Unbekannter zerbrechlicher Pilz

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 3.418 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von pilzmel.

  • [font="Verdana"]Hallo liebe Pilzfreunde,
    könnt Ihr mir helfen bei der ungefähren Bestimmung dieses Pilzes?[/font]


    [font="Verdana"]Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf altem Laubholzresten im Gras, evtl. alter Stubben.
    Fundzeit:
    11.05.2015
    Wuchsform:
    büschelig
    Hutform:

    glockig, aufgeschirmt mit Buckel
    Huthaut:
    karamellbraun, Zentrum heller, mit weißen Fasern, glatt, nicht bereift, hygrophan
    EDIT:
    Der Hut nimmt beim austrocknen einen Rosaton an --> wichtiges unterscheidungsmerkmal zwischen Psathyrella artemisiae (ockerlich ausblassend) und Psathyrella impexa (rosaton ausblassend)

    Hutrand:
    gerieft, kantig, mit deutlichem Behang
    Lamellen:
    ocker, mit Zwischenlamellen, ohne Y-Gabeln
    Lamellenschneiden:
    bogenförmig, nicht wellig, mit minimalen weißen Zähnchen
    Fleisch:

    sehr zerbrechlich, man kann sie kaum ernten
    Stiel:
    weiß, glänzend, kein Ring, keine Ringzone, kein Gürtel, oben mit Schuppen, innen eine Röhre, in der Röhre ist ein transparenter bis gelblicher Saft.
    Stielbasis:

    ohne Knolle, ohne Filz
    Geruch:
    fast neutral, ganz leicht pilzig
    Größe:
    Hutdurchmesser ca. 2-5 cm; Stiellänge 8-14 cm, Stieldurchmesser 5-8 mm
    Sporenpulverfarbe:
    Pantone 3975 EDIT: 4975 (Pantone Guide ist mein neues Hilfsmittel zur genauen Farbermittlung)
    Geschmack:
    noch nicht probiert[/font]
















    [font="Verdana"]vor dem "hygrophanisieren":
    [/font]


    [font="Verdana"]nach dem "hygrophanisieren":[/font]



    [font="Verdana"]
    Beste Grüße
    Dieter[/font]

  • Hallo Dieter,
    wow, super Doku! Ohne Mikromerkmale ist eine Diagnose zwar nicht wirklich belastbar, ich wage aber trotzdem mal eine: Psathyrella impexa. Kommt gerne auch büschelig und im Frühjahr vor, muss nicht immer wie im Buch (also total wuschelig) aussehen.
    Beste Grüße!
    Andreas


    Jürgen war etwas schneller: Nee, hier brauchts mal keine Sequenz.

  • Vielen Dank Freunde.


    Ich habe ein bisschen gelesen:


    Psathyrella impexa
    alles passt - außer:
    - keine stiegelige Basis
    - Sporenpulver ist nicht schwarz mit rotstich sondern violettdunkelbraun


    Psathyrella spadiceogrisea
    alles passt - außer:
    - auch alt sind deutliche Velumreste vorhanden
    - Basis ist nicht verdickt
    - Sporenpulver ist nicht dunkelbraun sondern violettdunkelbraun


    Ich bringe noch einen ins Spiel:
    Psathyrella artemisiae
    Edit: Mein unbekannter blasst mit rosaton aus - also ist es der nicht.


    Gibt es noch potentielle Kandidaten?
    Beste Grüße
    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dieter!


    Psathyrella artemisiae ist eine sehr viel wolligere Art.
    Ich dachte eben erst kurz an Psathyrella candolleana, aber dafür ist er wiederum zu haarig. Aber nun hat Pilzmel ja schon geantwortet. Finde ich gut, von der Art hatte ich im letzten jahr einen Fund, der recht ähnlich aussah.


    Du kannst ja auf der >Seite von Andreas / Pilzmel< mal etwas stöbern. Ist halt nicht gerade einfach in der Gattung.



    LG; Pablo.

  • Wieder mal DANKE Pablo,
    auch diesen unbekanten Freund nehme ich am Freitag mit zu Matthias.
    Dann schauen wir mal ob wir es rausfinden.
    Ihr dürft also Wetten abschließen auf 4 Schwammmerl - die vielleicht bald geklärt sind.
    Diesen hier und diese:
    http://www.pilzforum.eu/board/…rauner-unbekannter?page=2
    http://www.pilzforum.eu/board/…pilz?pid=284893#pid284893
    http://www.pilzforum.eu/board/…ling?pid=284912#pid284912
    Beste Grüße
    Dieter

  • Hallo zusammen,


    bin nun endlich dazugekommen, die Bilder fertig zu machen. Besonders viele Zystiden hab ich noch nicht gesehen, muss da wohl nochmal schauen.


