am Sonntag

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 5.658 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von erebus.

  • (nun, der liegt jetzt beinahe zwei Wochen zurück)



    wollte ich natürlich unbedingt wieder mal einen Pilz finden (-> am Samstag)


    Wie macht man das?
    Ganz einfach: man sieht sich frühmorgens, bevor die Stadt erwacht, die Möglichkeiten an. Tässchen Kaffee, das Bilderarchiv–¦was gab es denn 2013 und 2014 Ende April?
     
    Na, zum Beispiel Caloscypha fulgens, den Leuchtenden Prachtbecherling (man sollte seine Ziele ja nicht zu niedrig stecken)–¦ der war aber, und das wusste ich von mehreren Besuchen, auch in diesem Jahr: Fehlanzeige.


    Hellvella acetabulum, die Hochgerippte Becherlorchel? In 2013 recht früh zu finden, Anfang Mai, vielleicht ist sie ja bereits draußen? Oder Dumontinia tuberosa, der Anemonenbecherling? Der scheint dieses Jahr doch recht häufig zu sein.
    Alternativ: Sarcoscypha spec . –“ Kelchbecherling auf Totenbett. Verpa bohemica, die Runzelverpel nach dem Mahl der Schleimratten, oder Gyromytra esculenta, die Frühjahrslorchel mit Sonnenbrand?
    Das wäre ja alles möglich–¦ und was ist mit diesen Dings, diesen- na, wie sagt man noch–¦? Diesen Morcheln oder wie die heißen? Nein, nicht wieder die. Dieses vergebliche Herumgestapfe, das ständige Zurechtrücken der Brille, kreisende Blicke: da!
    Huch, wo?
    Da! Grade noch drüber gescant, wo war–˜s denn–¦ zurück, zurück –“ wo war das denn nur?
    Ach, wieder nur ein Blatt, ein Kiefernzapfen, ein irgendwas.
     
    Gut. Dann halt irgendwas. Isa muss mittags zum Dienst, der kurze Zeitkorridor davor lässt keine weiten Fahrten zu. Also: Klosterforst. Aber nicht dort, wo die Harvester rülpsen, nach dem großen Fressen –“ nein, dahin gehe ich nicht. Vielleicht später einmal. Dort fanden wir Goldblatt und Hasenröhrling, Krause Glucke, den Grüngefelderten Taubling, den Schwarzschneidigen Dachpilz und den Rosenroten Schmierling, Steinpilz, Marone, Kiefern Kernling, Kuh- und Sandröhrling, Strubbelkopf, Täublinge quer durch die Palette und, und, und–¦mir graust vor diesem Ort.


    Wir fuhren zu den alten Kasernengebäuden, am Kleintierfried- und Reithof vorbei und hielten neben den zugewachsenen Gleisen der ehemaligen Schmalspurbahn. Zu Fuß dreihundert Meter grade aus, dann links.
    Das ist dort, wo ich immer an die Frühjahrslorchel denken muss. Weil dort die Kiefern dicht bei dicht auf dem lockeren Sandboden stehen. Einmal habe ich mich hindurch gequält, die Brombeeren immitieren Stacheldrahtverhau und gefunden habe ich nüscht. Stattdessen wächst dort Gannoderma lucidum (Glänzender Lackporling) auf vergessen Eichenstumpf, Peziza avernensis (Buchenwaldbecherling), weitere Peziza , Calocybe gambosa (Maipilz) und die schon erwähnte hochgerippte Becherlorchel. Aber nicht am Sonntag. Da gab Anemonenbecherlinge. Diese aber reichlich


    01 Dumontinia tuberosa - Anemonenbecherling


    02 Dumontinia tuberosa - Anemonenbecherling


    03 Dumontinia tuberosa - Anemonenbecherling


    Anschließen ging es für Isa zum Dienst und für mich und Minze ins Riedholz. Auf dem Weg gab es Frühlingslandschaft


