Hallo liebe Pilzfreunde,
auch wenn das Thema für viele schon ein jährlich wiederkehrender alter Hut ist, möchte ich doch aus gegebenem Anlass etwas dazu schreiben - zumal sich erst kürzlich ein guter Freund von mir offenbar mit Bärlauch vergiftet hat.
Er bekam den Bärlauch nach eigener Aussage aus einer –žzuverlässigen Quelle–œ, von einer sog. –žerfahrenen Kräutersammlerin–œ.
Seine Ärztin sagte ihm, es handle sich wohl um eine seltene allergische Reaktion auf Bärlauch in Verbindung mit Öl.
Die mir geschilderten Symptome (trockener Mund und sogar anschließendes Erbrechen) halte ich allerdings eher für typische Vergiftungserscheinungen.
Wie auch immer, es kursiert leider immer noch viel gefährliches Halbwissen, das leider auch unreflektiert weitergegeben wird.
Verwechslungen mit Aaronstab, Maiglöckchen und Herbstzeitlose sind durchaus möglich, selbst wenn man sich für den allergrößten Bärlauch-Zampano hält.
Man braucht doch lediglich etwas gedankenversunken oder abgelenkt sein, währen man die Blätter Büschelweise statt einzeln pflückt.
Auch ich habe mich letztes Jahr ordentlich erschrocken, als ich im tieferen Laub telefonierender weise Pfirsichtäublinge sammelte und der eine Frkp. beim Umdrehen plötzlich eine weiße Knolle hatte
Erst gestern fand ich z.B. diese schöne Stelle mit Mailauch und Bärglöckchen:
Und dies schaute nicht nur an dieser einen Stelle so aus, sondern gleich an einem weiteren Dutzend anderer Stellen im Wald.
Nahtlose Übergänge von Maiglöckchen in Bärlauch und auch immer wieder kleine Grüppchen der einen Art zwischen der anderen.
Insbesondere in Bezug auf die Verwechslung von Bärlauch mit Maiglöckchen kursiert immer noch viel gefährliches Halbwissen.
1.[font="Times New Roman"] [/font]Die Erscheinungszeit von Maiglöckchen ist später im Jahr als bei Bärlauch;
-[font="Times New Roman"] [/font]Eine interessante Theorie, allerdings schaute es gestern irgendwie gar nicht danach aus.
2.[font="Times New Roman"] [/font]Maiglöckchen und Bärlauch bevorzugen unterschiedliche Biotope;
-[font="Times New Roman"] [/font]Diese Behauptung halte ich persönlich für ziemlichen Nonsens. Beide Arten kommen meiner Erfahrung nach sowohl an nährstoffreichen Standorten in Tallagen als auch an kargen und felsigen Standorten in höheren Lagen vor. Zumindest habe ich das an mehreren Stellen in Kammlagen des Wesergebirges so erlebt.
3.[font="Times New Roman"] [/font]Maiglöckchen sind mehrblättrig einem (Schein-)Stängel entspringend;
-[font="Times New Roman"] [/font]Nö, es gibt insbesondere an kargen Standorten auch schwächere und einblättrige Pflänzchen, und das sogar dicht an dicht.
4.[font="Times New Roman"] [/font]Bärlauch ist IMMER am Geruch unterscheidbar;
-[font="Times New Roman"] [/font]DAS halte ich persönlich für das gefährlichste Gerücht. Denn wenn ich erst eine Handvoll Bärlauch gesammelt habe, riecht so ziemlich alles nach Bärlauch, was ich anschließend in die Hand nehme.
Nicht nur Pilze sammeln, vielmehr auch das Sammeln von Kräutern kann u.U. gefährlich sein. Die Verwechslung mit der Herbstzeitlosen ist besonders fatal. Leider habe ich hierzu keine aktuellen Fotos, allerdings kann man ja selbst danach recherchieren.
Erst wenn man selbst wirklich sehr viel in der Natur an sehr unterschiedlichen Standorten unterwegs war, kann man sich eine halbwegs realistische Meinung der tatsächlichen Sachverhalte bilden und ist dann auch nicht mehr auf Hörensagen angewiesen. Ich will jetzt bestimmt niemandem seinen Bärlauch im Frühling vermiesen und wenn man vorsichtig und konzentriert bei der Sache ist, wird auch nichts passieren. Doch zwischendurch mal wieder ein wenig sensibilisieren kann sicher nicht schaden, dachte ich–¦
LG, Gábor