Topftintlinge

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.348 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von pilzmel.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dunkelsporerversteher! :)


    In meinen Blumentöpfen (Chilis) macht sich zur Zeit ein Tintling breit. Hübsch anzuschauen, klein, sehr rasch vergänglich.
    Wenn ich morgens frische Knöpfchen durch die Erde gucken sehe, sind die nachmittags, wenn ich nach hause komme, immer schon vollreif oder sogar "verblüht".


    Ich habe sie mir trotzdem mal angeguckt, vielleicht lässt sich da ja was bestimmen?







    Huthaut und Stielrinde mit Setae (Sektion Setulosi?):



    Am Stiel regelmäßig mit rundlicher "Rübe" an der Basis, so daß die Setae aussehen wie eine auskeimende Zwiebel oder Knoblauchzehe. Ist auf den Bildern schlecht zu erkennen. Auf dem Hut sehe ich oft keine so verbreiterte Basis.


    Diese rundlichen Zellen der HDS sind kein Velum, oder?
    Das ist schon die Epikutius an sich? Weil makroskopisch ist da von Velum nichts zu sehen.


    Basidien sind viersporig und lang gestielt:


    Zystiden finde ich keine, aber vielleicht sind die auch schon verfallen? Mikroskopiert habe ich nämlich reife Fruchtkörper (siehe letztes Makrobild). Auch Schnallen kann ich keine entdecken.


    Die Sporen sind elliptisch, Keimporus groß und deutlich, meist schwach lateral, selten fast zentral, gelegentlich etwas vorgewölbt, im Mittel so etwa 12x5,5x5 µm:


    Da ich mich mit Tintlingen nicht auskenne, frage ich lieber mal nach und habe vorerst keine Idee, welche Art da bei mir zuhause zu Besuch ist.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo


    Sektion Setulosi halte ich für sicher. Die rundlichen Zellen gehören zur Hutdeckschicht und sind kein Velum. Auch wenn man Schnallen fehlend und Basidien 4.sp unterstellt, bleiben noch einige Arten übrig. Du wirst einen jungen Frk. auf Anwesenheit von Pleurozystiden und auf Form der Cheilozystiden überprüfen müssen.


    LG Karl


    PS. Oder jemand fragen, der sich auskennt :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    OK, noch kommen genug Fruchtkörper nach. Dann forsche ich da mal nach.
    Das kann auch dann nichts schaden, wenn Andreas die Art trotzdem erkennt. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    ich muss auch mal wieder ein paar Töpfe ansetzen. Im Freiland gab es bis vorgestern Nachtfrost und erst heute mal etwas Regen. Vor ein paar Jahren wuchsen hier in diversen Blumenkübeln und -kästen (mit derselben Erde beschickt) Pilze, die ich für identisch mit deinem Fund halte. Mangels Alternative habe ich die als Coprinellus congregatus bestimmt. Alle Merkmale passen gut, nur nicht das engbüschelige Wachstum. Allerdings finde ich für deinen Fund auch keinen anderen Namen.
    Beste Grüße!
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Ich kann ja auch mal gucken, von welchem Hersteller die Blumentopferde ist. Allerdings ist das auch vage, weil ich wohl gemischt habe und auch immer mal wieder anderes Zeug in die Töpfe schmeiße. Pilzreste, Gemüseabfälle für die Regenwürmer, soclhe Sachen eben.
    So wirklich büschelig wachsen die eigentlich nicht. Maximal drei oder vier recht eng beisammen, aber die Stielbasen (etwas verdickt und jung blassgelb) sind schon getrennt.