    04 beim Gramschatzer Wald


    Das Riedholz und die Grettstädte Wiesen–¦
    [font="Calibri"]Johann Michael Fehr beschrieb vor knapp 350 Jahren, 1666, in seinem Buch –ž[/font][font="Calibri"]ANCHORA SACRA VEL SCORZONERA[/font][font="Calibri"]–œ :[/font]
    –žHier im glanzvollen Frühling scheint die Göttin Flora ihren Sitz aufgeschlagen zu haben und Apollo unter Musen und Grazien gleichsam zu tanzen, nach welchen ich diese Ebene genannt wissen möchte,... an dieser Stätte begegnet uns nämlich eine solche Mannigfaltigkeit, dass man glauben möchte, es seien dem Himmel Sterne entrissen und in diese elysischen Gefilde eingepflanzt worden, so dass die Wiesen wie dichtgedrängte Sterne den ganzen Sommer hindurch erstrahlen und man möchte wünschen, mit dem Dichter Catull ganz Nase, mit dem Wächter Argus ganz Auge zu werden. Daher wird dieser Ort, das Gemach des Apollo oder besser ein Apothekermarkt oder ein herrlicher Gottesgarten genannt werden. Diese Flur bietet uns tausendfältige Freuden des Adonis, Obsthaine der Alcinoe und der Hesperida und das Paradies selber."


    05 die Riedwiese


    Von den knappen 4 Quadratkilometern des siebzehnten Jahrhunderts ist nicht viel übrig geblieben, weder von der Ausdehnung noch –“so darf man annehmen- vom Artenreichtum. So zählte man in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts grade noch 3400 Märzenbecherblüten.
    Aber: es werden wieder mehr.


    06 Trollius europaeus - Trollblume


    Gleich am Anfang begrüßten uns Trollblumen, später werden auf dieser Wiese Lilien und Knabenkräuter, Lichtnelken und Akelei ein kleines Feuerwerk entzünden. In den kleinen Waldflächen ringsum, wo jetzt Buschwindröschen, gelbe Windröschen und in sumpfigen Abschnitten die Sumpfdotterblumen blühen, werden bald die Frauenschuhe einen ihrer seltenen Auftritte haben - und an den Gräben der Bittersüße Nachtschatten.


    07 der Unkenbach


    08 im Riedholz


    Aber jetzt ist Zeit für anderes, zum Beispiel für die Einbeere (Paris quadrifolia), für Platterbsen (Lathyrus spec.) und Traubenhyazinthen (Muscari spec.)


    09 Paris quadrifolia - Einbeere


    10 Lathyrus spec - Platterbse


    11 Muscari - Traubenhyazinthe


    Auch bei der Sumpfdotterblume konnte ich nicht widerstehen, allerdings tue ich mich mit dieser Blume beim Fotografieren außerordentlich schwer.


    12 Caltha palustris - Sumpfdotterblume


    13


    und: so häufig sie auch sind, Buschwindröschen haben eine große Anziehungskraft auf mich, und das nicht nur, weil ich bisweilen den Anemonenbecherling dazwischen finde


    14 Anemone nemorosa - Buschwindröschen


    15 Anemone ranuncoloides - Gelbes Windröschen


    16 Anemone nemorosa - Buschwindröschen


    17 Anemone nemorosa - Buschwindröschen


    Auch die ersten Sternmieren zeigten sich, ein zappeliges Völkchen von reinem Aussehen - und zwischendrin die ersten Tupfer des Ruprechts-Storchschnabels


    18 Stellaria spec - Sternmiere


    19 Geranium robertianum cf - Ruprechts-Storchschnabel


    Tja. Da wird einem ganz schön blümerant. Aber, was soll's, ein paar Pilze fanden sich auch ein.


    20 Laetiporus sulphureus - Schwefelporling auf Weide


    21 Polyporus squamosus - Schuppiger Porling auf Esche


    22 Dings an altem Stubben


    LG, Uli


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  • Hallo Uli,


    es ist immer eine Freude deine Beiträge zu bewundern, tolle Aufnahmen und Stimmung reicher Umgebung.


    :thumbup:

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Bei der Beschreibung des Riedholz hat man aber verdammt noch mal kräftig auf die Ka... gehauen. :D
    Da wäre man im Garten Eden sicherlich mächtig neidisch geworden.


    Ich stelle außerdem fest, ich lerne immer wieder eine Menge über unsere Blümelein in deinen Beiträgen. :)
    Das "Ding" auf dem letzten Foto hättest du eigentlich auch wegretuschieren können. Irgendwie sieht das so unglaubwürdig aus. :/:evil:

  • Hallo Uli,


    was für ein visueller Poet Du doch bist. Seit ich hier im Forum bin, genieße ich diese deine Beiträge besonders, unglaublich schön!!!
    es lohnt sich sicher, die 700undsoundsovielsten Seite mal rückwärts zu durchforsten, um nach älteren Poesien zu schauen...
    Danke, macht Freude!

    lG
    eljota-im-walde


    >Der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann.< (Picabia)

  • Ahoi, Uli,


    wie hast Du es bloß geschafft,
    all' die schönen Blümelein im Winde zu fixieren?
    Oder hattet Ihr da hinten keinen...


