Geniale Spontantour nach dem Unwetter

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 4.129 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo zusammen,
    gestern Nachmittag zog ein recht heftiges Unwetter über uns hinweg und machte eigentlich alle Exkursionspläne zu Nichte, eigentlich..... ;)


    Da sich nach dem Regen die Sonne wieder von ihrer besten Seite zeigte beschloss ich die verbleibenden zwei Stunden Licht zu nutzen und einen kleinen "Auwald" im Revierpark Vonderort, an der Grenze von Bottrop zu Oberhausen, zu besuchen.
    Natürlich lockte mich das, nur langsam abklingende, Morchelfieber in dieses Gebiet.
    Erwartungsgemäß gab es keine Morcheln aber eine Menge anderes zu sehen.


    1.
    Striegelige Tramete, Trametes hirsuta


    2.
    gemeiner Spaltblättling, Schizophyllum commune


    3.
    flächiges Bucheneckenscheibchen, Diatrype Stigma


    4.
    zusammengedrängte Kohlenbeere, Annulohypoxylon cohaerens mit aufsitzendem Pustelpilz, Dialonectria episphaeria


    5.
    rötliche Kohlenbeere, Hypoxylon fragiforme


    6.
    Aus einem Astloch an einer gestürzten Buche leuchteten mir diese Kandidaten entgegen,
    Goldfellschüppling, Pholiota aurivella



    Mindestens drei Monate zu früh......... finde aber keine passende Alternative :/



    7.
    Derzeit allgegenwärtig, junge Brandkrustenpilze, Hypoxylon deustum


    8.
    Konidienform der langstieligen Holzkeule, Xylaria longipes


    9.
    flacher oder wulstiger Lackporling? Ganoderma applanatum oder adspersum?



    habe mal ein Exemplar mitgenommen, mag mir jemand erklären wie ich die auseinander bekomme?


    10.
    Auf diesen hatte ich auch ein wenig gehofft, schuppiger Porling, Polyporus squamosus



    11.
    Wieder zu hause zog es mich irgendwie noch zur Wiese des benachbarten Gymnasiums, und tatsächlich:



    Mai-Pilze, Calocybe gambosa, meine zweite Stelle :yumyum:


    Sie haben sichtlich Schwierigkeiten sich durch Wiese und Moos zu kämpfen:



    Hier noch die Fundliste:
    Revierpark Vonderort, Bottrop/Oberhausen
    5.5.15


    zusammengedrängte Kohlenbeere Annulohypoxylon cohaerens
    gemeiner Spaltblättling Schizophyllum commune
    gemeiner Rindensprenger Vuilleminia comedens
    striegelige Tramete Trametes hirsuta
    rötliche Kohlenbeere Hypoxylon fragiforme
    aufsitzender Pustelpilz Dialonectria episphaeria
    flächiges Bucheneckenscheibchen Diatrype Stigma
    Tintenstrichpilz Bispora antennata
    ziegelrote Kohlenkruste Hypoxylon rubiginosum
    Judasohr Auricula auricularia-judae
    Stäublings-Schleimpilz Enteridium Lycoperdon
    Birnenstäubling Lycoperdon pyridiforme
    Winter-Stielporling Polyporus brumalis
    Zunderschwamm Fomes fomentarius
    Brandkrustenpilz Hypoxylon deustum
    Goldfellschüppling Pholiota aurivella
    Schmetterlingstramete Trametes versicolor
    Langstielige Holzkeule Xylaria longipes
    geweihförmige Holzkeule Xylaria hypoxylon
    flacher Lackporling Ganoderma applanatum
    angebrannter Rauchporling Bjerkandera adusta
    Zonentramete Trametes ochrea
    warziger Drüsling Exidia nigricans
    vielgestaltige Kohlenbeere Annulohypoxylon multiforme
    rötende Tramete Daedalopsis confragosa
    Buckeltramete Trametes gibbosa
    zugespitzter Kugelpilz Leptosphaeria acuta
    orangefarbiges Brennnesselbecherchen Callorina fusarioides
    schuppiger Porling Polyporus squamosus
    Mai-Pilz Calocybe gambosa
    Wurzelschwamm heterobasidion annosum





    Danke euch :Kuschel:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Björn,


    schöne Funde. Deine Ganoderma wird wohl G. applanatum sein, denn
    1. sehe ich keine breite Zuwachskante
    2. meine ich auch eingewachsene weiße Flecken in der Trama zu sehen.


