Mailauch oder Bärglöckchen?

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 6.744 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von wildpflanzenfan.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    auch wenn das Thema für viele schon ein jährlich wiederkehrender alter Hut ist, möchte ich doch aus gegebenem Anlass etwas dazu schreiben - zumal sich erst kürzlich ein guter Freund von mir offenbar mit Bärlauch vergiftet hat.


    Er bekam den Bärlauch nach eigener Aussage aus einer –žzuverlässigen Quelle–œ, von einer sog. –žerfahrenen Kräutersammlerin–œ.
    Seine Ärztin sagte ihm, es handle sich wohl um eine seltene allergische Reaktion auf Bärlauch in Verbindung mit Öl.
    Die mir geschilderten Symptome (trockener Mund und sogar anschließendes Erbrechen) halte ich allerdings eher für typische Vergiftungserscheinungen.
    Wie auch immer, es kursiert leider immer noch viel gefährliches Halbwissen, das leider auch unreflektiert weitergegeben wird.


    Verwechslungen mit Aaronstab, Maiglöckchen und Herbstzeitlose sind durchaus möglich, selbst wenn man sich für den allergrößten Bärlauch-Zampano hält.
    Man braucht doch lediglich etwas gedankenversunken oder abgelenkt sein, währen man die Blätter Büschelweise statt einzeln pflückt.
    Auch ich habe mich letztes Jahr ordentlich erschrocken, als ich im tieferen Laub telefonierender weise Pfirsichtäublinge sammelte und der eine Frkp. beim Umdrehen plötzlich eine weiße Knolle hatte 8| 8| 8|


    Erst gestern fand ich z.B. diese schöne Stelle mit Mailauch und Bärglöckchen:




     
    Und dies schaute nicht nur an dieser einen Stelle so aus, sondern gleich an einem weiteren Dutzend anderer Stellen im Wald.
    Nahtlose Übergänge von Maiglöckchen in Bärlauch und auch immer wieder kleine Grüppchen der einen Art zwischen der anderen.


    Insbesondere in Bezug auf die Verwechslung von Bärlauch mit Maiglöckchen kursiert immer noch viel gefährliches Halbwissen.


    1.[font="Times New Roman"] [/font]Die Erscheinungszeit von Maiglöckchen ist später im Jahr als bei Bärlauch;
    -[font="Times New Roman"] [/font]Eine interessante Theorie, allerdings schaute es gestern irgendwie gar nicht danach aus. ;)


    2.[font="Times New Roman"] [/font]Maiglöckchen und Bärlauch bevorzugen unterschiedliche Biotope;
    -[font="Times New Roman"] [/font]Diese Behauptung halte ich persönlich für ziemlichen Nonsens. Beide Arten kommen meiner Erfahrung nach sowohl an nährstoffreichen Standorten in Tallagen als auch an kargen und felsigen Standorten in höheren Lagen vor. Zumindest habe ich das an mehreren Stellen in Kammlagen des Wesergebirges so erlebt.


    3.[font="Times New Roman"] [/font]Maiglöckchen sind mehrblättrig einem (Schein-)Stängel entspringend;
    -[font="Times New Roman"] [/font]Nö, es gibt insbesondere an kargen Standorten auch schwächere und einblättrige Pflänzchen, und das sogar dicht an dicht.


    4.[font="Times New Roman"] [/font]Bärlauch ist IMMER am Geruch unterscheidbar;
    -[font="Times New Roman"] [/font]DAS halte ich persönlich für das gefährlichste Gerücht. Denn wenn ich erst eine Handvoll Bärlauch gesammelt habe, riecht so ziemlich alles nach Bärlauch, was ich anschließend in die Hand nehme. ;)
     
    Nicht nur Pilze sammeln, vielmehr auch das Sammeln von Kräutern kann u.U. gefährlich sein. Die Verwechslung mit der Herbstzeitlosen ist besonders fatal. Leider habe ich hierzu keine aktuellen Fotos, allerdings kann man ja selbst danach recherchieren.


