben Hyphen ansitzen wie die Basidien (im grünen Kasten). Daneben gibt's noch was, das ein wenig wie Gloeozystiden aussieht (im blauen kasten) ist jedenfalls dünnwandig, mit Inhalt (Tröpfchen) und länger als die Basidien (die in KOH allerdings ähnlichen Inhalt zeigen, nicht aber in H2O und/ oder Kongo).
    Hier mal in ungefähr:

    Ist blöd zu fotografieren, weil Anfang und Ende der Strukturen niemals in einer Schärfeebene liegen...


    Sporen sind in dem Pilz übrigens keine zu finden.


    Das Wesentliche aber zum Schluss:


    Dickwandige Strukturen sind amyloid. Nicht immer konstant, aber irgendwo wird in jedem Präparat was blau davon.
    Sowas hatte ich schon mal beobachtet. Bei Antrodia xantha.


    Mikroskopisch sehe ich jetzt auch irgendwie nichts, was dagegen spricht.
    Die Frage ist aber die: Sind amyloide Skeletthyphen tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal von Antrodia xantha? Oder gibt es das woanders auch noch (bei trocken bröckeligen, dimitischen, resupinaten Porlingen)?



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    viel hat dir dein Porling ja nicht an mikroskopischen Merkmalen verraten. Mit Antrodia xantha würdest du ja gar nicht so schlecht liegen, wenn's kein Laubholz wär. Obwohl diese Art laut Ryvarden vereinzelt an LH (z. B. Salix) vorkommen kann. Amyloide Skeletthyphen haben noch mehr "Antrodias", die sind aber alle extrem selten. Am besten wir tun bei deinem überständigen Porling, als hätten wir ihn nicht gesehen. :)


    LG
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Das ist dann wohl die einzige Lösung. Ich hatte es schon fast befürchtet, solche verwitterten Porlinge sind auch irgendwie doof. Nie sporen zu sehen, auch andere merkmale sind nicht mehr zu beurteilen.
    Dann suche ich lieber mal was Frisches.


    Die Sache mit A. xantha und dem Laubholz ist allerdings so eine Sache. Mit Anna und Stefan ist mir vor ein paar Wochen das hier begegnet:



    Der Pilz ist makroskopisch (incl. Geruch) und mikroskopisch (incl. ziemlich kleinen, allantoiden Sporen) eindeutig Antrodia xantha.
    Das Holz ist (allerdings nur makroskopisch vor Ort untersucht) recht eindeutig Laubholz, und zwar ein ganz arg hartes (cf Quercus).
    Könnte also schon sein, daß Ryvarden da recht hat. Fundort war ein Auwald bei Ketsch am Rhein.


    Hilft aber für den oben vorgestellten Fund auch nicht weiter.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ich sag's mal so: An dem Pilz habe ich weniger Zweifel als an dem Substrat. Das entspricht schon den Funden an Nadelholz, die mir bisher begegnet sind. Ob Kiefernholz vielleicht irgendwie "versteinern" kann, so daß es ganz hart wird? :/
    Vielleicht muss ich einfach noch mal den Stamm aufsuchen, da gibt es ja auch noch möglichkeiten, das genauer zu bestimmen (das Holz meine ich).


    Aber mal was Anderes:
    Kann man bei dir eigentlich Kurse buchen, Frank?
    Also am besten sowas wie einen Wochenkurs zu "Aphyllophorales" oder nur "Porlingen" mit Gattungskunde und ein paar Tips zur Mikroskopie, also technisch und auf was zu achten wäre?
    Man (ich) tut sich gerade in dem Bereich als Autodidakt schon recht schwer...



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    ich glaub daran eher nicht so wirklich, dass Frank Kurse gibt. Aber wenn, würde ich den auch sofort buchen. :D


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Aber es wäre schon ein Knüller. Ich wäre sicher nicht der Einzige, der da antanzen würde.
    Nur alle anderen Projekte sollen ja nicht still liegen.



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag


    Hallo PAblo,


    recht so. :thumbup: Allerdings kannst du die Anzahl deiner Projekte auch korrrigieren. Ich warte nur auf die ersten Inocyben und Tricholomen, um dann da wieder einzusteigen. :evil: Ansonsten heißt das Projekt bei mir: Bestimme, wa du gefunden hast. :cool:


    Wenn dann mal was unsicher ist: "Wozu ist das Forum da?" ;)


    l.g.
    Stefan

  • Hallo ihr zwei,


    wenn die Rote Liste Deutschlands und der Pilzatlas Sachsens fertig sind, Mykis ohne Pflege und Support auskommt und alle Stapel unbearbeiteter Pilze in meinem Zimmer fertig sind und ich noch nicht 80 bin, können wir ja mal über Kurse reden. :)


    Beste Grüße
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Ja, das hatte ich schon vermutet. Aber was einerseits schade ist, hat ja andererseits auch einen enormen Nutzen, und zwar für uns alle. :)


    Nur alle anderen Projekte sollen ja nicht still liegen.


    Das bezog sich ganz sicher nicht auf meine Projekte. ;)



    LG, pablo.