Peziza spec.

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 4.681 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Gestern im Wald habe ich einen Stamm voller Fruchtkörper gefunden. Laubholz, eventuell Eiche. Müsste ich bei Bedarf nochmal nachgehen.



    100-fach in Lugol



    400-fach



    Bis jetzt habe ich noch keine Ahnung, was das sein kann.
    In den Peziza-Schlüssel muss ich mich erst mal einarbeiten. Auf die Schnelle bin ich da nirgends hingekommen.


    Irgendwelche Tipps?


    Gruß Alis

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alis!


    Ob dieses optimal- bis finalmorsche Laubholz wohl zeitweilig überschwemmt ist?
    Wenn du zusätzlich zu dem stark destrinoiden Ascusinhalt noch amyloide Ascuswände hast, und zwar teils bis über die Hälfte der Gesamtlänge vom Apex aus, und die Sporen fein punktiert-warzig sind und die Außenseite eine Schicht aus langen, in Gel eingebetteten "Substrathyphen" zeigt, dann würde ich hier mal bei Pachyella suchen. Am besten bei Pachyella violaceonigra.
    Die muss nicht violett sein, gibt's auch in braun. Mit weißer, schleimig - gelatinöser Unterseite.


    Gyromitra parma ist freilich auch eine Idee, aber dann wäre da gar nichts amyloid (und das meine ich schon immerhin ansatzweise zu erkennen), und die Sporen hätten reif irgendwelche Anhängsel an den Polen.


    Einen sehr guten Schlüssel zu Pachyella hat Nobi mal >hier< verlinkt.



    LG, Pablo.


  • Hallo Pablo,


    P_violaceanigra hatte ich auch schon mal angeschaut.
    Aber die Größe, bei mir max 30 mm und das Vorkommen auf Holz und das nicht einzelne Vorkommen. haben mich erst mal abgebracht.
    Vermutlich sind die Dinger noch nicht ausgewachsen und unreif. Habe noch keine freien Sporen gefunden.
    Ansonsten kommt das der Sache schon nahe. Das Holz würde ich noch nicht mal als optimal-morsch bezeichnen. (wo finde ich eine genaue Definition dazu?)
    Überschwemmung ist wahrscheinlich um nicht zu sagen fast sicher. (ökologische Flutungen)
    Reifen die in der Dose nach?


    Gruß Alis


    Gyromitra würde ich ausschließen, da passen die Sporen und amyolidität nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Öhm... Die Definitionen für Morschheitsgrade findet man wahrscheinlich am ehesten in einem Baumforum. Glaube ich. So für mich selbst hatte ich mir das so zurechtgelegt: Optimalmorsch = teilweise am Zerbröckeln, mit Moosen und einzelnen Gräsern bewachsen, vollständig entrindet (falls nicht völlig entrindet, dann Rinde stark zersetzt); Finalmorsch = völlig am zerbröckeln, nirgendwo mehr trittfest, stark bemoost und bewachsen mit Gräsern, Farnen etc, keine spur mehr von Rinde.


    Die Becherchen reifen schon auch in der Dose nach, aber ob das reicht? Idealerweise kannst du in einer Woche da noch mal vorbei und nimmst einfach die mit, die am unansehnlichsten sind. Also möglichst am Zerfließen.


    Vorkommen auf (morschem Laub-) Holz ist für P. violaceonigra ein Muss. Wenn irgendwo was anderes steht, dann steht woanders was Falsches. Die Größe geht auch in Ordnung, die sind variabel. Einzelnes Wachstum muss erst recht nicht sein, P. violaceonigra kann sogar rasig wachsen:

    Ein Fund von letzter Woche.


    Am besten schaust du mal nach dem Aufbau der Becher, die Außenseite mit den auffälligen Hyphen ist schon wichtig. Und wie weit die Ascuswände amyloid sind, das könnte schon mal die Gattung absichern. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    definitiv eine Pachyella, aber obs letztlich P. violaceonigra ist? Also ich weiß nicht recht, da gibt es noch P. clypeata, P. lazzariana, P. peltata, P. punctispora, P. barlana, P. aquatilis. Hat jemand den italienischen Artikel von Medardi 1999 dazu gewälzt? Bei solchen nicht schwarzvioletten Funden (dazu zählt dein Fund auch, Pablo) muss immer mal gegen gecheckt werden, ob es sich wirklich um ausgeblasste bzw. farblich aberrante Formen von P. violaceonigra handelt oder ob es nicht doch was selteneres handelt (was aber möglicherweise wieder nicht so selten ist, wenn es bislang immer nur als "babingtonii" oder "violaceonigra" angesprochen wurde).



    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    Einmal editiert, zuletzt von bwergen ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    An dem Artikel wäre ich jedenfalls sehr interessiert, denn den kenne ich nicht.
    Ich habe
    Pfister, the psilopezioid fungi. IV. The genus Pachyella aus Canadian Journal of Botany (1973)
    Baral, Jahn & Lohmeyer in Z.Mykol. 47 (1981)
    Häffner, Die Gattungen Psilopeziza & Pachyella Teil II in Rheinland - Pfälzer Pilzjournal (1992)
    Letzteres ist der Artikel, den Nobi auch in meiner Anfraghe im letzten jahr verlinkt hat, leider scheint der offline zu sein.