    Pablo hat beide Arten auch Pilzportraits erstellt, da kannst du nochmal in Ruhe nachlesen.


    Zu deiner H. frgiforme: Ist das Substrat wirklich ein Buchenast? (sieht so "unbuchig" aus) ;) Wenn nein, ist es sehr wahrscheinlich eine andere Hypoxylon. Dann kämen H. howeianum oder H. fuscum als mögliche Kandidaten in Frage.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Die Nr.9 mag mich täuschen aber ich glaube bei den Bildern sehe ich einen Zunderschwamm.


    Pholiota aurivella hätte ich zu deinem Schüppling auch gesagt. Solche zeitlichen Ausbüchser machen doch immer wieder große Freude. Glückwunsch und danke für deine Spontantour! :thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Mausmann,


    das ist auch möglich; aber wenn der durchgeschnittene Fruchtkörper zu Bild 9 gehört, dann ist das definitiv eine Ganoderma. Fomfoms haben eine hellere Trama. Schade, dass Björn die Oberseite von Bild 9 nicht fotografiert hat.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag


    Ja ich sehe 2x G. applanatum mit brauner Trama und weiter? ;) Für Fomfoms halte ich die nicht. Aber ja; ich geb dir vollkommen recht; wir müssen mehr Baumpilze zersägen. :thumbup:


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Coole Tour mal wieder. :)


    Die Schüpplinge sind ja goldig. Und auch den Schuppigen Porling hab ich recht lange suchen müssen und dann im Angelurlaub an der Weser gefunden. Dass du ihm so schnell in unserer Gegend begegnet bist, ist also nicht selbstverständlich. :)


    LG, Jan-Arne


  • Weiße flecken gibt's da keine in der Trama, sieht wahrscheinlich aufgrund der Sonne so aus......
    Wenn noch weitere Bilder gebraucht werden habe ich ein Exemplar hier und kann gerne noch was nachreichen. ;)


    Der Ast mit der H.fragiforme ist 100% Buche.


    Ich bin immer wieder überrascht von der Vielfalt der hier findbaren Arten....., es würde mich wohl nicht groß wundern wenn ich alsbald über Kaiserling und blauen Rindenpilz stolper. ;) :giggle:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    Bei Nummer 9 sehe ich hier auch FomFoms.
    Da muss man wohl der Tramafarbe etwas Variationsbreite zugestehen. Sicher, die geht schon in Richtung Ganoderma bzw. Phellinus, aber das Gesamterscheinungsbild passt besser zum Zunderschwamm, insbesondere mit deieser Linienführung auf der Hutkruste.


    Bei den von Mausmann verlinkten Bildern ist zumindest das zweite über jeden Zweifel erhaben. Beim ersten kann man sich nur nach der einen Ansicht gerne auch über einen Phellinus oder Ganoderma streiten. ;)



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo PAblo,


    ich bin da noch zweifelnd. Von Bild 9 oben erkenne ich von der Hutkruste kaum was; wohl wegen Nässe und Reflexionen usw. Bei dem unteren Bild würde ich bei Fomfom mitgehen. Lieder fehlt ja ein Stück, so dass die Hutkruste des oberen nicht wirklich zur Bestimmung herangezogen werden kann. Beim Unteren will ich mich nicht festlegen.


    l.g.
    Stefan


    @Pablo: Wieso bist du bei Mausmanns verlinkten Bildern beim 2. sicher, dass das ein Fomfom ist. Darf der denn so eine braune Hutkruste haben? Ich kenn die eher silbergrau; bzw. auch mit Olivtönen...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    @Pablo: Wieso bist du bei Mausmanns verlinkten Bildern beim 2. sicher, dass das ein Fomfom ist. Darf der denn so eine braune Hutkruste haben? Ich kenn die eher silbergrau; bzw. auch mit Olivtönen...