    Erst wenn man selbst wirklich sehr viel in der Natur an sehr unterschiedlichen Standorten unterwegs war, kann man sich eine halbwegs realistische Meinung der tatsächlichen Sachverhalte bilden und ist dann auch nicht mehr auf Hörensagen angewiesen. Ich will jetzt bestimmt niemandem seinen Bärlauch im Frühling vermiesen und wenn man vorsichtig und konzentriert bei der Sache ist, wird auch nichts passieren. Doch zwischendurch mal wieder ein wenig sensibilisieren kann sicher nicht schaden, dachte ich–¦


    LG, Gábor

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Gabor,


    schöne Idee. :thumbup: Allerdings wäre es vielleicht noch mal ganz gut auf die Hauptunterschiede zwischen beiden Pflanzen einzugehen; bzw. einen entsprechenden Thread/Seite zu verlinken.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Gábor!
    Ich finde es gut, dass Du das Thema wieder eröffnet hast. Bei uns stehen Bärlauch und Aronstab gemischt. Auch hier ist äußerste Vorsicht geboten. Wenn ich mit meiner Kleinen dort sammle bin ich besonders auf der Hut und jedes Blatt wird kontrolliert.

  • Hallo Florian,


    das ist im Prinzip eine ganz nette Seite, wobei auch hier steht, dass das Maiglöckchen IMMER zwei Blätter hat.
    Und das stimmt halt eben nicht, denn beim Maiglöckchen können aus dem Scheinstängel ein, zwei oder auch mal drei Blätter entspringen.
    Gestern z.B. hatten wir eine Stelle dabei, wo vielfach nur einblättrige Pflanzen nebeneinander standen.
    Evtl. nicht ganz häufig und auch nicht die Regel.
    Aber wer sich nur auf diese eine "Regel" verlässt, ist dann ziemlich verlassen...


    LG, Gábor

  • glücklich ist der, der "nur" Bärlauch hinter dem Holzschopf hat und dort keine Maiglöckchen und Herbstzeitlosen blühen...
    apropos Bärlauch, Verena, geht's dem gut im fremden Marburg, wo keiner schwäbisch mit ihm schwätzt...?

    Liebe Grüße
    Claudi


    100 Chips + 3 von Abeja (imaginäres BRätzel) - 5 APR-Kasse + 5 Antiquengelbonus + 15 größte Punktesteigerung zu Vorjahren beim APR = 118

  • Da ich der Meinung bin, dass man sich so oft wie Möglich die Merkmale des Bärlauchs einprägen soll - hier noch ein paar Fotos. Diese habe ich soeben von meinem "Bärlauchanzeiger" in meiner Wildkräuterwanne gemacht :)






    Also: gut einprägen und ein paar Mal hinschauen.....


    LG
    Dodo

    Die Welt ist schön, weil sie bunt ist==Gnolm16

    "Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt"

    (Lucius Annaeus Seneca)

  • Gábor, vielen Dank für diesen Beitrag und gelieferten Bilder dazu. Da ich aus Faulheit Blätter immer einzeln pflücke (erspart zu Hause viel Arbeit) bin ich sicher, richtige Blätter mitzunehmen. Aber ich sehe schon oft, dass Menschen mehrere Blätter gleichzeitig abreißen und dabei kann man leicht Maiglöckchen mitnehmen.
    Noch mal vielen Dank!

    Liebe Grüße
    Lara


    Träume werden wahr! Auch Hornberg war mal ein Traum...:)

  • Hallo Leute


    Zum Thema Bärlauch werden ja viele Schauergeschichten erzählt. Ich bin jedoch der Meinung, dass diese Verwechslungen wirklich nur sehr uninformierten und fahrlässigen Personen oder absoluten Anfängern in Sachen ernten aus der Natur passieren.


    Die Fahrlässigen sind die, welche wie mein Kollege, eine riesen Papiertüte voll mit undefinierbarem Grünmaterial aus dem Wald anschleppen, büschelweise geerntet, keine Ahnung von den Verwechslungsgefahren habend meine gutgemeinten Ermahnungen mit einem "Mir ist ja noch nie was passiert, die Gefahr wird doch überschätzt." in den Wind schlagen.
    Die Anfänger sind die, welche sich neu und auch zu recht für die Schätze der Natur interessieren. Auch ich rechne mich in Sachen Wildkräuter und Pilze noch eher zu der Sparte der Beginner dazu.


    Den ersteren ist irgendwie nicht zu helfen. Für viele Leute ist es in der heutigen Gesellschaft nicht mehr fassbar, dass es Dinge gibt, welche einem keinen Fehler erlauben. Dazu gehört, so schön sie auch ist, die Natur dazu.
    Die zweiten sollte man unterstützen und in ihrem Interesse stärken. Und vor gefährlichem Halbwissen schützen.


    Deshalb gehört für mich bei jeder Wildpflanze oder jeder neuen Pilzart welche auch mal in meiner Pfanne landen soll eine sehr intensive Kennenlernphase dazu.


