4 Grad Süd (32: nach Untersuchung --> Coriolopsis aspera)

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 7.367 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo,


    in meiner Tropenpilzsammlung (Mahé, Seychellen) habe ich einige Bilder von diesen sehr variabel erscheinenden Porlingen,
    aufgefunden an den Strandbefestigungshölzern (Casuarina-Holz).


    Die Pilze sind variabel in der Größe von ca. 2 cm bis über 15 cm, auch verwachsen,
    die Oberflächen fühlen sich frisch etwas samtig-filzig an (aber man sieht keine Haare),
    eine konzentrische Zonierung ist meist erkennbar und auch eine leichte radiale Riefung der Oberflächenstruktur.
    Trockene Pilze können fast ganz weiß (angefeuchtet wieder dunkler) oder fast ganz dunkelbraun-schwarz erscheinen,
    in frischem Zuwachs sind sie aber orange-rot bis rot-braun mit weißer Zuwachskante und weißer abwischbarer Schicht auf den Poren.
    Diese farbenfrohen Pilze verlieren diese Farben jedoch innerhalb weniger Stunden, wenn sie trocknen.
    Die Porengröße und Ausformung ist bei allen Pilzen gleich, ca. 3-4 Poren pro mm.
    Die Trama ist orange-braun, etwas faserig, dunkelt mit KOH etwas nach und ist dünner als die Röhrenschicht.
    Der Geruch ist holzartig.


    Hier habe ich lange gerätselt und rätsele immer noch.
    Ich dachte an eine Tramete, aber da ist die Trama hell.
    Dann stieß ich auf Rigidoporus lineatus u.ä. Arten (hat Frank/ Tomentella auch in der Seychellen-Liste),
    aber da ist die Trama hell-bis holzfarben und vor allem die Zuwachskante und die Porenunterseite im frischen Zustand leuchtend orange.


    Möglicherweise handelt es sich hier auch um eine Hexagonia-Art?
    Die meisten Arten werden als recht dünn beschrieben, wachsen an Ästchen, sind oft sehr grobporig (wie Bienenwaben).
    Aber Hexagonia variegata (Syn. H. papyracea) sieht auf diesen Bildern so aus wie mein Pilz (in frischem Zustand).
    Allerdings finde ich keine Beschreibung und möglicherweise handelt es sich um eine (ausschließlich ?) südamerikanische Art.


    http://mushroomobserver.org/147680
    http://ecobiosis.museocostarica.go.cr/especies/ficha/1/34149 (da unter "Multimedia", "Imágenes")


    32a

    32b

    32c, der war besonders gelblich

    32d, die Unterseite von 32 c

    32e , eine beliebige andere Unterseite

    32f diverse farbliche Oberflächen

    32g typische trockene Unterseiten

    32h

    32i die konnte ich erst nicht einordnen

    32j gleiche Stelle 10 Tage später

    32k besonders frisch und farbenfroh

    32l

    32m weißer Belag abwischbar

    32n der größte Pilz

  • Hallo Abeja,


    auch hier eher Ratlosigkeit. Hexagonia ist es auf jeden Fall nicht. Vielleicht in Richtung Coriolopsis, zumindest bei den oberen Abbildungen. Die letzten beiden gehen ja fast in Richtung Ganoderma!? Bin gespannt auf die Exsikkate.


    LG
    Frank

  • Hallo Frank,
    danke für deine Kommentare, dann gehen nächste Woche mal ein paar Porlinge auf Reisen :) .
    Von den hier vorgestellten (Nr. 32) habe ich natürlich nicht von den ganz großen eine Probe, sondern meist kleinere/ mittlere Exemplare - die sind aber wirklich identisch mit den großen Pilzen, weil ich im Laufe von mehreren Besuchen das Wachstum beobachtet habe und Exemplare genommen habe, die unterschiedlich frisch waren.
    Hoffentlich sind Sporen zu finden (falls die notwendig sind, auch bei den anderen), weil ich oft relativ kleine Pilze entnahm.