    Literatur neueren Datums wäre mir aber sehr willkommen.


    Der oben von mir gezeigte Fund ist selbstverständlich mikroskopisch untersucht (hatte auch erst auf was Selteneres gehofft) und nach Häffner eindeutig P. violaceonigra zuzuordnen.



    LG, Pablo.

  • Nachdem die Teile eine Woche in der Dose vor sich hingammelten, hat sich auf einem zufällig darunterliegenden Objektträger ein ansehnliches Sporenhäufchen angesammelt.
    Zur Orientierung habe ich das erst mal ohne Deckglas angeschaut. Scheint, dass dabei die Oberfläche besser sichtbar wir wie ich es bei Clitopilus schon bemerkt habe.

    Dann in Wasser (die Farbe rührt von falscher Weißabgleicheinstellung her)

    Das ganze noch 1000fach

    Dann habe ich es mal mit Baumwollblau(-lactophenol -ja ich habe das Giftzeug noch, wird aber demnächst ersetzt) probiert.
    Da komme ich an die Grenzen meiner derzeitigen Fototechnik. (ich arbeite noch daran)
    Mit etwas gutem Willen ist etwas Ornament zu sehen.
    Die Öltropfen sind dabei aus den Sporen geflüchtet.

    Eben nochmal nachgeschaut, in Wasser sehe ich genau so viel oder wenig.
    Gruß Alis


    Nachtrag: mit Peziza lag ich ja nicht sooo falsch. Donadini (1980)stellte Pachyela als Subgenus zu Peziza.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alis!


    OK, die Sporen passen schon mal, auch die From und das Ornament.
    Daß das in Wasser fasr schöner darzustellen ist als in BWB, ist mir auch aufgefallen bei dem Pilz (wenn es der ist). Kongo geht ganz gut, ist aber halt auch ein Giftzeug.
    Ideal wäre es, wenn du auch ein paar Große sporen (~26 bis 28 µm) findest.


    Wichtig ist halt noch die Außenseite mit diesen Hyphenfäden, die im Gel schwimmen sowie der Aufbau des Bechers und daß sich da nichts verfärbt, wenn man einen Fruchtkörper durchbricht.



    LG, Pablo.


  • Ideal wäre es, wenn du auch ein paar Große sporen (~26 bis 28 µm) findest.


    Hallo Pablo,


    ich habe heute meine 1,3 MP Mikroskopkamera mal wieder herausgeholt.
    Hat bei 1000fach leider kein großes Gesichstfeld. Müsste mal mit weniger Vergrößerung probieren.
    Mit der Kalibrierung bin ich mir auch noch etwas unsicher. Sollte eigentlich stimmen, da mit Objektmikrometer gemacht, aber durchs Okular sehe ich etwas weniger. Aber für heute ists genug.

    Noch nicht aussagekräftig aber mal in die Richtung.
    Wenn möglich, hole ich mir neue Fruchtkörper. Mit den alten ist nicht mehr viel anzufangen


    Gruß Alis


    Nachtrag: Bei einem kleinen Spaziergang am Ortsrand völlig unerwartet Paxina acetabulum. Schon etwas angetrocknet aber immerhin keine Probleme mit der Bestimmung. (die Tintlinge am Wegesrand habe ich "nicht gesehen".



    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Gut, die sind groß genug, die Sporen.
    Und keine Scheu davor, auch mal die Außenseite durch's Mikro anzugucken, Es sieht jedenfalls interessant aus und diese im Gel liegenden Hyphen findest du in keiner anderen gattung.


    Helvella / Paxina acetabulum ist auch hübsch. Hier mag die sich nun im zeriten jahr in Folge nicht zeigen. :cursing:



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    war vorgestern nochmals am Standort und habe was mitgenommen.
    Bild gerade nicht verfügbar.
    Unterm Mikro scheinen mir die inzwischen schon überreif. Die Asci haben sich schon meist aufgelöst. Auf Lugol hat das nicht mehr so richtig reagiert.
    Vielleicht bringe ich auch keine gescheiten Präparate zustande. Ist nicht so einfach mit dem Gelzeugs.
    Die verschiedenen Texturen konnte ich noch gut sehen. Das passt.
    Habe mal zum Spaß mit Toluidinblau gefärbt. Da gib es ganz unterschiedliche Farben. Leider ist da meine Mikrokamera überfordert, Schärfe zu zeigen.



    Für mich solls damit erst mal genug sein.


    viele Grüße
    Alis

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alis!


    Aber das Bild hat was von den Aufnahmen, die auch das Hubble - Teleskop macht. Die sind schon auch immer einen eher ungewöhnlichen Blick wert, die Pilze.
    Ich meine übrrigens auch auf diesem Bild rechts oben die in Gel schwimmenden Substrathyphen immerhin zu erahnen.
    Aber du hast recht, am besten, wir haken den mal unter dem namen ab. :thumbup:



    LG, Pablo.