(nun, der liegt jetzt beinahe zwei Wochen zurück)
wollte ich natürlich unbedingt wieder mal einen Pilz finden (-> am Samstag)
Wie macht man das?
Ganz einfach: man sieht sich frühmorgens, bevor die Stadt erwacht, die Möglichkeiten an. Tässchen Kaffee, das Bilderarchiv–¦was gab es denn 2013 und 2014 Ende April?
Na, zum Beispiel Caloscypha fulgens, den Leuchtenden Prachtbecherling (man sollte seine Ziele ja nicht zu niedrig stecken)–¦ der war aber, und das wusste ich von mehreren Besuchen, auch in diesem Jahr: Fehlanzeige.
Hellvella acetabulum, die Hochgerippte Becherlorchel? In 2013 recht früh zu finden, Anfang Mai, vielleicht ist sie ja bereits draußen? Oder Dumontinia tuberosa, der Anemonenbecherling? Der scheint dieses Jahr doch recht häufig zu sein.
Alternativ: Sarcoscypha spec . –“ Kelchbecherling auf Totenbett. Verpa bohemica, die Runzelverpel nach dem Mahl der Schleimratten, oder Gyromytra esculenta, die Frühjahrslorchel mit Sonnenbrand?
Das wäre ja alles möglich–¦ und was ist mit diesen Dings, diesen- na, wie sagt man noch–¦? Diesen Morcheln oder wie die heißen? Nein, nicht wieder die. Dieses vergebliche Herumgestapfe, das ständige Zurechtrücken der Brille, kreisende Blicke: da!
Huch, wo?
Da! Grade noch drüber gescant, wo war–˜s denn–¦ zurück, zurück –“ wo war das denn nur?
Ach, wieder nur ein Blatt, ein Kiefernzapfen, ein irgendwas.
Gut. Dann halt irgendwas. Isa muss mittags zum Dienst, der kurze Zeitkorridor davor lässt keine weiten Fahrten zu. Also: Klosterforst. Aber nicht dort, wo die Harvester rülpsen, nach dem großen Fressen –“ nein, dahin gehe ich nicht. Vielleicht später einmal. Dort fanden wir Goldblatt und Hasenröhrling, Krause Glucke, den Grüngefelderten Taubling, den Schwarzschneidigen Dachpilz und den Rosenroten Schmierling, Steinpilz, Marone, Kiefern Kernling, Kuh- und Sandröhrling, Strubbelkopf, Täublinge quer durch die Palette und, und, und–¦mir graust vor diesem Ort.
Wir fuhren zu den alten Kasernengebäuden, am Kleintierfried- und Reithof vorbei und hielten neben den zugewachsenen Gleisen der ehemaligen Schmalspurbahn. Zu Fuß dreihundert Meter grade aus, dann links.
Das ist dort, wo ich immer an die Frühjahrslorchel denken muss. Weil dort die Kiefern dicht bei dicht auf dem lockeren Sandboden stehen. Einmal habe ich mich hindurch gequält, die Brombeeren immitieren Stacheldrahtverhau und gefunden habe ich nüscht. Stattdessen wächst dort Gannoderma lucidum (Glänzender Lackporling) auf vergessen Eichenstumpf, Peziza avernensis (Buchenwaldbecherling), weitere Peziza , Calocybe gambosa (Maipilz) und die schon erwähnte hochgerippte Becherlorchel. Aber nicht am Sonntag. Da gab Anemonenbecherlinge. Diese aber reichlich
01 Dumontinia tuberosa - Anemonenbecherling
02 Dumontinia tuberosa - Anemonenbecherling
03 Dumontinia tuberosa - Anemonenbecherling
Anschließen ging es für Isa zum Dienst und für mich und Minze ins Riedholz. Auf dem Weg gab es Frühlingslandschaft
Das Riedholz und die Grettstädte Wiesen–¦
[font="Calibri"]Johann Michael Fehr beschrieb vor knapp 350 Jahren, 1666, in seinem Buch –ž[/font][font="Calibri"]ANCHORA SACRA VEL SCORZONERA[/font][font="Calibri"]–œ :[/font]
–žHier im glanzvollen Frühling scheint die Göttin Flora ihren Sitz aufgeschlagen zu haben und Apollo unter Musen und Grazien gleichsam zu tanzen, nach welchen ich diese Ebene genannt wissen möchte,... an dieser Stätte begegnet uns nämlich eine solche Mannigfaltigkeit, dass man glauben möchte, es seien dem Himmel Sterne entrissen und in diese elysischen Gefilde eingepflanzt worden, so dass die Wiesen wie dichtgedrängte Sterne den ganzen Sommer hindurch erstrahlen und man möchte wünschen, mit dem Dichter Catull ganz Nase, mit dem Wächter Argus ganz Auge zu werden. Daher wird dieser Ort, das Gemach des Apollo oder besser ein Apothekermarkt oder ein herrlicher Gottesgarten genannt werden. Diese Flur bietet uns tausendfältige Freuden des Adonis, Obsthaine der Alcinoe und der Hesperida und das Paradies selber."
Von den knappen 4 Quadratkilometern des siebzehnten Jahrhunderts ist nicht viel übrig geblieben, weder von der Ausdehnung noch –“so darf man annehmen- vom Artenreichtum. So zählte man in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts grade noch 3400 Märzenbecherblüten.
Aber: es werden wieder mehr.
06 Trollius europaeus - Trollblume
Gleich am Anfang begrüßten uns Trollblumen, später werden auf dieser Wiese Lilien und Knabenkräuter, Lichtnelken und Akelei ein kleines Feuerwerk entzünden. In den kleinen Waldflächen ringsum, wo jetzt Buschwindröschen, gelbe Windröschen und in sumpfigen Abschnitten die Sumpfdotterblumen blühen, werden bald die Frauenschuhe einen ihrer seltenen Auftritte haben - und an den Gräben der Bittersüße Nachtschatten.
Aber jetzt ist Zeit für anderes, zum Beispiel für die Einbeere (Paris quadrifolia), für Platterbsen (Lathyrus spec.) und Traubenhyazinthen (Muscari spec.)
09 Paris quadrifolia - Einbeere
Auch bei der Sumpfdotterblume konnte ich nicht widerstehen, allerdings tue ich mich mit dieser Blume beim Fotografieren außerordentlich schwer.
12 Caltha palustris - Sumpfdotterblume
und: so häufig sie auch sind, Buschwindröschen haben eine große Anziehungskraft auf mich, und das nicht nur, weil ich bisweilen den Anemonenbecherling dazwischen finde
14 Anemone nemorosa - Buschwindröschen
15 Anemone ranuncoloides - Gelbes Windröschen
16 Anemone nemorosa - Buschwindröschen
17 Anemone nemorosa - Buschwindröschen
Auch die ersten Sternmieren zeigten sich, ein zappeliges Völkchen von reinem Aussehen - und zwischendrin die ersten Tupfer des Ruprechts-Storchschnabels
18 Stellaria spec - Sternmiere
19 Geranium robertianum cf - Ruprechts-Storchschnabel
Tja. Da wird einem ganz schön blümerant. Aber, was soll's, ein paar Pilze fanden sich auch ein.
20 Laetiporus sulphureus - Schwefelporling auf Weide
21 Polyporus squamosus - Schuppiger Porling auf Esche
LG, Uli