  • Hallo,
    hier war das Ergebnis für mich :shy: :D relativ überraschend, es handelt sich nach Überprüfung von Frank/ Tomentella um
    Coriolopsis strumosa (die Beschreibung dazu hatte ich mir bei Nr. 26 angeschaut ...)
    Viele wirklich ähnliche Vergleichsbilder gibt es auch nicht im Web, am nächsten kommen noch diese hier:
    http://yoshiki-yk.sakura.ne.jp/senbeitake1.html
    http://yoshiki-yk.sakura.ne.jp/senbeitake2.html


    Mycobank: Beschreibung von Coriolopsis strumosa

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja & Frank!


    Zunächst mal freue ich mich natürlich, daß ihr beide euch die Arbeit gemacht habt, die Pilze zu untersuchen.
    Und dir, Abjea, vielen dank für das Einsammeln und vorstellen.
    Die Ergebnisse habe ich mir jetzt durchgeguckt, diese Vielfalt ist echt faszinierend.
    Ich bleibe für mich zwar erst ml bei den uropäischen Arten, aber ein Blick über den Rand kann nie schaden.


    Zu diesen hier hätte ich allerdings noch eine kleine Frage:
    Hat sich nun gezeigt, daß das alles das selbe ist? Bis 32j ist es ja klar, aber ab da saßen die doch zumindest an einer anderen Stelle des Stammes?
    Das wäre dann ja eine recht hübsch variierende Art.
    Beim angucken hätte ich zuerst an Daedaleopsis gedacht, nur soviel dazu, wie gut ich solche Pilze aus fernen Ländern einschätzen kann. ;)



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Danke für die Info!
    Irgendwie hatte ich den Gedanken, daß das alles am selben Stumpf gewachsen war. Was aber Quatsch ist: Abeja schreibt ja auch nichts dergleichen.



    LG, Pablo.

  • Hallo,
    diese Strandbefestigung zieht sich über zig Meter, an diversen dieser Stämme waren "diese" Pilze.
    Ich sah sie in unterschiedlichen Stadien und habe auch von unterschiedlichen Stadien (von verschiedenen Hölzern) Proben entnommen - aber immer relativ kleine Exemplare.


    Frank hatte ich 2 (oder 3) Pilze aus diesem Thread zugeschickt, einmal ein etwas helleres/ älteres Exemplar (und einen dunkleren, glaube ich) und einen Pilz, den ich mit frischem Zuwachs und farbenfroher Oberseite "geerntet" hatte.
    Für mich sind weiterhin ALLE Pilze in diesem Thread zur gleichen Art gehörend, da sich ALLE meine Proben in Porenform/ Trama/ Festigkeit/ Oberflächenstrukur nicht unterscheiden. Auch den größten Pilz (das letzte Bild) hatte ich mir von unten angeschaut und es sah (vor Ort) absolut identisch mit den kleineren daneben aus (von denen ich eine Probe habe).
    In meinem Sammelsurium kann ich nicht mehr unterscheiden, von welcher Ecke welcher Pilz (hier in diesem Thread) ist.

  • Hallo Frank,
    bei den dir zugeschickten Proben war (glaube ich) einer der "farbenfrohen" (nur bei frischem Zuwachs und im frischen Zustand von Ort nach Regen mit diesen orange-rot-braunen Farben, 32k oder m, davon ein kleines Exemplar) , aber man sieht es bei der Probe nicht mehr deutlich.
    Die Intensität verliert sich SOFORT beim Trocknen, schon am Folgetag ist sie so gut wie nicht mehr von den anderen Proben zu unterscheiden, unglaublich, aber wirklich wahr :) .


