Moin kinners
Hier im Norden ist es bekanntlich ziemlich flach im Gelände.
Und nicht nur das. Wir vermissen auch Kalk. Am Strand liegt einiger herum in Form von Muscheln etc. aber sonst ?
Wir haben es also nicht leicht. Ihr dürft uns bedauern.
So kommt es daß man sich einige Mühe macht welchen aufzuspüren, den Kalk meine ich. Besonders jetzt wo es gilt Morcheln zu finden, zu erschrecken und einzufangen.
Gerüchten zufolge soll es welche geben in unseren Breiten. In der Tat konnte ich mich schon davon überzeugen doch in diesem Jahr murren die Eingeweihten doch ziemlich über das Fehlen ihrer heiß geliebten Wabenköppe. Die Chancen auf Morcheln sind also schwindend gering.
Dennoch, wir waren heute guter Laune, spaßbereit und neugierig und mit dem Blick für den "Morchella esculenta-Baum", der Esche auf Pilztour gegangen.
Wir, das wären meinereiner, Black Lino nebst seinem treuen Begleiter Labrador Oskar (Ihr wißt schon! Der, der dem Lino vor die Füße ...) und unsere neue Forums- und Pilzverfallene eljota-im-walde. Sie ist auch diejenige mit dem Blick für die Bäume, erkennt die Esche aus Entfernungen bei denen ich nur zustimmend nicken kann: "Baum! Das sehe ich auch so." Ich konzentriere mich dann auch lieber darauf nicht vom Weg abzukommen.
Unser ausgegucktes Ziel war der Kreidesee in Hemmoor. Eine ehemalige Kreidegrube und heute eines der anspruchsvollen Tauchgewässer in Deutschland und darüber hinaus.
Zur Erinnerung fürs Publikum noch mal, so sehen die Knospen der Esche aus. Etwas ähnliches gibt es hierzulande nicht.
01
Die Esche ist ein Baum der erst spät seine Blätter austreibt und so erkennt man ihn derzeit gut daran daß er neben all den ergrünten Bäumen noch ziemlich kahl ist.
Ein, zwei andere Baumarten sind zwar auch solche Schlafmützen aber bei näherer Betrachtung von Blättern, Knospen, Stamm weiß man dann woran man ist.
Sehr lehrreich ist diese Seite um weiteres über die Esche zu erfahren.
Als wir in Hamburg losfuhren, eljota und ich, hatten wir noch Zeit bis zum Treffen in Hemmoor.
Wir nutzen diese und fuhren noch etwas im hamburger Hafengebiet umher, Eschen suchen und dann Pilze.
Eschen fanden wir einige, Speisemorcheln jedoch keine. Sehr viel Müll fanden wir hingegen. Bäh! Nicht sehr einladend.
Diverse Pilze begegneten uns trotzdem, meist kleine braune, kleine weiße und ähnliche Zack-Pilze.
An einer Stelle inmitten großzügiger Müllbeigaben, ziemlich vergraben unter ollen Dachziegeln fand ich diesen Pilz.
02
03
Büschelig wachsend, stattliche Größe (handgroße Hüte), aber auch ziemlich deformiert gewachsen wegen der Gewichte auf seiner Mütze.
Er riecht unauffällig und erinnert mich sehr an den Austernseitling. Allein der Stiel stört mich doch. Ich mag mir bei diesem Pilz kein Urteil bilden welcher es wohl ist. Weiß jemand Rat ?
Nach dem kleinen Hafenabstecher wurde es aber auch Zeit weiter zu fahren.
Auf dem Weg zum Treffpunkt erspähte eljota wirklich unglaublich viele Eschen. 437 Stück, wenn ich mich nicht verzählt habe.
Hätten wir bei allen angehalten und der Morchel nachgespürt wären wir wohl erst im Juni beim Kreidesee angekommen. Unglaublich!
Gegen 10 Uhr waren wir dann auch da und Oskar samt Herrchen stießen zu uns.
Auf zum Kreidesee. Die Hoffnungen waren groß.
Und siehe da, gleich zu Beginn stießen wir auf vermeintliche Morchelbecherlinge. Leider ziemlich platt und noch lütt. Womöglich waren es auch andere Becherlinge denn der Bademeistergeruch fehlte doch irgendwie. Man versuchte zwar ihn herbeizuwünschen und anzudichten aber irgendwie, nee.
Aber egal, die Instinkte waren geweckt.
Wir fanden bei unserer Suche auch immer wieder mal Pilze.
Ebenfalls schon am Anfang der Suche entdeckte eljota mit hervorragendem Auge auf Entfernung einen kleinen Ohrlöffelstacheling.
Witzig, da ich ihr kurz vorher noch einen mitgebrachten vorstellte.
04
Man sah außerdem aus der schleimigen Fraktion Blutmilchpilze.