    Und ob man Bärlauch von anderen Personen annimmt oder dankend ablehnt ist auch immer eine Frage davon ob man die Person kennt und wie man sie einschätzt. Ein Bisschen Lotterie bleibt aber wenn man die Dinge nicht selber tut :evil:


    Noch zur Erkennung des Bärlauches etwas, dass für mich ein wichtiges Kriterium ist. Der Geruchstest ist durchaus ein sehr sicheres Merkmal. Und zwar dann, und genau dann, wenn ich nach einem Jahr Abwesenheit mein 1. Bärlauchblatt in die Finger nehme. Mein Selbstvertrauen wird dadurch bestätigt und von da ab konzentriere ich mich auf die Haptik und auch auf das Geräusch welches beim pflücken entsteht. Geht man dabei konzentriert und feinfühlig vor, gibt es keine Verwechslungsmöglichkeit mehr. Selbst wenn ich nicht schaue. Was ich aber natürlich trotzdem tue.


    Langer Rede kurzer Sinn, meinem Bärlauch traue ich immer, weil ich weiss, dass er von einer sehr vorsichtigen Person gesammelt wurde. Mir :P


  • Hallo zusammen,


    [quote pid='283603' dateline='1430240718']
    hier ein authentisches Foto mit der Herbstzeitlosen!
    [/quote]


    Karl-Heinz, herzlichen Dank für diese Foto! Wahnsinn! Es macht einem klar, wie leicht man es über sehen kann und wie sorgfältig man mit Barlauch umgehen soll!

    Liebe Grüße
    Lara


    Träume werden wahr! Auch Hornberg war mal ein Traum...:)

  • Danke für das eingestellte Foto, Karl-Heinz!


    Eine Verwechslung von Bärlauch mit der Herbstzeitlosen ist natürlich besonders fatal.
    Schon wenige Blätter sind für Erwachsene tödlich und die Vergiftungssymptome treten auch rel. spät auf.
    Und mit Gegenmitteln oder Gegenmaßnahmen schaut es meines Wissens auch ziemlich schlecht aus.


    Selbst die Bauern in manchen Gegenden haben Angst um ihre unerfahrenen Jungviecher 8|


    LG, Gábor

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Gábor,


    danke für dieses Thema. Sicherlich kommt es jedes Jahr wieder hoch, aber warum auch nicht? Jedes Jahr gibt es die "Einsteiger" und die, die vor lauter Erfahrung nicht mehr genau hinschauen. Da tut ein bisschen wachrütteln nicht weh!


    Die Bilder sind sehr deutlich! :thumbup:


    lieben Gruß,
    Melanie

    Gnolmige Gnüße, Gnelmanie die Rote

    "In den Wäldern sind Dinge,
    über die nachzudenken,
    man jahrelang im Moos liegen könnte."

    -Franz Kafka-
    _________________________________________________
    Keine Verzehrfreigabe im Internet! Hier, PSV-Liste, findest du deinen nächsten Pilzsachverständigen


  • Hallo Gabo,


    zu 1. diese Regel hätte vor vier Wochen noch besser gepasst. ;)
    Die Aprilglöckchen warten ein bischen, aber nicht bis zum Mai :)


    zu 2. halte ich auch für absoluten Blödsinn. Ich habe auch schon beide Pflanzenarten dutzendfach nebeneinander gefunden.
    In sehr lichten Waldstellen wurde im Nachbarforum sogar schon die Herbstzeitlose entdeckt.
    Edit ok hier auch...


    Ich habe mutmasslicherweise hier

    eine entdeckt. Im Herbst erkenne ich sie besser ;)
    Dann präsentiert sie ihre gefährlichen Blätter auch nicht mehr; der Bärlauch seine schmackhaften aber ebenso nicht mehr :)


    zu 3. das ist besonders spannend für mich, da mir einblättrige Maiglöckchen noch nicht aufgefallen sind.


    zu 4. Die Regel gilt für die erste Pflanze :) Einen Geschmacksprobe am vom Ende des Blattstieles würde etws länger funktionieren, dürfte den meisten Sammlern aber zu anstrengend sein.


    Viele Grüße,
    Thorsten

    Ich finde Giftpilze/Toxikologie sowie kleines Zeugs wie Conocybe und Mycena spannend. Davon kann ich nichts für die Küche oder zum richtig satt werden empfehlen.

    Einmal editiert, zuletzt von wildpflanzenfan ()