    Nun, jedenfalls danke ich einmal mehr für den oppulenten Augenschmaus,
    den Du serviertest!


    >>>>>Hutregal<<<<<


    Indes:
    Bild Nr. 22 stammt von einem anderen Ort
    und aus anderer Zeit,
    nicht wahr..............? :cool: ...............:haue:


    GHG
    Peter

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

    Meine Fotos und Artwork dürfen nicht ohne meine vorherige ausdrückliche Genehmigung außerhalb dieses Forums verwendet werden!

    Pilz-Chips: 90+8 für Nobis Pilz-Cover-Rätsel=98, +2 Interne Tribünen-Punkte-Wette APR 2022=100, +4 PhalschPhal-Gedicht APR = 104 +5 Rätselgedicht = 109, 3 als Rätselprämie an Lupus = 106

  • Hallo Mario,


    es ist schön, mal wieder von Dir zu Lesen! Ich habe Deinen Winter-/Frühjahresthread ja gelesen, wollte mich auch dort auch noch äußern - seitdem das Chaga-Fieber ausgebrochen ist, beschaue ich immer die Birken bin aber noch nicht fündig geworden. Glükwunsch schon ma von hier aus, herzlichen Dank und liebe Grüße in die Heide


    Uli
    [hr]
    Hallo Mausmann,


    Zitat


    Bei der Beschreibung des Riedholz hat man aber verdammt noch mal kräftig auf die Ka... gehauen.
    ...


    ja, ganz recht, und das schon vor 350 Jahren, da war Naturschwärmerei doch noch gar nicht "in". Was man heute dort sieht ist wohl nur noch ein kümmerlicher Rest, dennoch: für Planzenfreunde und Orchideen-Liebhaber ist ein Mekka. Pilzmäßig konnte ich aber noch nicht besonders viel finden. Möglicherweise eine RL3 Peziza, die reift beim Rudi vor sich hin.
    Mit den Pflänzchen tue ich mich im Grunde genommen recht schwer, die lerne ich jedes Jahr neu. Schön, dass Du davon profitieren kannst.
    Danke für kommentieren,
    LG,
    Uli
    [hr]
    Hallo Tuppie,
    danke sehr und Druck zurück!
    Liebe Grüße nach Hessen,
    Uli
    [hr]
    Hallo eljota-im-walde!


    Das ist ja ein sehr liebes und großes Lob. Ich freue mich sehr, wenn auch mal meine alten Beiträge gelesen werden (bisweilen tue ich das selbst).
    Herzlichen Dank und liebe Grüße,
    Uli
    [hr]


    Ahoi Pidder!


    Danke Dir für's Lob/Behutung.
    Doch, doch, Wind haben wir reichlich. Der Trick liegt im Mitbringen von Zeit (viel Zeit) und Nerven wie Drahtseilen.. ach was: Stahltrossen.


    Das Ding aus einer anderen Zeit kam aus demselben Kontinuum wie der Rest. Mag sein, ich habe derart feste halluziniert, das es sich mit einer Reihe anderer, ganz ähnlicher Dinger zu meinen Füßen materialisiert hat. War aber egal, Hauptsache glücklich...
    Herzliche Dank und liebe Grüße,
    auch an Irmgard
    Uli

  • Hallo Heike-


    freut mich sehr! Am Wochende fahre ich nohmal hin, dann werden vielleicht schon ein paar mehr Blumen auf der Wiese stehen..


    LG,
    Uli


    [hr]



    Hallo Pilzzwerg,



    na, grade habe ich Deinen schönen Beitrag aus Deiner Gegend gelesen: so dürftig ist es bei Dir aber nicht! Für Zipfel- und Riesenlorchel musste ich extra noch nach Leipzig fahren, damals (Anfang April) waren Vegetation und Pilzwachstum dort so ein, zwei Wochen weiter als hier. Aber Du wohnst ja droben im Walde...
    ;)


    LG, Uli


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