    Bei meinen restlichen Stücken: 1x hell, 1 x dunkel, 1x der schöne Gelbe, 2-3 mittelbraune, da kann ich bei den mittelbraunen Pilzen nicht mehr eindeutig sagen, in welchem Zustand ich die entnommen habe.
    Mit Sicherheit (und identifizierbar, weil so seltsam auf der Schnittfläche gewachsen) habe ich ein Stück von 32 i (vermutlich steril (?) weil so unfertig (?))


    Wäre es sinnvoll, dir auch noch die restlichen "mittelbraunen" Stücke und das Stück von 32 i zu senden (die vermutlich von Pilzen im frischen feuchten - intensivfarbigen - Zustand stammen) , um damit diese Unsicherheit auszuräumen?

  • Hallo,
    es gibt Neuigkeiten:
    ich hatte Frank/ Tomentella von meinen restlichen Pilzen noch 3 verschiedene bräunliche Exemplare zugeschickt, die ich dann doch noch den Bildern zuordnen konnte, und zwar ein "brauner" vom Teller 32 f (so vorgefunden) , ein Stück von dem verwachsenen Pilz vom Holzstubben oben (32 i/j, frische Pilze im Zuwachs ) und ein kleiner Pilz aus dem "frisch-und-farbenfroh" Essemble 32 k-n, der beim Finden deutlich leuchtende rötliche Farben hatte - aber später sahen alle Pilze gleich aus.)
    Es hat sich herausgestellt, dass alle Pilze (auch die vorherigen, die teils hell, teils dunkel waren) zur selben Art gehören.
    Diesmal war auch ein fertiler Pilz dabei.


    Trotzdem erschien Frank/ Tomentella die Oberfläche der Pilze (ab 32i) für die Pilzart Coriolopsis strumosa sehr ungewöhnlich.
    Er hat seine Kontakte zu Prof. Ryvarden aktiviert und diesem meine Bilder gezeigt und dann auch eine entsprechende Probe zugeschickt.
    Nochmal mein herzlichstes Dankeschön für die Mühen, und jetzt können wir den Pilz beim Namen nennen :) :


    Es handelt sich demnach um (etwas ungewöhnlich glatte) Exemplare von Coriolopsis aspera (Jungh.) Teng
    Mycobank-Beschreibung


    Wenn ich die beiden Beschreibungen durchlese - im Hinsicht auf unterschiedliche makroskopische Aspekte, dann zeigen diese Pilze
    im Vergleich zu Coriolopsis strumosa wohl etwas grobere Poren (3-4 pro mm im Gegensatz zu 4-6 pro mm) und einen oft rötlichen Aspekt in der Färbung sowohl der Oberfläche als auch der Trama (bei Coriolopsis strumosa eher oliv-braun bis dunkelbraun).
    Die in der Beschreibung genannte Warzen sind hier nicht vorhanden und auch die (namesgebenden) Haare sind nicht (mehr ?) eindeutig feststellbar.
    Aber auch hier vorhandene konzentrische Zonierung und die radiale Riefung werden in der Beschreibung genannt (aber ebenso auch bei Coriolopsis strumosa).
    Diese Arten scheinen (für mich, nach Lesen der Beschreibungen ) alle makroskopisch "ziemlich" ähnlich zu sein, bzw. sehr variabel in der Oberfläche (vor allem was Warzen und Haare betrifft) - und eine Auswahl an guten Vergleichsbildern gibt es nicht.
    aus Taiwan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Vielen Dank für die Erklärung. :thumbup:
    Das ist ja schon ein Ding, welche Reise diese Pilze nun gemacht haben: Von den Seychellen über dich nach Deutschland, von dir zu Frank, von Frank zu Ryvarden...
    Das interessante dabei: man lernt nie aus. Es gibt immer neue Aspekte, gerade bei solchen "exotischen" Pilzen.
    Und ich bin froh, daß es Leute gibt, die sich damit intensiv auseinandersetzen. Und Leute, die ihre Funde gut dokumentieren und weiterreichen. Das alles trägt dazu bei, das Bild das man von einer Art hat, eicher und vollständiger zu machen.



    LG, Pablo.