05
Faltentintlinge fanden sich auch ein.
06
07
Vermutlich, da an einem "dornigen" gestorbenen Strauch gewachsen, ein
Sanddorn-Feuerschwamm, Phellinus hippophaecola
Meinungen hierzu sind willkommen.
Einen Blick in die schöne Natur möchte ich euch auch noch gönnen.
08
09
Schaut mal das Wasser.
10
Da macht tauchen sicherlich Spaß.
11
Frühling auch bei Käfers
Aber zurück zu den Pilzen.
Von der Morchel hier noch immer keine Spur. Auch Eschen wollen sich keine zeigen.
Birken und Kiefern dominieren das Geschehen.
Diese möglichen Psathyrellen blieben ohne Namen.
12
13
So ein kleines Pilzgeschwader ist zu dieser Zeit dennoch sehr erfreulich.
Man ist ja schon ein wenig am darben mangels gewisser Funde.
14
Ebenfalls unbestimmt
Bei einer größeren Ansammlung von Schredderware entdeckten wir Becherlinge und das nicht zu knapp.
Die erste Hoffnung auf Bademeisters Liebling wurde aber nicht erfüllt - keine Morchelbecherlinge.
Die Hochgerippte Becher-Lorchel, Helvella acetabulum wars.
15
16
Von oben doch recht unansehnlich ein dennoch schöner Fund war der
Schuppige Stielporling, Polyporus squamosus. Sein schwarzer Fuß hat ihn verraten.
17
Auf großem Fuß sahen wir auch noch andere Gesellen stehen die den Jahreswechsel doch überraschend gut überstanden haben.
Olle Beutelstäublinge, Lycoperdon excipuliforme. Ganz schöne Kawenzmänner.
18
Maipilze fanden wir übrigens auch.
19
Wir fanden sogar richtig viele und die waren sowas von madenfrei, herrlich. Ganz ungewohnt.
Für jeden eine große Mahlzeit.
Auch interessant war die Entdeckung einer Krebsfalle.
Da gab es ordentlich Keilerei im Gefängnis.
20
Was gab es noch ?
Von Morcheln ja weiterhin keine Spur.
Judasöhrchen sahen wir einige.
21
Auch diesen einsamen Pilz mit dem ich mich noch näher auseinandersetzen muß, sobald Zeit ist.
Kommt mir vor als wäre der gerade bei den Bestimmungsanfragen schon aufgetaucht. Das muß aber warten. Wenn jemand dazu schon was zu sagen weiß, immer raus damit.
22
Auch hier in intakter Natur doch auch mal Müll.
Ein kaputter Ball oder so.
23
Und dann ... da! Morchelalarm! Morchelalarm! Morchelalarm!
24
Halbfreie Morchel, Morchella semilibera
Der Lino erspähte zunächst eine gestürzte Käppchenmorchel und sodann entdeckten wir noch ein paar wenige weitere.
Da war die Freude groß und der Tag mit seiner Bestimmung erfüllt. Friede, Feuer, Eierkuchen.
Wisst ihr was ?
Irgendwas war da doch noch.
Während wir die nähere Umgebung nach Morcheln auf den Kopf stellen und auch fleißig Maipilze einsacken komme ich bei dem kaputten Ball an.
Den hatte ja jemand von uns schon bemerkt und sich gedacht: "Hmm, Müll!" Zwei mal sogar.
Ich habe da aber ein bißchen genauer hingesehen denn dieses Rot. ...
Darf ich vorstellen ?
25
Kelchbecherlinge!
Die Frage ob Scharlachroter Kelchbecherling, Sarcoscypha coccinea oder
Österreichischer Kelchbecherling, Sarcoscypha austriaca ist von mir nicht zu klären jedoch spricht das Substrat von Erle oder Weide, die dort vorherrschten, wahrscheinlich für den Österreicher.
Ich würde mich freuen wenn ich jemandem meine Probe zuschicken könnte um den Prachtkerl bestimmt zu bekommen. Edit: Nach Mikroskopieren durch Pilzler13 darf ich den vermuteten Österreicher auch so nennen.
26
Es fand sich noch ein ganzer Schwung dieser Augenweide unter dem toten Astwerk dort.
Damit war der Tag für mich perfekt. Halleluja!
Ganz außerplanmäßig hatten wir am Ende dann noch eine Begegnung die ich nicht verheimlichen möchte.
Ich ärgere mich noch immer die Krätze daß ich zu langsam war den Fotoapparat schußbereit zu bekommen.
Über unsere Köpfe flog nämlich plötzlich ein Weißkopfseeadler und alsbald war er zu weit weg für ein Foto.
Dennoch, toll den gesehen zu haben.
Ich hoffe ihr habt ein wenig Spaß an unserer Tour gehabt. Wir hatten sie ganz sicher.
27
Winke winke!
Wir lesen uns!