    Ich teste morgen mal einen jungen Fruchtkörper auf Hymenialzystiden und vergleiche mal mit C. congregatus. :thumbup:
    Verschicken von solchem Material macht wenig Sinn, oder?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    prinzipiell ist sowas schon verschickbar, aber du kannst es genausogut untersuchen. Gucke unbedingt auch nach Schnallen. Der Doppelgänger wäre Coprinellus ephemerus (mit Schnallen); vielleicht ist Topferde nicht weit weg von Dung. Ich überlege schon, ob ich meine Funde von damals sequenzieren lasse. Irgendwie ist das ein Zwischending.
    Beste Grüße!
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Dung ist in gewisser Hinsicht auf jeden Fall drin. Allerdings nur von regenwürmern (und Blattläusen). Die Überreste vom Sandkastenesel sind in einen anderen Topf gewandert (und produzieren immer noch nichts neues).
    Über den heutigen Tag sind die nachrückenden Pilzembryos stagniert. Also nichts neues vond er Schnallen- und Zystidenfront. Jetzt habe ich mal gegossen, dann geht's hoffentlich morgen weiter.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo, hallo Andreas,


    sowas hab ich schon oft bei mir in Blumentöpfen gehabt. Mangels Alternative hab ich mich da an Andreas gehalten und auch als C. congregatus bestimmt.
    Falls der dieses Jahr nochmals auftaucht, untersuche ich nochmal genauer.


    Meine Aufzeichnungen vom letzten Jahr:


    In Blumenkasten mit Stiefmütterchen auf der Terrasse sowie in weiteren Blumentöpfen im Haus, bis zu 9 Exemplare gleichzeitig, insgesamt fast ununterbrochen vom 19.06. - 02.07.2014 fuktifizierend, sowie weitere Einzelfunde. Jeweils auf gekaufter Blumenerde.
    Dung sollte eigentlich nicht drin sein. Zumindest im Blumenkasten gab's auch Würmer drin, aber nicht in den Töpfen im Haus.


    Sporen: 8-14 x 5,5-7 µm, mit Porus
    Basidien 4-sporig
    Cheilozystiden rundlich bis 35 µm Durchmesser
    Pleurozystiden bis 90 x 50 µm
    Pileozystiden bis 95 µm lang, später noch bis 110 µm gemessen
    Keine Schnallen gefunden


    Bilder:



    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Das sieht schon sehr ähnlich wenn nicht ebenso aus. :thumbup:
    Jedenfalls ist das, was man morphologisch unter dieser Art verstehen mag, nicht unbedingt an ein bestimmtes Substrat gebunden. GPBWs gibt zB Dung an, was auf die meisten Blumentopf - Kollektionen wohl eher nicht zutrifft.


    Hier mal noch ein Update.
    Cheilozystiden:

    Kugelig, etwas kleiner als bei deiner Kollektion, Matthias (bis 28 µm, dafür sind die Sporen einen Tik größer)


    Basidien:

    Dabei mal bitte das Augenmerk auf die diffuse Gestalt rechts unten richten, weil das sollte dann eine Pleurozystide sein.


    Hier noch mal in deutlicher:

    Die sind bei mir auch kleiner als bei Matthias (bis ca. 45 µm), wobei die schwer zu messen sind, weil recht empfindlich. Zu starkes quetschen bringt die zum Platzen und dann zum Zusammenbruch, ohne Quetschen ist immer mindestens die Hälfte im Gedöns der Basidien verborgen.
    Die Form ist auch etwas anders, passt aber wiederum gut zu den Zeichnungen auf deiner Seite, Andreas.
    ich gebe den Pleurozystiden mal den Namen "Fettsäcke". So sehen die bei meinem Tintling aus. ;)


    Schnallen sind nach wie vor keine zu sehen, weder an den Hyphen der Lamellentrama, noch an den Stielhyphen, noch an den Basidien.



    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,
    vermutlich haben wir dieselbe Art gefunden. Sporen- und "Zystiden"- Größe können sehr schwanken, Tintlinge sind da extrem großzügig. Nach wie vor stört mich das nicht-büschelige Wachstum, aber vielleicht bin ich etwas paranoid.
    Momentan habe ich keine andere Idee als congregatus, der übrigens auch auf Dung vorkommen kann. Es gibt einen Setulosi-Aufsatz nebst Schlüssel von L. Nagy & al. (Mycologia 104/1, 2012) mit diversen "neueren" Arten - auch da bin ich nicht anderweitig bzw. klar fündig geworden. Kurz vor congregatus/ephemerus (nur durch Schnallen unterschieden) biegt der Schlüssel zu Cop. spec. ab.
    Ich werde László demnächst mal konsultieren.
    Beste Grüße!
    Andreas