    So sieht das erste Ergebnis aus:


    Sporen 7-9 x (3,5)4-4,5 µm, mit kleinem exzentrischen Porus
    Basidien 4-sporig
    Cheilozystiden hab ich nur wenige blasige wie auf dem Bild gesehen: bis 25 x 12 µm
    Pleurozystiden gab's auch vereinzelt im Präparat, die wenigen messbaren waren alle relativ ähnlich groß: 30-40 x 10-12 µm



    Falls nötig nehm ich mir die Exsikkate auch nochmal vor, da tu ich mich viel schwerer die Merkmale zu finden als bei Frischmaterial.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Ein großes DAAAANKE an Matthias,
    wenn ich die Mikromerkmale aller 3 Kandidaten auf Andreas' Seite mit dem unbekannten vergleiche passt der Psathyrella impexa von den Abmessungen der Sporen, Chzys und Plzys gut.
    Die anderen Merkmale wage ich aber nicht zu deuten.
    Bin sehr gespannt was Andreas dazu sagt.
    Beste Güße
    Dieter
    [font="Verdana"]EDIT:
    Habe nochmal in Bon nachgelesen und in sonstigen mir zur Verfügung stehenden Quellen.
    Der Hut nimmt beim austrocknen einen Rosaton an --> wichtiges unterscheidungsmerkmal zwischen Psathyrella artemisiae (ockerlich ausblassend) und Psathyrella impexa (rosaton ausblassend)[/font]

    --> ich schließe also auf den [font="Verdana"]Psathyrella impexa[/font]

  • Hallo Dieter und Matthias,
    auch von mir zuvorderst ein großes Danke für das "Dranbleiben"!
    Jetzt habe ich zwei Rückfragen:
    1) Gab es deutliche (!) Rosatöne beim Ausblassen des Hutes? Alle möglichen Rotgelbbraunetctöne zählen nicht, nur ein strahlendes Pink!
    2) Die Cheilozystiden waren ausschließlich blasig-keulig?
    Sieht nämlich so aus, als hätte ich meine impexa-Wette verloren...
    Aber ich warte erst mal auf Rückmeldung.
    Beste Grüße!
    Andreas


  • 1) Gab es deutliche (!) Rosatöne beim Ausblassen des Hutes? Alle möglichen Rotgelbbraunetctöne zählen nicht, nur ein strahlendes Pink!


    nein, der Rosaton war wie oben in dem Bild.



    2) Die Cheilozystiden waren ausschließlich blasig-keulig?


    da müssen wir auf Matthias' Antwort warten
    Beste Grüße
    Dieter

  • Hallo,


    hab die Cheilos eben zur Sicherheit nochmal kontrolliert: Diesmal waren sehr viele zu sehen, alle blasig-keulig wie auf dem Bild.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo zusammen,
    ich noch mal. P. impexa ist raus, und ich hätte alle alten Hüte drauf gewettet. Nun gibt es zweierlei Möglichkeiten: P. casca oder pseudocasca. Bei ersterer erwarte ich deutlich mehr Velum.
    Bleibt P. pseudocasca übrig. Die Art ist mikroskopisch schwer zu trennen, Cheilos und Pleuros sind identisch, die Sporen evl. ein tic kleiner. Aber die sind punktiert - was ich allerdings mit meiner Ausrüstung nicht erkennen kann. Hat mich schon mal genarrt und kam nur per Sequenzierung fast zufällig ans Licht.
    Beste Grüße!
    Andreas

  • WOW!


    Das wird ja immer spannender. :thumbup:
    OK, habe auf deinen Seiten nochmal ganau gelesen - für intereressierte hier:
    CASCA:
    http://www.vielepilze.de/selte…kannt/casca/sumcasca.html
    PSEUDOCASCA:
    http://www.vielepilze.de/selte…casca/sumpseudocasca.html


    CASCA:
    passt in folgenden Punkten nicht:
    - Hutgröße bis 45 mm (bei meinen: teilweise größer als 45 mm)
    - Stiel nur etwas befasert (bei meinen: nicht nur etwas befasert)
    - Spitze bereift (bei meinen nicht bereift)
    - Sporenpulver schwarz mit Rotstich. (bei meinen Pantone 4975)
    - Velum am Hutrand persistent (bei meinen sicher nur bruchstückhaft vorhanden)


    PSEUDOCASCA:
    passt wie die Faust aus's Auge in allen Punkten


    Ich glaube wir können diesen als den Ausgeflachten Faserling (Psathyrella pseudocasca) abhaken, oder?


    Beste Grüße
    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dieter!


    Casca, nicht "casa" (= ital. "Haus"). ;)
    versuch mal noch, die anderen beschreibungen zu lesen, die Andreas da anbietet. ich gehe davon aus, daß er mit der zusammenfassenden besacheribung unten die Kollektionen beschreibt, die er auch selbst untersucht hat. Auf Hutgrößen allein sollte man sich bei Pilzen nie verlassen. Die anderen aufgeführten merkmale sind nicht leicht zu beurteilen, wenn man nicht die entsprechende Erfahrung hat.
    Aber mir gefällt es, wie du anhand von Andreas Angaben und Ideen selbst recherchierst und die Merkmale genau vergleichst. :thumbup:
    Nur ein wenig Vorsicht ist dann immer geboten, gerade in so einer großen, schwierigen und vielseitigen Gattung.



    LG, Pablo.

  • Oh ja Pablo... Casca... ;)
    Hab schon die anderen Beschreibungen (die ungefähr passen) durchgeackert.
    Hab sonst nichts weiter wirklich passendes gefunden.
    OK werde nochmal genau auch in anderen Quellen lesen.
    Diese Psathyrella-Gattung entwickelt sich zu einer meiner Favoriten-Gattungen.
    Ganz tolle Pilze sind das.
    Beste Grüße
    Dieter