    Insbesondere wegen der Farbe und den Linien in dem Bereich nahe der Ansatzstelle. Sowas hätte ich bei Ganoderma noch nie gesehen.
    Farblich gehe ich bei FomFoms von einer sehr hohen Variationsbreite aus.
    Im zweifel sollte man aber mal reingucken, die Sporen von FomFoms sind ziemlich unverwechselbar.



    LG, Pablo.

  • Hallo Björn,
    schöne Funde, vor allem die "voreilenden Schüpplinge" sind toll.


    Zum Porling:
    war da nicht auch noch eine Unterscheidungsmöglichkeit mit KOH (FomFom-Trama wird schwarz, Ganoderma-Trama nicht?) ?
    Ich würde den Porling auch eher für Ganoderma halten, wg. der "strahlend" weißen Unterseite und der Tramafarbe (falls die richtig "rüberkommt"), auf so Linien bin ich bei Ganoderma schon hereingefallen...


    Tramafarbe bei Fomes ist m.E. viel weniger leuchtend, sondern eher holzbraun.
    Das obere von Mausmann verlinkte Beispiel halte ich für farblich etwas verfälscht, etwas zu satt u./o. rötlich (die Pilzoberfläche "lila")


    Im Portrait von Fomes f. gab es Schnittbilder, meines ist auch nicht so toll, aber die Schnittbilder von Pablo und Markus sind farblich sehr neutral.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Zumindest bei trockenen FomFoms ist die Tramafarbe eher stumpf. Ich kann gerne mal in nächster Zeit ein paar durchsäbeln und Bilder machen.
    Die Poren sind bei sporulierenden FomFoms eigentlich immer sehr hell, bis weiß.
    Nur wenn gerade keine Sporen produziert werden, dann ist die Porenoberfläche eher bräunlich.



    LG, Pablo.

  • Also wenn das mit dem KOH stimmt, dann ist es ein Fomfom, Trama wird sofort schwarz mit KOH.
    [hr]


    Hallo Björn!
    Da hast Du ja doch noch schöne Sachen gefunden, nach dem Gewitter. Wie haben die denn geschmeckt, die Maipilze?


    Hallo Tuppie,
    zunächst sind die Maipilze ein wenig gewöhnungsbedürftig, nach den ersten zwei Happen aber finde ich sie sehr lecker.
    Auch die feste Konsistenz ist sehr ansprechend. Den Mehlgeschmack kann man prima mit Schmand oder saurer Sahne abmildern, auch ein wenig Thymian oder Liebstöckel fügen sich sehr gut zum Maipilz.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Ich gestehe, die Reaktion des Kontext bei Ganoderma mit KOH habe ich gar nicht im Kopf. Hab's auch noch nicht ausprobiert. Bei Fomes ist das schwarz, soweit, so klar. Phellinus wird auch schwarz.
    Interessant ist die Hutkruste: wenn du davon ein paar Krümel abkratzt und in KOH 20% gibst, dann wird das Rot. D.h. ein roter Farbstoff wird rausgelöst und verfärbt mit ein wenig rühren die Lösung. Frank hat dazu ein interessantes Bild ins Portrait gestellt.



    LG, Pablo.

  • Hallo,
    ja genau, mit der Hutkruste ausprobieren, das habe ich auch noch nicht versucht.


    Ich habe heute mir meine zwei alten "Brocken" herausgekramt, den Fomes aus dem Portrait und den flachen Lackporling (mit Zitzengallen), den ich hier 2012 ursprünglich auch für Fomes gehalten hatte.


    Also beide Funde liegen über 2 Jahre herum und die Farben sind sehr blass geworden und relativ ähnlich. Feuchtet man die Pilze an, sieht man den Unterschied deutlicher: Ganoderma rötlich-braun, Fomes blass gelblich-braun. Mit KOH (20 Proz.) werden beide sofort sehr dunkel (bleibend).


    Links Fomes (Fläche fast vollständig angefeuchtet, rechts unten ein trockener Rest)
    Rechts 2 Stücke Ganoderma (vom gleichen Pilz: oben angefeuchtet, Stück rechts unten trocken)